und den ersten Platz unter denselben einnimmt. Ferner muß man die Entstehungsart der Butter selbst kennen, und wollen wir daher eine ganz kurze Beschreibung derselben voraus schicken.
Zur Bereitung der Butter dient bekanntlich die Milch als Rohmaterial, und diese kennen wir alle als eine weiße undurchsichtige Flüssigkeit. Wollen wir das Aussehen der Milch aber genauer kennen lernen, so müssen wir ein Tröpfchen derselben unter dem Mikroskop betrachten; wir sehen dann in einer wasserähnlichen Flüssigkeit unzählige Fett- kügelchen herumschwimmen, von denen jedes einzelne mit einer zarten Haut umgeben ist. Läßt man die Milch so lange ruhig stehen, daß die in ihr enthaltenen Körper von verschiedenem spezifischen Gewichte sich trennen können, so kommen diese Fettkügelchen, weil sie leichter sind als die übrige Flüssigkeit, an die Oberfläche und bilden den Rahm. Dieser Rahm wird abgeschöpft, und aus ihm die Butter bereitet, und zwar durch eine Manipulation, welche man das Buttern nennt, wo durch schlagende und stoßende Bewegung jene feinen, die einzelnen Fettkügelchen umgebenden Häutchen zerreißen. Hierdurch bildet der bloßgelegte Inhalt dieser Kügelchen eine kompakte Fettmasse -- die Butter. So wurde und wird auch heute noch im Kleinbetriebe die Butter bereitet. Im Großbetriebe hingegen wird die frisch gemolkene Milch durch Schleudern mittels Centrifugalmaschinen in wenigen Minuten entrahmt, dadurch wird nicht nur Zeit gewonnen, sondern auch gleichzeitig dem Sauerwerden der Milch, einer Gefahr, welche bei längerem Stehen besonders im Sommer häufig eintritt, vorgebeugt. Die Entrahmungsmaschinen bestehen im wesentlichen aus einem auf einer vertikalen Axe sitzenden Gefäß, welches von einem zweiten, weiteren Gefäß umschlossen ist. Das mit Milch gefüllte innere Gefäß wird nun mittels der Axe, auf welcher es ruht, in sehr schnelle Drehung versetzt, und zwar bis zu 6000 Umdrehungen pro Minute. Die Centrifugalkraft, welche die ganze Flüssigkeit an dem Rande des Gefäßes nach oben zu steigen zwingt, schleudert die leichteren Teilchen, hier also das den Rahm bildende Fett, bei dem kontinuierlichen Zufließen von neuer Milch über den Rand des rotierenden Gefäßes in ein zweites, welches mit einer Abflußrinne versehen ist. Auch die entrahmte Milch, welche ja nun schwerer ist, als die nachfließende Vollmilch, wird auf diese Weise von letzterer getrennt und an einem gesonderten Abflusse aufgefangen. Der auf diese Weise in sehr kurzer Zeit gewonnene Rahm wird nicht mehr durch stundenlanges Bearbeiten im Butterfaß mit der Hand, sondern in wenigen Minuten gleichfalls durch Maschinen verbuttert, die durch Walzen, welche mit Ansätzen irgend welcher Art versehen sind, den Rahm bearbeiten. Fig. 322 zeigt eine solche Buttermaschine für den Handbetrieb. Der Rahm wird in den halben mit einem drehbaren Deckel verschließbaren Cylinder B gebracht und hier durch die auf der Welle befindlichen Flügel C ge- peitscht. Die Welle wird mittels der Kurbel und der Zahnräder E F
Nahrungs- und Genußmittel.
und den erſten Platz unter denſelben einnimmt. Ferner muß man die Entſtehungsart der Butter ſelbſt kennen, und wollen wir daher eine ganz kurze Beſchreibung derſelben voraus ſchicken.
Zur Bereitung der Butter dient bekanntlich die Milch als Rohmaterial, und dieſe kennen wir alle als eine weiße undurchſichtige Flüſſigkeit. Wollen wir das Ausſehen der Milch aber genauer kennen lernen, ſo müſſen wir ein Tröpfchen derſelben unter dem Mikroſkop betrachten; wir ſehen dann in einer waſſerähnlichen Flüſſigkeit unzählige Fett- kügelchen herumſchwimmen, von denen jedes einzelne mit einer zarten Haut umgeben iſt. Läßt man die Milch ſo lange ruhig ſtehen, daß die in ihr enthaltenen Körper von verſchiedenem ſpezifiſchen Gewichte ſich trennen können, ſo kommen dieſe Fettkügelchen, weil ſie leichter ſind als die übrige Flüſſigkeit, an die Oberfläche und bilden den Rahm. Dieſer Rahm wird abgeſchöpft, und aus ihm die Butter bereitet, und zwar durch eine Manipulation, welche man das Buttern nennt, wo durch ſchlagende und ſtoßende Bewegung jene feinen, die einzelnen Fettkügelchen umgebenden Häutchen zerreißen. Hierdurch bildet der bloßgelegte Inhalt dieſer Kügelchen eine kompakte Fettmaſſe — die Butter. So wurde und wird auch heute noch im Kleinbetriebe die Butter bereitet. Im Großbetriebe hingegen wird die friſch gemolkene Milch durch Schleudern mittels Centrifugalmaſchinen in wenigen Minuten entrahmt, dadurch wird nicht nur Zeit gewonnen, ſondern auch gleichzeitig dem Sauerwerden der Milch, einer Gefahr, welche bei längerem Stehen beſonders im Sommer häufig eintritt, vorgebeugt. Die Entrahmungsmaſchinen beſtehen im weſentlichen aus einem auf einer vertikalen Axe ſitzenden Gefäß, welches von einem zweiten, weiteren Gefäß umſchloſſen iſt. Das mit Milch gefüllte innere Gefäß wird nun mittels der Axe, auf welcher es ruht, in ſehr ſchnelle Drehung verſetzt, und zwar bis zu 6000 Umdrehungen pro Minute. Die Centrifugalkraft, welche die ganze Flüſſigkeit an dem Rande des Gefäßes nach oben zu ſteigen zwingt, ſchleudert die leichteren Teilchen, hier alſo das den Rahm bildende Fett, bei dem kontinuierlichen Zufließen von neuer Milch über den Rand des rotierenden Gefäßes in ein zweites, welches mit einer Abflußrinne verſehen iſt. Auch die entrahmte Milch, welche ja nun ſchwerer iſt, als die nachfließende Vollmilch, wird auf dieſe Weiſe von letzterer getrennt und an einem geſonderten Abfluſſe aufgefangen. Der auf dieſe Weiſe in ſehr kurzer Zeit gewonnene Rahm wird nicht mehr durch ſtundenlanges Bearbeiten im Butterfaß mit der Hand, ſondern in wenigen Minuten gleichfalls durch Maſchinen verbuttert, die durch Walzen, welche mit Anſätzen irgend welcher Art verſehen ſind, den Rahm bearbeiten. Fig. 322 zeigt eine ſolche Buttermaſchine für den Handbetrieb. Der Rahm wird in den halben mit einem drehbaren Deckel verſchließbaren Cylinder B gebracht und hier durch die auf der Welle befindlichen Flügel C ge- peitſcht. Die Welle wird mittels der Kurbel und der Zahnräder E F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0566"n="548"/><fwplace="top"type="header">Nahrungs- und Genußmittel.</fw><lb/>
und den erſten Platz unter denſelben einnimmt. Ferner muß man die<lb/>
Entſtehungsart der Butter ſelbſt kennen, und wollen wir daher eine<lb/>
ganz kurze Beſchreibung derſelben voraus ſchicken.</p><lb/><p>Zur Bereitung der Butter dient bekanntlich die Milch als Rohmaterial,<lb/>
und dieſe kennen wir alle als eine weiße undurchſichtige Flüſſigkeit.<lb/>
Wollen wir das Ausſehen der Milch aber genauer kennen lernen, ſo<lb/>
müſſen wir ein Tröpfchen derſelben unter dem Mikroſkop betrachten;<lb/>
wir ſehen dann in einer waſſerähnlichen Flüſſigkeit unzählige Fett-<lb/>
kügelchen herumſchwimmen, von denen jedes einzelne mit einer zarten<lb/>
Haut umgeben iſt. Läßt man die Milch ſo lange ruhig ſtehen, daß<lb/>
die in ihr enthaltenen Körper von verſchiedenem ſpezifiſchen Gewichte<lb/>ſich trennen können, ſo kommen dieſe Fettkügelchen, weil ſie leichter<lb/>ſind als die übrige Flüſſigkeit, an die Oberfläche und bilden den Rahm.<lb/>
Dieſer Rahm wird abgeſchöpft, und aus ihm die Butter bereitet, und<lb/>
zwar durch eine Manipulation, welche man das Buttern nennt, wo<lb/>
durch ſchlagende und ſtoßende Bewegung jene feinen, die einzelnen<lb/>
Fettkügelchen umgebenden Häutchen zerreißen. Hierdurch bildet der<lb/>
bloßgelegte Inhalt dieſer Kügelchen eine kompakte Fettmaſſe — die<lb/>
Butter. So wurde und wird auch heute noch im Kleinbetriebe<lb/>
die Butter bereitet. Im Großbetriebe hingegen wird die friſch<lb/>
gemolkene Milch durch Schleudern mittels Centrifugalmaſchinen in<lb/>
wenigen Minuten entrahmt, dadurch wird nicht nur Zeit gewonnen,<lb/>ſondern auch gleichzeitig dem Sauerwerden der Milch, einer Gefahr,<lb/>
welche bei längerem Stehen beſonders im Sommer häufig eintritt,<lb/>
vorgebeugt. Die Entrahmungsmaſchinen beſtehen im weſentlichen<lb/>
aus einem auf einer vertikalen Axe ſitzenden Gefäß, welches von<lb/>
einem zweiten, weiteren Gefäß umſchloſſen iſt. Das mit Milch gefüllte<lb/>
innere Gefäß wird nun mittels der Axe, auf welcher es ruht, in ſehr<lb/>ſchnelle Drehung verſetzt, und zwar bis zu 6000 Umdrehungen pro<lb/>
Minute. Die Centrifugalkraft, welche die ganze Flüſſigkeit an dem<lb/>
Rande des Gefäßes nach oben zu ſteigen zwingt, ſchleudert die leichteren<lb/>
Teilchen, hier alſo das den Rahm bildende Fett, bei dem kontinuierlichen<lb/>
Zufließen von neuer Milch über den Rand des rotierenden Gefäßes<lb/>
in ein zweites, welches mit einer Abflußrinne verſehen iſt. Auch die<lb/>
entrahmte Milch, welche ja nun ſchwerer iſt, als die nachfließende<lb/>
Vollmilch, wird auf dieſe Weiſe von letzterer getrennt und an einem<lb/>
geſonderten Abfluſſe aufgefangen. Der auf dieſe Weiſe in ſehr kurzer<lb/>
Zeit gewonnene Rahm wird nicht mehr durch ſtundenlanges Bearbeiten<lb/>
im Butterfaß mit der Hand, ſondern in wenigen Minuten gleichfalls<lb/>
durch Maſchinen verbuttert, die durch Walzen, welche mit Anſätzen<lb/>
irgend welcher Art verſehen ſind, den Rahm bearbeiten. Fig. 322<lb/>
zeigt eine ſolche Buttermaſchine für den Handbetrieb. Der Rahm wird<lb/>
in den halben mit einem drehbaren Deckel verſchließbaren Cylinder <hirendition="#aq">B</hi><lb/>
gebracht und hier durch die auf der Welle befindlichen Flügel <hirendition="#aq">C</hi> ge-<lb/>
peitſcht. Die Welle wird mittels der Kurbel und der Zahnräder <hirendition="#aq">E F</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[548/0566]
Nahrungs- und Genußmittel.
und den erſten Platz unter denſelben einnimmt. Ferner muß man die
Entſtehungsart der Butter ſelbſt kennen, und wollen wir daher eine
ganz kurze Beſchreibung derſelben voraus ſchicken.
Zur Bereitung der Butter dient bekanntlich die Milch als Rohmaterial,
und dieſe kennen wir alle als eine weiße undurchſichtige Flüſſigkeit.
Wollen wir das Ausſehen der Milch aber genauer kennen lernen, ſo
müſſen wir ein Tröpfchen derſelben unter dem Mikroſkop betrachten;
wir ſehen dann in einer waſſerähnlichen Flüſſigkeit unzählige Fett-
kügelchen herumſchwimmen, von denen jedes einzelne mit einer zarten
Haut umgeben iſt. Läßt man die Milch ſo lange ruhig ſtehen, daß
die in ihr enthaltenen Körper von verſchiedenem ſpezifiſchen Gewichte
ſich trennen können, ſo kommen dieſe Fettkügelchen, weil ſie leichter
ſind als die übrige Flüſſigkeit, an die Oberfläche und bilden den Rahm.
Dieſer Rahm wird abgeſchöpft, und aus ihm die Butter bereitet, und
zwar durch eine Manipulation, welche man das Buttern nennt, wo
durch ſchlagende und ſtoßende Bewegung jene feinen, die einzelnen
Fettkügelchen umgebenden Häutchen zerreißen. Hierdurch bildet der
bloßgelegte Inhalt dieſer Kügelchen eine kompakte Fettmaſſe — die
Butter. So wurde und wird auch heute noch im Kleinbetriebe
die Butter bereitet. Im Großbetriebe hingegen wird die friſch
gemolkene Milch durch Schleudern mittels Centrifugalmaſchinen in
wenigen Minuten entrahmt, dadurch wird nicht nur Zeit gewonnen,
ſondern auch gleichzeitig dem Sauerwerden der Milch, einer Gefahr,
welche bei längerem Stehen beſonders im Sommer häufig eintritt,
vorgebeugt. Die Entrahmungsmaſchinen beſtehen im weſentlichen
aus einem auf einer vertikalen Axe ſitzenden Gefäß, welches von
einem zweiten, weiteren Gefäß umſchloſſen iſt. Das mit Milch gefüllte
innere Gefäß wird nun mittels der Axe, auf welcher es ruht, in ſehr
ſchnelle Drehung verſetzt, und zwar bis zu 6000 Umdrehungen pro
Minute. Die Centrifugalkraft, welche die ganze Flüſſigkeit an dem
Rande des Gefäßes nach oben zu ſteigen zwingt, ſchleudert die leichteren
Teilchen, hier alſo das den Rahm bildende Fett, bei dem kontinuierlichen
Zufließen von neuer Milch über den Rand des rotierenden Gefäßes
in ein zweites, welches mit einer Abflußrinne verſehen iſt. Auch die
entrahmte Milch, welche ja nun ſchwerer iſt, als die nachfließende
Vollmilch, wird auf dieſe Weiſe von letzterer getrennt und an einem
geſonderten Abfluſſe aufgefangen. Der auf dieſe Weiſe in ſehr kurzer
Zeit gewonnene Rahm wird nicht mehr durch ſtundenlanges Bearbeiten
im Butterfaß mit der Hand, ſondern in wenigen Minuten gleichfalls
durch Maſchinen verbuttert, die durch Walzen, welche mit Anſätzen
irgend welcher Art verſehen ſind, den Rahm bearbeiten. Fig. 322
zeigt eine ſolche Buttermaſchine für den Handbetrieb. Der Rahm wird
in den halben mit einem drehbaren Deckel verſchließbaren Cylinder B
gebracht und hier durch die auf der Welle befindlichen Flügel C ge-
peitſcht. Die Welle wird mittels der Kurbel und der Zahnräder E F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/566>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.