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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Thee.
sammeln. Diese trocknen und rösten die Yerbazweige auf einem aus
Flechtwerk bestehenden Gewölbe -- Barbaqua genannt -- über freiem
Feuer, aber ohne dieselben zu versengen. So getrocknet und gedörrt,
werden die Blätter durch Dreschen mit Stöcken von den Zweigen los-
geschlagen und dabei teilweise gepulvert. Nun werden sie in Säcken
aus feuchten Häuten fest eingestampft, wo sie, nachdem sie so einige
Tage getrocknet sind, fast steinhart werden und sich in diesem Zustande
sehr gut halten. Je nach den Teilen des verwendeten Laubes unter-
scheidet man folgende 3 Sorten des Paraguaythees. Die beste Sorte
-- Caa-cuys genannt -- ("Caa" bedeutet "Blatt") wird nur aus den
halb entfalteten Knospen bereitet und muß in Paraguay selbst konsumiert
werden, da sie nicht haltbar ist; die zweite Sorte -- Caa-miri -- ist
aus den sorgfältig gepflückten und vor dem Rösten abgerippten Blättern
hergestellt; die dritte Sorte endlich -- Caa-guayza -- besteht aus dem
ganzen Laube, das, wie vorher beschrieben, verarbeitet wird. Der
Mate heißt auch Jesuitenthee, weil die Jesuiten während ihrer Nieder-
lassung in Paraguay sich um die Bereitung desselben, besonders des
Caa-miri, sehr verdient gemacht haben. Zum Export eignet sich der
Paraguaythee wenig, da er während desselben an Kraft, Wohlgeruch
und aromatischer Bitterkeit sehr viel einbüßt und bisher noch keine
Methode gefunden ist, welche diese Fehler vermeidet.

Die Bestandteile
des Thees erinnern sehr
an die chemische Zusam-
mensetzung der Kaffee-
bohne und auch sein
wertvollster Bestandteil
ist das Thein, bez.
Kaffein, von dem es
aber durchschnittlich 2
bis 2,8 % enthält, wäh-
rend sich im Kaffee nur
1 bis 1,5 % finden.
Außerdem enthält der
geröstete Thee durch-
schnittlich 6 % Wasser,
20 % Gummi und
Zucker, 21 % Kleber,
15 % Gerbsäure, 4 %
fettes und ätherisches
Öl, 24 bis 26 % Holz-
faser und 5,5 % Mi-
neralbestandteile.

Auch die Bereitung
des Thees ist derjenigen

[Abbildung] Fig. 309.

Blätter des Theestrauches.

Der Thee.
ſammeln. Dieſe trocknen und röſten die Yerbazweige auf einem aus
Flechtwerk beſtehenden Gewölbe — Barbaqua genannt — über freiem
Feuer, aber ohne dieſelben zu verſengen. So getrocknet und gedörrt,
werden die Blätter durch Dreſchen mit Stöcken von den Zweigen los-
geſchlagen und dabei teilweiſe gepulvert. Nun werden ſie in Säcken
aus feuchten Häuten feſt eingeſtampft, wo ſie, nachdem ſie ſo einige
Tage getrocknet ſind, faſt ſteinhart werden und ſich in dieſem Zuſtande
ſehr gut halten. Je nach den Teilen des verwendeten Laubes unter-
ſcheidet man folgende 3 Sorten des Paraguaythees. Die beſte Sorte
Caa-cuys genannt — („Caa“ bedeutet „Blatt“) wird nur aus den
halb entfalteten Knoſpen bereitet und muß in Paraguay ſelbſt konſumiert
werden, da ſie nicht haltbar iſt; die zweite Sorte — Caa-miri — iſt
aus den ſorgfältig gepflückten und vor dem Röſten abgerippten Blättern
hergeſtellt; die dritte Sorte endlich — Caa-guayza — beſteht aus dem
ganzen Laube, das, wie vorher beſchrieben, verarbeitet wird. Der
Maté heißt auch Jeſuitenthee, weil die Jeſuiten während ihrer Nieder-
laſſung in Paraguay ſich um die Bereitung desſelben, beſonders des
Caa-miri, ſehr verdient gemacht haben. Zum Export eignet ſich der
Paraguaythee wenig, da er während desſelben an Kraft, Wohlgeruch
und aromatiſcher Bitterkeit ſehr viel einbüßt und bisher noch keine
Methode gefunden iſt, welche dieſe Fehler vermeidet.

Die Beſtandteile
des Thees erinnern ſehr
an die chemiſche Zuſam-
menſetzung der Kaffee-
bohne und auch ſein
wertvollſter Beſtandteil
iſt das Theïn, bez.
Kaffeïn, von dem es
aber durchſchnittlich 2
bis 2,8 % enthält, wäh-
rend ſich im Kaffee nur
1 bis 1,5 % finden.
Außerdem enthält der
geröſtete Thee durch-
ſchnittlich 6 % Waſſer,
20 % Gummi und
Zucker, 21 % Kleber,
15 % Gerbſäure, 4 %
fettes und ätheriſches
Öl, 24 bis 26 % Holz-
faſer und 5,5 % Mi-
neralbeſtandteile.

Auch die Bereitung
des Thees iſt derjenigen

[Abbildung] Fig. 309.

Blätter des Theeſtrauches.

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[533/0551] Der Thee. ſammeln. Dieſe trocknen und röſten die Yerbazweige auf einem aus Flechtwerk beſtehenden Gewölbe — Barbaqua genannt — über freiem Feuer, aber ohne dieſelben zu verſengen. So getrocknet und gedörrt, werden die Blätter durch Dreſchen mit Stöcken von den Zweigen los- geſchlagen und dabei teilweiſe gepulvert. Nun werden ſie in Säcken aus feuchten Häuten feſt eingeſtampft, wo ſie, nachdem ſie ſo einige Tage getrocknet ſind, faſt ſteinhart werden und ſich in dieſem Zuſtande ſehr gut halten. Je nach den Teilen des verwendeten Laubes unter- ſcheidet man folgende 3 Sorten des Paraguaythees. Die beſte Sorte — Caa-cuys genannt — („Caa“ bedeutet „Blatt“) wird nur aus den halb entfalteten Knoſpen bereitet und muß in Paraguay ſelbſt konſumiert werden, da ſie nicht haltbar iſt; die zweite Sorte — Caa-miri — iſt aus den ſorgfältig gepflückten und vor dem Röſten abgerippten Blättern hergeſtellt; die dritte Sorte endlich — Caa-guayza — beſteht aus dem ganzen Laube, das, wie vorher beſchrieben, verarbeitet wird. Der Maté heißt auch Jeſuitenthee, weil die Jeſuiten während ihrer Nieder- laſſung in Paraguay ſich um die Bereitung desſelben, beſonders des Caa-miri, ſehr verdient gemacht haben. Zum Export eignet ſich der Paraguaythee wenig, da er während desſelben an Kraft, Wohlgeruch und aromatiſcher Bitterkeit ſehr viel einbüßt und bisher noch keine Methode gefunden iſt, welche dieſe Fehler vermeidet. Die Beſtandteile des Thees erinnern ſehr an die chemiſche Zuſam- menſetzung der Kaffee- bohne und auch ſein wertvollſter Beſtandteil iſt das Theïn, bez. Kaffeïn, von dem es aber durchſchnittlich 2 bis 2,8 % enthält, wäh- rend ſich im Kaffee nur 1 bis 1,5 % finden. Außerdem enthält der geröſtete Thee durch- ſchnittlich 6 % Waſſer, 20 % Gummi und Zucker, 21 % Kleber, 15 % Gerbſäure, 4 % fettes und ätheriſches Öl, 24 bis 26 % Holz- faſer und 5,5 % Mi- neralbeſtandteile. Auch die Bereitung des Thees iſt derjenigen [Abbildung Fig. 309. Blätter des Theeſtrauches.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/551>, abgerufen am 06.07.2024.