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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Nahrungs- und Genußmittel.

Bei dem schwarzen Thee bleiben die ausgebreiteten Theeblätter
auf den Bambushorden wesentlich länger, nämlich ca. 12 Stunden liegen,
um darauf längere Zeit mit den Händen behufs Lockerung so durch die
Luft geworfen zu werden, daß sie einzeln niederfallen; dann werden sie
leicht mit der Hand geklopft. Sind sie auf diese Weise ganz weich und
welk geworden, so werden sie in Haufen geschichtet, eine Stunde liegen
gelassen, wobei eine leichte Gährung eintritt, die sich durch Veränderung
der Farbe der Blätter und durch einen duftigen Geruch bemerkbar
macht. Vor dem Rollen werden die Blätter in Klumpen zusammen-
geballt, und auf einem Rohrtisch von dem in ihnen enthaltenen Saft
befreit, dann wiederholt auseinander geschüttelt und endlich gerollt, und
kommen nach kurzem Verweilen auf flachen Horden in die Röstpfannen,
um hier genau so, wie der grüne Thee behandelt zu werden. Hierauf
werden sie auf Sieben in dünne Schichten ausgebreitet und im Freien
ca. 3 Stunden lang unter fleißigem Wenden der Luft ausgesetzt. Bei diesem
Lüften verlieren die Blätter den größten Teil ihrer Feuchtigkeit und
werden dann noch einmal 3 bis 4 Minuten lang geröstet und von neuem
gerollt. Nun werden Siebe, welche ca. 3 cm hohe Schichten Thee-
blätter tragen, in den oberen Teil röhrenförmiger Körbe, welche in der
Mitte verengt sind, gesetzt und so unter sorgfältiger Beobachtung 5 bis
6 Minuten über ein Kohlenfeuer gestellt. Hierauf werden die Blätter
von neuem gerollt und noch einmal etwas längere Zeit dem Feuer
ausgesetzt, wobei sie eine dunkle Farbe annehmen. Schließlich wird
der Thee in dickeren Schichten mit einem Korbe bedeckt, noch einmal

[Abbildung] Fig. 308.

Zweig und Blüte des Paraguay-Theestrauches.

über ein teilweise bedecktes Kohlenfeuer
gebracht und so lange gleichmäßig er-
hitzt, bis er vollkommen trocken ist,
und die schwarze Farbe, welche später
noch schöner wird, langsam hervortritt.
Damit ist die Behandlung beendet,
worauf das Trennen der Sorten durch
Sieben geschieht, wie es bei dem
grünen Thee beschrieben wurde.

Den Südamerikanern, besonders
den Brasilianern ist der Paraguaythee,
auch Mate genannt, dasselbe, was
der chinesische Thee den Völkern des
nördlichen Asiens ist. Er stammt aus
den trockenen Blättern der brasilia-
nischen Stechpalme (Ilex Paraguayen-
sis
), welche Fig. 308 zeigt. Der Baum,
welcher die Theeblätter -- Yerba ge-
nannt -- liefert, wächst in den Wäldern
Paraguays wild, und Indianer werden
dazu verwendet, seine Blätter einzu-

Nahrungs- und Genußmittel.

Bei dem ſchwarzen Thee bleiben die ausgebreiteten Theeblätter
auf den Bambushorden weſentlich länger, nämlich ca. 12 Stunden liegen,
um darauf längere Zeit mit den Händen behufs Lockerung ſo durch die
Luft geworfen zu werden, daß ſie einzeln niederfallen; dann werden ſie
leicht mit der Hand geklopft. Sind ſie auf dieſe Weiſe ganz weich und
welk geworden, ſo werden ſie in Haufen geſchichtet, eine Stunde liegen
gelaſſen, wobei eine leichte Gährung eintritt, die ſich durch Veränderung
der Farbe der Blätter und durch einen duftigen Geruch bemerkbar
macht. Vor dem Rollen werden die Blätter in Klumpen zuſammen-
geballt, und auf einem Rohrtiſch von dem in ihnen enthaltenen Saft
befreit, dann wiederholt auseinander geſchüttelt und endlich gerollt, und
kommen nach kurzem Verweilen auf flachen Horden in die Röſtpfannen,
um hier genau ſo, wie der grüne Thee behandelt zu werden. Hierauf
werden ſie auf Sieben in dünne Schichten ausgebreitet und im Freien
ca. 3 Stunden lang unter fleißigem Wenden der Luft ausgeſetzt. Bei dieſem
Lüften verlieren die Blätter den größten Teil ihrer Feuchtigkeit und
werden dann noch einmal 3 bis 4 Minuten lang geröſtet und von neuem
gerollt. Nun werden Siebe, welche ca. 3 cm hohe Schichten Thee-
blätter tragen, in den oberen Teil röhrenförmiger Körbe, welche in der
Mitte verengt ſind, geſetzt und ſo unter ſorgfältiger Beobachtung 5 bis
6 Minuten über ein Kohlenfeuer geſtellt. Hierauf werden die Blätter
von neuem gerollt und noch einmal etwas längere Zeit dem Feuer
ausgeſetzt, wobei ſie eine dunkle Farbe annehmen. Schließlich wird
der Thee in dickeren Schichten mit einem Korbe bedeckt, noch einmal

[Abbildung] Fig. 308.

Zweig und Blüte des Paraguay-Theeſtrauches.

über ein teilweiſe bedecktes Kohlenfeuer
gebracht und ſo lange gleichmäßig er-
hitzt, bis er vollkommen trocken iſt,
und die ſchwarze Farbe, welche ſpäter
noch ſchöner wird, langſam hervortritt.
Damit iſt die Behandlung beendet,
worauf das Trennen der Sorten durch
Sieben geſchieht, wie es bei dem
grünen Thee beſchrieben wurde.

Den Südamerikanern, beſonders
den Braſilianern iſt der Paraguaythee,
auch Maté genannt, dasſelbe, was
der chineſiſche Thee den Völkern des
nördlichen Aſiens iſt. Er ſtammt aus
den trockenen Blättern der braſilia-
niſchen Stechpalme (Ilex Paraguayen-
sis
), welche Fig. 308 zeigt. Der Baum,
welcher die Theeblätter — Yerba ge-
nannt — liefert, wächſt in den Wäldern
Paraguays wild, und Indianer werden
dazu verwendet, ſeine Blätter einzu-

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[532/0550] Nahrungs- und Genußmittel. Bei dem ſchwarzen Thee bleiben die ausgebreiteten Theeblätter auf den Bambushorden weſentlich länger, nämlich ca. 12 Stunden liegen, um darauf längere Zeit mit den Händen behufs Lockerung ſo durch die Luft geworfen zu werden, daß ſie einzeln niederfallen; dann werden ſie leicht mit der Hand geklopft. Sind ſie auf dieſe Weiſe ganz weich und welk geworden, ſo werden ſie in Haufen geſchichtet, eine Stunde liegen gelaſſen, wobei eine leichte Gährung eintritt, die ſich durch Veränderung der Farbe der Blätter und durch einen duftigen Geruch bemerkbar macht. Vor dem Rollen werden die Blätter in Klumpen zuſammen- geballt, und auf einem Rohrtiſch von dem in ihnen enthaltenen Saft befreit, dann wiederholt auseinander geſchüttelt und endlich gerollt, und kommen nach kurzem Verweilen auf flachen Horden in die Röſtpfannen, um hier genau ſo, wie der grüne Thee behandelt zu werden. Hierauf werden ſie auf Sieben in dünne Schichten ausgebreitet und im Freien ca. 3 Stunden lang unter fleißigem Wenden der Luft ausgeſetzt. Bei dieſem Lüften verlieren die Blätter den größten Teil ihrer Feuchtigkeit und werden dann noch einmal 3 bis 4 Minuten lang geröſtet und von neuem gerollt. Nun werden Siebe, welche ca. 3 cm hohe Schichten Thee- blätter tragen, in den oberen Teil röhrenförmiger Körbe, welche in der Mitte verengt ſind, geſetzt und ſo unter ſorgfältiger Beobachtung 5 bis 6 Minuten über ein Kohlenfeuer geſtellt. Hierauf werden die Blätter von neuem gerollt und noch einmal etwas längere Zeit dem Feuer ausgeſetzt, wobei ſie eine dunkle Farbe annehmen. Schließlich wird der Thee in dickeren Schichten mit einem Korbe bedeckt, noch einmal [Abbildung Fig. 308. Zweig und Blüte des Paraguay-Theeſtrauches.] über ein teilweiſe bedecktes Kohlenfeuer gebracht und ſo lange gleichmäßig er- hitzt, bis er vollkommen trocken iſt, und die ſchwarze Farbe, welche ſpäter noch ſchöner wird, langſam hervortritt. Damit iſt die Behandlung beendet, worauf das Trennen der Sorten durch Sieben geſchieht, wie es bei dem grünen Thee beſchrieben wurde. Den Südamerikanern, beſonders den Braſilianern iſt der Paraguaythee, auch Maté genannt, dasſelbe, was der chineſiſche Thee den Völkern des nördlichen Aſiens iſt. Er ſtammt aus den trockenen Blättern der braſilia- niſchen Stechpalme (Ilex Paraguayen- sis), welche Fig. 308 zeigt. Der Baum, welcher die Theeblätter — Yerba ge- nannt — liefert, wächſt in den Wäldern Paraguays wild, und Indianer werden dazu verwendet, ſeine Blätter einzu-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/550>, abgerufen am 22.11.2024.