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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Nahrungs- und Genußmittel.
nach dem Aufgießen recht dunkel aussieht auch, recht stark sein muß,
weil ein sehr hell aussehender Kaffeeaufguß stets auch sehr schwach ist.
Ein starker Kaffee muß allerdings dunkel aussehen, aber jeder dunkel
aussehende Kaffee braucht noch durchaus nicht stark zu sein. Gerade
die tinktoriale Eigenschaft hat nicht wenig dazu beigetragen, der so
wertlosen Cichorie ein so großes Absatzgebiet zu erringen, und in dieser
Hinsicht leisten der gebrannte Zucker und der Röstsirup auch das ihre.
Daß ein braun gebrannter Karamel das Wasser -- und das ist ja
der Hauptbestandteil des Kaffeeaufgusses -- dunkel färbt, ist eine längst
bekannte Thatsache, welche in der Technik häufig genug zum Dunkel-
färben verschiedener Flüssigkeiten Anwendung findet, wie z. B. zum
Färben mancher Biere, und hat dieses Fabrikat im Handel den Namen
"Zuckercouleur" erhalten. Ein solches Färben des Kaffees hat aber
mit der Güte desselben gar nichts zu thun, ja, es kann ihn sogar
wesentlich verschlechtern, falls die hinzugesetzten Substanzen schädlich
sind. Bei dem Glasieren des Kaffees mit selbst bereiteten Zucker-
lösungen hat man trotz der vorher genannten Nachteile dieser Mani-
pulation, wenigstens die Gewißheit, daß dieselbe nicht direkt schädlich
ist, was vom Röstsirup bis heute nicht behauptet werden kann, weil
Analysen desselben leider noch fehlen. Wollte man durchaus eine
dunkle Farbe des Kaffees erzielen, ohne die hierzu erforderliche Menge
desselben zu verwenden, dann wäre die mit Recht so energisch be-
kämpfte Cichorie noch vorzuziehen, denn sie färbt den Kaffee gleichfalls
dunkel und wird bei ihrer vollständigen Wertlosigkeit doch wenigstens
nicht mit dem hohen Preise des Kaffees selbst bezahlt.

Der Thee.

Der Genuß des Thees soll nach einer Uberlieferung in China
schon seit dem dritten Jahrhundert bekannt gewesen sein, allgemein
wurde derselbe dort aber erst im siebenten Jahrhundert und von diesem
Lande 810 nach Japan eingeführt. Erst im siebzehnten Jahrhundert
kam der Thee durch eine nach China geschickte russische Gesandt-
schaft nach Europa, wo aber schon vorher besonders in England
und Holland viel Salbeithee getrunken wurde. Nichtsdestoweniger be-
trachtete die Königin von England zwei Pfund Thee, welche sie im
Jahre 1664 von der ostindischen Kompagnie erhielt, als ein wertvolles
Geschenk.

Die Wirkung des Thees ist derjenigen des Kaffees außerordentlich
ähnlich, nur ist derselbe als Genuß- und Reizmittel wesentlich milder,
als der Kaffee, da der Thee viel weniger Röstprodukte enthält.

Die verschiedenen Länder benutzen sehr verschiedene Theearten, von
denen aber der chinesische Thee der weitverbreitste ist; nach ihm
spielt noch der Paraguaythee oder Mate die wichtigste Rolle, während
verschiedene andere Theearten weniger in Betracht kommen. Die Thee-

Nahrungs- und Genußmittel.
nach dem Aufgießen recht dunkel ausſieht auch, recht ſtark ſein muß,
weil ein ſehr hell ausſehender Kaffeeaufguß ſtets auch ſehr ſchwach iſt.
Ein ſtarker Kaffee muß allerdings dunkel ausſehen, aber jeder dunkel
ausſehende Kaffee braucht noch durchaus nicht ſtark zu ſein. Gerade
die tinktoriale Eigenſchaft hat nicht wenig dazu beigetragen, der ſo
wertloſen Cichorie ein ſo großes Abſatzgebiet zu erringen, und in dieſer
Hinſicht leiſten der gebrannte Zucker und der Röſtſirup auch das ihre.
Daß ein braun gebrannter Karamel das Waſſer — und das iſt ja
der Hauptbeſtandteil des Kaffeeaufguſſes — dunkel färbt, iſt eine längſt
bekannte Thatſache, welche in der Technik häufig genug zum Dunkel-
färben verſchiedener Flüſſigkeiten Anwendung findet, wie z. B. zum
Färben mancher Biere, und hat dieſes Fabrikat im Handel den Namen
„Zuckercouleur“ erhalten. Ein ſolches Färben des Kaffees hat aber
mit der Güte desſelben gar nichts zu thun, ja, es kann ihn ſogar
weſentlich verſchlechtern, falls die hinzugeſetzten Subſtanzen ſchädlich
ſind. Bei dem Glaſieren des Kaffees mit ſelbſt bereiteten Zucker-
löſungen hat man trotz der vorher genannten Nachteile dieſer Mani-
pulation, wenigſtens die Gewißheit, daß dieſelbe nicht direkt ſchädlich
iſt, was vom Röſtſirup bis heute nicht behauptet werden kann, weil
Analyſen desſelben leider noch fehlen. Wollte man durchaus eine
dunkle Farbe des Kaffees erzielen, ohne die hierzu erforderliche Menge
desſelben zu verwenden, dann wäre die mit Recht ſo energiſch be-
kämpfte Cichorie noch vorzuziehen, denn ſie färbt den Kaffee gleichfalls
dunkel und wird bei ihrer vollſtändigen Wertloſigkeit doch wenigſtens
nicht mit dem hohen Preiſe des Kaffees ſelbſt bezahlt.

Der Thee.

Der Genuß des Thees ſoll nach einer Uberlieferung in China
ſchon ſeit dem dritten Jahrhundert bekannt geweſen ſein, allgemein
wurde derſelbe dort aber erſt im ſiebenten Jahrhundert und von dieſem
Lande 810 nach Japan eingeführt. Erſt im ſiebzehnten Jahrhundert
kam der Thee durch eine nach China geſchickte ruſſiſche Geſandt-
ſchaft nach Europa, wo aber ſchon vorher beſonders in England
und Holland viel Salbeithee getrunken wurde. Nichtsdeſtoweniger be-
trachtete die Königin von England zwei Pfund Thee, welche ſie im
Jahre 1664 von der oſtindiſchen Kompagnie erhielt, als ein wertvolles
Geſchenk.

Die Wirkung des Thees iſt derjenigen des Kaffees außerordentlich
ähnlich, nur iſt derſelbe als Genuß- und Reizmittel weſentlich milder,
als der Kaffee, da der Thee viel weniger Röſtprodukte enthält.

Die verſchiedenen Länder benutzen ſehr verſchiedene Theearten, von
denen aber der chineſiſche Thee der weitverbreitſte iſt; nach ihm
ſpielt noch der Paraguaythee oder Maté die wichtigſte Rolle, während
verſchiedene andere Theearten weniger in Betracht kommen. Die Thee-

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[530/0548] Nahrungs- und Genußmittel. nach dem Aufgießen recht dunkel ausſieht auch, recht ſtark ſein muß, weil ein ſehr hell ausſehender Kaffeeaufguß ſtets auch ſehr ſchwach iſt. Ein ſtarker Kaffee muß allerdings dunkel ausſehen, aber jeder dunkel ausſehende Kaffee braucht noch durchaus nicht ſtark zu ſein. Gerade die tinktoriale Eigenſchaft hat nicht wenig dazu beigetragen, der ſo wertloſen Cichorie ein ſo großes Abſatzgebiet zu erringen, und in dieſer Hinſicht leiſten der gebrannte Zucker und der Röſtſirup auch das ihre. Daß ein braun gebrannter Karamel das Waſſer — und das iſt ja der Hauptbeſtandteil des Kaffeeaufguſſes — dunkel färbt, iſt eine längſt bekannte Thatſache, welche in der Technik häufig genug zum Dunkel- färben verſchiedener Flüſſigkeiten Anwendung findet, wie z. B. zum Färben mancher Biere, und hat dieſes Fabrikat im Handel den Namen „Zuckercouleur“ erhalten. Ein ſolches Färben des Kaffees hat aber mit der Güte desſelben gar nichts zu thun, ja, es kann ihn ſogar weſentlich verſchlechtern, falls die hinzugeſetzten Subſtanzen ſchädlich ſind. Bei dem Glaſieren des Kaffees mit ſelbſt bereiteten Zucker- löſungen hat man trotz der vorher genannten Nachteile dieſer Mani- pulation, wenigſtens die Gewißheit, daß dieſelbe nicht direkt ſchädlich iſt, was vom Röſtſirup bis heute nicht behauptet werden kann, weil Analyſen desſelben leider noch fehlen. Wollte man durchaus eine dunkle Farbe des Kaffees erzielen, ohne die hierzu erforderliche Menge desſelben zu verwenden, dann wäre die mit Recht ſo energiſch be- kämpfte Cichorie noch vorzuziehen, denn ſie färbt den Kaffee gleichfalls dunkel und wird bei ihrer vollſtändigen Wertloſigkeit doch wenigſtens nicht mit dem hohen Preiſe des Kaffees ſelbſt bezahlt. Der Thee. Der Genuß des Thees ſoll nach einer Uberlieferung in China ſchon ſeit dem dritten Jahrhundert bekannt geweſen ſein, allgemein wurde derſelbe dort aber erſt im ſiebenten Jahrhundert und von dieſem Lande 810 nach Japan eingeführt. Erſt im ſiebzehnten Jahrhundert kam der Thee durch eine nach China geſchickte ruſſiſche Geſandt- ſchaft nach Europa, wo aber ſchon vorher beſonders in England und Holland viel Salbeithee getrunken wurde. Nichtsdeſtoweniger be- trachtete die Königin von England zwei Pfund Thee, welche ſie im Jahre 1664 von der oſtindiſchen Kompagnie erhielt, als ein wertvolles Geſchenk. Die Wirkung des Thees iſt derjenigen des Kaffees außerordentlich ähnlich, nur iſt derſelbe als Genuß- und Reizmittel weſentlich milder, als der Kaffee, da der Thee viel weniger Röſtprodukte enthält. Die verſchiedenen Länder benutzen ſehr verſchiedene Theearten, von denen aber der chineſiſche Thee der weitverbreitſte iſt; nach ihm ſpielt noch der Paraguaythee oder Maté die wichtigſte Rolle, während verſchiedene andere Theearten weniger in Betracht kommen. Die Thee-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/548>, abgerufen am 22.11.2024.