Bei den Rohkaffees ist das Färben derselben, um ihr Aussehen zu ver- bessern, wie bereits vor- her erwähnt wurde, leider nicht die einzige Ver- fälschung und tritt hinter der Wiederherstellung des sog. havarierten Kaffees weit zurück. Unter hava- riertem Kaffee versteht man einen solchen, wel- cher aus irgend welchem Grunde längere Zeit mit Seewasser in Berührung war: dazu kann während des Seetransportes so- wohl das Leckwerden des Schiffes, als auch der gänzliche Untergang des- selben die Veranlassung sein. Das Seewasser übt
[Abbildung]
Fig. 306.
a Satz des reinen Kaffees. b Satz der Cichorie. c Satz des Eichelpulvers.
nun nicht nur auf die Bestandteile der Bohne einen so nachteiligen Einfluß aus, daß ein solcher Kaffee fast als ganz verdorben zu betrachten ist, sondern beeinflußt glücklicherweise auch die Farbe des Kaffees derart, daß derselbe leicht als durch Seewasser beschädigt zu erkennen ist, oder -- treffender gesagt -- früher zu erkennen war. Man hat nämlich Methoden erfunden, diesen Kaffee zu "verbessern", um ihn dann als guten Kaffee in den Handel zu bringen, und in Holland wie in England beschäftigen sich hoch entwickelte Industrieen mit der "Verbesserung" von havariertem Kaffee. Die Behandlung eines solchen Kaffees ist im wesentlichen folgende: zuerst werden die gar zu sehr beschädigten Bohnen herausgelesen, das Salz des Meerwassers abgewaschen, die Bohnen durch Kalkwasser entfärbt und hierauf der zurückgebliebene Kalk durch abermaliges Auswaschen entfernt. Nachdem der Kaffee dann durch Erwärmen in einem Luftzuge getrocknet ist, giebt man ihm durch ganz gelindes Rösten oder durch direktes Färben mittelst eines Azo- farbstoffes eine geeignete Farbe. Die Azofarbstoffe sind außerordentlich leicht in Alkohol löslich, und daher das Färben mit denselben sehr einfach dadurch nachzuweisen, daß man den Kaffee in Alkohol schüttet und beim Umrühren darauf achtet, ob dieser sich färbt.
Wenn es dem Chemiker auch immerhin möglich ist, die vorstehend beschriebene Behandlung des Kaffees auch dann nachzuweisen, wenn man ihn nicht direkt gefärbt hatte, so setzen doch die hierbei in Betracht kommenden Methoden weitgehende chemische Kenntnisse, wie die An-
Der Kaffee.
Bei den Rohkaffees iſt das Färben derſelben, um ihr Ausſehen zu ver- beſſern, wie bereits vor- her erwähnt wurde, leider nicht die einzige Ver- fälſchung und tritt hinter der Wiederherſtellung des ſog. havarierten Kaffees weit zurück. Unter hava- riertem Kaffee verſteht man einen ſolchen, wel- cher aus irgend welchem Grunde längere Zeit mit Seewaſſer in Berührung war: dazu kann während des Seetransportes ſo- wohl das Leckwerden des Schiffes, als auch der gänzliche Untergang des- ſelben die Veranlaſſung ſein. Das Seewaſſer übt
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Fig. 306.
a Satz des reinen Kaffees. b Satz der Cichorie. c Satz des Eichelpulvers.
nun nicht nur auf die Beſtandteile der Bohne einen ſo nachteiligen Einfluß aus, daß ein ſolcher Kaffee faſt als ganz verdorben zu betrachten iſt, ſondern beeinflußt glücklicherweiſe auch die Farbe des Kaffees derart, daß derſelbe leicht als durch Seewaſſer beſchädigt zu erkennen iſt, oder — treffender geſagt — früher zu erkennen war. Man hat nämlich Methoden erfunden, dieſen Kaffee zu „verbeſſern“, um ihn dann als guten Kaffee in den Handel zu bringen, und in Holland wie in England beſchäftigen ſich hoch entwickelte Induſtrieen mit der „Verbeſſerung“ von havariertem Kaffee. Die Behandlung eines ſolchen Kaffees iſt im weſentlichen folgende: zuerſt werden die gar zu ſehr beſchädigten Bohnen herausgeleſen, das Salz des Meerwaſſers abgewaſchen, die Bohnen durch Kalkwaſſer entfärbt und hierauf der zurückgebliebene Kalk durch abermaliges Auswaſchen entfernt. Nachdem der Kaffee dann durch Erwärmen in einem Luftzuge getrocknet iſt, giebt man ihm durch ganz gelindes Röſten oder durch direktes Färben mittelſt eines Azo- farbſtoffes eine geeignete Farbe. Die Azofarbſtoffe ſind außerordentlich leicht in Alkohol löslich, und daher das Färben mit denſelben ſehr einfach dadurch nachzuweiſen, daß man den Kaffee in Alkohol ſchüttet und beim Umrühren darauf achtet, ob dieſer ſich färbt.
Wenn es dem Chemiker auch immerhin möglich iſt, die vorſtehend beſchriebene Behandlung des Kaffees auch dann nachzuweiſen, wenn man ihn nicht direkt gefärbt hatte, ſo ſetzen doch die hierbei in Betracht kommenden Methoden weitgehende chemiſche Kenntniſſe, wie die An-
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Der Kaffee.
Bei den Rohkaffees iſt
das Färben derſelben,
um ihr Ausſehen zu ver-
beſſern, wie bereits vor-
her erwähnt wurde, leider
nicht die einzige Ver-
fälſchung und tritt hinter
der Wiederherſtellung des
ſog. havarierten Kaffees
weit zurück. Unter hava-
riertem Kaffee verſteht
man einen ſolchen, wel-
cher aus irgend welchem
Grunde längere Zeit mit
Seewaſſer in Berührung
war: dazu kann während
des Seetransportes ſo-
wohl das Leckwerden des
Schiffes, als auch der
gänzliche Untergang des-
ſelben die Veranlaſſung
ſein. Das Seewaſſer übt
[Abbildung Fig. 306.
a Satz des reinen Kaffees. b Satz der Cichorie.
c Satz des Eichelpulvers.]
nun nicht nur auf die Beſtandteile der Bohne einen ſo nachteiligen
Einfluß aus, daß ein ſolcher Kaffee faſt als ganz verdorben zu betrachten
iſt, ſondern beeinflußt glücklicherweiſe auch die Farbe des Kaffees derart,
daß derſelbe leicht als durch Seewaſſer beſchädigt zu erkennen iſt, oder
— treffender geſagt — früher zu erkennen war. Man hat nämlich
Methoden erfunden, dieſen Kaffee zu „verbeſſern“, um ihn dann als
guten Kaffee in den Handel zu bringen, und in Holland wie in England
beſchäftigen ſich hoch entwickelte Induſtrieen mit der „Verbeſſerung“
von havariertem Kaffee. Die Behandlung eines ſolchen Kaffees iſt
im weſentlichen folgende: zuerſt werden die gar zu ſehr beſchädigten
Bohnen herausgeleſen, das Salz des Meerwaſſers abgewaſchen, die
Bohnen durch Kalkwaſſer entfärbt und hierauf der zurückgebliebene Kalk
durch abermaliges Auswaſchen entfernt. Nachdem der Kaffee dann
durch Erwärmen in einem Luftzuge getrocknet iſt, giebt man ihm durch
ganz gelindes Röſten oder durch direktes Färben mittelſt eines Azo-
farbſtoffes eine geeignete Farbe. Die Azofarbſtoffe ſind außerordentlich
leicht in Alkohol löslich, und daher das Färben mit denſelben ſehr
einfach dadurch nachzuweiſen, daß man den Kaffee in Alkohol ſchüttet
und beim Umrühren darauf achtet, ob dieſer ſich färbt.
Wenn es dem Chemiker auch immerhin möglich iſt, die vorſtehend
beſchriebene Behandlung des Kaffees auch dann nachzuweiſen, wenn
man ihn nicht direkt gefärbt hatte, ſo ſetzen doch die hierbei in Betracht
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/545>, abgerufen am 22.11.2024.
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