und wohlriechenderen Kaffee, als manches andere Wasser, und einige Chemiker schreiben diese Wirkung dem Gehalte des betreffenden Wassers an alkalischen Stoffen zu. Diese Ansicht hat dazu geführt, dem un- geeigneteren Wasser geringe Mengen Soda zuzusetzen und werden 2,4 gr kalcinierte Soda oder 5 gr krystallisierte Soda für die Wasser- menge empfohlen, welche zu einem Pfund Kaffee verwendet wird.
In neuerer Zeit sind zahlreiche Versuche gemacht worden, dem Kaffee eine kompendiösere Form zu geben, um ihn so für weite Seereisen etc. in zum Gebrauche fertigem Zustande gegen die äußeren Einflüsse wider- standsfähig zu machen. So wird z. B. gemahlener Kaffee unter starkem Druck auf 1/3 seines ursprünglichen Volumens gepreßt und wohlverpackt in Gestalt kleiner Tafeln für Seereisen empfohlen. Bei einer anderen Komprimierungsmethode wird der gebrannte Kaffee vor dem Pressen mit seinem Öl, 1 % doppeltkohlensaurem Natron und bis- weilen auch mit Zucker gemischt. Auch flüssige Kaffeeextrakte sind neuerdings dargestellt und werden erzeugt, indem aus dem gerösteten und gemahlenen Kaffee durch kaltes Wasser das Kaffein und die flüchtigen Öle ausgezogen werden. Dieser Extrakt wird dann mit einem anderen Auszug gemischt, der behufs Gewinnung der Bitterstoffe durch Auskochen des Rückstandes erhalten wurde. Nach einer anderen Methode wird der geröstete und gemahlene Kaffee mit einer in heißem Wasser gelösten Konservenmasse aus Fruchtzucker ausgezogen und der gewonnene Extrakt filtriert.
Die Erzeugung von Kaffeesurrogaten hat sich zu einer großen Industrie entwickelt, leider in den allermeisten Fällen zum Nachteile des konsumierenden Publikums. Da ist eine Mischung von geröstetem Roggenbrot, Erbsen und Karamel, ferner geröstetes Malz; der sog. Saladinkaffee besteht aus geröstetem Maismalz; der Kraftkaffee aus entbitterten und sorgfältig gerösteten Samen der gelben Lupine und der Magdadkaffee aus den Samen der Cassia occidentalis. Die beiden zuletzt genannten Surrogate kommen den geringeren Sorten des indischen Kaffees in Geschmack, Geruch und Wirkung auf den Organismus sehr nahe. Sehr zu empfehlen als ein ganz vorzügliches Surrogat ist der Feigenkaffee, der, aus getrockneten und gerösteten Feigen bereitet, sich besonders als Zusatz zu den Kaffeebohnen eignet, wie auch schon deren hoher Preis eine reine Verwendung nicht gut gestattet. Er verleiht dem Kaffee nicht nur eine sehr schöne Farbe, sondern auch einen sehr angenehmen und vollen Geschmack, wird aber leider in vielen Fällen durch Zusatz von Birnenmehl, Rübengries, Leindottersamen etc. gefälscht. Das verbreitetste und zugleich am wenigsten berechtigte Surrogat ist die Cichorie, von der man im günstigsten Falle -- soweit sie nicht auch gefälscht ist -- sagen kann, daß sie absolut unschädlich ist, womit ihr Lob aber auch erschöpft ist. Da sie auch nicht die geringste dem Kaffee eigentümliche Wirkung aus- üben kann, so hat sie auch nicht die geringste Berechtigung, und ihre
Der Kaffee.
und wohlriechenderen Kaffee, als manches andere Waſſer, und einige Chemiker ſchreiben dieſe Wirkung dem Gehalte des betreffenden Waſſers an alkaliſchen Stoffen zu. Dieſe Anſicht hat dazu geführt, dem un- geeigneteren Waſſer geringe Mengen Soda zuzuſetzen und werden 2,4 gr kalcinierte Soda oder 5 gr kryſtalliſierte Soda für die Waſſer- menge empfohlen, welche zu einem Pfund Kaffee verwendet wird.
In neuerer Zeit ſind zahlreiche Verſuche gemacht worden, dem Kaffee eine kompendiöſere Form zu geben, um ihn ſo für weite Seereiſen ꝛc. in zum Gebrauche fertigem Zuſtande gegen die äußeren Einflüſſe wider- ſtandsfähig zu machen. So wird z. B. gemahlener Kaffee unter ſtarkem Druck auf ⅓ ſeines urſprünglichen Volumens gepreßt und wohlverpackt in Geſtalt kleiner Tafeln für Seereiſen empfohlen. Bei einer anderen Komprimierungsmethode wird der gebrannte Kaffee vor dem Preſſen mit ſeinem Öl, 1 % doppeltkohlenſaurem Natron und bis- weilen auch mit Zucker gemiſcht. Auch flüſſige Kaffeeextrakte ſind neuerdings dargeſtellt und werden erzeugt, indem aus dem geröſteten und gemahlenen Kaffee durch kaltes Waſſer das Kaffeïn und die flüchtigen Öle ausgezogen werden. Dieſer Extrakt wird dann mit einem anderen Auszug gemiſcht, der behufs Gewinnung der Bitterſtoffe durch Auskochen des Rückſtandes erhalten wurde. Nach einer anderen Methode wird der geröſtete und gemahlene Kaffee mit einer in heißem Waſſer gelöſten Konſervenmaſſe aus Fruchtzucker ausgezogen und der gewonnene Extrakt filtriert.
Die Erzeugung von Kaffeeſurrogaten hat ſich zu einer großen Induſtrie entwickelt, leider in den allermeiſten Fällen zum Nachteile des konſumierenden Publikums. Da iſt eine Miſchung von geröſtetem Roggenbrot, Erbſen und Karamel, ferner geröſtetes Malz; der ſog. Saladinkaffee beſteht aus geröſtetem Maismalz; der Kraftkaffee aus entbitterten und ſorgfältig geröſteten Samen der gelben Lupine und der Magdadkaffee aus den Samen der Cassia occidentalis. Die beiden zuletzt genannten Surrogate kommen den geringeren Sorten des indiſchen Kaffees in Geſchmack, Geruch und Wirkung auf den Organismus ſehr nahe. Sehr zu empfehlen als ein ganz vorzügliches Surrogat iſt der Feigenkaffee, der, aus getrockneten und geröſteten Feigen bereitet, ſich beſonders als Zuſatz zu den Kaffeebohnen eignet, wie auch ſchon deren hoher Preis eine reine Verwendung nicht gut geſtattet. Er verleiht dem Kaffee nicht nur eine ſehr ſchöne Farbe, ſondern auch einen ſehr angenehmen und vollen Geſchmack, wird aber leider in vielen Fällen durch Zuſatz von Birnenmehl, Rübengries, Leindotterſamen ꝛc. gefälſcht. Das verbreitetſte und zugleich am wenigſten berechtigte Surrogat iſt die Cichorie, von der man im günſtigſten Falle — ſoweit ſie nicht auch gefälſcht iſt — ſagen kann, daß ſie abſolut unſchädlich iſt, womit ihr Lob aber auch erſchöpft iſt. Da ſie auch nicht die geringſte dem Kaffee eigentümliche Wirkung aus- üben kann, ſo hat ſie auch nicht die geringſte Berechtigung, und ihre
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[525/0543]
Der Kaffee.
und wohlriechenderen Kaffee, als manches andere Waſſer, und einige
Chemiker ſchreiben dieſe Wirkung dem Gehalte des betreffenden Waſſers
an alkaliſchen Stoffen zu. Dieſe Anſicht hat dazu geführt, dem un-
geeigneteren Waſſer geringe Mengen Soda zuzuſetzen und werden
2,4 gr kalcinierte Soda oder 5 gr kryſtalliſierte Soda für die Waſſer-
menge empfohlen, welche zu einem Pfund Kaffee verwendet wird.
In neuerer Zeit ſind zahlreiche Verſuche gemacht worden, dem Kaffee
eine kompendiöſere Form zu geben, um ihn ſo für weite Seereiſen ꝛc. in
zum Gebrauche fertigem Zuſtande gegen die äußeren Einflüſſe wider-
ſtandsfähig zu machen. So wird z. B. gemahlener Kaffee unter
ſtarkem Druck auf ⅓ ſeines urſprünglichen Volumens gepreßt und
wohlverpackt in Geſtalt kleiner Tafeln für Seereiſen empfohlen. Bei
einer anderen Komprimierungsmethode wird der gebrannte Kaffee vor
dem Preſſen mit ſeinem Öl, 1 % doppeltkohlenſaurem Natron und bis-
weilen auch mit Zucker gemiſcht. Auch flüſſige Kaffeeextrakte ſind
neuerdings dargeſtellt und werden erzeugt, indem aus dem geröſteten
und gemahlenen Kaffee durch kaltes Waſſer das Kaffeïn und die
flüchtigen Öle ausgezogen werden. Dieſer Extrakt wird dann mit
einem anderen Auszug gemiſcht, der behufs Gewinnung der Bitterſtoffe
durch Auskochen des Rückſtandes erhalten wurde. Nach einer anderen
Methode wird der geröſtete und gemahlene Kaffee mit einer in heißem
Waſſer gelöſten Konſervenmaſſe aus Fruchtzucker ausgezogen und der
gewonnene Extrakt filtriert.
Die Erzeugung von Kaffeeſurrogaten hat ſich zu einer großen
Induſtrie entwickelt, leider in den allermeiſten Fällen zum Nachteile
des konſumierenden Publikums. Da iſt eine Miſchung von geröſtetem
Roggenbrot, Erbſen und Karamel, ferner geröſtetes Malz; der ſog.
Saladinkaffee beſteht aus geröſtetem Maismalz; der Kraftkaffee aus
entbitterten und ſorgfältig geröſteten Samen der gelben Lupine und
der Magdadkaffee aus den Samen der Cassia occidentalis. Die
beiden zuletzt genannten Surrogate kommen den geringeren Sorten
des indiſchen Kaffees in Geſchmack, Geruch und Wirkung auf den
Organismus ſehr nahe. Sehr zu empfehlen als ein ganz vorzügliches
Surrogat iſt der Feigenkaffee, der, aus getrockneten und geröſteten Feigen
bereitet, ſich beſonders als Zuſatz zu den Kaffeebohnen eignet, wie
auch ſchon deren hoher Preis eine reine Verwendung nicht gut
geſtattet. Er verleiht dem Kaffee nicht nur eine ſehr ſchöne Farbe,
ſondern auch einen ſehr angenehmen und vollen Geſchmack, wird aber
leider in vielen Fällen durch Zuſatz von Birnenmehl, Rübengries,
Leindotterſamen ꝛc. gefälſcht. Das verbreitetſte und zugleich am
wenigſten berechtigte Surrogat iſt die Cichorie, von der man im
günſtigſten Falle — ſoweit ſie nicht auch gefälſcht iſt — ſagen kann,
daß ſie abſolut unſchädlich iſt, womit ihr Lob aber auch erſchöpft iſt.
Da ſie auch nicht die geringſte dem Kaffee eigentümliche Wirkung aus-
üben kann, ſo hat ſie auch nicht die geringſte Berechtigung, und ihre
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/543>, abgerufen am 22.11.2024.
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