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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Nahrungs- und Genußmittel.
minderwertiger als die früheren, dem Läuterbottich direkt entnommenen.
So ergab z. B. eine in der landwirtschaftlichen Versuchsstation ausge-
führte Analyse des aus den Trebern herausgepreßten Wassers, welches
ja nun für Futterzwecke verloren war, einen Gehalt an Nährstoffen
von 0,91 % Fett, 2,38 % Protein und 2,43 % stickstoffhaltige Extrakt-
stoffe. Nach manchen weiteren Versuchen ist es endlich gelungen, die
Treber haltbar zu machen, ohne einen Verlust an Nährwert herbeizu-
führen und zwar durch gelindes und langsames Trocknen der Treber
mittelst Dampfes ohne vorheriges Pressen derselben.

Fig. 288 zeigt den Henckeschen Trebertrocken-Apparat. Derselbe
führt den in die trichterartige Mulde a geschütteten nassen Treber

[Abbildung] Fig. 288.

Trebertrocken-Apparat.

zwischen zwei mit Dampf von innen geheizte und sehr langsam gegen
einander rotierende Trockenwalzen b, welche sich nicht berühren, einen
sehr großen Durchmesser haben, und von denen in Fig. 288 nur die eine
sichtbar ist. Hierbei legen sich die Treber in dünner Schicht an die
Walzen an, trocknen schnell und fallen nach einer einzigen Um-
drehung der Walze, von den mit Gewichten beschwerten Abstreichern c
abgestrichen, in die unter den Walzen befindliche Nachtrockenmulde d.
Diese ist doppelwandig und gleichfalls mit Dampf geheizt und in
ihrer ganzen Länge mit einer Wendevorrichtung e versehen, welche so-
wohl das Trocknen gleichmäßig macht und beschleunigt, als auch in
der etwas geneigt liegenden Mulde die Treber in ihrer Achse vorwärts
schiebt und an der Stirnwand derselben gut getrocknet spreuartig her-
ausfallen läßt. Sollen größere Mengen Treber getrocknet werden,
so werden eine größere Anzahl ganz wie d konstruierter Mulden neben
d horizontal übereinander montiert, und die aus d in einen Kasten fallen-
den Treber werden mittelst Becherwerkes gehoben und in die oberste dieser
Mulden geschüttet. Auch diese Mulden sind etwas geneigt gegen ein-
ander montiert, so daß die Wendevorrichtung einer jeden Mulde die
immer trockener werdenden Treber in derselben entlang und der nächsten
Mulde zuführt, bis sie die letzte Mulde vollständig trocken verlassen.

Nahrungs- und Genußmittel.
minderwertiger als die früheren, dem Läuterbottich direkt entnommenen.
So ergab z. B. eine in der landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation ausge-
führte Analyſe des aus den Trebern herausgepreßten Waſſers, welches
ja nun für Futterzwecke verloren war, einen Gehalt an Nährſtoffen
von 0,91 % Fett, 2,38 % Proteïn und 2,43 % ſtickſtoffhaltige Extrakt-
ſtoffe. Nach manchen weiteren Verſuchen iſt es endlich gelungen, die
Treber haltbar zu machen, ohne einen Verluſt an Nährwert herbeizu-
führen und zwar durch gelindes und langſames Trocknen der Treber
mittelſt Dampfes ohne vorheriges Preſſen derſelben.

Fig. 288 zeigt den Henckeſchen Trebertrocken-Apparat. Derſelbe
führt den in die trichterartige Mulde a geſchütteten naſſen Treber

[Abbildung] Fig. 288.

Trebertrocken-Apparat.

zwiſchen zwei mit Dampf von innen geheizte und ſehr langſam gegen
einander rotierende Trockenwalzen b, welche ſich nicht berühren, einen
ſehr großen Durchmeſſer haben, und von denen in Fig. 288 nur die eine
ſichtbar iſt. Hierbei legen ſich die Treber in dünner Schicht an die
Walzen an, trocknen ſchnell und fallen nach einer einzigen Um-
drehung der Walze, von den mit Gewichten beſchwerten Abſtreichern c
abgeſtrichen, in die unter den Walzen befindliche Nachtrockenmulde d.
Dieſe iſt doppelwandig und gleichfalls mit Dampf geheizt und in
ihrer ganzen Länge mit einer Wendevorrichtung e verſehen, welche ſo-
wohl das Trocknen gleichmäßig macht und beſchleunigt, als auch in
der etwas geneigt liegenden Mulde die Treber in ihrer Achſe vorwärts
ſchiebt und an der Stirnwand derſelben gut getrocknet ſpreuartig her-
ausfallen läßt. Sollen größere Mengen Treber getrocknet werden,
ſo werden eine größere Anzahl ganz wie d konſtruierter Mulden neben
d horizontal übereinander montiert, und die aus d in einen Kaſten fallen-
den Treber werden mittelſt Becherwerkes gehoben und in die oberſte dieſer
Mulden geſchüttet. Auch dieſe Mulden ſind etwas geneigt gegen ein-
ander montiert, ſo daß die Wendevorrichtung einer jeden Mulde die
immer trockener werdenden Treber in derſelben entlang und der nächſten
Mulde zuführt, bis ſie die letzte Mulde vollſtändig trocken verlaſſen.

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[498/0516] Nahrungs- und Genußmittel. minderwertiger als die früheren, dem Läuterbottich direkt entnommenen. So ergab z. B. eine in der landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation ausge- führte Analyſe des aus den Trebern herausgepreßten Waſſers, welches ja nun für Futterzwecke verloren war, einen Gehalt an Nährſtoffen von 0,91 % Fett, 2,38 % Proteïn und 2,43 % ſtickſtoffhaltige Extrakt- ſtoffe. Nach manchen weiteren Verſuchen iſt es endlich gelungen, die Treber haltbar zu machen, ohne einen Verluſt an Nährwert herbeizu- führen und zwar durch gelindes und langſames Trocknen der Treber mittelſt Dampfes ohne vorheriges Preſſen derſelben. Fig. 288 zeigt den Henckeſchen Trebertrocken-Apparat. Derſelbe führt den in die trichterartige Mulde a geſchütteten naſſen Treber [Abbildung Fig. 288. Trebertrocken-Apparat.] zwiſchen zwei mit Dampf von innen geheizte und ſehr langſam gegen einander rotierende Trockenwalzen b, welche ſich nicht berühren, einen ſehr großen Durchmeſſer haben, und von denen in Fig. 288 nur die eine ſichtbar iſt. Hierbei legen ſich die Treber in dünner Schicht an die Walzen an, trocknen ſchnell und fallen nach einer einzigen Um- drehung der Walze, von den mit Gewichten beſchwerten Abſtreichern c abgeſtrichen, in die unter den Walzen befindliche Nachtrockenmulde d. Dieſe iſt doppelwandig und gleichfalls mit Dampf geheizt und in ihrer ganzen Länge mit einer Wendevorrichtung e verſehen, welche ſo- wohl das Trocknen gleichmäßig macht und beſchleunigt, als auch in der etwas geneigt liegenden Mulde die Treber in ihrer Achſe vorwärts ſchiebt und an der Stirnwand derſelben gut getrocknet ſpreuartig her- ausfallen läßt. Sollen größere Mengen Treber getrocknet werden, ſo werden eine größere Anzahl ganz wie d konſtruierter Mulden neben d horizontal übereinander montiert, und die aus d in einen Kaſten fallen- den Treber werden mittelſt Becherwerkes gehoben und in die oberſte dieſer Mulden geſchüttet. Auch dieſe Mulden ſind etwas geneigt gegen ein- ander montiert, ſo daß die Wendevorrichtung einer jeden Mulde die immer trockener werdenden Treber in derſelben entlang und der nächſten Mulde zuführt, bis ſie die letzte Mulde vollſtändig trocken verlaſſen.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/516>, abgerufen am 29.07.2024.