mit dem Heißwasser-Reservoir verbunden und läßt das heiße Wasser in das auf den Arm d drehbar aufgesetzte Gefäß b fließen. Von b aus strömt das heiße Wasser in die vier daran befestigten und an den äußeren Enden geschlossenen Röhren c, welche alle nur an einer und zwar an derselben Seite mit feinen Löchern versehen, sich sofort mit dem Gefäße b zu drehen beginnen, und so das heiße Wasser in sehr feinen Strahlen gleichmäßig über die Treber strömen lassen, welche es durchsickernd auswäscht, und so alle noch darin enthaltene Zuckerlösung aufnimmt und in die Braupfanne führt.
Die Treber sind ein außerordentlich wertvolles Viehfutter, aber auch, besonders in den heißen Sommermonaten leicht zur Säuerung geneigt, wobei sie vollständig verderben. Dieses Futtermittel ist aber gerade in den Sommermonaten des vorhandenen Grünfutters wegen wenig begehrt und war überdies nur in der allernächsten Umgegend absetzbar, weil es, ganz abgesehen von seiner leichten Verderbbarkeit schon der enthaltenen Wassermengen wegen nicht versendbar war.
Der Erlös der Treber aber ist für die Rentabilität einer Brauerei ein so wesentlicher Faktor, daß die Brauereien gezwungen sind, die Anzahl der Sude von der Möglichkeit des Treberverkaufs abhängig zu machen. Nachdem durch Anwendung von Kühlmaschinen der Brauereibetrieb längst von der Außentemperatur unabhängig war, wurde es um so schwerer empfunden, daß die Entwickelung des Betriebes nun durch die Treberabsatzfrage im Sommer dennoch eingeengt blieb. Von verschiedenen Seiten arbeitete man daher gleichzeitig daran, eine Behand- lungsweise für die Treber zu finden, welche dieselbe haltbar und für den Transport geeignet machte. Hierdurch sollte sowohl das beliebig häufige Brauen in der heißen Jahreszeit, wie auch der Umstand er- möglicht werden, die Treber versenden und auch aufbewahren zu können, um sie nicht im Sommer verkaufen zu müssen, sondern für den Winter, wo sie höher bezahlt werden, aufbewahren zu können. --
Man stellte nun durch Pressen und Trocknen der nassen Treber sog. Trockentreber dar, die sowohl recht haltbar als auch versendbar waren, und damit war anscheinend diese Frage gelöst; aber sehr bald fand man, daß die Treber durch das Pressen an Nährwert verloren hatten, sodaß der Landwirt mit Recht behauptete, diese getrockneten Treber seien viel
Das Buch der Erfindungen. 32
Die Bereitung der Bierwürze.
[Abbildung]
Fig. 287.
Anſchwänz-Apparat.
mit dem Heißwaſſer-Reſervoir verbunden und läßt das heiße Waſſer in das auf den Arm d drehbar aufgeſetzte Gefäß b fließen. Von b aus ſtrömt das heiße Waſſer in die vier daran befeſtigten und an den äußeren Enden geſchloſſenen Röhren c, welche alle nur an einer und zwar an derſelben Seite mit feinen Löchern verſehen, ſich ſofort mit dem Gefäße b zu drehen beginnen, und ſo das heiße Waſſer in ſehr feinen Strahlen gleichmäßig über die Treber ſtrömen laſſen, welche es durchſickernd auswäſcht, und ſo alle noch darin enthaltene Zuckerlöſung aufnimmt und in die Braupfanne führt.
Die Treber ſind ein außerordentlich wertvolles Viehfutter, aber auch, beſonders in den heißen Sommermonaten leicht zur Säuerung geneigt, wobei ſie vollſtändig verderben. Dieſes Futtermittel iſt aber gerade in den Sommermonaten des vorhandenen Grünfutters wegen wenig begehrt und war überdies nur in der allernächſten Umgegend abſetzbar, weil es, ganz abgeſehen von ſeiner leichten Verderbbarkeit ſchon der enthaltenen Waſſermengen wegen nicht verſendbar war.
Der Erlös der Treber aber iſt für die Rentabilität einer Brauerei ein ſo weſentlicher Faktor, daß die Brauereien gezwungen ſind, die Anzahl der Sude von der Möglichkeit des Treberverkaufs abhängig zu machen. Nachdem durch Anwendung von Kühlmaſchinen der Brauereibetrieb längſt von der Außentemperatur unabhängig war, wurde es um ſo ſchwerer empfunden, daß die Entwickelung des Betriebes nun durch die Treberabſatzfrage im Sommer dennoch eingeengt blieb. Von verſchiedenen Seiten arbeitete man daher gleichzeitig daran, eine Behand- lungsweiſe für die Treber zu finden, welche dieſelbe haltbar und für den Transport geeignet machte. Hierdurch ſollte ſowohl das beliebig häufige Brauen in der heißen Jahreszeit, wie auch der Umſtand er- möglicht werden, die Treber verſenden und auch aufbewahren zu können, um ſie nicht im Sommer verkaufen zu müſſen, ſondern für den Winter, wo ſie höher bezahlt werden, aufbewahren zu können. —
Man ſtellte nun durch Preſſen und Trocknen der naſſen Treber ſog. Trockentreber dar, die ſowohl recht haltbar als auch verſendbar waren, und damit war anſcheinend dieſe Frage gelöſt; aber ſehr bald fand man, daß die Treber durch das Preſſen an Nährwert verloren hatten, ſodaß der Landwirt mit Recht behauptete, dieſe getrockneten Treber ſeien viel
Das Buch der Erfindungen. 32
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Die Bereitung der Bierwürze.
[Abbildung Fig. 287. Anſchwänz-Apparat.]
mit dem Heißwaſſer-Reſervoir verbunden und läßt das heiße Waſſer
in das auf den Arm d drehbar aufgeſetzte Gefäß b fließen. Von b
aus ſtrömt das heiße Waſſer in die vier daran befeſtigten und an den
äußeren Enden geſchloſſenen Röhren c, welche alle nur an einer und
zwar an derſelben Seite mit feinen Löchern verſehen, ſich ſofort mit
dem Gefäße b zu drehen beginnen, und ſo das heiße Waſſer in ſehr
feinen Strahlen gleichmäßig über die Treber ſtrömen laſſen, welche es
durchſickernd auswäſcht, und ſo alle noch darin enthaltene Zuckerlöſung
aufnimmt und in die Braupfanne führt.
Die Treber ſind ein außerordentlich wertvolles Viehfutter, aber
auch, beſonders in den heißen Sommermonaten leicht zur Säuerung
geneigt, wobei ſie vollſtändig verderben. Dieſes Futtermittel iſt aber
gerade in den Sommermonaten des vorhandenen Grünfutters wegen
wenig begehrt und war überdies nur in der allernächſten Umgegend
abſetzbar, weil es, ganz abgeſehen von ſeiner leichten Verderbbarkeit
ſchon der enthaltenen Waſſermengen wegen nicht verſendbar war.
Der Erlös der Treber aber iſt für die Rentabilität einer Brauerei
ein ſo weſentlicher Faktor, daß die Brauereien gezwungen ſind,
die Anzahl der Sude von der Möglichkeit des Treberverkaufs abhängig
zu machen. Nachdem durch Anwendung von Kühlmaſchinen der
Brauereibetrieb längſt von der Außentemperatur unabhängig war, wurde
es um ſo ſchwerer empfunden, daß die Entwickelung des Betriebes nun
durch die Treberabſatzfrage im Sommer dennoch eingeengt blieb. Von
verſchiedenen Seiten arbeitete man daher gleichzeitig daran, eine Behand-
lungsweiſe für die Treber zu finden, welche dieſelbe haltbar und für
den Transport geeignet machte. Hierdurch ſollte ſowohl das beliebig
häufige Brauen in der heißen Jahreszeit, wie auch der Umſtand er-
möglicht werden, die Treber verſenden und auch aufbewahren zu können,
um ſie nicht im Sommer verkaufen zu müſſen, ſondern für den Winter,
wo ſie höher bezahlt werden, aufbewahren zu können. —
Man ſtellte nun durch Preſſen und Trocknen der naſſen Treber
ſog. Trockentreber dar, die ſowohl recht haltbar als auch verſendbar waren,
und damit war anſcheinend dieſe Frage gelöſt; aber ſehr bald fand man,
daß die Treber durch das Preſſen an Nährwert verloren hatten, ſodaß
der Landwirt mit Recht behauptete, dieſe getrockneten Treber ſeien viel
Das Buch der Erfindungen. 32
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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