Die künstlichen Düngestoffe und die Chemie des Bodens.
Der Mineraldünger bestand bei diesen Versuchen aus Kalksuper- phosphat, Kali, schwefelsaurem Natron und Bittersalz; einfaches Ammoniaksalz oder Chilisalpeter bedeutet, daß 48 kg Stickstoff pro Hektar, "doppeltes", daß 96 kg Stickstoff pro Hektar gegeben wurden.
Ferner zeigen 22 Jahre lang durchgeführte Versuche auf Wiesen, daß auch hier die Wirkung der künstlichen Düngestoffe von ganz eminenter Bedeutung ist, und zwar wie bei den anderen Kulturen nicht nur für die Quantität, sondern auch für die Qualität des gewonnenen Futters. Sowohl Schmackhaftigkeit wie Nährkraft wurden wesentlich verbessert, was sofort einleuchtend ist, wenn man berücksichtigt, daß bei diesen Versuchen, wenn vorherrschend mit Phosphorsäure und Kali gedüngt wurde, Graswiesen in Klee- und Wickenwiesen verwandelt worden sind. Hierdurch soll nicht etwa gesagt werden, daß genannte Düngemittel im- stande seien, Klee- und ursprünglich zu erzeugen, sondern vielmehr, daß sie die Bedingungen gewähren, unter welchen diese sich entwickeln können, anstatt sich von dem Grase überwuchern zu lassen.
Für das Düngebedürfnis der Pflanzen, das ja -- wie wir z. B. bei den stickstoffsammelnden Pflanzen gesehen haben -- häufig ein ganz anderes ist, als ihr Nahrungsbedürfnis, hat Wolff folgendes, sehr instruktives Schema aufgestellt:
[Tabelle]
Diese Verteilung der drei wesentlichen konzentrierten Düngemittel bedeutet, daß die Halmfrüchte unter den durchschnittlich vorhandenen Verhältnissen, wenn sie gute Ernten liefern sollen, vorzugsweise eine reichliche Menge Stickstoff verlangen, zunächst kommt dann die Phosphor- säure in Betracht und zuletzt erst das Kali. Klee, Luzerne, ähnliche Futterkräuter und Wiesen verlangen in erster Linie Kali, in zweiter Phosphorsäure und die geringste Bedeutung hat hier der Stickstoff. Rübenartige Gewächse geben guten Ertrag nach Phosphorsäure, wobei Stickstoff und Kali ebenfalls von Wert sind, jedoch der Stickstoff von höherem als das Kali. Kartoffeln verlangen gleichzeitig Stickstoff und Phosphorsäure, weniger direkte Kalizufuhr; die körnertragenden Hülsen- früchte hingegen Kali und Phosphorsäure, während hier Stickstoff weniger in Betracht kommt. Den Ölfrüchten und anderen Handels- gewächsen, wie Tabak, Gespinstpflanzen etc. endlich, muß man alle drei dieser wichtigen Düngemittel in reichlicher Menge und leicht löslicher Form zuführen, wenn man ohne "Raubbau" zu treiben, lohnende Ernteerträge erzielen will.
Um den Wert der Düngung mit konzentrierten Düngemitteln noch recht anschaulich vor Augen zu führen und gleichzeitig zu beweisen,
Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
Der Mineraldünger beſtand bei dieſen Verſuchen aus Kalkſuper- phosphat, Kali, ſchwefelſaurem Natron und Bitterſalz; einfaches Ammoniakſalz oder Chiliſalpeter bedeutet, daß 48 kg Stickſtoff pro Hektar, „doppeltes“, daß 96 kg Stickſtoff pro Hektar gegeben wurden.
Ferner zeigen 22 Jahre lang durchgeführte Verſuche auf Wieſen, daß auch hier die Wirkung der künſtlichen Düngeſtoffe von ganz eminenter Bedeutung iſt, und zwar wie bei den anderen Kulturen nicht nur für die Quantität, ſondern auch für die Qualität des gewonnenen Futters. Sowohl Schmackhaftigkeit wie Nährkraft wurden weſentlich verbeſſert, was ſofort einleuchtend iſt, wenn man berückſichtigt, daß bei dieſen Verſuchen, wenn vorherrſchend mit Phosphorſäure und Kali gedüngt wurde, Graswieſen in Klee- und Wickenwieſen verwandelt worden ſind. Hierdurch ſoll nicht etwa geſagt werden, daß genannte Düngemittel im- ſtande ſeien, Klee- und urſprünglich zu erzeugen, ſondern vielmehr, daß ſie die Bedingungen gewähren, unter welchen dieſe ſich entwickeln können, anſtatt ſich von dem Graſe überwuchern zu laſſen.
Für das Düngebedürfnis der Pflanzen, das ja — wie wir z. B. bei den ſtickſtoffſammelnden Pflanzen geſehen haben — häufig ein ganz anderes iſt, als ihr Nahrungsbedürfnis, hat Wolff folgendes, ſehr inſtruktives Schema aufgeſtellt:
[Tabelle]
Dieſe Verteilung der drei weſentlichen konzentrierten Düngemittel bedeutet, daß die Halmfrüchte unter den durchſchnittlich vorhandenen Verhältniſſen, wenn ſie gute Ernten liefern ſollen, vorzugsweiſe eine reichliche Menge Stickſtoff verlangen, zunächſt kommt dann die Phosphor- ſäure in Betracht und zuletzt erſt das Kali. Klee, Luzerne, ähnliche Futterkräuter und Wieſen verlangen in erſter Linie Kali, in zweiter Phosphorſäure und die geringſte Bedeutung hat hier der Stickſtoff. Rübenartige Gewächſe geben guten Ertrag nach Phosphorſäure, wobei Stickſtoff und Kali ebenfalls von Wert ſind, jedoch der Stickſtoff von höherem als das Kali. Kartoffeln verlangen gleichzeitig Stickſtoff und Phosphorſäure, weniger direkte Kalizufuhr; die körnertragenden Hülſen- früchte hingegen Kali und Phosphorſäure, während hier Stickſtoff weniger in Betracht kommt. Den Ölfrüchten und anderen Handels- gewächſen, wie Tabak, Geſpinſtpflanzen ꝛc. endlich, muß man alle drei dieſer wichtigen Düngemittel in reichlicher Menge und leicht löslicher Form zuführen, wenn man ohne „Raubbau“ zu treiben, lohnende Ernteerträge erzielen will.
Um den Wert der Düngung mit konzentrierten Düngemitteln noch recht anſchaulich vor Augen zu führen und gleichzeitig zu beweiſen,
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Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
Der Mineraldünger beſtand bei dieſen Verſuchen aus Kalkſuper-
phosphat, Kali, ſchwefelſaurem Natron und Bitterſalz; einfaches
Ammoniakſalz oder Chiliſalpeter bedeutet, daß 48 kg Stickſtoff pro Hektar,
„doppeltes“, daß 96 kg Stickſtoff pro Hektar gegeben wurden.
Ferner zeigen 22 Jahre lang durchgeführte Verſuche auf Wieſen,
daß auch hier die Wirkung der künſtlichen Düngeſtoffe von ganz eminenter
Bedeutung iſt, und zwar wie bei den anderen Kulturen nicht nur für
die Quantität, ſondern auch für die Qualität des gewonnenen Futters.
Sowohl Schmackhaftigkeit wie Nährkraft wurden weſentlich verbeſſert,
was ſofort einleuchtend iſt, wenn man berückſichtigt, daß bei dieſen
Verſuchen, wenn vorherrſchend mit Phosphorſäure und Kali gedüngt
wurde, Graswieſen in Klee- und Wickenwieſen verwandelt worden ſind.
Hierdurch ſoll nicht etwa geſagt werden, daß genannte Düngemittel im-
ſtande ſeien, Klee- und urſprünglich zu erzeugen, ſondern vielmehr, daß
ſie die Bedingungen gewähren, unter welchen dieſe ſich entwickeln können,
anſtatt ſich von dem Graſe überwuchern zu laſſen.
Für das Düngebedürfnis der Pflanzen, das ja — wie wir z. B.
bei den ſtickſtoffſammelnden Pflanzen geſehen haben — häufig ein ganz
anderes iſt, als ihr Nahrungsbedürfnis, hat Wolff folgendes, ſehr
inſtruktives Schema aufgeſtellt:
Dieſe Verteilung der drei weſentlichen konzentrierten Düngemittel
bedeutet, daß die Halmfrüchte unter den durchſchnittlich vorhandenen
Verhältniſſen, wenn ſie gute Ernten liefern ſollen, vorzugsweiſe eine
reichliche Menge Stickſtoff verlangen, zunächſt kommt dann die Phosphor-
ſäure in Betracht und zuletzt erſt das Kali. Klee, Luzerne, ähnliche
Futterkräuter und Wieſen verlangen in erſter Linie Kali, in zweiter
Phosphorſäure und die geringſte Bedeutung hat hier der Stickſtoff.
Rübenartige Gewächſe geben guten Ertrag nach Phosphorſäure, wobei
Stickſtoff und Kali ebenfalls von Wert ſind, jedoch der Stickſtoff von
höherem als das Kali. Kartoffeln verlangen gleichzeitig Stickſtoff und
Phosphorſäure, weniger direkte Kalizufuhr; die körnertragenden Hülſen-
früchte hingegen Kali und Phosphorſäure, während hier Stickſtoff
weniger in Betracht kommt. Den Ölfrüchten und anderen Handels-
gewächſen, wie Tabak, Geſpinſtpflanzen ꝛc. endlich, muß man alle drei
dieſer wichtigen Düngemittel in reichlicher Menge und leicht löslicher
Form zuführen, wenn man ohne „Raubbau“ zu treiben, lohnende
Ernteerträge erzielen will.
Um den Wert der Düngung mit konzentrierten Düngemitteln noch
recht anſchaulich vor Augen zu führen und gleichzeitig zu beweiſen,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/464>, abgerufen am 25.11.2024.
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