Die künstlichen Düngestoffe und die Chemie des Bodens.
den gedüngten Versuchsparzellen auch ungedüngte liegen müssen, und die Versuche erst dann als richtig durchgeführt zu bezeichnen sind, wenn die Resultate der ersteren und letzteren unter sich nur wenig von einander abweichen, bezw. diese Abweichungen infolge genauer Be- obachtungen leicht zu erklären sind. Bei manchen nicht sofort lös- lichen Düngemitteln, wie z. B. bei gewissen, später näher zu betrachtenden Phosphaten muß auch die Nachwirkung mit in Betracht gezogen werden, welche manchmal erst nach 3 bis 4 Jahren eintritt; daher kann bei solchen Düngemitteln auch nur das Gesamtresultat von vierjährigen Versuchen entscheidend sein. Endlich ist es selbstverständlich, daß diese Versuche auf einem möglichst gleichartigen Boden angestellt werden müssen, und das erzielt man leichter, wenn man das Versuchsfeld in lange, sehr schmale Streifen teilt, als wie früher in Quadrate, weil durch diese Einteilung etwa ungleichmäßige Stellen des Versuchs- ackers sich eher auf alle Versuchsparzellen verteilen, anstatt auf einer einzigen zur Geltung zu kommen. Diese Versuche zeigen für jeden Fall den Gehalt des Bodens an disponiblen Nährstoffen und danach hat man die Zufuhr für die Nährstoffmenge, welche die Pflanze be- darf, einzurichten. Hierbei muß man mit der Stickstoff-Zufuhr mög- lichst vorsichtig verfahren, denn der zu viel gegebene und den Winter über im Boden verbleibende Stickstoff geht verloren, da er durch Regen etc. ausgewaschen wird. Anders verhält es sich mit der Phosphorsäure und dem Kali; hiervon muß man stets einen Über- schuß, geben, und alles zu viel gegebene bleibt im Boden infolge seiner Absorbtionsfähigkeit aufbewahrt und erhalten.
Als käufliche Düngemittel kommen natürlich nur diejenigen in Betracht, welche dem Boden fehlen, und das sind hauptsächlich der Stickstoff, die Phosphorsäure und das Kali, also kann es sich nur um Chemikalien oder Abfälle handeln, welche diese genannten Stoffe ent- halten. Als Stickstoffdünger haben wir Chilisalpeter, Ammoniak- salze und gewisse tierische Abfälle; als Phosphorsäure-Dünger zahl- reiche Guano-Arten, Knochenasche, die aus diesen dargestellten Super- phosphate, den phosphorsauren Kalk der Leim- und chemischen Fa- briken, wie das sogen. Thomasphosphat; als Kali-Düngemittel endlich die Staßfurter Kalisalze und gewisse Rückstände chemischer Fabriken. Nun giebt es aber auch sehr wichtige Düngemittel, welche zwei der vorhergenannten Stoffe gleichzeitig enthalten. So ist z. B. im Peru- Fisch- und Fray-Bentos-Guano Knochenmehl und im Ammoniak- Superphosphat etc. Stickstoff und Phosphorsäure enthalten; die Holz- asche und das Kali-Superphosphat enthalten Kali und Phosphor- säure, und endlich enthält der Kalisalpeter Kali und Stickstoff. Im Handel befinden sich allerdings noch sehr zahlreiche Düngemittel, welche künstlich gemengt alle drei Stoffe in sehr wechselndem Mengenverhältnis enthalten, aber diese können hier nicht in Betracht kommen, weil sie keine Gewähr für eine konstante Zusammensetzung bieten, und auch vom
Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
den gedüngten Verſuchsparzellen auch ungedüngte liegen müſſen, und die Verſuche erſt dann als richtig durchgeführt zu bezeichnen ſind, wenn die Reſultate der erſteren und letzteren unter ſich nur wenig von einander abweichen, bezw. dieſe Abweichungen infolge genauer Be- obachtungen leicht zu erklären ſind. Bei manchen nicht ſofort lös- lichen Düngemitteln, wie z. B. bei gewiſſen, ſpäter näher zu betrachtenden Phosphaten muß auch die Nachwirkung mit in Betracht gezogen werden, welche manchmal erſt nach 3 bis 4 Jahren eintritt; daher kann bei ſolchen Düngemitteln auch nur das Geſamtreſultat von vierjährigen Verſuchen entſcheidend ſein. Endlich iſt es ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Verſuche auf einem möglichſt gleichartigen Boden angeſtellt werden müſſen, und das erzielt man leichter, wenn man das Verſuchsfeld in lange, ſehr ſchmale Streifen teilt, als wie früher in Quadrate, weil durch dieſe Einteilung etwa ungleichmäßige Stellen des Verſuchs- ackers ſich eher auf alle Verſuchsparzellen verteilen, anſtatt auf einer einzigen zur Geltung zu kommen. Dieſe Verſuche zeigen für jeden Fall den Gehalt des Bodens an disponiblen Nährſtoffen und danach hat man die Zufuhr für die Nährſtoffmenge, welche die Pflanze be- darf, einzurichten. Hierbei muß man mit der Stickſtoff-Zufuhr mög- lichſt vorſichtig verfahren, denn der zu viel gegebene und den Winter über im Boden verbleibende Stickſtoff geht verloren, da er durch Regen ꝛc. ausgewaſchen wird. Anders verhält es ſich mit der Phosphorſäure und dem Kali; hiervon muß man ſtets einen Über- ſchuß, geben, und alles zu viel gegebene bleibt im Boden infolge ſeiner Abſorbtionsfähigkeit aufbewahrt und erhalten.
Als käufliche Düngemittel kommen natürlich nur diejenigen in Betracht, welche dem Boden fehlen, und das ſind hauptſächlich der Stickſtoff, die Phosphorſäure und das Kali, alſo kann es ſich nur um Chemikalien oder Abfälle handeln, welche dieſe genannten Stoffe ent- halten. Als Stickſtoffdünger haben wir Chiliſalpeter, Ammoniak- ſalze und gewiſſe tieriſche Abfälle; als Phosphorſäure-Dünger zahl- reiche Guano-Arten, Knochenaſche, die aus dieſen dargeſtellten Super- phosphate, den phosphorſauren Kalk der Leim- und chemiſchen Fa- briken, wie das ſogen. Thomasphosphat; als Kali-Düngemittel endlich die Staßfurter Kaliſalze und gewiſſe Rückſtände chemiſcher Fabriken. Nun giebt es aber auch ſehr wichtige Düngemittel, welche zwei der vorhergenannten Stoffe gleichzeitig enthalten. So iſt z. B. im Peru- Fiſch- und Fray-Bentos-Guano Knochenmehl und im Ammoniak- Superphosphat ꝛc. Stickſtoff und Phosphorſäure enthalten; die Holz- aſche und das Kali-Superphosphat enthalten Kali und Phosphor- ſäure, und endlich enthält der Kaliſalpeter Kali und Stickſtoff. Im Handel befinden ſich allerdings noch ſehr zahlreiche Düngemittel, welche künſtlich gemengt alle drei Stoffe in ſehr wechſelndem Mengenverhältnis enthalten, aber dieſe können hier nicht in Betracht kommen, weil ſie keine Gewähr für eine konſtante Zuſammenſetzung bieten, und auch vom
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[434/0452]
Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
den gedüngten Verſuchsparzellen auch ungedüngte liegen müſſen, und
die Verſuche erſt dann als richtig durchgeführt zu bezeichnen ſind,
wenn die Reſultate der erſteren und letzteren unter ſich nur wenig von
einander abweichen, bezw. dieſe Abweichungen infolge genauer Be-
obachtungen leicht zu erklären ſind. Bei manchen nicht ſofort lös-
lichen Düngemitteln, wie z. B. bei gewiſſen, ſpäter näher zu betrachtenden
Phosphaten muß auch die Nachwirkung mit in Betracht gezogen werden,
welche manchmal erſt nach 3 bis 4 Jahren eintritt; daher kann bei
ſolchen Düngemitteln auch nur das Geſamtreſultat von vierjährigen
Verſuchen entſcheidend ſein. Endlich iſt es ſelbſtverſtändlich, daß dieſe
Verſuche auf einem möglichſt gleichartigen Boden angeſtellt werden
müſſen, und das erzielt man leichter, wenn man das Verſuchsfeld in
lange, ſehr ſchmale Streifen teilt, als wie früher in Quadrate, weil
durch dieſe Einteilung etwa ungleichmäßige Stellen des Verſuchs-
ackers ſich eher auf alle Verſuchsparzellen verteilen, anſtatt auf einer
einzigen zur Geltung zu kommen. Dieſe Verſuche zeigen für jeden
Fall den Gehalt des Bodens an disponiblen Nährſtoffen und danach
hat man die Zufuhr für die Nährſtoffmenge, welche die Pflanze be-
darf, einzurichten. Hierbei muß man mit der Stickſtoff-Zufuhr mög-
lichſt vorſichtig verfahren, denn der zu viel gegebene und den Winter
über im Boden verbleibende Stickſtoff geht verloren, da er durch
Regen ꝛc. ausgewaſchen wird. Anders verhält es ſich mit der
Phosphorſäure und dem Kali; hiervon muß man ſtets einen Über-
ſchuß, geben, und alles zu viel gegebene bleibt im Boden infolge ſeiner
Abſorbtionsfähigkeit aufbewahrt und erhalten.
Als käufliche Düngemittel kommen natürlich nur diejenigen in
Betracht, welche dem Boden fehlen, und das ſind hauptſächlich der
Stickſtoff, die Phosphorſäure und das Kali, alſo kann es ſich nur um
Chemikalien oder Abfälle handeln, welche dieſe genannten Stoffe ent-
halten. Als Stickſtoffdünger haben wir Chiliſalpeter, Ammoniak-
ſalze und gewiſſe tieriſche Abfälle; als Phosphorſäure-Dünger zahl-
reiche Guano-Arten, Knochenaſche, die aus dieſen dargeſtellten Super-
phosphate, den phosphorſauren Kalk der Leim- und chemiſchen Fa-
briken, wie das ſogen. Thomasphosphat; als Kali-Düngemittel endlich
die Staßfurter Kaliſalze und gewiſſe Rückſtände chemiſcher Fabriken.
Nun giebt es aber auch ſehr wichtige Düngemittel, welche zwei der
vorhergenannten Stoffe gleichzeitig enthalten. So iſt z. B. im Peru-
Fiſch- und Fray-Bentos-Guano Knochenmehl und im Ammoniak-
Superphosphat ꝛc. Stickſtoff und Phosphorſäure enthalten; die Holz-
aſche und das Kali-Superphosphat enthalten Kali und Phosphor-
ſäure, und endlich enthält der Kaliſalpeter Kali und Stickſtoff. Im
Handel befinden ſich allerdings noch ſehr zahlreiche Düngemittel, welche
künſtlich gemengt alle drei Stoffe in ſehr wechſelndem Mengenverhältnis
enthalten, aber dieſe können hier nicht in Betracht kommen, weil ſie
keine Gewähr für eine konſtante Zuſammenſetzung bieten, und auch vom
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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