schriebenen das Verhältnis der beiden Hebelarme ein konstantes, sich gleichbleibendes ist, die sogenannten Brückenwagen. Schon im vorigen Jahrhundert gab es mehrere derartige Konstruktionen, die aber so schwer- fällig waren, daß sie sich keinen Eingang zu verschaffen ver- mochten. Erst dem Mechaniker Quintenz in Straßburg gelang es 1823 sie in einer Form herzustellen, die ihnen schnell zu großer Verbreitung verhalf. Fig. 16 giebt eine Ansicht dieser Straßburger Wage, schematisch dargestellt. Bei der Brücken- wage sind hauptsächlich ein- armige Hebel in Anwendung
[Abbildung]
Fig. 16.
Brückenwage.
gebracht; auch bei diesen findet Gleichgewicht statt, wenn die statischen Momente gleich sind, nur müssen hier, da beide Kräfte auf derselben Seite des Drehungspunktes angreifen, die Kräfte entgegengesetzte Rich- tung haben.
Drückt eine Last nach unten, so kann dieselbe nur aufgehoben werden durch einen Zug nach oben. Wie man aus der Abbildung ersieht, ist die horizontale Brücke (der einarmige Lasthebel) mit dem vorderen Ende E aufgehängt an der vertikalen Stange D E. Diese ist in D an dem Wagebalken A B befestigt, während das hintere Ende mittelst einer Schneide F auf einem zweiten einarmigen Hebel H K, dem Trag- hebel aufruht. Auch dieser hängt an einer senkrechten Stange H B, welche frei durch die Brücke hindurchgeht und bei B an einem Ende mit dem Wagebalken verbunden ist, während das andere sich um die Schneide K dreht. Legt man auf die Brücke eine Last Q, so wird ein Teil derselben sich bemerkbar machen als Zug p an der Stange E D, ein anderer als Druck q auf die Schneide F wirken, dann ist Q = p + q. Das Verhältnis der Hebellängen ist so gewählt, daß C D zu C B im gleichen Verhältnisse steht wie K F zu K H. Beispielsweise sei C B zehnmal so lang als C D, also auch K H zehnmal so lang als K F. Dann würde ein in B wirkender Zug nach oben in Größe von p/10 dem Zuge nach unten p, den die Stange D E ausübt, gerade das Gleichgewicht halten, und dieser Teil der Last wäre aufgehoben. Der Teil q drückt durch die Schneide F auf den Traghebel K H und ruft wegen des Verhältnisses von K F zu H F durch Vermittelung der Stange H B in B einen Zug nach unten hervor gleich q/10. Ließe man also in B einen Zug nach oben wirken gleich q/10 + p/10 = Q/10, so wäre die ganze Last Q aufgehoben. Diesen Zug bringt man hervor, indem man die andere Seite des Wagebalkens belastet. Wäre C B = C A, also wäre A B ein gleicharmiger Hebel, so brauchte man in eine bei A hängende Schale nur ein Zehntel der Gewichtsmenge auflegen, welche
Von den Wägungen.
ſchriebenen das Verhältnis der beiden Hebelarme ein konſtantes, ſich gleichbleibendes iſt, die ſogenannten Brückenwagen. Schon im vorigen Jahrhundert gab es mehrere derartige Konſtruktionen, die aber ſo ſchwer- fällig waren, daß ſie ſich keinen Eingang zu verſchaffen ver- mochten. Erſt dem Mechaniker Quintenz in Straßburg gelang es 1823 ſie in einer Form herzuſtellen, die ihnen ſchnell zu großer Verbreitung verhalf. Fig. 16 giebt eine Anſicht dieſer Straßburger Wage, ſchematiſch dargeſtellt. Bei der Brücken- wage ſind hauptſächlich ein- armige Hebel in Anwendung
[Abbildung]
Fig. 16.
Brückenwage.
gebracht; auch bei dieſen findet Gleichgewicht ſtatt, wenn die ſtatiſchen Momente gleich ſind, nur müſſen hier, da beide Kräfte auf derſelben Seite des Drehungspunktes angreifen, die Kräfte entgegengeſetzte Rich- tung haben.
Drückt eine Laſt nach unten, ſo kann dieſelbe nur aufgehoben werden durch einen Zug nach oben. Wie man aus der Abbildung erſieht, iſt die horizontale Brücke (der einarmige Laſthebel) mit dem vorderen Ende E aufgehängt an der vertikalen Stange D E. Dieſe iſt in D an dem Wagebalken A B befeſtigt, während das hintere Ende mittelſt einer Schneide F auf einem zweiten einarmigen Hebel H K, dem Trag- hebel aufruht. Auch dieſer hängt an einer ſenkrechten Stange H B, welche frei durch die Brücke hindurchgeht und bei B an einem Ende mit dem Wagebalken verbunden iſt, während das andere ſich um die Schneide K dreht. Legt man auf die Brücke eine Laſt Q, ſo wird ein Teil derſelben ſich bemerkbar machen als Zug p an der Stange E D, ein anderer als Druck q auf die Schneide F wirken, dann iſt Q = p + q. Das Verhältnis der Hebellängen iſt ſo gewählt, daß C D zu C B im gleichen Verhältniſſe ſteht wie K F zu K H. Beiſpielsweiſe ſei C B zehnmal ſo lang als C D, alſo auch K H zehnmal ſo lang als K F. Dann würde ein in B wirkender Zug nach oben in Größe von p/10 dem Zuge nach unten p, den die Stange D E ausübt, gerade das Gleichgewicht halten, und dieſer Teil der Laſt wäre aufgehoben. Der Teil q drückt durch die Schneide F auf den Traghebel K H und ruft wegen des Verhältniſſes von K F zu H F durch Vermittelung der Stange H B in B einen Zug nach unten hervor gleich q/10. Ließe man alſo in B einen Zug nach oben wirken gleich q/10 + p/10 = Q/10, ſo wäre die ganze Laſt Q aufgehoben. Dieſen Zug bringt man hervor, indem man die andere Seite des Wagebalkens belaſtet. Wäre C B = C A, alſo wäre A B ein gleicharmiger Hebel, ſo brauchte man in eine bei A hängende Schale nur ein Zehntel der Gewichtsmenge auflegen, welche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0039"n="21"/><fwplace="top"type="header">Von den Wägungen.</fw><lb/>ſchriebenen das Verhältnis der beiden Hebelarme ein konſtantes, ſich<lb/>
gleichbleibendes iſt, die ſogenannten Brückenwagen. Schon im vorigen<lb/>
Jahrhundert gab es mehrere derartige Konſtruktionen, die aber ſo ſchwer-<lb/>
fällig waren, daß ſie ſich keinen<lb/>
Eingang zu verſchaffen ver-<lb/>
mochten. Erſt dem Mechaniker<lb/>
Quintenz in Straßburg gelang<lb/>
es 1823 ſie in einer Form<lb/>
herzuſtellen, die ihnen ſchnell<lb/>
zu großer Verbreitung verhalf.<lb/>
Fig. 16 giebt eine Anſicht dieſer<lb/>
Straßburger Wage, ſchematiſch<lb/>
dargeſtellt. Bei der Brücken-<lb/>
wage ſind hauptſächlich ein-<lb/>
armige Hebel in Anwendung<lb/><figure><head>Fig. 16.</head><lb/><p>Brückenwage.</p></figure><lb/>
gebracht; auch bei dieſen findet Gleichgewicht ſtatt, wenn die ſtatiſchen<lb/>
Momente gleich ſind, nur müſſen hier, da beide Kräfte auf derſelben<lb/>
Seite des Drehungspunktes angreifen, die Kräfte entgegengeſetzte Rich-<lb/>
tung haben.</p><lb/><p>Drückt eine Laſt nach unten, ſo kann dieſelbe nur aufgehoben<lb/>
werden durch einen Zug nach oben. Wie man aus der Abbildung<lb/>
erſieht, iſt die horizontale Brücke (der einarmige Laſthebel) mit dem<lb/>
vorderen Ende <hirendition="#aq">E</hi> aufgehängt an der vertikalen Stange <hirendition="#aq">D E.</hi> Dieſe iſt<lb/>
in <hirendition="#aq">D</hi> an dem Wagebalken <hirendition="#aq">A B</hi> befeſtigt, während das hintere Ende mittelſt<lb/>
einer Schneide <hirendition="#aq">F</hi> auf einem zweiten einarmigen Hebel <hirendition="#aq">H K</hi>, dem Trag-<lb/>
hebel aufruht. Auch dieſer hängt an einer ſenkrechten Stange <hirendition="#aq">H B</hi>, welche<lb/>
frei durch die Brücke hindurchgeht und bei <hirendition="#aq">B</hi> an einem Ende mit<lb/>
dem Wagebalken verbunden iſt, während das andere ſich um die<lb/>
Schneide <hirendition="#aq">K</hi> dreht. Legt man auf die Brücke eine Laſt <hirendition="#aq">Q</hi>, ſo wird ein<lb/>
Teil derſelben ſich bemerkbar machen als Zug <hirendition="#aq">p</hi> an der Stange <hirendition="#aq">E D</hi>,<lb/>
ein anderer als Druck <hirendition="#aq">q</hi> auf die Schneide <hirendition="#aq">F</hi> wirken, dann iſt <hirendition="#aq">Q = p + q.</hi><lb/>
Das Verhältnis der Hebellängen iſt ſo gewählt, daß <hirendition="#aq">C D</hi> zu <hirendition="#aq">C B</hi> im<lb/>
gleichen Verhältniſſe ſteht wie <hirendition="#aq">K F</hi> zu <hirendition="#aq">K H.</hi> Beiſpielsweiſe ſei <hirendition="#aq">C B</hi><lb/>
zehnmal ſo lang als <hirendition="#aq">C D</hi>, alſo auch <hirendition="#aq">K H</hi> zehnmal ſo lang als <hirendition="#aq">K F.</hi><lb/>
Dann würde ein in <hirendition="#aq">B</hi> wirkender Zug nach oben in Größe von <hirendition="#aq"><hirendition="#sup">p</hi></hi>/<hirendition="#sub">10</hi><lb/>
dem Zuge nach unten <hirendition="#aq">p</hi>, den die Stange <hirendition="#aq">D E</hi> ausübt, gerade das<lb/>
Gleichgewicht halten, und dieſer Teil der Laſt wäre aufgehoben.<lb/>
Der Teil <hirendition="#aq">q</hi> drückt durch die Schneide <hirendition="#aq">F</hi> auf den Traghebel <hirendition="#aq">K H</hi> und<lb/>
ruft wegen des Verhältniſſes von <hirendition="#aq">K F</hi> zu <hirendition="#aq">H F</hi> durch Vermittelung der<lb/>
Stange <hirendition="#aq">H B</hi> in <hirendition="#aq">B</hi> einen Zug nach unten hervor gleich <hirendition="#aq"><hirendition="#sup">q</hi></hi>/<hirendition="#sub">10</hi>. Ließe man<lb/>
alſo in <hirendition="#aq">B</hi> einen Zug nach oben wirken gleich <hirendition="#aq"><hirendition="#sup">q</hi></hi>/<hirendition="#sub">10</hi> + <hirendition="#aq"><hirendition="#sup">p</hi></hi>/<hirendition="#sub">10</hi> = <hirendition="#sup">Q</hi>/<hirendition="#sub">10</hi>, ſo wäre<lb/>
die ganze Laſt <hirendition="#aq">Q</hi> aufgehoben. Dieſen Zug bringt man hervor, indem<lb/>
man die andere Seite des Wagebalkens belaſtet. Wäre <hirendition="#aq">C B = C A</hi>,<lb/>
alſo wäre <hirendition="#aq">A B</hi> ein gleicharmiger Hebel, ſo brauchte man in eine bei <hirendition="#aq">A</hi><lb/>
hängende Schale nur ein Zehntel der Gewichtsmenge auflegen, welche<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[21/0039]
Von den Wägungen.
ſchriebenen das Verhältnis der beiden Hebelarme ein konſtantes, ſich
gleichbleibendes iſt, die ſogenannten Brückenwagen. Schon im vorigen
Jahrhundert gab es mehrere derartige Konſtruktionen, die aber ſo ſchwer-
fällig waren, daß ſie ſich keinen
Eingang zu verſchaffen ver-
mochten. Erſt dem Mechaniker
Quintenz in Straßburg gelang
es 1823 ſie in einer Form
herzuſtellen, die ihnen ſchnell
zu großer Verbreitung verhalf.
Fig. 16 giebt eine Anſicht dieſer
Straßburger Wage, ſchematiſch
dargeſtellt. Bei der Brücken-
wage ſind hauptſächlich ein-
armige Hebel in Anwendung
[Abbildung Fig. 16.
Brückenwage.]
gebracht; auch bei dieſen findet Gleichgewicht ſtatt, wenn die ſtatiſchen
Momente gleich ſind, nur müſſen hier, da beide Kräfte auf derſelben
Seite des Drehungspunktes angreifen, die Kräfte entgegengeſetzte Rich-
tung haben.
Drückt eine Laſt nach unten, ſo kann dieſelbe nur aufgehoben
werden durch einen Zug nach oben. Wie man aus der Abbildung
erſieht, iſt die horizontale Brücke (der einarmige Laſthebel) mit dem
vorderen Ende E aufgehängt an der vertikalen Stange D E. Dieſe iſt
in D an dem Wagebalken A B befeſtigt, während das hintere Ende mittelſt
einer Schneide F auf einem zweiten einarmigen Hebel H K, dem Trag-
hebel aufruht. Auch dieſer hängt an einer ſenkrechten Stange H B, welche
frei durch die Brücke hindurchgeht und bei B an einem Ende mit
dem Wagebalken verbunden iſt, während das andere ſich um die
Schneide K dreht. Legt man auf die Brücke eine Laſt Q, ſo wird ein
Teil derſelben ſich bemerkbar machen als Zug p an der Stange E D,
ein anderer als Druck q auf die Schneide F wirken, dann iſt Q = p + q.
Das Verhältnis der Hebellängen iſt ſo gewählt, daß C D zu C B im
gleichen Verhältniſſe ſteht wie K F zu K H. Beiſpielsweiſe ſei C B
zehnmal ſo lang als C D, alſo auch K H zehnmal ſo lang als K F.
Dann würde ein in B wirkender Zug nach oben in Größe von p/10
dem Zuge nach unten p, den die Stange D E ausübt, gerade das
Gleichgewicht halten, und dieſer Teil der Laſt wäre aufgehoben.
Der Teil q drückt durch die Schneide F auf den Traghebel K H und
ruft wegen des Verhältniſſes von K F zu H F durch Vermittelung der
Stange H B in B einen Zug nach unten hervor gleich q/10. Ließe man
alſo in B einen Zug nach oben wirken gleich q/10 + p/10 = Q/10, ſo wäre
die ganze Laſt Q aufgehoben. Dieſen Zug bringt man hervor, indem
man die andere Seite des Wagebalkens belaſtet. Wäre C B = C A,
alſo wäre A B ein gleicharmiger Hebel, ſo brauchte man in eine bei A
hängende Schale nur ein Zehntel der Gewichtsmenge auflegen, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/39>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.