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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Heizung.
Zimmerluft nun wirklich so feucht, und erwärmt man sie durch Heizen
auf 20° C., so dehnt sich 1 Kubikmeter auf 1,043 Kubikmeter aus,
enthält nun also im Kubikmeter nur 7,96 g Wasser. Da nun die
Sättigungsmenge der Luft bei 20° aber 17,3g ist, so enthält die er-
wärmte Luft nur 46 % Wasser, also noch nicht die Hälfte gegen früher.
Diese Trockenheit macht sich um so unangenehmer für unseren
Körper bemerkbar, als die geheizte Luft in Bewegung ist. Deshalb
erscheint uns auch der Aufenthalt in einem auf 20° geheizten Zimmer
drückender und die Hitze in demselben größer, als unter ganz den-
selben Temperaturverhältnissen zur Sommerszeit. Erreicht die Trocken-
heit der erwärmten Zimmerluft einen einigermaßen hohen Grad, so
entzieht sie den Mund- und Nasenschleimhäuten Feuchtigkeit; man
hat dann das Gefühl der Rauhigkeit an diesen Stellen, auch ohne daß
die Luft, wie man z. B. bei der Luftheizung vorauszusetzen pflegt, durch
Staub- oder Rauchteile verunreinigt ist. Zur Verbesserung dieses Übel-
standes muß dafür gesorgt werden, daß der trockenen Luft möglichst viel
Feuchtigkeit auf künstlichem Wege zugeführt werde. Über die nötigen
Feuchtigkeitsgrade bei verschiedenen Heizungssystemen sind die Ansichten
noch nicht vollkommen feststehend; doch glaubt man, daß der Feuchtig-
keitsgehalt erwärmter Luft von 19° C. bei gewöhnlicher Ofenheizung
40 bis 70 %, bei Zentralheizung 50 bis 75 % betragen muß. Dieser
Feuchtigkeitsgehalt darf aber niemals auf Kosten der Reinheit der Luft
angestrebt werden. Eine Beschränkung des nötigen Luftwechsels würde
mindestens ebenso gesundheitsschädigend wirken, wie die zu große
Trockenheit. Es muß aber in Betracht gezogen werden, daß bei der
Ofenheizung die Verbrennung an sich schon bedeutende Luftmengen er-
fordert, z. B. 1 kg Holz gegen 10 Kubikmeter, 1 kg Kohle gegen
17 Kubikmeter. Der Ersatz strömt durch alle gerade vorhandenen
Öffnungen zu und wird meist von nicht besonders reiner Luft aus den
Nebenräumen gebildet. Die neuere Technik der Zentralheizung hat in
dieser Beziehung Heizung und Ventilation in günstiger Weise zu ver-
einigen gesucht und auch zum Teil schon recht gute Erfolge erzielt. Natür-
lich stellen sich solche Einrichtungen infolge des ganz unvermeidlichen
Wärmeverlustes teurer; man kann den durch die gleichzeitige Erwärmung
und Ventilation der Räume bedingten Mehrverbrauch an Feuerungs-
material reichlich auf ein Fünftel des ganzen Bedarfs veranschlagen.

Jede Heizungsanlage muß so beschaffen sein, daß die Verbrennung
des Materials so viel wie möglich ausgenützt wird. Die Verbrennung
soll, des Effekts wegen, eine vollkommene sein; es muß daher genügend
Luft zugeführt werden, aber nicht zu viel, weil das Übermaß wieder
abkühlend wirkt. Jede Anlage läßt Feuerherd, Heizraum und Schorn-
stein unterscheiden. Der erstere muß entsprechend der Natur des Ma-
terials gebaut sein; der Heizraum soll den Verbrennungsgasen Wärme
entziehen und sie der Luft des zu erwärmenden Raums mitteilen; der
Schornstein endlich muß so angelegt werden, daß ihm, zur Beförderung

Heizung.
Zimmerluft nun wirklich ſo feucht, und erwärmt man ſie durch Heizen
auf 20° C., ſo dehnt ſich 1 Kubikmeter auf 1,043 Kubikmeter aus,
enthält nun alſo im Kubikmeter nur 7,96 g Waſſer. Da nun die
Sättigungsmenge der Luft bei 20° aber 17,3g iſt, ſo enthält die er-
wärmte Luft nur 46 % Waſſer, alſo noch nicht die Hälfte gegen früher.
Dieſe Trockenheit macht ſich um ſo unangenehmer für unſeren
Körper bemerkbar, als die geheizte Luft in Bewegung iſt. Deshalb
erſcheint uns auch der Aufenthalt in einem auf 20° geheizten Zimmer
drückender und die Hitze in demſelben größer, als unter ganz den-
ſelben Temperaturverhältniſſen zur Sommerszeit. Erreicht die Trocken-
heit der erwärmten Zimmerluft einen einigermaßen hohen Grad, ſo
entzieht ſie den Mund- und Naſenſchleimhäuten Feuchtigkeit; man
hat dann das Gefühl der Rauhigkeit an dieſen Stellen, auch ohne daß
die Luft, wie man z. B. bei der Luftheizung vorauszuſetzen pflegt, durch
Staub- oder Rauchteile verunreinigt iſt. Zur Verbeſſerung dieſes Übel-
ſtandes muß dafür geſorgt werden, daß der trockenen Luft möglichſt viel
Feuchtigkeit auf künſtlichem Wege zugeführt werde. Über die nötigen
Feuchtigkeitsgrade bei verſchiedenen Heizungsſyſtemen ſind die Anſichten
noch nicht vollkommen feſtſtehend; doch glaubt man, daß der Feuchtig-
keitsgehalt erwärmter Luft von 19° C. bei gewöhnlicher Ofenheizung
40 bis 70 %, bei Zentralheizung 50 bis 75 % betragen muß. Dieſer
Feuchtigkeitsgehalt darf aber niemals auf Koſten der Reinheit der Luft
angeſtrebt werden. Eine Beſchränkung des nötigen Luftwechſels würde
mindeſtens ebenſo geſundheitsſchädigend wirken, wie die zu große
Trockenheit. Es muß aber in Betracht gezogen werden, daß bei der
Ofenheizung die Verbrennung an ſich ſchon bedeutende Luftmengen er-
fordert, z. B. 1 kg Holz gegen 10 Kubikmeter, 1 kg Kohle gegen
17 Kubikmeter. Der Erſatz ſtrömt durch alle gerade vorhandenen
Öffnungen zu und wird meiſt von nicht beſonders reiner Luft aus den
Nebenräumen gebildet. Die neuere Technik der Zentralheizung hat in
dieſer Beziehung Heizung und Ventilation in günſtiger Weiſe zu ver-
einigen geſucht und auch zum Teil ſchon recht gute Erfolge erzielt. Natür-
lich ſtellen ſich ſolche Einrichtungen infolge des ganz unvermeidlichen
Wärmeverluſtes teurer; man kann den durch die gleichzeitige Erwärmung
und Ventilation der Räume bedingten Mehrverbrauch an Feuerungs-
material reichlich auf ein Fünftel des ganzen Bedarfs veranſchlagen.

Jede Heizungsanlage muß ſo beſchaffen ſein, daß die Verbrennung
des Materials ſo viel wie möglich ausgenützt wird. Die Verbrennung
ſoll, des Effekts wegen, eine vollkommene ſein; es muß daher genügend
Luft zugeführt werden, aber nicht zu viel, weil das Übermaß wieder
abkühlend wirkt. Jede Anlage läßt Feuerherd, Heizraum und Schorn-
ſtein unterſcheiden. Der erſtere muß entſprechend der Natur des Ma-
terials gebaut ſein; der Heizraum ſoll den Verbrennungsgaſen Wärme
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Schornſtein endlich muß ſo angelegt werden, daß ihm, zur Beförderung

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[328/0346] Heizung. Zimmerluft nun wirklich ſo feucht, und erwärmt man ſie durch Heizen auf 20° C., ſo dehnt ſich 1 Kubikmeter auf 1,043 Kubikmeter aus, enthält nun alſo im Kubikmeter nur 7,96 g Waſſer. Da nun die Sättigungsmenge der Luft bei 20° aber 17,3g iſt, ſo enthält die er- wärmte Luft nur 46 % Waſſer, alſo noch nicht die Hälfte gegen früher. Dieſe Trockenheit macht ſich um ſo unangenehmer für unſeren Körper bemerkbar, als die geheizte Luft in Bewegung iſt. Deshalb erſcheint uns auch der Aufenthalt in einem auf 20° geheizten Zimmer drückender und die Hitze in demſelben größer, als unter ganz den- ſelben Temperaturverhältniſſen zur Sommerszeit. Erreicht die Trocken- heit der erwärmten Zimmerluft einen einigermaßen hohen Grad, ſo entzieht ſie den Mund- und Naſenſchleimhäuten Feuchtigkeit; man hat dann das Gefühl der Rauhigkeit an dieſen Stellen, auch ohne daß die Luft, wie man z. B. bei der Luftheizung vorauszuſetzen pflegt, durch Staub- oder Rauchteile verunreinigt iſt. Zur Verbeſſerung dieſes Übel- ſtandes muß dafür geſorgt werden, daß der trockenen Luft möglichſt viel Feuchtigkeit auf künſtlichem Wege zugeführt werde. Über die nötigen Feuchtigkeitsgrade bei verſchiedenen Heizungsſyſtemen ſind die Anſichten noch nicht vollkommen feſtſtehend; doch glaubt man, daß der Feuchtig- keitsgehalt erwärmter Luft von 19° C. bei gewöhnlicher Ofenheizung 40 bis 70 %, bei Zentralheizung 50 bis 75 % betragen muß. Dieſer Feuchtigkeitsgehalt darf aber niemals auf Koſten der Reinheit der Luft angeſtrebt werden. Eine Beſchränkung des nötigen Luftwechſels würde mindeſtens ebenſo geſundheitsſchädigend wirken, wie die zu große Trockenheit. Es muß aber in Betracht gezogen werden, daß bei der Ofenheizung die Verbrennung an ſich ſchon bedeutende Luftmengen er- fordert, z. B. 1 kg Holz gegen 10 Kubikmeter, 1 kg Kohle gegen 17 Kubikmeter. Der Erſatz ſtrömt durch alle gerade vorhandenen Öffnungen zu und wird meiſt von nicht beſonders reiner Luft aus den Nebenräumen gebildet. Die neuere Technik der Zentralheizung hat in dieſer Beziehung Heizung und Ventilation in günſtiger Weiſe zu ver- einigen geſucht und auch zum Teil ſchon recht gute Erfolge erzielt. Natür- lich ſtellen ſich ſolche Einrichtungen infolge des ganz unvermeidlichen Wärmeverluſtes teurer; man kann den durch die gleichzeitige Erwärmung und Ventilation der Räume bedingten Mehrverbrauch an Feuerungs- material reichlich auf ein Fünftel des ganzen Bedarfs veranſchlagen. Jede Heizungsanlage muß ſo beſchaffen ſein, daß die Verbrennung des Materials ſo viel wie möglich ausgenützt wird. Die Verbrennung ſoll, des Effekts wegen, eine vollkommene ſein; es muß daher genügend Luft zugeführt werden, aber nicht zu viel, weil das Übermaß wieder abkühlend wirkt. Jede Anlage läßt Feuerherd, Heizraum und Schorn- ſtein unterſcheiden. Der erſtere muß entſprechend der Natur des Ma- terials gebaut ſein; der Heizraum ſoll den Verbrennungsgaſen Wärme entziehen und ſie der Luft des zu erwärmenden Raums mitteilen; der Schornſtein endlich muß ſo angelegt werden, daß ihm, zur Beförderung

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/346>, abgerufen am 22.11.2024.