Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Heizmaterialien.
erzielende vorherige Austreibung dieses schädlichen Bestandteils den zu
erwartenden Effekt bedeutend steigern wird, wenn auch bei dieser
Prozedur Wasserstoff mit verloren geht. Man hat daher, zum Teil
schon in den ältesten Zeiten, diesen Prozeß, die Verkohlung, praktisch
ausgeführt.

Das Verkohlen der Heizmaterialien wird für sämtliche bisher er-
wähnten Arten ausgeführt. Es ist weiter nichts, als eine trockene
Destillation in anderer, als der gewöhnlichen Form und geschieht
entweder durch beschränkten Brand der einfach auf einander geschichteten
Stoffe (Verkohlung in Meilern oder Haufen), oder in gemauerten Öfen.
Im ersteren Falle gehen die Nebenprodukte verloren und man erhält
nur die Kohle, im letzteren gewinnt man außerdem Teer und andere
Destillationsprodukte.

Die Holzkohle gewinnt man auf beiden Wegen. Das altbekannte
Verkohlen des Holzes in Meilern (Fig. 200) beginnt mit dem Ein-
schlagen eines starken Pfahles von der Höhe des zu errichtenden

[Abbildung] Fig. 200.

Meiler.

Meilers, des Quandels. Um diesen schichtet man zuerst in senkrechter,
dann nach außen zu in horizontaler Lage die Scheite und bedeckt das
Ganze mit einer kugeligen Haube von Stockholz und Abfällen, dann
wird der Meiler mit Rasen und dieser wieder mit einer dicken Schicht
von feuchten Kohlenabfällen und Erde bedeckt; die Decke wird aber
ringsherum nicht bis zur Erde heruntergeführt, sondern ein handbreiter
freier Raum durch die sogenannte Rüstung abgesteift, welcher später
zum Entweichen der Wasserdämpfe dienen soll. Man hat Meiler von
4 bis 18 Meter Durchmesser. Das Anzünden erfolgt mittels Einbringens
glühender Kohlen durch einen auf der Sohle freigelassenen Kanal.
Durch die Rüstung entweicht gelblich-weißer Rauch (das "Abbähen");
hört dies auf, so deckt man auch den äußeren Umkreis mit Rasen zu.
Im weiteren Verlauf kommt es darauf an, die durch den fortschreitenden
Brand entstehenden Höhlungen zur rechten Zeit mit Erde auszufüllen

21*

Heizmaterialien.
erzielende vorherige Austreibung dieſes ſchädlichen Beſtandteils den zu
erwartenden Effekt bedeutend ſteigern wird, wenn auch bei dieſer
Prozedur Waſſerſtoff mit verloren geht. Man hat daher, zum Teil
ſchon in den älteſten Zeiten, dieſen Prozeß, die Verkohlung, praktiſch
ausgeführt.

Das Verkohlen der Heizmaterialien wird für ſämtliche bisher er-
wähnten Arten ausgeführt. Es iſt weiter nichts, als eine trockene
Deſtillation in anderer, als der gewöhnlichen Form und geſchieht
entweder durch beſchränkten Brand der einfach auf einander geſchichteten
Stoffe (Verkohlung in Meilern oder Haufen), oder in gemauerten Öfen.
Im erſteren Falle gehen die Nebenprodukte verloren und man erhält
nur die Kohle, im letzteren gewinnt man außerdem Teer und andere
Deſtillationsprodukte.

Die Holzkohle gewinnt man auf beiden Wegen. Das altbekannte
Verkohlen des Holzes in Meilern (Fig. 200) beginnt mit dem Ein-
ſchlagen eines ſtarken Pfahles von der Höhe des zu errichtenden

[Abbildung] Fig. 200.

Meiler.

Meilers, des Quandels. Um dieſen ſchichtet man zuerſt in ſenkrechter,
dann nach außen zu in horizontaler Lage die Scheite und bedeckt das
Ganze mit einer kugeligen Haube von Stockholz und Abfällen, dann
wird der Meiler mit Raſen und dieſer wieder mit einer dicken Schicht
von feuchten Kohlenabfällen und Erde bedeckt; die Decke wird aber
ringsherum nicht bis zur Erde heruntergeführt, ſondern ein handbreiter
freier Raum durch die ſogenannte Rüſtung abgeſteift, welcher ſpäter
zum Entweichen der Waſſerdämpfe dienen ſoll. Man hat Meiler von
4 bis 18 Meter Durchmeſſer. Das Anzünden erfolgt mittels Einbringens
glühender Kohlen durch einen auf der Sohle freigelaſſenen Kanal.
Durch die Rüſtung entweicht gelblich-weißer Rauch (das „Abbähen“);
hört dies auf, ſo deckt man auch den äußeren Umkreis mit Raſen zu.
Im weiteren Verlauf kommt es darauf an, die durch den fortſchreitenden
Brand entſtehenden Höhlungen zur rechten Zeit mit Erde auszufüllen

21*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0341" n="323"/><fw place="top" type="header">Heizmaterialien.</fw><lb/>
erzielende vorherige Austreibung die&#x017F;es &#x017F;chädlichen Be&#x017F;tandteils den zu<lb/>
erwartenden Effekt bedeutend &#x017F;teigern wird, wenn auch bei die&#x017F;er<lb/>
Prozedur Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff mit verloren geht. Man hat daher, zum Teil<lb/>
&#x017F;chon in den älte&#x017F;ten Zeiten, die&#x017F;en Prozeß, die Verkohlung, prakti&#x017F;ch<lb/>
ausgeführt.</p><lb/>
              <p>Das Verkohlen der Heizmaterialien wird für &#x017F;ämtliche bisher er-<lb/>
wähnten Arten ausgeführt. Es i&#x017F;t weiter nichts, als eine trockene<lb/>
De&#x017F;tillation in anderer, als der gewöhnlichen Form und ge&#x017F;chieht<lb/>
entweder durch be&#x017F;chränkten Brand der einfach auf einander ge&#x017F;chichteten<lb/>
Stoffe (Verkohlung in Meilern oder Haufen), oder in gemauerten Öfen.<lb/>
Im er&#x017F;teren Falle gehen die Nebenprodukte verloren und man erhält<lb/>
nur die Kohle, im letzteren gewinnt man außerdem Teer und andere<lb/>
De&#x017F;tillationsprodukte.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Holzkohle</hi> gewinnt man auf beiden Wegen. Das altbekannte<lb/>
Verkohlen des Holzes in Meilern (Fig. 200) beginnt mit dem Ein-<lb/>
&#x017F;chlagen eines &#x017F;tarken Pfahles von der Höhe des zu errichtenden<lb/><figure><head>Fig. 200. </head><p>Meiler.</p></figure><lb/>
Meilers, des Quandels. Um die&#x017F;en &#x017F;chichtet man zuer&#x017F;t in &#x017F;enkrechter,<lb/>
dann nach außen zu in horizontaler Lage die Scheite und bedeckt das<lb/>
Ganze mit einer kugeligen Haube von Stockholz und Abfällen, dann<lb/>
wird der Meiler mit Ra&#x017F;en und die&#x017F;er wieder mit einer dicken Schicht<lb/>
von feuchten Kohlenabfällen und Erde bedeckt; die Decke wird aber<lb/>
ringsherum nicht bis zur Erde heruntergeführt, &#x017F;ondern ein handbreiter<lb/>
freier Raum durch die &#x017F;ogenannte Rü&#x017F;tung abge&#x017F;teift, welcher &#x017F;päter<lb/>
zum Entweichen der Wa&#x017F;&#x017F;erdämpfe dienen &#x017F;oll. Man hat Meiler von<lb/>
4 bis 18 Meter Durchme&#x017F;&#x017F;er. Das Anzünden erfolgt mittels Einbringens<lb/>
glühender Kohlen durch einen auf der Sohle freigela&#x017F;&#x017F;enen Kanal.<lb/>
Durch die Rü&#x017F;tung entweicht gelblich-weißer Rauch (das &#x201E;Abbähen&#x201C;);<lb/>
hört dies auf, &#x017F;o deckt man auch den äußeren Umkreis mit Ra&#x017F;en zu.<lb/>
Im weiteren Verlauf kommt es darauf an, die durch den fort&#x017F;chreitenden<lb/>
Brand ent&#x017F;tehenden Höhlungen zur rechten Zeit mit Erde auszufüllen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">21*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0341] Heizmaterialien. erzielende vorherige Austreibung dieſes ſchädlichen Beſtandteils den zu erwartenden Effekt bedeutend ſteigern wird, wenn auch bei dieſer Prozedur Waſſerſtoff mit verloren geht. Man hat daher, zum Teil ſchon in den älteſten Zeiten, dieſen Prozeß, die Verkohlung, praktiſch ausgeführt. Das Verkohlen der Heizmaterialien wird für ſämtliche bisher er- wähnten Arten ausgeführt. Es iſt weiter nichts, als eine trockene Deſtillation in anderer, als der gewöhnlichen Form und geſchieht entweder durch beſchränkten Brand der einfach auf einander geſchichteten Stoffe (Verkohlung in Meilern oder Haufen), oder in gemauerten Öfen. Im erſteren Falle gehen die Nebenprodukte verloren und man erhält nur die Kohle, im letzteren gewinnt man außerdem Teer und andere Deſtillationsprodukte. Die Holzkohle gewinnt man auf beiden Wegen. Das altbekannte Verkohlen des Holzes in Meilern (Fig. 200) beginnt mit dem Ein- ſchlagen eines ſtarken Pfahles von der Höhe des zu errichtenden [Abbildung Fig. 200. Meiler.] Meilers, des Quandels. Um dieſen ſchichtet man zuerſt in ſenkrechter, dann nach außen zu in horizontaler Lage die Scheite und bedeckt das Ganze mit einer kugeligen Haube von Stockholz und Abfällen, dann wird der Meiler mit Raſen und dieſer wieder mit einer dicken Schicht von feuchten Kohlenabfällen und Erde bedeckt; die Decke wird aber ringsherum nicht bis zur Erde heruntergeführt, ſondern ein handbreiter freier Raum durch die ſogenannte Rüſtung abgeſteift, welcher ſpäter zum Entweichen der Waſſerdämpfe dienen ſoll. Man hat Meiler von 4 bis 18 Meter Durchmeſſer. Das Anzünden erfolgt mittels Einbringens glühender Kohlen durch einen auf der Sohle freigelaſſenen Kanal. Durch die Rüſtung entweicht gelblich-weißer Rauch (das „Abbähen“); hört dies auf, ſo deckt man auch den äußeren Umkreis mit Raſen zu. Im weiteren Verlauf kommt es darauf an, die durch den fortſchreitenden Brand entſtehenden Höhlungen zur rechten Zeit mit Erde auszufüllen 21*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/341
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/341>, abgerufen am 22.11.2024.