und öfters umschaufelt. Hierbei geht das Schwefeleisen in Eisenhydroxyd und fein zerteilten Schwefel über und kann von neuem gebraucht werden, bis der Schwefelgehalt endlich nach öfterer Benutzung der- artig steigt, daß die Masse nicht mehr wirkt. Dann läßt sie sich noch auf verschiedene Produkte, besonders Schwefel, verarbeiten.
Es ist selbstverständlich, daß das Leuchtgas beim Passieren der Hydraulik, der Kondensatoren, der Skrubber und der Reiniger einen nicht unbedeutenden Widerstand zu überwinden hat und es müßte in- folgedessen auf diesem Wege unter einem Drucke stehen, welcher einmal ein Entweichen durch zufällige Risse der Leitungen, sodann aber, durch zu langes Verweilen des entstandenen Gases in den glühenden Retorten, eine Verminderung der Qualität desselben nach sich ziehen würde. Um diesem Übelstande zu begegnen und das gereinigte Leucht- gas mit einem geringen Überdruck den weiteren, noch zu passierenden Apparaten zuzuführen, befinden sich hinter den Reinigern die Exhaustoren, durch Dampf getriebene Luftpumpen, welche das Gas aus den bisher beschriebenen Apparaten aufsaugen und weiter befördern. Die Ex- haustoren der größeren Gasanstalten sind automatisch arbeitend, d. h. sie wirken nur zeitweilig, wenn der sich erhöhende Druck im Reiniger dies nötig macht und hören von selbst auf zu arbeiten, wenn der Druck auf das gewünschte Maß gesunken ist. Sehr häufig findet man die Exhaustoren nicht hinter den Reinigungsapparaten, sondern schon vor denselben, d. h. gleich hinter den Skrubbern eingeschaltet.
Das Gas wird nun zu Apparaten geführt, welche die erzeugte Menge genau zu messen gestatten. Dieselben sind nach dem Prinzip der weiter unter näher zu beschreibenden kleinen Gasuhren der Kon- sumenten gebaut, aber in riesigen Dimensionen. Eine solche Betriebs- gasuhr hat einen Durchmesser von 3 bis 4 Metern und gestattet auf 5 Zifferblättern eine genaue Ablesung der Gasmengen, welche in einem längeren Zeitraum hindurchgehen.
Das gemessene Gas strömt nun durch eiserne unterirdische Röhren den Gasometern zu (Fig. 194, F und 195), mächtigen Behältern, welche einmal die für eine starke Konsumtion nötigen Gasmengen sammeln, so- dann aber auch dem Gase einen gleichförmigen Druck geben sollen. Man führt die Gasometer gewöhnlich auf einer kleinen, innen ausgehöhlten Erderhöhung aus Ziegeln auf und versieht das weite cylindrische Ge- mäuer mit einem möglichst leichten, aus Eisen konstruierten Dach. Rings herum laufen im Inneren mehrere Galerien. Durch die ganze Weite des Innenraums, bis auf einen äußeren Spielraum von etwa 1 m, wird bis zur Höhe der ersten Galerie aus Erde, Cement und Ziegeln ein cylindrisches massives Gemäuer aufgeführt, welches von unten her die Zuleitungs- und Ableitungsröhren für das Gas aufnimmt; die Enden beider Röhren ragen nur wenig über die obere Fläche hervor. Der innere massive Cylinder des Gasometers ist also durch eine schmale, aber häufig bis zu 20 m tiefe Rinne von
Das Buch der Erfindungen. 20
Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung.
und öfters umſchaufelt. Hierbei geht das Schwefeleiſen in Eiſenhydroxyd und fein zerteilten Schwefel über und kann von neuem gebraucht werden, bis der Schwefelgehalt endlich nach öfterer Benutzung der- artig ſteigt, daß die Maſſe nicht mehr wirkt. Dann läßt ſie ſich noch auf verſchiedene Produkte, beſonders Schwefel, verarbeiten.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß das Leuchtgas beim Paſſieren der Hydraulik, der Kondenſatoren, der Skrubber und der Reiniger einen nicht unbedeutenden Widerſtand zu überwinden hat und es müßte in- folgedeſſen auf dieſem Wege unter einem Drucke ſtehen, welcher einmal ein Entweichen durch zufällige Riſſe der Leitungen, ſodann aber, durch zu langes Verweilen des entſtandenen Gaſes in den glühenden Retorten, eine Verminderung der Qualität desſelben nach ſich ziehen würde. Um dieſem Übelſtande zu begegnen und das gereinigte Leucht- gas mit einem geringen Überdruck den weiteren, noch zu paſſierenden Apparaten zuzuführen, befinden ſich hinter den Reinigern die Exhauſtoren, durch Dampf getriebene Luftpumpen, welche das Gas aus den bisher beſchriebenen Apparaten aufſaugen und weiter befördern. Die Ex- hauſtoren der größeren Gasanſtalten ſind automatiſch arbeitend, d. h. ſie wirken nur zeitweilig, wenn der ſich erhöhende Druck im Reiniger dies nötig macht und hören von ſelbſt auf zu arbeiten, wenn der Druck auf das gewünſchte Maß geſunken iſt. Sehr häufig findet man die Exhauſtoren nicht hinter den Reinigungsapparaten, ſondern ſchon vor denſelben, d. h. gleich hinter den Skrubbern eingeſchaltet.
Das Gas wird nun zu Apparaten geführt, welche die erzeugte Menge genau zu meſſen geſtatten. Dieſelben ſind nach dem Prinzip der weiter unter näher zu beſchreibenden kleinen Gasuhren der Kon- ſumenten gebaut, aber in rieſigen Dimenſionen. Eine ſolche Betriebs- gasuhr hat einen Durchmeſſer von 3 bis 4 Metern und geſtattet auf 5 Zifferblättern eine genaue Ableſung der Gasmengen, welche in einem längeren Zeitraum hindurchgehen.
Das gemeſſene Gas ſtrömt nun durch eiſerne unterirdiſche Röhren den Gaſometern zu (Fig. 194, F und 195), mächtigen Behältern, welche einmal die für eine ſtarke Konſumtion nötigen Gasmengen ſammeln, ſo- dann aber auch dem Gaſe einen gleichförmigen Druck geben ſollen. Man führt die Gaſometer gewöhnlich auf einer kleinen, innen ausgehöhlten Erderhöhung aus Ziegeln auf und verſieht das weite cylindriſche Ge- mäuer mit einem möglichſt leichten, aus Eiſen konſtruierten Dach. Rings herum laufen im Inneren mehrere Galerien. Durch die ganze Weite des Innenraums, bis auf einen äußeren Spielraum von etwa 1 m, wird bis zur Höhe der erſten Galerie aus Erde, Cement und Ziegeln ein cylindriſches maſſives Gemäuer aufgeführt, welches von unten her die Zuleitungs- und Ableitungsröhren für das Gas aufnimmt; die Enden beider Röhren ragen nur wenig über die obere Fläche hervor. Der innere maſſive Cylinder des Gaſometers iſt alſo durch eine ſchmale, aber häufig bis zu 20 m tiefe Rinne von
Das Buch der Erfindungen. 20
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[305/0323]
Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung.
und öfters umſchaufelt. Hierbei geht das Schwefeleiſen in Eiſenhydroxyd
und fein zerteilten Schwefel über und kann von neuem gebraucht
werden, bis der Schwefelgehalt endlich nach öfterer Benutzung der-
artig ſteigt, daß die Maſſe nicht mehr wirkt. Dann läßt ſie ſich noch
auf verſchiedene Produkte, beſonders Schwefel, verarbeiten.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß das Leuchtgas beim Paſſieren der
Hydraulik, der Kondenſatoren, der Skrubber und der Reiniger einen
nicht unbedeutenden Widerſtand zu überwinden hat und es müßte in-
folgedeſſen auf dieſem Wege unter einem Drucke ſtehen, welcher
einmal ein Entweichen durch zufällige Riſſe der Leitungen, ſodann aber,
durch zu langes Verweilen des entſtandenen Gaſes in den glühenden
Retorten, eine Verminderung der Qualität desſelben nach ſich ziehen
würde. Um dieſem Übelſtande zu begegnen und das gereinigte Leucht-
gas mit einem geringen Überdruck den weiteren, noch zu paſſierenden
Apparaten zuzuführen, befinden ſich hinter den Reinigern die Exhauſtoren,
durch Dampf getriebene Luftpumpen, welche das Gas aus den bisher
beſchriebenen Apparaten aufſaugen und weiter befördern. Die Ex-
hauſtoren der größeren Gasanſtalten ſind automatiſch arbeitend, d. h. ſie
wirken nur zeitweilig, wenn der ſich erhöhende Druck im Reiniger dies
nötig macht und hören von ſelbſt auf zu arbeiten, wenn der Druck
auf das gewünſchte Maß geſunken iſt. Sehr häufig findet man die
Exhauſtoren nicht hinter den Reinigungsapparaten, ſondern ſchon vor
denſelben, d. h. gleich hinter den Skrubbern eingeſchaltet.
Das Gas wird nun zu Apparaten geführt, welche die erzeugte
Menge genau zu meſſen geſtatten. Dieſelben ſind nach dem Prinzip
der weiter unter näher zu beſchreibenden kleinen Gasuhren der Kon-
ſumenten gebaut, aber in rieſigen Dimenſionen. Eine ſolche Betriebs-
gasuhr hat einen Durchmeſſer von 3 bis 4 Metern und geſtattet auf
5 Zifferblättern eine genaue Ableſung der Gasmengen, welche in einem
längeren Zeitraum hindurchgehen.
Das gemeſſene Gas ſtrömt nun durch eiſerne unterirdiſche Röhren
den Gaſometern zu (Fig. 194, F und 195), mächtigen Behältern, welche
einmal die für eine ſtarke Konſumtion nötigen Gasmengen ſammeln, ſo-
dann aber auch dem Gaſe einen gleichförmigen Druck geben ſollen.
Man führt die Gaſometer gewöhnlich auf einer kleinen, innen ausgehöhlten
Erderhöhung aus Ziegeln auf und verſieht das weite cylindriſche Ge-
mäuer mit einem möglichſt leichten, aus Eiſen konſtruierten Dach.
Rings herum laufen im Inneren mehrere Galerien. Durch die ganze
Weite des Innenraums, bis auf einen äußeren Spielraum von etwa
1 m, wird bis zur Höhe der erſten Galerie aus Erde, Cement
und Ziegeln ein cylindriſches maſſives Gemäuer aufgeführt, welches
von unten her die Zuleitungs- und Ableitungsröhren für das Gas
aufnimmt; die Enden beider Röhren ragen nur wenig über die obere
Fläche hervor. Der innere maſſive Cylinder des Gaſometers iſt alſo
durch eine ſchmale, aber häufig bis zu 20 m tiefe Rinne von
Das Buch der Erfindungen. 20
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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