Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die Baumaterialien. alters hat diese Kunst sich immer mehr entfaltet, und bereits in denfrühesten Werken der Gothik eine hohe Vollendung erreicht. In neuester Zeit ist durch Erfindung passender Maschinen, durch Herstellung voll- kommener Öfen und durch Benutzung der Fortschritte der Chemie die Backsteintechnik auf einer Stufe angelangt, die uns heute nicht mehr überschreitbar erscheint. Das Material für die Herstellung der Ziegel lieferte von Anfang [Abbildung]
Fig. 175. Beschäftigten nur von dem Bergwerksbetriebe übertroffen wurde. DasEinsumpfen des Thones. rohe Material läßt sich im Allgemeinen nicht sofort weiter verarbeiten. Es wird im Sommer oder im Herbste aus den Thongruben gegraben, weil diese Zeiten die trockensten des Jahres sind, und der dann wenig schwere Thon mit geringeren Kosten gefördert werden kann. Derselbe wird sodann in niedrigen Schichten auf dem Erdboden ausgebreitet und einen oder mehrere Winter lang im Freien liegen gelassen. Der Frost wirkt mit nachfolgendem Thauwetter lockernd auf ihn ein. Hierauf kommt das Einsumpfen des Thones. Dazu bringt man ihn in tiefe gemauerte Bassins und übergießt ihn mit Wasser. In denselben werden schwere eiserne Körper, wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem bekannten Acker- werkzeug Eggen genannt, fortwährend herumbewegt, daß sie mit ihren Zinken den Thon zerkleinern und ihn möglichst eng mit dem Wasser vermischen, so wie dies Fig. 175 erkennen läßt. Dabei trennen sich feinere Sandteile und die lösbaren Stoffe und werden vom Wasser Die Baumaterialien. alters hat dieſe Kunſt ſich immer mehr entfaltet, und bereits in denfrüheſten Werken der Gothik eine hohe Vollendung erreicht. In neueſter Zeit iſt durch Erfindung paſſender Maſchinen, durch Herſtellung voll- kommener Öfen und durch Benutzung der Fortſchritte der Chemie die Backſteintechnik auf einer Stufe angelangt, die uns heute nicht mehr überſchreitbar erſcheint. Das Material für die Herſtellung der Ziegel lieferte von Anfang [Abbildung]
Fig. 175. Beſchäftigten nur von dem Bergwerksbetriebe übertroffen wurde. DasEinſumpfen des Thones. rohe Material läßt ſich im Allgemeinen nicht ſofort weiter verarbeiten. Es wird im Sommer oder im Herbſte aus den Thongruben gegraben, weil dieſe Zeiten die trockenſten des Jahres ſind, und der dann wenig ſchwere Thon mit geringeren Koſten gefördert werden kann. Derſelbe wird ſodann in niedrigen Schichten auf dem Erdboden ausgebreitet und einen oder mehrere Winter lang im Freien liegen gelaſſen. Der Froſt wirkt mit nachfolgendem Thauwetter lockernd auf ihn ein. Hierauf kommt das Einſumpfen des Thones. Dazu bringt man ihn in tiefe gemauerte Baſſins und übergießt ihn mit Waſſer. In denſelben werden ſchwere eiſerne Körper, wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem bekannten Acker- werkzeug Eggen genannt, fortwährend herumbewegt, daß ſie mit ihren Zinken den Thon zerkleinern und ihn möglichſt eng mit dem Waſſer vermiſchen, ſo wie dies Fig. 175 erkennen läßt. Dabei trennen ſich feinere Sandteile und die lösbaren Stoffe und werden vom Waſſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0288" n="270"/><fw place="top" type="header">Die Baumaterialien.</fw><lb/> alters hat dieſe Kunſt ſich immer mehr entfaltet, und bereits in den<lb/> früheſten Werken der Gothik eine hohe Vollendung erreicht. In neueſter<lb/> Zeit iſt durch Erfindung paſſender Maſchinen, durch Herſtellung voll-<lb/> kommener Öfen und durch Benutzung der Fortſchritte der Chemie die<lb/> Backſteintechnik auf einer Stufe angelangt, die uns heute nicht mehr<lb/> überſchreitbar erſcheint.</p><lb/> <p>Das Material für die Herſtellung der Ziegel lieferte von Anfang<lb/> an die als Thon weit verbreitete kieſelſaure Thonerde. Wenn ſie nur<lb/> nicht zu ſandhaltig war, und eine nicht zu große Beimengung von<lb/> kohlenſaurem Kalk enthielt, ſo war ſie für den bezeichneten Zweck brauch-<lb/> bar. Aber der Weg von dem rohen Thon bis zum fertigen Mauer-<lb/> ſtein iſt immerhin ein langwieriger, den durch ſeine einzelnen Staffeln<lb/> zu verfolgen, wir uns jetzt anſchicken. Es iſt der Weg durch einen der<lb/> am weiteſten verbreiteten Fabrikbetriebe, der in Deutſchland 1889 an<lb/> 11000 Stätten von 218000 Arbeitern gepflegt und in der Zahl der<lb/><figure><head>Fig. 175. </head><p>Einſumpfen des Thones.</p></figure><lb/> Beſchäftigten nur von dem Bergwerksbetriebe übertroffen wurde. Das<lb/> rohe Material läßt ſich im Allgemeinen nicht ſofort weiter verarbeiten.<lb/> Es wird im Sommer oder im Herbſte aus den Thongruben gegraben,<lb/> weil dieſe Zeiten die trockenſten des Jahres ſind, und der dann wenig<lb/> ſchwere Thon mit geringeren Koſten gefördert werden kann. Derſelbe<lb/> wird ſodann in niedrigen Schichten auf dem Erdboden ausgebreitet<lb/> und einen oder mehrere Winter lang im Freien liegen gelaſſen. Der<lb/> Froſt wirkt mit nachfolgendem Thauwetter lockernd auf ihn ein. Hierauf<lb/> kommt das Einſumpfen des Thones. Dazu bringt man ihn in tiefe<lb/> gemauerte Baſſins und übergießt ihn mit Waſſer. In denſelben werden<lb/> ſchwere eiſerne Körper, wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem bekannten Acker-<lb/> werkzeug Eggen genannt, fortwährend herumbewegt, daß ſie mit ihren<lb/> Zinken den Thon zerkleinern und ihn möglichſt eng mit dem Waſſer<lb/> vermiſchen, ſo wie dies Fig. 175 erkennen läßt. Dabei trennen<lb/> ſich feinere Sandteile und die lösbaren Stoffe und werden vom Waſſer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0288]
Die Baumaterialien.
alters hat dieſe Kunſt ſich immer mehr entfaltet, und bereits in den
früheſten Werken der Gothik eine hohe Vollendung erreicht. In neueſter
Zeit iſt durch Erfindung paſſender Maſchinen, durch Herſtellung voll-
kommener Öfen und durch Benutzung der Fortſchritte der Chemie die
Backſteintechnik auf einer Stufe angelangt, die uns heute nicht mehr
überſchreitbar erſcheint.
Das Material für die Herſtellung der Ziegel lieferte von Anfang
an die als Thon weit verbreitete kieſelſaure Thonerde. Wenn ſie nur
nicht zu ſandhaltig war, und eine nicht zu große Beimengung von
kohlenſaurem Kalk enthielt, ſo war ſie für den bezeichneten Zweck brauch-
bar. Aber der Weg von dem rohen Thon bis zum fertigen Mauer-
ſtein iſt immerhin ein langwieriger, den durch ſeine einzelnen Staffeln
zu verfolgen, wir uns jetzt anſchicken. Es iſt der Weg durch einen der
am weiteſten verbreiteten Fabrikbetriebe, der in Deutſchland 1889 an
11000 Stätten von 218000 Arbeitern gepflegt und in der Zahl der
[Abbildung Fig. 175. Einſumpfen des Thones.]
Beſchäftigten nur von dem Bergwerksbetriebe übertroffen wurde. Das
rohe Material läßt ſich im Allgemeinen nicht ſofort weiter verarbeiten.
Es wird im Sommer oder im Herbſte aus den Thongruben gegraben,
weil dieſe Zeiten die trockenſten des Jahres ſind, und der dann wenig
ſchwere Thon mit geringeren Koſten gefördert werden kann. Derſelbe
wird ſodann in niedrigen Schichten auf dem Erdboden ausgebreitet
und einen oder mehrere Winter lang im Freien liegen gelaſſen. Der
Froſt wirkt mit nachfolgendem Thauwetter lockernd auf ihn ein. Hierauf
kommt das Einſumpfen des Thones. Dazu bringt man ihn in tiefe
gemauerte Baſſins und übergießt ihn mit Waſſer. In denſelben werden
ſchwere eiſerne Körper, wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem bekannten Acker-
werkzeug Eggen genannt, fortwährend herumbewegt, daß ſie mit ihren
Zinken den Thon zerkleinern und ihn möglichſt eng mit dem Waſſer
vermiſchen, ſo wie dies Fig. 175 erkennen läßt. Dabei trennen
ſich feinere Sandteile und die lösbaren Stoffe und werden vom Waſſer
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