Samuel F. B. Morse, geboren 1791 in Amerika und von Beruf Maler, erfuhr bei einer Reise von Europa nach seinem Heimatlande zufällig von den damals in Paris angestellten elektromagnetischen Versuchen und wurde durch die Schilderung zu dem sofortigen Be- schlusse gebracht, dieses ihm vorher ganz unbekannte Feld zu beackern. Schon 1835 hatte er das Modell eines zum Telegraphieren geeigneten elektromagnetischen Apparates fertig gestellt, aber erst 1844 wurde die erste Depesche mit diesem nach unseren heutigen Begriffen äußerst primitiven Schreibtelegraphen zwischen Washington und Baltimore befördert. Im Jahre 1846 hatte Morse seine erste Konstruktion weiter verbessert und einen Reliefschreiber gebaut (Fig. 168).
[Abbildung]
Fig. 168.
Morses Schreibtelegraph.
Dieser besteht aus einem Elektromagneten b b, der mit der eisernen Platte a zusammen ein Hufeisen bildet. Sein Anker c c ist beweglich, so daß er jedesmal herabgeht, wenn durch die Magnetisierungs- spiralen b b ein Strom geschickt wird. Nun sitzt der Anker an einem Messinghebel d d, dessen rechtes Ende immer mit heruntergezogen wird. Sobald aber der Strom geöffnet und damit der Eisenkern unmagnetisch wird, so wird der Hebel durch die an seinem Seitenarme d ziehende Feder f wieder in die alte Lage zurückgeführt. Linker Hand erblicken wir einen Papierstreifen, der durch ein Uhrwerk mit der gleichmäßigen Geschwindigkeit von ungefähr 3 cm in der Sekunde fortgezogen wird. Das erste Rad g desselben wird durch ein an seiner Welle hängendes Gewicht langsam umgedreht, und es überträgt seine Bewegung allmählich
Die elektriſchen Erfindungen.
Die heutige Telegraphie.
Samuel F. B. Morſe, geboren 1791 in Amerika und von Beruf Maler, erfuhr bei einer Reiſe von Europa nach ſeinem Heimatlande zufällig von den damals in Paris angeſtellten elektromagnetiſchen Verſuchen und wurde durch die Schilderung zu dem ſofortigen Be- ſchluſſe gebracht, dieſes ihm vorher ganz unbekannte Feld zu beackern. Schon 1835 hatte er das Modell eines zum Telegraphieren geeigneten elektromagnetiſchen Apparates fertig geſtellt, aber erſt 1844 wurde die erſte Depeſche mit dieſem nach unſeren heutigen Begriffen äußerſt primitiven Schreibtelegraphen zwiſchen Waſhington und Baltimore befördert. Im Jahre 1846 hatte Morſe ſeine erſte Konſtruktion weiter verbeſſert und einen Reliefſchreiber gebaut (Fig. 168).
[Abbildung]
Fig. 168.
Morſes Schreibtelegraph.
Dieſer beſteht aus einem Elektromagneten b b, der mit der eiſernen Platte a zuſammen ein Hufeiſen bildet. Sein Anker c c iſt beweglich, ſo daß er jedesmal herabgeht, wenn durch die Magnetiſierungs- ſpiralen b b ein Strom geſchickt wird. Nun ſitzt der Anker an einem Meſſinghebel d d, deſſen rechtes Ende immer mit heruntergezogen wird. Sobald aber der Strom geöffnet und damit der Eiſenkern unmagnetiſch wird, ſo wird der Hebel durch die an ſeinem Seitenarme d ziehende Feder f wieder in die alte Lage zurückgeführt. Linker Hand erblicken wir einen Papierſtreifen, der durch ein Uhrwerk mit der gleichmäßigen Geſchwindigkeit von ungefähr 3 cm in der Sekunde fortgezogen wird. Das erſte Rad g deſſelben wird durch ein an ſeiner Welle hängendes Gewicht langſam umgedreht, und es überträgt ſeine Bewegung allmählich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0264"n="246"/><fwplace="top"type="header">Die elektriſchen Erfindungen.</fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die heutige Telegraphie.</hi></head><lb/><p>Samuel F. B. Morſe, geboren 1791 in Amerika und von Beruf<lb/>
Maler, erfuhr bei einer Reiſe von Europa nach ſeinem Heimatlande<lb/>
zufällig von den damals in Paris angeſtellten elektromagnetiſchen<lb/>
Verſuchen und wurde durch die Schilderung zu dem ſofortigen Be-<lb/>ſchluſſe gebracht, dieſes ihm vorher ganz unbekannte Feld zu beackern.<lb/>
Schon 1835 hatte er das Modell eines zum Telegraphieren geeigneten<lb/>
elektromagnetiſchen Apparates fertig geſtellt, aber erſt 1844 wurde<lb/>
die erſte Depeſche mit dieſem nach unſeren heutigen Begriffen äußerſt<lb/>
primitiven Schreibtelegraphen zwiſchen Waſhington und Baltimore<lb/>
befördert. Im Jahre 1846 hatte Morſe ſeine erſte Konſtruktion weiter<lb/>
verbeſſert und einen Reliefſchreiber gebaut (Fig. 168).</p><lb/><figure><head>Fig. 168. </head><p>Morſes Schreibtelegraph.</p></figure><lb/><p>Dieſer beſteht aus einem Elektromagneten <hirendition="#aq">b b</hi>, der mit der eiſernen<lb/>
Platte <hirendition="#aq">a</hi> zuſammen ein Hufeiſen bildet. Sein Anker <hirendition="#aq">c c</hi> iſt beweglich,<lb/>ſo daß er jedesmal herabgeht, wenn durch die Magnetiſierungs-<lb/>ſpiralen <hirendition="#aq">b b</hi> ein Strom geſchickt wird. Nun ſitzt der Anker an einem<lb/>
Meſſinghebel <hirendition="#aq">d d</hi>, deſſen rechtes Ende immer mit heruntergezogen wird.<lb/>
Sobald aber der Strom geöffnet und damit der Eiſenkern unmagnetiſch<lb/>
wird, ſo wird der Hebel durch die an ſeinem Seitenarme <hirendition="#aq">d</hi> ziehende<lb/>
Feder <hirendition="#aq">f</hi> wieder in die alte Lage zurückgeführt. Linker Hand erblicken<lb/>
wir einen Papierſtreifen, der durch ein Uhrwerk mit der gleichmäßigen<lb/>
Geſchwindigkeit von ungefähr 3 <hirendition="#aq">cm</hi> in der Sekunde fortgezogen wird.<lb/>
Das erſte Rad <hirendition="#aq">g</hi> deſſelben wird durch ein an ſeiner Welle hängendes<lb/>
Gewicht langſam umgedreht, und es überträgt ſeine Bewegung allmählich<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[246/0264]
Die elektriſchen Erfindungen.
Die heutige Telegraphie.
Samuel F. B. Morſe, geboren 1791 in Amerika und von Beruf
Maler, erfuhr bei einer Reiſe von Europa nach ſeinem Heimatlande
zufällig von den damals in Paris angeſtellten elektromagnetiſchen
Verſuchen und wurde durch die Schilderung zu dem ſofortigen Be-
ſchluſſe gebracht, dieſes ihm vorher ganz unbekannte Feld zu beackern.
Schon 1835 hatte er das Modell eines zum Telegraphieren geeigneten
elektromagnetiſchen Apparates fertig geſtellt, aber erſt 1844 wurde
die erſte Depeſche mit dieſem nach unſeren heutigen Begriffen äußerſt
primitiven Schreibtelegraphen zwiſchen Waſhington und Baltimore
befördert. Im Jahre 1846 hatte Morſe ſeine erſte Konſtruktion weiter
verbeſſert und einen Reliefſchreiber gebaut (Fig. 168).
[Abbildung Fig. 168. Morſes Schreibtelegraph.]
Dieſer beſteht aus einem Elektromagneten b b, der mit der eiſernen
Platte a zuſammen ein Hufeiſen bildet. Sein Anker c c iſt beweglich,
ſo daß er jedesmal herabgeht, wenn durch die Magnetiſierungs-
ſpiralen b b ein Strom geſchickt wird. Nun ſitzt der Anker an einem
Meſſinghebel d d, deſſen rechtes Ende immer mit heruntergezogen wird.
Sobald aber der Strom geöffnet und damit der Eiſenkern unmagnetiſch
wird, ſo wird der Hebel durch die an ſeinem Seitenarme d ziehende
Feder f wieder in die alte Lage zurückgeführt. Linker Hand erblicken
wir einen Papierſtreifen, der durch ein Uhrwerk mit der gleichmäßigen
Geſchwindigkeit von ungefähr 3 cm in der Sekunde fortgezogen wird.
Das erſte Rad g deſſelben wird durch ein an ſeiner Welle hängendes
Gewicht langſam umgedreht, und es überträgt ſeine Bewegung allmählich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/264>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.