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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
werden kann. Die Kabel enthalten immer 28 von einander durch
theergetränktes Gespinnst getrennte Kupferleitungen, die mit Stanniol
umwickelt sind, damit eine Leitung nicht die andere störe. So liegen
in Berlin 148 Kilometer Kabel und an 46 Stellen finden die Ver-
bindungen derselben mit den oberirdischen Einführungen der Drähte
in die Sprechstellen der Teilnehmer statt. Das Mikrophon und der
Bronzedraht ermöglichen es, daß man sich über weite Fernen unter-
halten kann; so ist in Deutschland die Aussprache zwischen Hamburg
und Breslau über eine Strecke von 650 Kilometern möglich, und daß
die trennenden Meere eine solche nicht hindern, das mag die Fern-
sprechlinie zwischen Paris oder Brüssel und London lehren, die seit
zwei Jahren in Betrieb ist, oder die von Cuxhaven nach Helgoland.
Die längste Telephonleitung ist übrigens in Amerika, sie verbindet die
Städte Portland und Buffalo und die ununterbrochene Benutzung der
Anlage hat gezeigt, daß eine Aussprache auf 1380 Kilometer Entfernung
recht wohl möglich ist.

Einige interessante Verbindungen sind noch die jetzt von Chicago
nach New-York im Bau befindliche, bei der 50 oberirdische Leitungen
mit einem Gewichte von 8526 Tonnen und einer Länge, die zusammen
das Vierfache des Erdumfangs ausmacht, den Fernsprechverkehr ver-
mitteln, dann die höchste, welche den 4000 m hohen Gipfel des Pikes
Peak in Colorado mit dem Badeort Manitu verbindet, und bei der
die Rückleitung durch die Schienen der hinauf fahrenden Zahnradbahn
geschieht. Das ausgedehnteste Telephonnetz besitzt, wie gesagt, von
allen Städten die deutsche Hauptstadt, aber die meisten Teilnehmer
im Verhältnisse zur Einwohnerzahl haben die Fernsprechanlage der
nordischen Metropole Stockholm, weil die Verwaltung den Anschluß
hier am billigsten herstellt, und die der Hauptstadt der Sandwichinseln
Honolulu, wo 5 Prozent der Einwohnerschaft Teilnehmer des Telephon-
betriebes sind.

h) Die Erfindung des elektrischen Telegraphen
und der elektrischen Uhren.
Die Vorgeschichte des Telegraphen.

Frühzeitig machte sich bei den Menschen das Bedürfnis geltend,
Nachrichten einander schneller zukommen zu lassen, als durch tierischen
und menschlichen Transport allein möglich war. Töne, die man ein-
ander durch eingeschaltete Mittelspersonen zurief, hatten keine genügende
Tragweite. In Folge dessen war die Geschwindigkeit dieser Nachrichten-
vermittelung gering. Das schnellfüßige Licht erwies sich als besserer
Bote. Feuer auf den Bergen, waren die verabredeten Zeichen, welche
die Eroberung Trojas noch in derselben Nacht zu Klytämnestras

Die elektriſchen Erfindungen.
werden kann. Die Kabel enthalten immer 28 von einander durch
theergetränktes Geſpinnſt getrennte Kupferleitungen, die mit Stanniol
umwickelt ſind, damit eine Leitung nicht die andere ſtöre. So liegen
in Berlin 148 Kilometer Kabel und an 46 Stellen finden die Ver-
bindungen derſelben mit den oberirdiſchen Einführungen der Drähte
in die Sprechſtellen der Teilnehmer ſtatt. Das Mikrophon und der
Bronzedraht ermöglichen es, daß man ſich über weite Fernen unter-
halten kann; ſo iſt in Deutſchland die Ausſprache zwiſchen Hamburg
und Breslau über eine Strecke von 650 Kilometern möglich, und daß
die trennenden Meere eine ſolche nicht hindern, das mag die Fern-
ſprechlinie zwiſchen Paris oder Brüſſel und London lehren, die ſeit
zwei Jahren in Betrieb iſt, oder die von Cuxhaven nach Helgoland.
Die längſte Telephonleitung iſt übrigens in Amerika, ſie verbindet die
Städte Portland und Buffalo und die ununterbrochene Benutzung der
Anlage hat gezeigt, daß eine Ausſprache auf 1380 Kilometer Entfernung
recht wohl möglich iſt.

Einige intereſſante Verbindungen ſind noch die jetzt von Chicago
nach New-York im Bau befindliche, bei der 50 oberirdiſche Leitungen
mit einem Gewichte von 8526 Tonnen und einer Länge, die zuſammen
das Vierfache des Erdumfangs ausmacht, den Fernſprechverkehr ver-
mitteln, dann die höchſte, welche den 4000 m hohen Gipfel des Pikes
Peak in Colorado mit dem Badeort Manitu verbindet, und bei der
die Rückleitung durch die Schienen der hinauf fahrenden Zahnradbahn
geſchieht. Das ausgedehnteſte Telephonnetz beſitzt, wie geſagt, von
allen Städten die deutſche Hauptſtadt, aber die meiſten Teilnehmer
im Verhältniſſe zur Einwohnerzahl haben die Fernſprechanlage der
nordiſchen Metropole Stockholm, weil die Verwaltung den Anſchluß
hier am billigſten herſtellt, und die der Hauptſtadt der Sandwichinſeln
Honolulu, wo 5 Prozent der Einwohnerſchaft Teilnehmer des Telephon-
betriebes ſind.

h) Die Erfindung des elektriſchen Telegraphen
und der elektriſchen Uhren.
Die Vorgeſchichte des Telegraphen.

Frühzeitig machte ſich bei den Menſchen das Bedürfnis geltend,
Nachrichten einander ſchneller zukommen zu laſſen, als durch tieriſchen
und menſchlichen Transport allein möglich war. Töne, die man ein-
ander durch eingeſchaltete Mittelsperſonen zurief, hatten keine genügende
Tragweite. In Folge deſſen war die Geſchwindigkeit dieſer Nachrichten-
vermittelung gering. Das ſchnellfüßige Licht erwies ſich als beſſerer
Bote. Feuer auf den Bergen, waren die verabredeten Zeichen, welche
die Eroberung Trojas noch in derſelben Nacht zu Klytämneſtras

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[242/0260] Die elektriſchen Erfindungen. werden kann. Die Kabel enthalten immer 28 von einander durch theergetränktes Geſpinnſt getrennte Kupferleitungen, die mit Stanniol umwickelt ſind, damit eine Leitung nicht die andere ſtöre. So liegen in Berlin 148 Kilometer Kabel und an 46 Stellen finden die Ver- bindungen derſelben mit den oberirdiſchen Einführungen der Drähte in die Sprechſtellen der Teilnehmer ſtatt. Das Mikrophon und der Bronzedraht ermöglichen es, daß man ſich über weite Fernen unter- halten kann; ſo iſt in Deutſchland die Ausſprache zwiſchen Hamburg und Breslau über eine Strecke von 650 Kilometern möglich, und daß die trennenden Meere eine ſolche nicht hindern, das mag die Fern- ſprechlinie zwiſchen Paris oder Brüſſel und London lehren, die ſeit zwei Jahren in Betrieb iſt, oder die von Cuxhaven nach Helgoland. Die längſte Telephonleitung iſt übrigens in Amerika, ſie verbindet die Städte Portland und Buffalo und die ununterbrochene Benutzung der Anlage hat gezeigt, daß eine Ausſprache auf 1380 Kilometer Entfernung recht wohl möglich iſt. Einige intereſſante Verbindungen ſind noch die jetzt von Chicago nach New-York im Bau befindliche, bei der 50 oberirdiſche Leitungen mit einem Gewichte von 8526 Tonnen und einer Länge, die zuſammen das Vierfache des Erdumfangs ausmacht, den Fernſprechverkehr ver- mitteln, dann die höchſte, welche den 4000 m hohen Gipfel des Pikes Peak in Colorado mit dem Badeort Manitu verbindet, und bei der die Rückleitung durch die Schienen der hinauf fahrenden Zahnradbahn geſchieht. Das ausgedehnteſte Telephonnetz beſitzt, wie geſagt, von allen Städten die deutſche Hauptſtadt, aber die meiſten Teilnehmer im Verhältniſſe zur Einwohnerzahl haben die Fernſprechanlage der nordiſchen Metropole Stockholm, weil die Verwaltung den Anſchluß hier am billigſten herſtellt, und die der Hauptſtadt der Sandwichinſeln Honolulu, wo 5 Prozent der Einwohnerſchaft Teilnehmer des Telephon- betriebes ſind. h) Die Erfindung des elektriſchen Telegraphen und der elektriſchen Uhren. Die Vorgeſchichte des Telegraphen. Frühzeitig machte ſich bei den Menſchen das Bedürfnis geltend, Nachrichten einander ſchneller zukommen zu laſſen, als durch tieriſchen und menſchlichen Transport allein möglich war. Töne, die man ein- ander durch eingeſchaltete Mittelsperſonen zurief, hatten keine genügende Tragweite. In Folge deſſen war die Geſchwindigkeit dieſer Nachrichten- vermittelung gering. Das ſchnellfüßige Licht erwies ſich als beſſerer Bote. Feuer auf den Bergen, waren die verabredeten Zeichen, welche die Eroberung Trojas noch in derſelben Nacht zu Klytämneſtras

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/260>, abgerufen am 24.11.2024.