paar oder Fadenkreuz zum Einstellen trägt. Um noch Trommelteile schätzen zu können, befindet sich neben der Trommel ein Nonius, meist aber nur eine einfache Strichmarke. Zeigt jetzt der Nullstrich des Nonius oder die Strichmarke auf den Nullstrich der Trommel, und die Schraube wird einmal ganz herumgedreht, so verschiebt sich die Mutter und mit ihr der Schlitten um eine ganze Ganghöhe, und die beiden Nullmarken stehen wieder einander gegenüber. Ist die Trommel in 100 Teile geteilt, und es wird nur 1/10 Umdrehung gemacht, so zeigt die Strichmarke auf den Strich 10 der Trommel. Da der Nonius noch Zehntel-Trommelteile abzulesen gestattet, so würde ein Tausendstel Um- drehung, oder eine Verschiebung des Schlittens um ein Tausendstel Ganghöhe noch deutlich zu messen sein. Bei feinen Mikrometerschrauben beträgt die Ganghöhe meist 0,1 mm, mit ihrer Hilfe sind also noch 0,0001 mm genau einzustellen.
Nach dieser Abschweifung kehren wir zu den Komparatoren zurück. Die Stelle der Latte des Stangenzirkels vertritt hier eine starke guß- eiserne Schiene, welche mit ihren Enden auf zwei Steinpfeilern ruht. Diese gehen durch den Fußboden des Beobachtungsraumes frei hindurch und sind direkt auf den Fundamenten des Gebäudes selbst aufgemauert, damit weder die unter den Tritten des Beobachters erzitternden Dielen, noch vorüberfahrende Wagen sie zu erschüttern im Stande seien. Diese Schiene -- der Führungscylinder -- trägt zwei an einem Schlitten befestigte und mit diesem längs des Cylinders bewegliche Mikroskope*), die die Stelle der Zirkelspitzen vertreten. Unter der Schiene befindet sich ein ebenfalls gußeiserner Tisch, auf welchen die zu vergleichenden Stäbe aufgelagert werden. Sollen zwei Längen jetzt mit einander verglichen werden, so verschiebt man die beiden Mikroskope so lange, bis das eine auf den ersten Strich, das andere auf den letzten Strich des Normalstabes weist, die feinere Einstellung wird mit der Mikro- meterschraube gemacht. Diese ist so mit dem Mikroskop verbunden, daß bei ihrer Umdrehung in der Bildebene desselben, sich ein Paar von Spinnenfäden über die Stabstriche hinschiebt. Man dreht nun so lange an der Mikrometerschraube, bis der Strich genau in der Mitte der Fäden steht und liest alsdann die Trommel ab. Hierauf verschiebt man, rechtwinklig zur Richtung der Schiene, den beweglich eingerichteten Tisch mit den Stäben, bis der zweite, neben dem ersten aufgelegte Stab unter die Mikroskope zu liegen kommt, und dreht wieder die Mikrometer- schraube so lange, bis das Fadenpaar den Strich des zweiten Stabes einschließt. Der Unterschied der Trommelablesungen giebt dann den Längenunterschied der Stäbe. Sei z. B. die Ganghöhe der Schraube 0,1 mm, die Trommel in 100 Teile geteilt, seien ferner bei der Pointierung auf den Normalstab die Ablesungen am linken Mikroskop 32,4, am rechten 47,2, und beim Visieren auf den zweiten Stab bezüglich 64,7
*) Näheres hierüber unter optische Instrumente.
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
paar oder Fadenkreuz zum Einſtellen trägt. Um noch Trommelteile ſchätzen zu können, befindet ſich neben der Trommel ein Nonius, meiſt aber nur eine einfache Strichmarke. Zeigt jetzt der Nullſtrich des Nonius oder die Strichmarke auf den Nullſtrich der Trommel, und die Schraube wird einmal ganz herumgedreht, ſo verſchiebt ſich die Mutter und mit ihr der Schlitten um eine ganze Ganghöhe, und die beiden Nullmarken ſtehen wieder einander gegenüber. Iſt die Trommel in 100 Teile geteilt, und es wird nur 1/10 Umdrehung gemacht, ſo zeigt die Strichmarke auf den Strich 10 der Trommel. Da der Nonius noch Zehntel-Trommelteile abzuleſen geſtattet, ſo würde ein Tauſendſtel Um- drehung, oder eine Verſchiebung des Schlittens um ein Tauſendſtel Ganghöhe noch deutlich zu meſſen ſein. Bei feinen Mikrometerſchrauben beträgt die Ganghöhe meiſt 0,1 mm, mit ihrer Hilfe ſind alſo noch 0,0001 mm genau einzuſtellen.
Nach dieſer Abſchweifung kehren wir zu den Komparatoren zurück. Die Stelle der Latte des Stangenzirkels vertritt hier eine ſtarke guß- eiſerne Schiene, welche mit ihren Enden auf zwei Steinpfeilern ruht. Dieſe gehen durch den Fußboden des Beobachtungsraumes frei hindurch und ſind direkt auf den Fundamenten des Gebäudes ſelbſt aufgemauert, damit weder die unter den Tritten des Beobachters erzitternden Dielen, noch vorüberfahrende Wagen ſie zu erſchüttern im Stande ſeien. Dieſe Schiene — der Führungscylinder — trägt zwei an einem Schlitten befeſtigte und mit dieſem längs des Cylinders bewegliche Mikroſkope*), die die Stelle der Zirkelſpitzen vertreten. Unter der Schiene befindet ſich ein ebenfalls gußeiſerner Tiſch, auf welchen die zu vergleichenden Stäbe aufgelagert werden. Sollen zwei Längen jetzt mit einander verglichen werden, ſo verſchiebt man die beiden Mikroſkope ſo lange, bis das eine auf den erſten Strich, das andere auf den letzten Strich des Normalſtabes weiſt, die feinere Einſtellung wird mit der Mikro- meterſchraube gemacht. Dieſe iſt ſo mit dem Mikroſkop verbunden, daß bei ihrer Umdrehung in der Bildebene deſſelben, ſich ein Paar von Spinnenfäden über die Stabſtriche hinſchiebt. Man dreht nun ſo lange an der Mikrometerſchraube, bis der Strich genau in der Mitte der Fäden ſteht und lieſt alsdann die Trommel ab. Hierauf verſchiebt man, rechtwinklig zur Richtung der Schiene, den beweglich eingerichteten Tiſch mit den Stäben, bis der zweite, neben dem erſten aufgelegte Stab unter die Mikroſkope zu liegen kommt, und dreht wieder die Mikrometer- ſchraube ſo lange, bis das Fadenpaar den Strich des zweiten Stabes einſchließt. Der Unterſchied der Trommelableſungen giebt dann den Längenunterſchied der Stäbe. Sei z. B. die Ganghöhe der Schraube 0,1 mm, die Trommel in 100 Teile geteilt, ſeien ferner bei der Pointierung auf den Normalſtab die Ableſungen am linken Mikroſkop 32,4, am rechten 47,2, und beim Viſieren auf den zweiten Stab bezüglich 64,7
*) Näheres hierüber unter optiſche Inſtrumente.
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[8/0026]
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
paar oder Fadenkreuz zum Einſtellen trägt. Um noch Trommelteile
ſchätzen zu können, befindet ſich neben der Trommel ein Nonius, meiſt
aber nur eine einfache Strichmarke. Zeigt jetzt der Nullſtrich des
Nonius oder die Strichmarke auf den Nullſtrich der Trommel, und
die Schraube wird einmal ganz herumgedreht, ſo verſchiebt ſich die
Mutter und mit ihr der Schlitten um eine ganze Ganghöhe, und die
beiden Nullmarken ſtehen wieder einander gegenüber. Iſt die Trommel
in 100 Teile geteilt, und es wird nur 1/10 Umdrehung gemacht, ſo zeigt
die Strichmarke auf den Strich 10 der Trommel. Da der Nonius noch
Zehntel-Trommelteile abzuleſen geſtattet, ſo würde ein Tauſendſtel Um-
drehung, oder eine Verſchiebung des Schlittens um ein Tauſendſtel
Ganghöhe noch deutlich zu meſſen ſein. Bei feinen Mikrometerſchrauben
beträgt die Ganghöhe meiſt 0,1 mm, mit ihrer Hilfe ſind alſo noch
0,0001 mm genau einzuſtellen.
Nach dieſer Abſchweifung kehren wir zu den Komparatoren zurück.
Die Stelle der Latte des Stangenzirkels vertritt hier eine ſtarke guß-
eiſerne Schiene, welche mit ihren Enden auf zwei Steinpfeilern ruht.
Dieſe gehen durch den Fußboden des Beobachtungsraumes frei hindurch
und ſind direkt auf den Fundamenten des Gebäudes ſelbſt aufgemauert,
damit weder die unter den Tritten des Beobachters erzitternden Dielen,
noch vorüberfahrende Wagen ſie zu erſchüttern im Stande ſeien. Dieſe
Schiene — der Führungscylinder — trägt zwei an einem Schlitten
befeſtigte und mit dieſem längs des Cylinders bewegliche Mikroſkope *),
die die Stelle der Zirkelſpitzen vertreten. Unter der Schiene befindet
ſich ein ebenfalls gußeiſerner Tiſch, auf welchen die zu vergleichenden
Stäbe aufgelagert werden. Sollen zwei Längen jetzt mit einander
verglichen werden, ſo verſchiebt man die beiden Mikroſkope ſo lange,
bis das eine auf den erſten Strich, das andere auf den letzten Strich
des Normalſtabes weiſt, die feinere Einſtellung wird mit der Mikro-
meterſchraube gemacht. Dieſe iſt ſo mit dem Mikroſkop verbunden,
daß bei ihrer Umdrehung in der Bildebene deſſelben, ſich ein Paar
von Spinnenfäden über die Stabſtriche hinſchiebt. Man dreht nun ſo
lange an der Mikrometerſchraube, bis der Strich genau in der Mitte der
Fäden ſteht und lieſt alsdann die Trommel ab. Hierauf verſchiebt man,
rechtwinklig zur Richtung der Schiene, den beweglich eingerichteten Tiſch
mit den Stäben, bis der zweite, neben dem erſten aufgelegte Stab
unter die Mikroſkope zu liegen kommt, und dreht wieder die Mikrometer-
ſchraube ſo lange, bis das Fadenpaar den Strich des zweiten Stabes
einſchließt. Der Unterſchied der Trommelableſungen giebt dann den
Längenunterſchied der Stäbe. Sei z. B. die Ganghöhe der Schraube
0,1 mm, die Trommel in 100 Teile geteilt, ſeien ferner bei der Pointierung
auf den Normalſtab die Ableſungen am linken Mikroſkop 32,4, am
rechten 47,2, und beim Viſieren auf den zweiten Stab bezüglich 64,7
*) Näheres hierüber unter optiſche Inſtrumente.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/26>, abgerufen am 24.11.2024.
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