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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Telephon.
eine Wandstation, welche oben den Schalltrichter (den Gebeapparat), zur
Seite zwei Hörtelephone erkennen läßt. So ist die Einrichtung der-
jenigen Stationen, welche die deutsche Reichspostverwaltung ausrüstet.

Anders ist es, wenn Fernsprech-Anstalten den Verkehr zwischen den
Bewohnern desselben Ortes vermitteln sollen. Dann sind von einer
Zentralstelle aus Leitungsdrähte nach den Teilnehmern hingelegt.
Wünscht A mit B zu sprechen, so hat er dies, ähnlich wie bei der eben
besprochenen Privatlinie, den Beamten in der Zentrale wissen zu lassen.
Dieser stellt dann die Verbindung her, und wenn sein Gespräch zu
Ende ist, so vermag der Beamte dem A auch eine neue Verbindung
zu C oder D zu schaffen. In großen Städten aber genügt eine Zentral-
stelle nicht. Es müssen Bezirksämter da sein, wie dort auch viele
Postämter sind, und damit werden die Einrichtungen weit komplizierter.
Dann muß der Beamte die Verbindung nach dem anderen Betriebs-
amte herstellen, das seinerseits mit dem dort angeschlossenen Teil-
nehmer, den man zu sprechen wünscht, die Verbindung herstellt. In
Berlin allein waren schon 1890 13800 Sprechstellen mit einem Leitungs-
netz von 29,962 Kilometern Länge, mehr als z. B. in ganz Frankreich
zusammen. Da würden die Beamten der Betriebsämter ihren Dienst
unmöglich leisten können, wenn nicht der ihnen dort zur Verfügung
stehende Apparat an Einfachheit der Bedienung unübertrefflich wäre.
Der dort aufgestellte Vielfachumschalter erlaubt jedem Beamten, von
seinem Platze aus die Verbindung zwischen allen Teilnehmern und
auch die Aufhebung derselben mit Leichtigkeit auszuführen. Jeder
Leitungsdraht endigt hier in eine Schnur mit einem Stöpsel. In
jedem Amte sind also soviel Stöpselschnüre als Leitungen, und durch
Emporheben eines von ihnen schaltet sich von selbst der Sprach-
resp. Hörapparat des Beamten in die betreffende Leitung ein. Er
stellt dann nur fest, ob die verlangte Anschlußleitung frei ist und setzt
denselben Stöpsel in den Umschalter jener Leitung ein, womit er die
gewünschte Verbindung herstellt. So hat der Beamte stets nur mit
einem einzigen Stöpsel zu operieren.

Für das Sprechen in weite Fernen endlich müssen die Leitungen
zunächst höchst sorgfältig eingerichtet sein. Mit dem schlecht leitenden
Eisendraht kommt man da nicht aus und es mußte erst die Erfindung der
Siliciumbronze erfolgen, aus denen man jetzt die Leitungsdrähte herstellt.
Das ist eine Mischung aus Kupfer, Zinn und Blei mit geringen Bei-
mengungen von Eisen und Silicium. Ein Draht daraus ist fester und
leitet die Elektrizität bedeutend besser. Ein solcher Draht von drei
Millimetern Stärke hat sich für die längsten bisher hergestellten Ver-
bindungen als ausreichend erwiesen, in den Städten aber brauchen
die Anschlußdrähte nur die halbe Dicke zu besitzen. Bei der in der
kurzen Zeit rapide wachsenden Ausdehnung des Fernsprechnetzes aber
müssen in den Großstädten jetzt die Leitungen unterirdisch verlegt werden,
weil man so allein den fortwährend gesteigerten Anforderungen gerecht

Das Buch der Erfindungen. 16

Das Telephon.
eine Wandſtation, welche oben den Schalltrichter (den Gebeapparat), zur
Seite zwei Hörtelephone erkennen läßt. So iſt die Einrichtung der-
jenigen Stationen, welche die deutſche Reichspoſtverwaltung ausrüſtet.

Anders iſt es, wenn Fernſprech-Anſtalten den Verkehr zwiſchen den
Bewohnern desſelben Ortes vermitteln ſollen. Dann ſind von einer
Zentralſtelle aus Leitungsdrähte nach den Teilnehmern hingelegt.
Wünſcht A mit B zu ſprechen, ſo hat er dies, ähnlich wie bei der eben
beſprochenen Privatlinie, den Beamten in der Zentrale wiſſen zu laſſen.
Dieſer ſtellt dann die Verbindung her, und wenn ſein Geſpräch zu
Ende iſt, ſo vermag der Beamte dem A auch eine neue Verbindung
zu C oder D zu ſchaffen. In großen Städten aber genügt eine Zentral-
ſtelle nicht. Es müſſen Bezirksämter da ſein, wie dort auch viele
Poſtämter ſind, und damit werden die Einrichtungen weit komplizierter.
Dann muß der Beamte die Verbindung nach dem anderen Betriebs-
amte herſtellen, das ſeinerſeits mit dem dort angeſchloſſenen Teil-
nehmer, den man zu ſprechen wünſcht, die Verbindung herſtellt. In
Berlin allein waren ſchon 1890 13800 Sprechſtellen mit einem Leitungs-
netz von 29,962 Kilometern Länge, mehr als z. B. in ganz Frankreich
zuſammen. Da würden die Beamten der Betriebsämter ihren Dienſt
unmöglich leiſten können, wenn nicht der ihnen dort zur Verfügung
ſtehende Apparat an Einfachheit der Bedienung unübertrefflich wäre.
Der dort aufgeſtellte Vielfachumſchalter erlaubt jedem Beamten, von
ſeinem Platze aus die Verbindung zwiſchen allen Teilnehmern und
auch die Aufhebung derſelben mit Leichtigkeit auszuführen. Jeder
Leitungsdraht endigt hier in eine Schnur mit einem Stöpſel. In
jedem Amte ſind alſo ſoviel Stöpſelſchnüre als Leitungen, und durch
Emporheben eines von ihnen ſchaltet ſich von ſelbſt der Sprach-
reſp. Hörapparat des Beamten in die betreffende Leitung ein. Er
ſtellt dann nur feſt, ob die verlangte Anſchlußleitung frei iſt und ſetzt
denſelben Stöpſel in den Umſchalter jener Leitung ein, womit er die
gewünſchte Verbindung herſtellt. So hat der Beamte ſtets nur mit
einem einzigen Stöpſel zu operieren.

Für das Sprechen in weite Fernen endlich müſſen die Leitungen
zunächſt höchſt ſorgfältig eingerichtet ſein. Mit dem ſchlecht leitenden
Eiſendraht kommt man da nicht aus und es mußte erſt die Erfindung der
Siliciumbronze erfolgen, aus denen man jetzt die Leitungsdrähte herſtellt.
Das iſt eine Miſchung aus Kupfer, Zinn und Blei mit geringen Bei-
mengungen von Eiſen und Silicium. Ein Draht daraus iſt feſter und
leitet die Elektrizität bedeutend beſſer. Ein ſolcher Draht von drei
Millimetern Stärke hat ſich für die längſten bisher hergeſtellten Ver-
bindungen als ausreichend erwieſen, in den Städten aber brauchen
die Anſchlußdrähte nur die halbe Dicke zu beſitzen. Bei der in der
kurzen Zeit rapide wachſenden Ausdehnung des Fernſprechnetzes aber
müſſen in den Großſtädten jetzt die Leitungen unterirdiſch verlegt werden,
weil man ſo allein den fortwährend geſteigerten Anforderungen gerecht

Das Buch der Erfindungen. 16
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[241/0259] Das Telephon. eine Wandſtation, welche oben den Schalltrichter (den Gebeapparat), zur Seite zwei Hörtelephone erkennen läßt. So iſt die Einrichtung der- jenigen Stationen, welche die deutſche Reichspoſtverwaltung ausrüſtet. Anders iſt es, wenn Fernſprech-Anſtalten den Verkehr zwiſchen den Bewohnern desſelben Ortes vermitteln ſollen. Dann ſind von einer Zentralſtelle aus Leitungsdrähte nach den Teilnehmern hingelegt. Wünſcht A mit B zu ſprechen, ſo hat er dies, ähnlich wie bei der eben beſprochenen Privatlinie, den Beamten in der Zentrale wiſſen zu laſſen. Dieſer ſtellt dann die Verbindung her, und wenn ſein Geſpräch zu Ende iſt, ſo vermag der Beamte dem A auch eine neue Verbindung zu C oder D zu ſchaffen. In großen Städten aber genügt eine Zentral- ſtelle nicht. Es müſſen Bezirksämter da ſein, wie dort auch viele Poſtämter ſind, und damit werden die Einrichtungen weit komplizierter. Dann muß der Beamte die Verbindung nach dem anderen Betriebs- amte herſtellen, das ſeinerſeits mit dem dort angeſchloſſenen Teil- nehmer, den man zu ſprechen wünſcht, die Verbindung herſtellt. In Berlin allein waren ſchon 1890 13800 Sprechſtellen mit einem Leitungs- netz von 29,962 Kilometern Länge, mehr als z. B. in ganz Frankreich zuſammen. Da würden die Beamten der Betriebsämter ihren Dienſt unmöglich leiſten können, wenn nicht der ihnen dort zur Verfügung ſtehende Apparat an Einfachheit der Bedienung unübertrefflich wäre. Der dort aufgeſtellte Vielfachumſchalter erlaubt jedem Beamten, von ſeinem Platze aus die Verbindung zwiſchen allen Teilnehmern und auch die Aufhebung derſelben mit Leichtigkeit auszuführen. Jeder Leitungsdraht endigt hier in eine Schnur mit einem Stöpſel. In jedem Amte ſind alſo ſoviel Stöpſelſchnüre als Leitungen, und durch Emporheben eines von ihnen ſchaltet ſich von ſelbſt der Sprach- reſp. Hörapparat des Beamten in die betreffende Leitung ein. Er ſtellt dann nur feſt, ob die verlangte Anſchlußleitung frei iſt und ſetzt denſelben Stöpſel in den Umſchalter jener Leitung ein, womit er die gewünſchte Verbindung herſtellt. So hat der Beamte ſtets nur mit einem einzigen Stöpſel zu operieren. Für das Sprechen in weite Fernen endlich müſſen die Leitungen zunächſt höchſt ſorgfältig eingerichtet ſein. Mit dem ſchlecht leitenden Eiſendraht kommt man da nicht aus und es mußte erſt die Erfindung der Siliciumbronze erfolgen, aus denen man jetzt die Leitungsdrähte herſtellt. Das iſt eine Miſchung aus Kupfer, Zinn und Blei mit geringen Bei- mengungen von Eiſen und Silicium. Ein Draht daraus iſt feſter und leitet die Elektrizität bedeutend beſſer. Ein ſolcher Draht von drei Millimetern Stärke hat ſich für die längſten bisher hergeſtellten Ver- bindungen als ausreichend erwieſen, in den Städten aber brauchen die Anſchlußdrähte nur die halbe Dicke zu beſitzen. Bei der in der kurzen Zeit rapide wachſenden Ausdehnung des Fernſprechnetzes aber müſſen in den Großſtädten jetzt die Leitungen unterirdiſch verlegt werden, weil man ſo allein den fortwährend geſteigerten Anforderungen gerecht Das Buch der Erfindungen. 16

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/259>, abgerufen am 22.11.2024.