ein Tröpfchen Schwefelsäure in seine Bestandteile aufzulösen vermöchten, und darin den konträren Gegensatz zu jenen gewaltigen Induktions- wirkungen liefern, die wir bei den Dynamomaschinen beobachteten, sie sind dennoch fähig, uns in weiter Ferne Gesprochenes zum deutlichen Gehör zu bringen. Es giebt auch kaum einen feinfühligeren Apparat, als das Telephon. Innerhalb eines Hauses oder selbst auf mehrere hundert Schritt gestattet es die Verständigung durch den dünnsten Eisendraht, trotz der großen Widerstände, die sich der Fortleitung des Stromes entgegenstellen, trotz der großen Verluste, welche die Kraft der Schwingungen bei ihrer doppelten Umsetzung in Magnetismus und Elektrizität erfahren muß. Es ist so gefügig, daß selbst die Ein- schaltung einiger menschlicher Körper in den Stromkreis die Wirksamkeit nicht aufhebt, obgleich sich denken läßt, was für einen kolossalen Wider- stand im Vergleiche zu Metalldrähten gerade der menschliche Körper leistet. Es ist ein äußerst bescheidener Apparat, es verlangt nicht den Strom irgend einer galvanischen Batterie, nicht die Mitwirkung einer anderen stromliefernden Maschine, es erzeugt sich diejenigen schwachen Ströme aus eigener Kraft, die es zu seinen schönen Wirkungen be- fähigen.
Aber man darf nicht zuviel verlangen. Wenn man viele Meilen weit sich vernehmbar machen will, so kommt man doch mit dem gewöhnlichen Fernsprecher nicht aus, und wenn man die beste von allen dabei zur Verfügung stehenden Leitungen aussuchte. Es geht dann von den an sich so geringen Elektrizitätsmengen das meiste in die Luft hinüber oder setzen sich in den Drähten in Wärme um. Man mußte also auf Verbesserungen und Hülfsapparate denken, um immer stärkere Wirkungen möglich zu machen. Dieser Gedanke führte auf den alten Vorschlag von Reis zurück, daß man mit dem gebenden Fernsprecher auf die Kraft eines Stroms einwirken müsse, der von einer besonderen Quelle geliefert wird. So sannen Edison wie Bell darüber nach, ob man vielleicht die Leitungsfähigkeit eines flüssigen Leiters in passender Weise durch den Gebe-Apparat beeinflussen könne, beide gaben aber diese Versuche auf und entschlossen sich, eine andere Klasse von Leitern darauf hin zu untersuchen. Endlich verfiel Edison auf die Kohle als das Material, welches seinem Vorhaben günstig schien. Wir müssen erwähnen, daß wenige Jahre vorher Clerac an der Kohle eine wunderbare Eigenschaft entdeckt hatte, welche man am einfachsten durch den folgenden Versuch deutlich macht. Man leite den Strom einer galvanischen Batterie durch zwei Kohlenstücke, die nur lose aufeinander liegen und durch die Spule eines Elektromagneten. Der Strom ist nur schwach. weil die Kohle dem Durchgange des Stromes einen viel größeren Widerstand entgegensetzt als di? Metalle daher ist auch die magnetische Kraft, die er erzeugt nur gering, aber dieselbe wächst, wenn man die eine Kohle fest gegen die andere drückt, der Magnet stärkt sich, er vermag jetzt ein beweglich aufgehängtes
Das. Telephon.
ein Tröpfchen Schwefelſäure in ſeine Beſtandteile aufzulöſen vermöchten, und darin den konträren Gegenſatz zu jenen gewaltigen Induktions- wirkungen liefern, die wir bei den Dynamomaſchinen beobachteten, ſie ſind dennoch fähig, uns in weiter Ferne Geſprochenes zum deutlichen Gehör zu bringen. Es giebt auch kaum einen feinfühligeren Apparat, als das Telephon. Innerhalb eines Hauſes oder ſelbſt auf mehrere hundert Schritt geſtattet es die Verſtändigung durch den dünnſten Eiſendraht, trotz der großen Widerſtände, die ſich der Fortleitung des Stromes entgegenſtellen, trotz der großen Verluſte, welche die Kraft der Schwingungen bei ihrer doppelten Umſetzung in Magnetismus und Elektrizität erfahren muß. Es iſt ſo gefügig, daß ſelbſt die Ein- ſchaltung einiger menſchlicher Körper in den Stromkreis die Wirkſamkeit nicht aufhebt, obgleich ſich denken läßt, was für einen koloſſalen Wider- ſtand im Vergleiche zu Metalldrähten gerade der menſchliche Körper leiſtet. Es iſt ein äußerſt beſcheidener Apparat, es verlangt nicht den Strom irgend einer galvaniſchen Batterie, nicht die Mitwirkung einer anderen ſtromliefernden Maſchine, es erzeugt ſich diejenigen ſchwachen Ströme aus eigener Kraft, die es zu ſeinen ſchönen Wirkungen be- fähigen.
Aber man darf nicht zuviel verlangen. Wenn man viele Meilen weit ſich vernehmbar machen will, ſo kommt man doch mit dem gewöhnlichen Fernſprecher nicht aus, und wenn man die beſte von allen dabei zur Verfügung ſtehenden Leitungen ausſuchte. Es geht dann von den an ſich ſo geringen Elektrizitätsmengen das meiſte in die Luft hinüber oder ſetzen ſich in den Drähten in Wärme um. Man mußte alſo auf Verbeſſerungen und Hülfsapparate denken, um immer ſtärkere Wirkungen möglich zu machen. Dieſer Gedanke führte auf den alten Vorſchlag von Reis zurück, daß man mit dem gebenden Fernſprecher auf die Kraft eines Stroms einwirken müſſe, der von einer beſonderen Quelle geliefert wird. So ſannen Ediſon wie Bell darüber nach, ob man vielleicht die Leitungsfähigkeit eines flüſſigen Leiters in paſſender Weiſe durch den Gebe-Apparat beeinfluſſen könne, beide gaben aber dieſe Verſuche auf und entſchloſſen ſich, eine andere Klaſſe von Leitern darauf hin zu unterſuchen. Endlich verfiel Ediſon auf die Kohle als das Material, welches ſeinem Vorhaben günſtig ſchien. Wir müſſen erwähnen, daß wenige Jahre vorher Clerac an der Kohle eine wunderbare Eigenſchaft entdeckt hatte, welche man am einfachſten durch den folgenden Verſuch deutlich macht. Man leite den Strom einer galvaniſchen Batterie durch zwei Kohlenſtücke, die nur loſe aufeinander liegen und durch die Spule eines Elektromagneten. Der Strom iſt nur ſchwach. weil die Kohle dem Durchgange des Stromes einen viel größeren Widerſtand entgegenſetzt als di? Metalle daher iſt auch die magnetiſche Kraft, die er erzeugt nur gering, aber dieſelbe wächſt, wenn man die eine Kohle feſt gegen die andere drückt, der Magnet ſtärkt ſich, er vermag jetzt ein beweglich aufgehängtes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0255"n="237"/><fwplace="top"type="header">Das. Telephon.</fw><lb/>
ein Tröpfchen Schwefelſäure in ſeine Beſtandteile aufzulöſen vermöchten,<lb/>
und darin den konträren Gegenſatz zu jenen gewaltigen Induktions-<lb/>
wirkungen liefern, die wir bei den Dynamomaſchinen beobachteten,<lb/>ſie ſind dennoch fähig, uns in weiter Ferne Geſprochenes zum deutlichen<lb/>
Gehör zu bringen. Es giebt auch kaum einen feinfühligeren Apparat,<lb/>
als das Telephon. Innerhalb eines Hauſes oder ſelbſt auf mehrere<lb/>
hundert Schritt geſtattet es die Verſtändigung durch den dünnſten<lb/>
Eiſendraht, trotz der großen Widerſtände, die ſich der Fortleitung<lb/>
des Stromes entgegenſtellen, trotz der großen Verluſte, welche die<lb/>
Kraft der Schwingungen bei ihrer doppelten Umſetzung in Magnetismus<lb/>
und Elektrizität erfahren muß. Es iſt ſo gefügig, daß ſelbſt die Ein-<lb/>ſchaltung einiger menſchlicher Körper in den Stromkreis die Wirkſamkeit<lb/>
nicht aufhebt, obgleich ſich denken läßt, was für einen koloſſalen Wider-<lb/>ſtand im Vergleiche zu Metalldrähten gerade der menſchliche Körper<lb/>
leiſtet. Es iſt ein äußerſt beſcheidener Apparat, es verlangt nicht den<lb/>
Strom irgend einer galvaniſchen Batterie, nicht die Mitwirkung einer<lb/>
anderen ſtromliefernden Maſchine, es erzeugt ſich diejenigen ſchwachen<lb/>
Ströme aus eigener Kraft, die es zu ſeinen ſchönen Wirkungen be-<lb/>
fähigen.</p><lb/><p>Aber man darf nicht zuviel verlangen. Wenn man viele<lb/>
Meilen weit ſich vernehmbar machen will, ſo kommt man doch mit<lb/>
dem gewöhnlichen Fernſprecher nicht aus, und wenn man die beſte<lb/>
von allen dabei zur Verfügung ſtehenden Leitungen ausſuchte. Es<lb/>
geht dann von den an ſich ſo geringen Elektrizitätsmengen das meiſte<lb/>
in die Luft hinüber oder ſetzen ſich in den Drähten in Wärme um.<lb/>
Man mußte alſo auf Verbeſſerungen und Hülfsapparate denken, um<lb/>
immer ſtärkere Wirkungen möglich zu machen. Dieſer Gedanke führte<lb/>
auf den alten Vorſchlag von Reis zurück, daß man mit dem gebenden<lb/>
Fernſprecher auf die Kraft eines Stroms einwirken müſſe, der von<lb/>
einer beſonderen Quelle geliefert wird. So ſannen Ediſon wie Bell<lb/>
darüber nach, ob man vielleicht die Leitungsfähigkeit eines flüſſigen<lb/>
Leiters in paſſender Weiſe durch den Gebe-Apparat beeinfluſſen könne,<lb/>
beide gaben aber dieſe Verſuche auf und entſchloſſen ſich, eine andere<lb/>
Klaſſe von Leitern darauf hin zu unterſuchen. Endlich verfiel Ediſon<lb/>
auf die Kohle als das Material, welches ſeinem Vorhaben günſtig<lb/>ſchien. Wir müſſen erwähnen, daß wenige Jahre vorher Clerac an<lb/>
der Kohle eine wunderbare Eigenſchaft entdeckt hatte, welche man am<lb/>
einfachſten durch den folgenden Verſuch deutlich macht. Man leite<lb/>
den Strom einer galvaniſchen Batterie durch zwei Kohlenſtücke, die nur<lb/>
loſe aufeinander liegen und durch die Spule eines Elektromagneten.<lb/>
Der Strom iſt nur ſchwach. weil die Kohle dem Durchgange des<lb/>
Stromes einen viel größeren Widerſtand entgegenſetzt als di? Metalle<lb/>
daher iſt auch die magnetiſche Kraft, die er erzeugt nur gering, aber<lb/>
dieſelbe wächſt, wenn man die eine Kohle feſt gegen die andere drückt,<lb/>
der Magnet ſtärkt ſich, er vermag jetzt ein beweglich aufgehängtes<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[237/0255]
Das. Telephon.
ein Tröpfchen Schwefelſäure in ſeine Beſtandteile aufzulöſen vermöchten,
und darin den konträren Gegenſatz zu jenen gewaltigen Induktions-
wirkungen liefern, die wir bei den Dynamomaſchinen beobachteten,
ſie ſind dennoch fähig, uns in weiter Ferne Geſprochenes zum deutlichen
Gehör zu bringen. Es giebt auch kaum einen feinfühligeren Apparat,
als das Telephon. Innerhalb eines Hauſes oder ſelbſt auf mehrere
hundert Schritt geſtattet es die Verſtändigung durch den dünnſten
Eiſendraht, trotz der großen Widerſtände, die ſich der Fortleitung
des Stromes entgegenſtellen, trotz der großen Verluſte, welche die
Kraft der Schwingungen bei ihrer doppelten Umſetzung in Magnetismus
und Elektrizität erfahren muß. Es iſt ſo gefügig, daß ſelbſt die Ein-
ſchaltung einiger menſchlicher Körper in den Stromkreis die Wirkſamkeit
nicht aufhebt, obgleich ſich denken läßt, was für einen koloſſalen Wider-
ſtand im Vergleiche zu Metalldrähten gerade der menſchliche Körper
leiſtet. Es iſt ein äußerſt beſcheidener Apparat, es verlangt nicht den
Strom irgend einer galvaniſchen Batterie, nicht die Mitwirkung einer
anderen ſtromliefernden Maſchine, es erzeugt ſich diejenigen ſchwachen
Ströme aus eigener Kraft, die es zu ſeinen ſchönen Wirkungen be-
fähigen.
Aber man darf nicht zuviel verlangen. Wenn man viele
Meilen weit ſich vernehmbar machen will, ſo kommt man doch mit
dem gewöhnlichen Fernſprecher nicht aus, und wenn man die beſte
von allen dabei zur Verfügung ſtehenden Leitungen ausſuchte. Es
geht dann von den an ſich ſo geringen Elektrizitätsmengen das meiſte
in die Luft hinüber oder ſetzen ſich in den Drähten in Wärme um.
Man mußte alſo auf Verbeſſerungen und Hülfsapparate denken, um
immer ſtärkere Wirkungen möglich zu machen. Dieſer Gedanke führte
auf den alten Vorſchlag von Reis zurück, daß man mit dem gebenden
Fernſprecher auf die Kraft eines Stroms einwirken müſſe, der von
einer beſonderen Quelle geliefert wird. So ſannen Ediſon wie Bell
darüber nach, ob man vielleicht die Leitungsfähigkeit eines flüſſigen
Leiters in paſſender Weiſe durch den Gebe-Apparat beeinfluſſen könne,
beide gaben aber dieſe Verſuche auf und entſchloſſen ſich, eine andere
Klaſſe von Leitern darauf hin zu unterſuchen. Endlich verfiel Ediſon
auf die Kohle als das Material, welches ſeinem Vorhaben günſtig
ſchien. Wir müſſen erwähnen, daß wenige Jahre vorher Clerac an
der Kohle eine wunderbare Eigenſchaft entdeckt hatte, welche man am
einfachſten durch den folgenden Verſuch deutlich macht. Man leite
den Strom einer galvaniſchen Batterie durch zwei Kohlenſtücke, die nur
loſe aufeinander liegen und durch die Spule eines Elektromagneten.
Der Strom iſt nur ſchwach. weil die Kohle dem Durchgange des
Stromes einen viel größeren Widerſtand entgegenſetzt als di? Metalle
daher iſt auch die magnetiſche Kraft, die er erzeugt nur gering, aber
dieſelbe wächſt, wenn man die eine Kohle feſt gegen die andere drückt,
der Magnet ſtärkt ſich, er vermag jetzt ein beweglich aufgehängtes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/255>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.