Die erste Bedingung für ein genaueres Messen ist natürlich die mög- lichste Feinheit der Teilstriche selbst. Bei den weichen Holzarten sind die Teillinien bis zu 1 Millimeter dick und ihre Ränder stark verbogen. Man hat deshalb tannene Stäbe mit Ahorn ausgelegt und erhält auf diesem Material Striche von 0,1 bis 0,05 mm Dicke. Sehr viel feinere Striche, bis zu 0,001 mm Breite, kann man auf Metall- und Glas- körpern auftragen, alle feinsten Stäbe sind daher auch aus Metall -- Glas empfiehlt sich seiner Zerbrechlichkeit wegen nicht -- angefertigt.
[Abbildung]
Fig. 1.
Maßstab mit gerader Kante.
[Abbildung]
Fig. 2.
Maßstab mit abgeschrägter Kante.
Ferner hat man versucht, die Messungssicherheit dadurch zu erhöhen, daß man die Theilkanten abschrägt. Legt man nämlich einen Maßstab mit rechteckigem Querschnitt auf die Fläche, in welcher die Punkte a und b Fig. 1 der zu messenden Länge sich befinden, so ist es sehr schwer zu erkennen, welcher Teilstrich zu dem Punkte a oder b gehört, und noch viel schwerer abzuschätzen, um wie viel der Punkt von dem Strich absteht. Der Maßstab, wie ihn Fig. 2 zeigt, hebt diese Übelstände zum Teil.
Die Teilung der Stäbe ist selten weiter als bis auf 1 mm getrieben, Bruchteile dieser Größe müssen abgeschätzt werden. Da diese Schätzungen jedoch immer nur ungenaue Resultate liefern können, so sind verschiedene Einrichtungen getroffen, um dieselben zu umgehen. Die einfachste ist der Transversalmaßstab. Bei diesem werden die Teilstriche durch 10 Linien in gleichem Abstande rechtwinklig geschnitten, ferner ist in dem ersten der so gebildeten Rechtecke (Fig. 3) eine Diagonale gezogen. Alsdann sind die auf den Querlinien abgeschnittenen Strecken Zehntel-
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Fig. 3.
Transversalmaßstab.
millimeter. Die erste Querlinie ist geteilt in 1 Zehntel und 9 Zehntel, die zweite in 2 Zehntel und 8 Zehntel etc. Die Zehntelmilli- meter sind auf diese Weise leicht abzulesen.
Sehr viel besser erfüllt den gleichen Zweck der 1631 von Peter Vernier erfundene und nach ihm benannte Vernier oder Nonius. Bei zwei gleich langen Strecken, deren erster und letzter Strich zusammenfallen, die aber in eine ungleiche Anzahl von Teilen geteilt sind, nimmt der Unterschied zweier Striche vom ersten bis zum letzten immer um den gleichen Betrag zu. Legt man (Fig. 4) an die 9 ersten Striche eines Stabes AB
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Die erſte Bedingung für ein genaueres Meſſen iſt natürlich die mög- lichſte Feinheit der Teilſtriche ſelbſt. Bei den weichen Holzarten ſind die Teillinien bis zu 1 Millimeter dick und ihre Ränder ſtark verbogen. Man hat deshalb tannene Stäbe mit Ahorn ausgelegt und erhält auf dieſem Material Striche von 0,1 bis 0,05 mm Dicke. Sehr viel feinere Striche, bis zu 0,001 mm Breite, kann man auf Metall- und Glas- körpern auftragen, alle feinſten Stäbe ſind daher auch aus Metall — Glas empfiehlt ſich ſeiner Zerbrechlichkeit wegen nicht — angefertigt.
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Fig. 1.
Maßſtab mit gerader Kante.
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Fig. 2.
Maßſtab mit abgeſchrägter Kante.
Ferner hat man verſucht, die Meſſungsſicherheit dadurch zu erhöhen, daß man die Theilkanten abſchrägt. Legt man nämlich einen Maßſtab mit rechteckigem Querſchnitt auf die Fläche, in welcher die Punkte a und b Fig. 1 der zu meſſenden Länge ſich befinden, ſo iſt es ſehr ſchwer zu erkennen, welcher Teilſtrich zu dem Punkte a oder b gehört, und noch viel ſchwerer abzuſchätzen, um wie viel der Punkt von dem Strich abſteht. Der Maßſtab, wie ihn Fig. 2 zeigt, hebt dieſe Übelſtände zum Teil.
Die Teilung der Stäbe iſt ſelten weiter als bis auf 1 mm getrieben, Bruchteile dieſer Größe müſſen abgeſchätzt werden. Da dieſe Schätzungen jedoch immer nur ungenaue Reſultate liefern können, ſo ſind verſchiedene Einrichtungen getroffen, um dieſelben zu umgehen. Die einfachſte iſt der Transverſalmaßſtab. Bei dieſem werden die Teilſtriche durch 10 Linien in gleichem Abſtande rechtwinklig geſchnitten, ferner iſt in dem erſten der ſo gebildeten Rechtecke (Fig. 3) eine Diagonale gezogen. Alsdann ſind die auf den Querlinien abgeſchnittenen Strecken Zehntel-
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Fig. 3.
Transverſalmaßſtab.
millimeter. Die erſte Querlinie iſt geteilt in 1 Zehntel und 9 Zehntel, die zweite in 2 Zehntel und 8 Zehntel ꝛc. Die Zehntelmilli- meter ſind auf dieſe Weiſe leicht abzuleſen.
Sehr viel beſſer erfüllt den gleichen Zweck der 1631 von Peter Vernier erfundene und nach ihm benannte Vernier oder Nonius. Bei zwei gleich langen Strecken, deren erſter und letzter Strich zuſammenfallen, die aber in eine ungleiche Anzahl von Teilen geteilt ſind, nimmt der Unterſchied zweier Striche vom erſten bis zum letzten immer um den gleichen Betrag zu. Legt man (Fig. 4) an die 9 erſten Striche eines Stabes AB
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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Die erſte Bedingung für ein genaueres Meſſen iſt natürlich die mög-
lichſte Feinheit der Teilſtriche ſelbſt. Bei den weichen Holzarten ſind die
Teillinien bis zu 1 Millimeter dick und ihre Ränder ſtark verbogen.
Man hat deshalb tannene Stäbe mit Ahorn ausgelegt und erhält auf
dieſem Material Striche von 0,1 bis 0,05 mm Dicke. Sehr viel feinere
Striche, bis zu 0,001 mm Breite, kann man auf Metall- und Glas-
körpern auftragen, alle feinſten Stäbe ſind daher auch aus Metall —
Glas empfiehlt ſich ſeiner Zerbrechlichkeit wegen nicht — angefertigt.
[Abbildung Fig. 1.
Maßſtab mit gerader Kante.]
[Abbildung Fig. 2.
Maßſtab mit abgeſchrägter Kante.]
Ferner hat man verſucht, die Meſſungsſicherheit dadurch zu erhöhen, daß
man die Theilkanten abſchrägt. Legt man nämlich einen Maßſtab mit
rechteckigem Querſchnitt auf die Fläche, in welcher die Punkte a und b
Fig. 1 der zu meſſenden Länge ſich befinden, ſo iſt es ſehr ſchwer zu
erkennen, welcher Teilſtrich zu dem Punkte a oder b gehört, und noch viel
ſchwerer abzuſchätzen, um wie viel der Punkt von dem Strich abſteht.
Der Maßſtab, wie ihn Fig. 2 zeigt, hebt dieſe Übelſtände zum Teil.
Die Teilung der Stäbe iſt ſelten weiter als bis auf 1 mm getrieben,
Bruchteile dieſer Größe müſſen abgeſchätzt werden. Da dieſe Schätzungen
jedoch immer nur ungenaue Reſultate liefern können, ſo ſind verſchiedene
Einrichtungen getroffen, um dieſelben zu umgehen. Die einfachſte iſt
der Transverſalmaßſtab. Bei dieſem werden die Teilſtriche durch
10 Linien in gleichem Abſtande rechtwinklig geſchnitten, ferner iſt in
dem erſten der ſo gebildeten Rechtecke (Fig. 3) eine Diagonale gezogen.
Alsdann ſind die auf den Querlinien abgeſchnittenen Strecken Zehntel-
[Abbildung Fig. 3.
Transverſalmaßſtab.]
millimeter. Die erſte Querlinie iſt
geteilt in 1 Zehntel und 9 Zehntel,
die zweite in 2 Zehntel und
8 Zehntel ꝛc. Die Zehntelmilli-
meter ſind auf dieſe Weiſe leicht
abzuleſen.
Sehr viel beſſer erfüllt den
gleichen Zweck der 1631 von
Peter Vernier erfundene und
nach ihm benannte Vernier oder Nonius. Bei zwei gleich langen
Strecken, deren erſter und letzter Strich zuſammenfallen, die aber in
eine ungleiche Anzahl von Teilen geteilt ſind, nimmt der Unterſchied
zweier Striche vom erſten bis zum letzten immer um den gleichen
Betrag zu. Legt man (Fig. 4) an die 9 erſten Striche eines Stabes AB
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/24>, abgerufen am 27.11.2024.
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