Schenkel mitteltst einer Schraube an der Führungsschiene festgeklemmt. Beim Gelenkzirkel dient demselben Zwecke ein Gradbogen, der an dem einen Schenkel festsitzt, während der andere Schenkel durchbrochen ist und auf diesem Bogen gleitet, an dem er ebenfalls mit einer Schraube geklemmt werden kann.
Die Zirkelmessungen sind nun allerdings schon genauer wie die Messungen mit bloßem Auge, aber sie haben alle einen großen Nachteil. Selbst wenn man dieselbe Länge nicht einmal, sondern oft wiederholt überträgt, ist doch eine größere Sicherheit als 3 bis 5 Hundertteile des Millimeters kaum zu erreichen, für feinere Messungen reicht also der Zirkel nicht aus, ganz abgesehen davon, daß bei mehrmaligem Ein- setzen der Spitzen die Maßstäbe stark zerschrammt und verdorben werden. Wenngleich daher der Benutzung des Zirkels selbst, für diese Zwecke ziemlich enge Grenzen gezogen sind, so findet sich doch das Prinzip des Stangenzirkels bei allen Apparaten wieder, die zu Längenver- gleichungen dienen, nur daß an Stelle der Spitzen Mikroskope an- gewendet werden. Man erhält so einen optischen Stangenzirkel oder Comparator. Bevor jedoch auf diese etwas komplizierteren Instrumente selbst eingegangen wird, mögen noch einige Worte über Maßstäbe und einfache Längenmessungen Platz greifen.
Will man im gewöhnlichen Leben die Entfernung zweier Punkte bestimmen, die Länge eines Werkstückes festlegen oder sonstige Länge- messungen, welche die Praxis mit sich bringt, vornehmen, so legt man den Nullstrich des Maßstabes auf den einen Punkt, an das eine Ende des Werkstückes und sieht dann nach, mit welchem anderen Striche des Maßes der zweite Punkt, das andere Ende des Werkstückes zusammenfällt. Die Anzahl der Teilstriche des Maßstabes giebt sofort die gemessene Länge. Die Ausführung der Messung selbst bleibt immer die nämliche, und dennoch sind die Anforderungen an die Genauigkeit derselben sehr verschiedene. Wenn die Länge eines Ackerstückes in Betracht kommt, so spielen einige Dezimeter gar keine Rolle, dem Zimmermann ist es ganz gleichgültig, ob seine Balken einige Zentimeter länger oder kürzer gerathen sind, aber schon dem Tischler würde die Thür schlecht in den Schrank passen, wenn er sich um ganze Zentimeter versieht, noch viel genauer müssen die Achsen bei Dampfmaschinen in ihre Lager eingepaßt sein, und der Techniker, der Physiker ist oft mit Bruchteilen des Milli- meters nicht zufrieden gestellt. Wenn das Messen dasselbe bleibt, so müssen also die Maßstäbe dementsprechend eingerichtet sein.
Die gewöhnlichen Maßstäbe sind meist aus Holz hergestellt und von rechteckigem Querschnitt. In der That ist Holz, da es durch die Wärme wenig verändert wird, ein vorzügliches Material für diese Zwecke. Langwarenmaßstäbe, wie sie in Tuch- und Leinengeschäften Verwendung finden, die Meßlatten der Feldmesser und die zusammen- klappbaren längeren Maße der Tischler und ähnlicher Handwerker sind aus Holz. Für feinere Messungen sind diese Stäbe nicht zu gebrauchen.
Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.
Schenkel mitteltſt einer Schraube an der Führungsſchiene feſtgeklemmt. Beim Gelenkzirkel dient demſelben Zwecke ein Gradbogen, der an dem einen Schenkel feſtſitzt, während der andere Schenkel durchbrochen iſt und auf dieſem Bogen gleitet, an dem er ebenfalls mit einer Schraube geklemmt werden kann.
Die Zirkelmeſſungen ſind nun allerdings ſchon genauer wie die Meſſungen mit bloßem Auge, aber ſie haben alle einen großen Nachteil. Selbſt wenn man dieſelbe Länge nicht einmal, ſondern oft wiederholt überträgt, iſt doch eine größere Sicherheit als 3 bis 5 Hundertteile des Millimeters kaum zu erreichen, für feinere Meſſungen reicht alſo der Zirkel nicht aus, ganz abgeſehen davon, daß bei mehrmaligem Ein- ſetzen der Spitzen die Maßſtäbe ſtark zerſchrammt und verdorben werden. Wenngleich daher der Benutzung des Zirkels ſelbſt, für dieſe Zwecke ziemlich enge Grenzen gezogen ſind, ſo findet ſich doch das Prinzip des Stangenzirkels bei allen Apparaten wieder, die zu Längenver- gleichungen dienen, nur daß an Stelle der Spitzen Mikroſkope an- gewendet werden. Man erhält ſo einen optiſchen Stangenzirkel oder Comparator. Bevor jedoch auf dieſe etwas komplizierteren Inſtrumente ſelbſt eingegangen wird, mögen noch einige Worte über Maßſtäbe und einfache Längenmeſſungen Platz greifen.
Will man im gewöhnlichen Leben die Entfernung zweier Punkte beſtimmen, die Länge eines Werkſtückes feſtlegen oder ſonſtige Länge- meſſungen, welche die Praxis mit ſich bringt, vornehmen, ſo legt man den Nullſtrich des Maßſtabes auf den einen Punkt, an das eine Ende des Werkſtückes und ſieht dann nach, mit welchem anderen Striche des Maßes der zweite Punkt, das andere Ende des Werkſtückes zuſammenfällt. Die Anzahl der Teilſtriche des Maßſtabes giebt ſofort die gemeſſene Länge. Die Ausführung der Meſſung ſelbſt bleibt immer die nämliche, und dennoch ſind die Anforderungen an die Genauigkeit derſelben ſehr verſchiedene. Wenn die Länge eines Ackerſtückes in Betracht kommt, ſo ſpielen einige Dezimeter gar keine Rolle, dem Zimmermann iſt es ganz gleichgültig, ob ſeine Balken einige Zentimeter länger oder kürzer gerathen ſind, aber ſchon dem Tiſchler würde die Thür ſchlecht in den Schrank paſſen, wenn er ſich um ganze Zentimeter verſieht, noch viel genauer müſſen die Achſen bei Dampfmaſchinen in ihre Lager eingepaßt ſein, und der Techniker, der Phyſiker iſt oft mit Bruchteilen des Milli- meters nicht zufrieden geſtellt. Wenn das Meſſen dasſelbe bleibt, ſo müſſen alſo die Maßſtäbe dementſprechend eingerichtet ſein.
Die gewöhnlichen Maßſtäbe ſind meiſt aus Holz hergeſtellt und von rechteckigem Querſchnitt. In der That iſt Holz, da es durch die Wärme wenig verändert wird, ein vorzügliches Material für dieſe Zwecke. Langwarenmaßſtäbe, wie ſie in Tuch- und Leinengeſchäften Verwendung finden, die Meßlatten der Feldmeſſer und die zuſammen- klappbaren längeren Maße der Tiſchler und ähnlicher Handwerker ſind aus Holz. Für feinere Meſſungen ſind dieſe Stäbe nicht zu gebrauchen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0023"n="5"/><fwplace="top"type="header">Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.</fw><lb/>
Schenkel mitteltſt einer Schraube an der Führungsſchiene feſtgeklemmt.<lb/>
Beim Gelenkzirkel dient demſelben Zwecke ein Gradbogen, der an dem<lb/>
einen Schenkel feſtſitzt, während der andere Schenkel durchbrochen iſt<lb/>
und auf dieſem Bogen gleitet, an dem er ebenfalls mit einer Schraube<lb/>
geklemmt werden kann.</p><lb/><p>Die Zirkelmeſſungen ſind nun allerdings ſchon genauer wie die<lb/>
Meſſungen mit bloßem Auge, aber ſie haben alle einen großen Nachteil.<lb/>
Selbſt wenn man dieſelbe Länge nicht einmal, ſondern oft wiederholt<lb/>
überträgt, iſt doch eine größere Sicherheit als 3 bis 5 Hundertteile<lb/>
des Millimeters kaum zu erreichen, für feinere Meſſungen reicht alſo der<lb/>
Zirkel nicht aus, ganz abgeſehen davon, daß bei mehrmaligem Ein-<lb/>ſetzen der Spitzen die Maßſtäbe ſtark zerſchrammt und verdorben werden.<lb/>
Wenngleich daher der Benutzung des Zirkels ſelbſt, für dieſe Zwecke<lb/>
ziemlich enge Grenzen gezogen ſind, ſo findet ſich doch das Prinzip<lb/>
des Stangenzirkels bei allen Apparaten wieder, die zu Längenver-<lb/>
gleichungen dienen, nur daß an Stelle der Spitzen Mikroſkope an-<lb/>
gewendet werden. Man erhält ſo einen optiſchen Stangenzirkel oder<lb/>
Comparator. Bevor jedoch auf dieſe etwas komplizierteren Inſtrumente<lb/>ſelbſt eingegangen wird, mögen noch einige Worte über Maßſtäbe und<lb/>
einfache Längenmeſſungen Platz greifen.</p><lb/><p>Will man im gewöhnlichen Leben die Entfernung zweier Punkte<lb/>
beſtimmen, die Länge eines Werkſtückes feſtlegen oder ſonſtige Länge-<lb/>
meſſungen, welche die Praxis mit ſich bringt, vornehmen, ſo legt man<lb/>
den Nullſtrich des Maßſtabes auf den einen Punkt, an das eine Ende des<lb/>
Werkſtückes und ſieht dann nach, mit welchem anderen Striche des Maßes<lb/>
der zweite Punkt, das andere Ende des Werkſtückes zuſammenfällt. Die<lb/>
Anzahl der Teilſtriche des Maßſtabes giebt ſofort die gemeſſene Länge.<lb/>
Die Ausführung der Meſſung ſelbſt bleibt immer die nämliche, und<lb/>
dennoch ſind die Anforderungen an die Genauigkeit derſelben ſehr<lb/>
verſchiedene. Wenn die Länge eines Ackerſtückes in Betracht kommt,<lb/>ſo ſpielen einige Dezimeter gar keine Rolle, dem Zimmermann iſt es<lb/>
ganz gleichgültig, ob ſeine Balken einige Zentimeter länger oder kürzer<lb/>
gerathen ſind, aber ſchon dem Tiſchler würde die Thür ſchlecht in den<lb/>
Schrank paſſen, wenn er ſich um ganze Zentimeter verſieht, noch viel<lb/>
genauer müſſen die Achſen bei Dampfmaſchinen in ihre Lager eingepaßt<lb/>ſein, und der Techniker, der Phyſiker iſt oft mit Bruchteilen des Milli-<lb/>
meters nicht zufrieden geſtellt. Wenn das Meſſen dasſelbe bleibt,<lb/>ſo müſſen alſo die Maßſtäbe dementſprechend eingerichtet ſein.</p><lb/><p>Die gewöhnlichen Maßſtäbe ſind meiſt aus Holz hergeſtellt und<lb/>
von rechteckigem Querſchnitt. In der That iſt Holz, da es durch die<lb/>
Wärme wenig verändert wird, ein vorzügliches Material für dieſe<lb/>
Zwecke. Langwarenmaßſtäbe, wie ſie in Tuch- und Leinengeſchäften<lb/>
Verwendung finden, die Meßlatten der Feldmeſſer und die zuſammen-<lb/>
klappbaren längeren Maße der Tiſchler und ähnlicher Handwerker ſind<lb/>
aus Holz. Für feinere Meſſungen ſind dieſe Stäbe nicht zu gebrauchen.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[5/0023]
Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.
Schenkel mitteltſt einer Schraube an der Führungsſchiene feſtgeklemmt.
Beim Gelenkzirkel dient demſelben Zwecke ein Gradbogen, der an dem
einen Schenkel feſtſitzt, während der andere Schenkel durchbrochen iſt
und auf dieſem Bogen gleitet, an dem er ebenfalls mit einer Schraube
geklemmt werden kann.
Die Zirkelmeſſungen ſind nun allerdings ſchon genauer wie die
Meſſungen mit bloßem Auge, aber ſie haben alle einen großen Nachteil.
Selbſt wenn man dieſelbe Länge nicht einmal, ſondern oft wiederholt
überträgt, iſt doch eine größere Sicherheit als 3 bis 5 Hundertteile
des Millimeters kaum zu erreichen, für feinere Meſſungen reicht alſo der
Zirkel nicht aus, ganz abgeſehen davon, daß bei mehrmaligem Ein-
ſetzen der Spitzen die Maßſtäbe ſtark zerſchrammt und verdorben werden.
Wenngleich daher der Benutzung des Zirkels ſelbſt, für dieſe Zwecke
ziemlich enge Grenzen gezogen ſind, ſo findet ſich doch das Prinzip
des Stangenzirkels bei allen Apparaten wieder, die zu Längenver-
gleichungen dienen, nur daß an Stelle der Spitzen Mikroſkope an-
gewendet werden. Man erhält ſo einen optiſchen Stangenzirkel oder
Comparator. Bevor jedoch auf dieſe etwas komplizierteren Inſtrumente
ſelbſt eingegangen wird, mögen noch einige Worte über Maßſtäbe und
einfache Längenmeſſungen Platz greifen.
Will man im gewöhnlichen Leben die Entfernung zweier Punkte
beſtimmen, die Länge eines Werkſtückes feſtlegen oder ſonſtige Länge-
meſſungen, welche die Praxis mit ſich bringt, vornehmen, ſo legt man
den Nullſtrich des Maßſtabes auf den einen Punkt, an das eine Ende des
Werkſtückes und ſieht dann nach, mit welchem anderen Striche des Maßes
der zweite Punkt, das andere Ende des Werkſtückes zuſammenfällt. Die
Anzahl der Teilſtriche des Maßſtabes giebt ſofort die gemeſſene Länge.
Die Ausführung der Meſſung ſelbſt bleibt immer die nämliche, und
dennoch ſind die Anforderungen an die Genauigkeit derſelben ſehr
verſchiedene. Wenn die Länge eines Ackerſtückes in Betracht kommt,
ſo ſpielen einige Dezimeter gar keine Rolle, dem Zimmermann iſt es
ganz gleichgültig, ob ſeine Balken einige Zentimeter länger oder kürzer
gerathen ſind, aber ſchon dem Tiſchler würde die Thür ſchlecht in den
Schrank paſſen, wenn er ſich um ganze Zentimeter verſieht, noch viel
genauer müſſen die Achſen bei Dampfmaſchinen in ihre Lager eingepaßt
ſein, und der Techniker, der Phyſiker iſt oft mit Bruchteilen des Milli-
meters nicht zufrieden geſtellt. Wenn das Meſſen dasſelbe bleibt,
ſo müſſen alſo die Maßſtäbe dementſprechend eingerichtet ſein.
Die gewöhnlichen Maßſtäbe ſind meiſt aus Holz hergeſtellt und
von rechteckigem Querſchnitt. In der That iſt Holz, da es durch die
Wärme wenig verändert wird, ein vorzügliches Material für dieſe
Zwecke. Langwarenmaßſtäbe, wie ſie in Tuch- und Leinengeſchäften
Verwendung finden, die Meßlatten der Feldmeſſer und die zuſammen-
klappbaren längeren Maße der Tiſchler und ähnlicher Handwerker ſind
aus Holz. Für feinere Meſſungen ſind dieſe Stäbe nicht zu gebrauchen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/23>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.