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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Frühere Ansichten über die elektrische Kraftübertragung.
kennen, daß sie inwendig Rinnen haben, die mit Öl gefüllt werden.
Das Öl aber ist der vollkommenste Isolator, den man bis jetzt hat.
Was das Holzkreuz bedeutet, wird uns bald klar werden.

Woraus soll man die Leitungen herstellen? Natürlich aus einem
möglichst vollkommenen Elektrizitätsleiter. Da ist vor allem das Kupfer
brauchbar, das dem besten Leiter, dem Silber, an Billigkeit so viel über-
legen ist. Für die Leitung geringerer Kräfte ist selbst Eisendraht völlig
ausreichend, in ihm erblicken wir den üblichen Vermittler telegraphischer
Depeschen. Nachdem die elektrische Beleuchtung einen größeren Umfang
angenommen hatte, besonders für die Leitung aus den Kraftzentralen der
Großstädte, mußte man auch für die Beleuchtungszwecke wohl oder übel
von der oberirdischen Stromleitung zur unterirdischen übergehen. Diese
Leitungen oder Kabel sollen bequem verlegt werden können, dazu muß
man besonders, wenn die Leiter einen großen Querschnitt haben, eine
Reihe von dünnen Drähten zu einem Seile verbinden. Dadurch erreicht
man erst die nötige
Biegsamkeit des Leiters
trotz seiner Dicke. Wir
bilden hier ein solches
Kabel ab, das Patent-
bleikabel, welches seit

[Abbildung] Fig. 136.

Aufgewickeltes Bleikabel von Siemens & Halske.

etwa vier Jahren von Siemens & Halske eingeführt wurde. Rechts ist
das Kupferseil sichtbar, aber was bedeuten die teilweise zurückgeschlagenen
und entfernten Hüllen, die es umschließen? Da ist zu innerst ein Blei-
mantel, welcher unter einem sehr hohen hydraulischen Drucke von
2500 Atmosphären eng um die Kabelseele herumgepreßt wurde. Er
soll die Zuleitung der Erdfeuchtigkeit zu dem Leiter verhindern. Wo
dieses Kabel direkt in den Erdboden verlegt werden soll, kommt nach
einer Umwickelung mit Papier eine theergetränkte Umspinnung herum
und schließlich, um es bei Erdarbeiten gegen Verletzungen zu sichern,
eine Umhüllung, die aus zwei sich überdeckenden Eisenbandspiralen von
11/4 mm Dicke besteht. So ein Kabel entspricht schon den hohen
Anforderungen, welche an die Isolation und die Dauerhaftigkeit der
Leitung zu stellen sind. Es ist nicht möglich, dieselben über gewisse
Längen hinaus anzufertigen: da man nicht wohl kilometerlange Leiter
von einem bestimmten Querschnitte transportieren kann, so müssen die
gelieferten Enden noch unter Berücksichtigung des Schutzes dieser Be-
rührungsstellen und der Isolierung verbunden werden. Dazu dienen
Muffen von der Art, wie wir sie umstehend abbilden; die Kupferseile werden
dort durch Verschrauben mit einander verbunden und die Muffen dann
mit dem isolierenden Material ausgegossen. Die sogenannte T-Muffe
in unserer Fig. 137 zeigt, wie sich der Anschluß der Hausleitungen an
das Kabelnetz darstellt.

Leider ist noch eine andere Schwierigkeit dabei, die alle Versuche
der elektrischen Kraftübertragung seit den Tagen Voltas lange unmöglich

Frühere Anſichten über die elektriſche Kraftübertragung.
kennen, daß ſie inwendig Rinnen haben, die mit Öl gefüllt werden.
Das Öl aber iſt der vollkommenſte Iſolator, den man bis jetzt hat.
Was das Holzkreuz bedeutet, wird uns bald klar werden.

Woraus ſoll man die Leitungen herſtellen? Natürlich aus einem
möglichſt vollkommenen Elektrizitätsleiter. Da iſt vor allem das Kupfer
brauchbar, das dem beſten Leiter, dem Silber, an Billigkeit ſo viel über-
legen iſt. Für die Leitung geringerer Kräfte iſt ſelbſt Eiſendraht völlig
ausreichend, in ihm erblicken wir den üblichen Vermittler telegraphiſcher
Depeſchen. Nachdem die elektriſche Beleuchtung einen größeren Umfang
angenommen hatte, beſonders für die Leitung aus den Kraftzentralen der
Großſtädte, mußte man auch für die Beleuchtungszwecke wohl oder übel
von der oberirdiſchen Stromleitung zur unterirdiſchen übergehen. Dieſe
Leitungen oder Kabel ſollen bequem verlegt werden können, dazu muß
man beſonders, wenn die Leiter einen großen Querſchnitt haben, eine
Reihe von dünnen Drähten zu einem Seile verbinden. Dadurch erreicht
man erſt die nötige
Biegſamkeit des Leiters
trotz ſeiner Dicke. Wir
bilden hier ein ſolches
Kabel ab, das Patent-
bleikabel, welches ſeit

[Abbildung] Fig. 136.

Aufgewickeltes Bleikabel von Siemens & Halske.

etwa vier Jahren von Siemens & Halske eingeführt wurde. Rechts iſt
das Kupferſeil ſichtbar, aber was bedeuten die teilweiſe zurückgeſchlagenen
und entfernten Hüllen, die es umſchließen? Da iſt zu innerſt ein Blei-
mantel, welcher unter einem ſehr hohen hydrauliſchen Drucke von
2500 Atmoſphären eng um die Kabelſeele herumgepreßt wurde. Er
ſoll die Zuleitung der Erdfeuchtigkeit zu dem Leiter verhindern. Wo
dieſes Kabel direkt in den Erdboden verlegt werden ſoll, kommt nach
einer Umwickelung mit Papier eine theergetränkte Umſpinnung herum
und ſchließlich, um es bei Erdarbeiten gegen Verletzungen zu ſichern,
eine Umhüllung, die aus zwei ſich überdeckenden Eiſenbandſpiralen von
mm Dicke beſteht. So ein Kabel entſpricht ſchon den hohen
Anforderungen, welche an die Iſolation und die Dauerhaftigkeit der
Leitung zu ſtellen ſind. Es iſt nicht möglich, dieſelben über gewiſſe
Längen hinaus anzufertigen: da man nicht wohl kilometerlange Leiter
von einem beſtimmten Querſchnitte transportieren kann, ſo müſſen die
gelieferten Enden noch unter Berückſichtigung des Schutzes dieſer Be-
rührungsſtellen und der Iſolierung verbunden werden. Dazu dienen
Muffen von der Art, wie wir ſie umſtehend abbilden; die Kupferſeile werden
dort durch Verſchrauben mit einander verbunden und die Muffen dann
mit dem iſolierenden Material ausgegoſſen. Die ſogenannte T-Muffe
in unſerer Fig. 137 zeigt, wie ſich der Anſchluß der Hausleitungen an
das Kabelnetz darſtellt.

Leider iſt noch eine andere Schwierigkeit dabei, die alle Verſuche
der elektriſchen Kraftübertragung ſeit den Tagen Voltas lange unmöglich

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[189/0207] Frühere Anſichten über die elektriſche Kraftübertragung. kennen, daß ſie inwendig Rinnen haben, die mit Öl gefüllt werden. Das Öl aber iſt der vollkommenſte Iſolator, den man bis jetzt hat. Was das Holzkreuz bedeutet, wird uns bald klar werden. Woraus ſoll man die Leitungen herſtellen? Natürlich aus einem möglichſt vollkommenen Elektrizitätsleiter. Da iſt vor allem das Kupfer brauchbar, das dem beſten Leiter, dem Silber, an Billigkeit ſo viel über- legen iſt. Für die Leitung geringerer Kräfte iſt ſelbſt Eiſendraht völlig ausreichend, in ihm erblicken wir den üblichen Vermittler telegraphiſcher Depeſchen. Nachdem die elektriſche Beleuchtung einen größeren Umfang angenommen hatte, beſonders für die Leitung aus den Kraftzentralen der Großſtädte, mußte man auch für die Beleuchtungszwecke wohl oder übel von der oberirdiſchen Stromleitung zur unterirdiſchen übergehen. Dieſe Leitungen oder Kabel ſollen bequem verlegt werden können, dazu muß man beſonders, wenn die Leiter einen großen Querſchnitt haben, eine Reihe von dünnen Drähten zu einem Seile verbinden. Dadurch erreicht man erſt die nötige Biegſamkeit des Leiters trotz ſeiner Dicke. Wir bilden hier ein ſolches Kabel ab, das Patent- bleikabel, welches ſeit [Abbildung Fig. 136. Aufgewickeltes Bleikabel von Siemens & Halske.] etwa vier Jahren von Siemens & Halske eingeführt wurde. Rechts iſt das Kupferſeil ſichtbar, aber was bedeuten die teilweiſe zurückgeſchlagenen und entfernten Hüllen, die es umſchließen? Da iſt zu innerſt ein Blei- mantel, welcher unter einem ſehr hohen hydrauliſchen Drucke von 2500 Atmoſphären eng um die Kabelſeele herumgepreßt wurde. Er ſoll die Zuleitung der Erdfeuchtigkeit zu dem Leiter verhindern. Wo dieſes Kabel direkt in den Erdboden verlegt werden ſoll, kommt nach einer Umwickelung mit Papier eine theergetränkte Umſpinnung herum und ſchließlich, um es bei Erdarbeiten gegen Verletzungen zu ſichern, eine Umhüllung, die aus zwei ſich überdeckenden Eiſenbandſpiralen von 1¼ mm Dicke beſteht. So ein Kabel entſpricht ſchon den hohen Anforderungen, welche an die Iſolation und die Dauerhaftigkeit der Leitung zu ſtellen ſind. Es iſt nicht möglich, dieſelben über gewiſſe Längen hinaus anzufertigen: da man nicht wohl kilometerlange Leiter von einem beſtimmten Querſchnitte transportieren kann, ſo müſſen die gelieferten Enden noch unter Berückſichtigung des Schutzes dieſer Be- rührungsſtellen und der Iſolierung verbunden werden. Dazu dienen Muffen von der Art, wie wir ſie umſtehend abbilden; die Kupferſeile werden dort durch Verſchrauben mit einander verbunden und die Muffen dann mit dem iſolierenden Material ausgegoſſen. Die ſogenannte T-Muffe in unſerer Fig. 137 zeigt, wie ſich der Anſchluß der Hausleitungen an das Kabelnetz darſtellt. Leider iſt noch eine andere Schwierigkeit dabei, die alle Verſuche der elektriſchen Kraftübertragung ſeit den Tagen Voltas lange unmöglich

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/207>, abgerufen am 24.11.2024.