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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
konstruiert hat. Die während der Ernte besonders kostbare Arbeits-
zeit wird auch auf den Abend sich ausdehnen lassen, wenn man
für genügende Helligkeit sorgt. Solche liefern eben die genannten
Apparate. Sie enthalten auf einem Wagen eine Dynamomaschine,
die von der Lokomobile aus durch eine Transmission in Thätigkeit
gesetzt werden kann und drei Bogenlampen, sowie einige Glühlampen
mit Strom versorgt. An anderen Stellen werden wir die Anwendung
des elektrischen Lichtes auf Leuchttürmen und für die elektrischen Schein-
werfer besprechen (vergl. "Sicherung der Schifffahrt").

e) Die elektrische Kraftübertragung.
Frühere Ansichten und Bestrebungen.

In dem Kapitel über Dynamomaschinen sahen wir, daß jeder
solcher Apparat sich zugleich als Motor verwenden läßt, der wie ein
Dampf- oder Gasmotor für den Betrieb von Arbeitsmaschinen geeignet
ist. Man braucht ihm nur von einer primären Maschine Strom zu-
zusenden, so wird er in Bewegung gesetzt. Dieses Zuschicken von
Elektrizität erscheint uns ohne alle Schwierigkeit. Man hat ja in den
Metallen vorzügliche Leiter, jeder Metalldraht wird also geeignet sein,
die Kraft auf jede beliebige Entfernung zu übertragen. Leider ver-
hält sich die Sache anders. Zunächst nämlich muß die Leitung durch
eine vorzügliche Isolation gegen die Umgebung geschützt sein, sonst
wird zu viel Elektrizität dorthin überfließen. Bei den Telegraphen-
leitungen, in denen auch nichts anderes als die Elektrizität fließt, sind
die Drähte an besonderen Porzellannäpfen angebracht, die ihrerseits
erst wieder an den Holzstangen befestigt sind. Das Porzellan hat eine
sehr geringe Leitungsfähigkeit. Aber auf seiner Oberfläche schlägt sich
stets aus der Atmosphäre eine dünne Schicht von Wasser nieder, die
immer schon etwas Elektrizität aus dem Drahte über die nicht besonders

[Abbildung] Fig. 135.

Öl-Isolatoren.

schlecht leitenden Holzstangen zur Erde
führt und damit bei der großen Zahl von
Stangen in einer viele Kilometer langen
Leitung einen ansehnlichen Stromverlust
herbeiführt. Beim Telegraphieren hat das
nicht viel zu sagen; die dazu erforder-
liche Kraft ist gering, aber wo es sich um
die Übertragung starker Kräfte handelt, mit
denen zu sparen ist, da wird man die jetzt an
Verbreitung sehr zunehmenden Öl-Isola-
toren anwenden, von denen unsere Fig. 135
drei an einem Holzkreuze befestigte zeigt.
Der oben abgebildete Querschnitt läßt er-

Die elektriſchen Erfindungen.
konſtruiert hat. Die während der Ernte beſonders koſtbare Arbeits-
zeit wird auch auf den Abend ſich ausdehnen laſſen, wenn man
für genügende Helligkeit ſorgt. Solche liefern eben die genannten
Apparate. Sie enthalten auf einem Wagen eine Dynamomaſchine,
die von der Lokomobile aus durch eine Transmiſſion in Thätigkeit
geſetzt werden kann und drei Bogenlampen, ſowie einige Glühlampen
mit Strom verſorgt. An anderen Stellen werden wir die Anwendung
des elektriſchen Lichtes auf Leuchttürmen und für die elektriſchen Schein-
werfer beſprechen (vergl. „Sicherung der Schifffahrt“).

e) Die elektriſche Kraftübertragung.
Frühere Anſichten und Beſtrebungen.

In dem Kapitel über Dynamomaſchinen ſahen wir, daß jeder
ſolcher Apparat ſich zugleich als Motor verwenden läßt, der wie ein
Dampf- oder Gasmotor für den Betrieb von Arbeitsmaſchinen geeignet
iſt. Man braucht ihm nur von einer primären Maſchine Strom zu-
zuſenden, ſo wird er in Bewegung geſetzt. Dieſes Zuſchicken von
Elektrizität erſcheint uns ohne alle Schwierigkeit. Man hat ja in den
Metallen vorzügliche Leiter, jeder Metalldraht wird alſo geeignet ſein,
die Kraft auf jede beliebige Entfernung zu übertragen. Leider ver-
hält ſich die Sache anders. Zunächſt nämlich muß die Leitung durch
eine vorzügliche Iſolation gegen die Umgebung geſchützt ſein, ſonſt
wird zu viel Elektrizität dorthin überfließen. Bei den Telegraphen-
leitungen, in denen auch nichts anderes als die Elektrizität fließt, ſind
die Drähte an beſonderen Porzellannäpfen angebracht, die ihrerſeits
erſt wieder an den Holzſtangen befeſtigt ſind. Das Porzellan hat eine
ſehr geringe Leitungsfähigkeit. Aber auf ſeiner Oberfläche ſchlägt ſich
ſtets aus der Atmoſphäre eine dünne Schicht von Waſſer nieder, die
immer ſchon etwas Elektrizität aus dem Drahte über die nicht beſonders

[Abbildung] Fig. 135.

Öl-Iſolatoren.

ſchlecht leitenden Holzſtangen zur Erde
führt und damit bei der großen Zahl von
Stangen in einer viele Kilometer langen
Leitung einen anſehnlichen Stromverluſt
herbeiführt. Beim Telegraphieren hat das
nicht viel zu ſagen; die dazu erforder-
liche Kraft iſt gering, aber wo es ſich um
die Übertragung ſtarker Kräfte handelt, mit
denen zu ſparen iſt, da wird man die jetzt an
Verbreitung ſehr zunehmenden Öl-Iſola-
toren anwenden, von denen unſere Fig. 135
drei an einem Holzkreuze befeſtigte zeigt.
Der oben abgebildete Querſchnitt läßt er-

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[188/0206] Die elektriſchen Erfindungen. konſtruiert hat. Die während der Ernte beſonders koſtbare Arbeits- zeit wird auch auf den Abend ſich ausdehnen laſſen, wenn man für genügende Helligkeit ſorgt. Solche liefern eben die genannten Apparate. Sie enthalten auf einem Wagen eine Dynamomaſchine, die von der Lokomobile aus durch eine Transmiſſion in Thätigkeit geſetzt werden kann und drei Bogenlampen, ſowie einige Glühlampen mit Strom verſorgt. An anderen Stellen werden wir die Anwendung des elektriſchen Lichtes auf Leuchttürmen und für die elektriſchen Schein- werfer beſprechen (vergl. „Sicherung der Schifffahrt“). e) Die elektriſche Kraftübertragung. Frühere Anſichten und Beſtrebungen. In dem Kapitel über Dynamomaſchinen ſahen wir, daß jeder ſolcher Apparat ſich zugleich als Motor verwenden läßt, der wie ein Dampf- oder Gasmotor für den Betrieb von Arbeitsmaſchinen geeignet iſt. Man braucht ihm nur von einer primären Maſchine Strom zu- zuſenden, ſo wird er in Bewegung geſetzt. Dieſes Zuſchicken von Elektrizität erſcheint uns ohne alle Schwierigkeit. Man hat ja in den Metallen vorzügliche Leiter, jeder Metalldraht wird alſo geeignet ſein, die Kraft auf jede beliebige Entfernung zu übertragen. Leider ver- hält ſich die Sache anders. Zunächſt nämlich muß die Leitung durch eine vorzügliche Iſolation gegen die Umgebung geſchützt ſein, ſonſt wird zu viel Elektrizität dorthin überfließen. Bei den Telegraphen- leitungen, in denen auch nichts anderes als die Elektrizität fließt, ſind die Drähte an beſonderen Porzellannäpfen angebracht, die ihrerſeits erſt wieder an den Holzſtangen befeſtigt ſind. Das Porzellan hat eine ſehr geringe Leitungsfähigkeit. Aber auf ſeiner Oberfläche ſchlägt ſich ſtets aus der Atmoſphäre eine dünne Schicht von Waſſer nieder, die immer ſchon etwas Elektrizität aus dem Drahte über die nicht beſonders [Abbildung Fig. 135. Öl-Iſolatoren.] ſchlecht leitenden Holzſtangen zur Erde führt und damit bei der großen Zahl von Stangen in einer viele Kilometer langen Leitung einen anſehnlichen Stromverluſt herbeiführt. Beim Telegraphieren hat das nicht viel zu ſagen; die dazu erforder- liche Kraft iſt gering, aber wo es ſich um die Übertragung ſtarker Kräfte handelt, mit denen zu ſparen iſt, da wird man die jetzt an Verbreitung ſehr zunehmenden Öl-Iſola- toren anwenden, von denen unſere Fig. 135 drei an einem Holzkreuze befeſtigte zeigt. Der oben abgebildete Querſchnitt läßt er-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/206>, abgerufen am 24.11.2024.