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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dynamomaschinen.

In der Fig. 123 erkennen wir auf den ersten Blick dasselbe Prinzip,
wie in der vorigen, zwar liegen die Feldmagnete wagerecht, statt senk-
recht zu stehen, aber wir sehen auch hier den Trommelinduktor und
die Polschuhe. Nur die Wickelung ist eine andere, sie besteht weder
bei den Feldmagneten, noch beim Anker aus dem gewöhnlichen Kupfer-
draht, sondern aus dicken Kupferschienen, mit einem Querschnitt von
13 qcm. Jeder von den Elektromagneten trägt nur sieben Windungen
des leitenden Materials, und ebenso ist die Trommel nur mit wenigen
Kupferstangen belegt, die gegeneinander durch Asbest isoliert und an
den Verbindungsstellen mit dem Kollektor verschraubt sind. Der Zweck
dieser verschiedenen Einrichtungen wird uns klar, wenn wir an den
Induktionsapparat zurückdenken. Der Strom in den dicken Windungen
der primären Spule ist da von großer Stärke, aber von geringer
Spannung, der sekundäre Strom in den dünnen Drähten dagegen von
hoher Spannung, aber nicht so reichlich fließend. Wir werden schließen
dürfen, daß der vorliegende Apparat ein solcher ist, der besonders große
Elektrizitätsmengen, aber von ganz unbeträchtlicher Spannung liefert.
Er wird also nur bei solchen Betrieben Verwendung zu finden haben,
bei denen eine hohe Spannung überflüssig oder unerwünscht und alles
an einer großen Elektrizitätsmenge gelegen ist. Das ist bei den chemischen
Wirkungen des Stromes der Fall, z. B. denjenigen, die wir als die
galvanoplastischen besprochen haben. Die Maschine wird in der That
angewendet, wo es sich darum handelt, aus Salzlösungen die Metalle
rein niederzuschlagen. So wird in dem Hüttenwerk zu Oker am Harz
das rohe Kupfer, welches noch 2% Beimengungen hat, durch solche
Dynamomaschinen gereinigt, deren jede im Laufe eines Tages bis zu
6 Zentnern reines Kupfer in zwölf Zersetzungszellen, die der Strom
einer Maschine passiert, liefern kann. An der Eintrittsstelle des Stromes
hängen dabei immer je 30 Platten rohen Kupfers von zusammen 15 qm
Oberfläche, das Bad ist mit Kupfervitriol gefüllt, aus der Lösung wird
an der Austrittsstelle des Stromes reines Kupfer an ebenso großen
Kupferplatten niedergeschlagen, die Lösung wird durch die fortwährende
Auflösung des Kupfers immer konzentriert erhalten.

Hier liegt offenbar die Frage nahe: Wie gewinnt man denn das
rohe Kupfer? Wir könnten in Bezug hierauf uns auf den Teil des
Buches, welcher von der Metallgewinnung handelt, beziehen, aber wir
sind in der Lage, eine Antwort hierauf auch an dieser Stelle zu er-
teilen, weil die Elektrizität, wie überall hilfsbereit, sich auch mit Vorteil
in den Dienst der Metallbereitung hat stellen lassen. Wenn die Kupfer-
bergwerke Erze liefern, deren Metallgehalt ein sehr reicher ist, und
wenn außerdem das Feuermaterial billig ist, so wird sicherlich eines
der in dem zitierten Teile angeführten Verfahren der Verhüttung kurz
und billig zum Ziele führen. Wenn aber weder die eine noch die
andere Bedingung zutrifft, wie bei vielen metallarmen Erzen noch im
Betriebe befindlicher Bergwerke, wird sich ein solcher Prozeß kaum

Die Dynamomaſchinen.

In der Fig. 123 erkennen wir auf den erſten Blick dasſelbe Prinzip,
wie in der vorigen, zwar liegen die Feldmagnete wagerecht, ſtatt ſenk-
recht zu ſtehen, aber wir ſehen auch hier den Trommelinduktor und
die Polſchuhe. Nur die Wickelung iſt eine andere, ſie beſteht weder
bei den Feldmagneten, noch beim Anker aus dem gewöhnlichen Kupfer-
draht, ſondern aus dicken Kupferſchienen, mit einem Querſchnitt von
13 qcm. Jeder von den Elektromagneten trägt nur ſieben Windungen
des leitenden Materials, und ebenſo iſt die Trommel nur mit wenigen
Kupferſtangen belegt, die gegeneinander durch Asbeſt iſoliert und an
den Verbindungsſtellen mit dem Kollektor verſchraubt ſind. Der Zweck
dieſer verſchiedenen Einrichtungen wird uns klar, wenn wir an den
Induktionsapparat zurückdenken. Der Strom in den dicken Windungen
der primären Spule iſt da von großer Stärke, aber von geringer
Spannung, der ſekundäre Strom in den dünnen Drähten dagegen von
hoher Spannung, aber nicht ſo reichlich fließend. Wir werden ſchließen
dürfen, daß der vorliegende Apparat ein ſolcher iſt, der beſonders große
Elektrizitätsmengen, aber von ganz unbeträchtlicher Spannung liefert.
Er wird alſo nur bei ſolchen Betrieben Verwendung zu finden haben,
bei denen eine hohe Spannung überflüſſig oder unerwünſcht und alles
an einer großen Elektrizitätsmenge gelegen iſt. Das iſt bei den chemiſchen
Wirkungen des Stromes der Fall, z. B. denjenigen, die wir als die
galvanoplaſtiſchen beſprochen haben. Die Maſchine wird in der That
angewendet, wo es ſich darum handelt, aus Salzlöſungen die Metalle
rein niederzuſchlagen. So wird in dem Hüttenwerk zu Oker am Harz
das rohe Kupfer, welches noch 2% Beimengungen hat, durch ſolche
Dynamomaſchinen gereinigt, deren jede im Laufe eines Tages bis zu
6 Zentnern reines Kupfer in zwölf Zerſetzungszellen, die der Strom
einer Maſchine paſſiert, liefern kann. An der Eintrittsſtelle des Stromes
hängen dabei immer je 30 Platten rohen Kupfers von zuſammen 15 qm
Oberfläche, das Bad iſt mit Kupfervitriol gefüllt, aus der Löſung wird
an der Austrittsſtelle des Stromes reines Kupfer an ebenſo großen
Kupferplatten niedergeſchlagen, die Löſung wird durch die fortwährende
Auflöſung des Kupfers immer konzentriert erhalten.

Hier liegt offenbar die Frage nahe: Wie gewinnt man denn das
rohe Kupfer? Wir könnten in Bezug hierauf uns auf den Teil des
Buches, welcher von der Metallgewinnung handelt, beziehen, aber wir
ſind in der Lage, eine Antwort hierauf auch an dieſer Stelle zu er-
teilen, weil die Elektrizität, wie überall hilfsbereit, ſich auch mit Vorteil
in den Dienſt der Metallbereitung hat ſtellen laſſen. Wenn die Kupfer-
bergwerke Erze liefern, deren Metallgehalt ein ſehr reicher iſt, und
wenn außerdem das Feuermaterial billig iſt, ſo wird ſicherlich eines
der in dem zitierten Teile angeführten Verfahren der Verhüttung kurz
und billig zum Ziele führen. Wenn aber weder die eine noch die
andere Bedingung zutrifft, wie bei vielen metallarmen Erzen noch im
Betriebe befindlicher Bergwerke, wird ſich ein ſolcher Prozeß kaum

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[169/0187] Die Dynamomaſchinen. In der Fig. 123 erkennen wir auf den erſten Blick dasſelbe Prinzip, wie in der vorigen, zwar liegen die Feldmagnete wagerecht, ſtatt ſenk- recht zu ſtehen, aber wir ſehen auch hier den Trommelinduktor und die Polſchuhe. Nur die Wickelung iſt eine andere, ſie beſteht weder bei den Feldmagneten, noch beim Anker aus dem gewöhnlichen Kupfer- draht, ſondern aus dicken Kupferſchienen, mit einem Querſchnitt von 13 qcm. Jeder von den Elektromagneten trägt nur ſieben Windungen des leitenden Materials, und ebenſo iſt die Trommel nur mit wenigen Kupferſtangen belegt, die gegeneinander durch Asbeſt iſoliert und an den Verbindungsſtellen mit dem Kollektor verſchraubt ſind. Der Zweck dieſer verſchiedenen Einrichtungen wird uns klar, wenn wir an den Induktionsapparat zurückdenken. Der Strom in den dicken Windungen der primären Spule iſt da von großer Stärke, aber von geringer Spannung, der ſekundäre Strom in den dünnen Drähten dagegen von hoher Spannung, aber nicht ſo reichlich fließend. Wir werden ſchließen dürfen, daß der vorliegende Apparat ein ſolcher iſt, der beſonders große Elektrizitätsmengen, aber von ganz unbeträchtlicher Spannung liefert. Er wird alſo nur bei ſolchen Betrieben Verwendung zu finden haben, bei denen eine hohe Spannung überflüſſig oder unerwünſcht und alles an einer großen Elektrizitätsmenge gelegen iſt. Das iſt bei den chemiſchen Wirkungen des Stromes der Fall, z. B. denjenigen, die wir als die galvanoplaſtiſchen beſprochen haben. Die Maſchine wird in der That angewendet, wo es ſich darum handelt, aus Salzlöſungen die Metalle rein niederzuſchlagen. So wird in dem Hüttenwerk zu Oker am Harz das rohe Kupfer, welches noch 2% Beimengungen hat, durch ſolche Dynamomaſchinen gereinigt, deren jede im Laufe eines Tages bis zu 6 Zentnern reines Kupfer in zwölf Zerſetzungszellen, die der Strom einer Maſchine paſſiert, liefern kann. An der Eintrittsſtelle des Stromes hängen dabei immer je 30 Platten rohen Kupfers von zuſammen 15 qm Oberfläche, das Bad iſt mit Kupfervitriol gefüllt, aus der Löſung wird an der Austrittsſtelle des Stromes reines Kupfer an ebenſo großen Kupferplatten niedergeſchlagen, die Löſung wird durch die fortwährende Auflöſung des Kupfers immer konzentriert erhalten. Hier liegt offenbar die Frage nahe: Wie gewinnt man denn das rohe Kupfer? Wir könnten in Bezug hierauf uns auf den Teil des Buches, welcher von der Metallgewinnung handelt, beziehen, aber wir ſind in der Lage, eine Antwort hierauf auch an dieſer Stelle zu er- teilen, weil die Elektrizität, wie überall hilfsbereit, ſich auch mit Vorteil in den Dienſt der Metallbereitung hat ſtellen laſſen. Wenn die Kupfer- bergwerke Erze liefern, deren Metallgehalt ein ſehr reicher iſt, und wenn außerdem das Feuermaterial billig iſt, ſo wird ſicherlich eines der in dem zitierten Teile angeführten Verfahren der Verhüttung kurz und billig zum Ziele führen. Wenn aber weder die eine noch die andere Bedingung zutrifft, wie bei vielen metallarmen Erzen noch im Betriebe befindlicher Bergwerke, wird ſich ein ſolcher Prozeß kaum

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/187>, abgerufen am 24.11.2024.