Blitze in ihren furchtbaren Wirkungen kennen lernten. Wie sollen wir uns diese sonderbare Verwandlung erklären?
Die vielen Windungen der sekundären Spule setzen dem Durchgange des Stromes einen mit ihrer Zahl wachsenden Widerstand entgegen. Die Zahl der Windungen vermehrt also den Druck, unter dem die elektrischen Teilchen stehen, und dieser Druck ist es ja, der auch das Bestreben dieser erzeugt, einander zu fliehen, jenes Bestreben, welches wir die Spannung nennen. Die Spannung wächst demnach, je mehr Windungen die sekundäre Spule erhält, während die Stärke des Stromes, der sich jetzt auf so viele Windungen verteilt, in demselben Maße abnehmen wird. Jene Spannung nun ist es, die sich in der sekundären Spule so auffällig macht, während die durchfließende Elektrizitätsmenge in dem Apparate sehr geschwächt erscheinen wird. Jene Verwandlung, welche der Induktionsapparat leistet, ist also die- jenige eines schwachgespannten, aber reichlich fließenden Stromes in einen hochgespannten, aber geringere Elektrizitätsmengen liefernden. Es ist, wie wenn man den Wassern eines Flusses in einer Nebenleitung erst ein geringes Gefälle verschafft, um sie mit plötzlicher Gewalt im jähen Sturze des Wasserfalls den besonderen Zwecken rasch stürzenden Wassers dienstbar zu machen. Die Wassermenge entspricht derjenigen der Elektrizität, ihr Gefälle der Spannung des galvanischen Stromes. Man kann die Stromstärke sowohl wie die Spannung messen. Die Maße dafür heißen das Ampere und das Volt. Wenn die Strom- stärke ein Ampere beträgt, so ist z. B. der galvanische Strom stark genug, um innerhalb einer Stunde etwas über ein Gramm Kupfer aus der Lösung niederzuschlagen. Ein Strom von 5 Ampere voll- bringt die fünffache Leistung. Die Spannung von 1 Volt besitzen z. B. die galvanischen Elemente, welche im Hause elektrische Läutewerke aus- lösen; ein solcher Strom ist für den Körper ganz unmerklich, und er bleibt es, wenn wir auch die Zahl der Elemente verzehnfachen und auf Spannung verbinden. Aber der Strom wird wenigstens beim Öffnen und Schließen auf die Länge des Fingers fühlbar, wenn 100 Elemente zu je einem Volt auf Spannung kombiniert sind, und mehrere 1000 Volt können uns bei hinreichender Elektrizitätsmenge den Tod bringen. Wenn die Elektrizitätsmenge gering ist, so vertragen wir sie auch in hochgespanntem Zustande ohne irgend welche Nachteile: die Schläge der Elektrisiermaschinen sind fast unmerklich, obgleich die Spannung der Elektrizität einige tausend Volt betragen kann. Wäre die Menge größer und flösse fortwährend neue hinzu, nur dann würde sie bei hoher Spannung Schaden am Leben anrichten. Immer wenn es sich darum handelt, einen momentanen schwachgespannten Strom in einen solchen von hoher Spannung zu verwandeln, wird man einen Induktionsapparat dazu verwenden können, und ebenso, wenn das Umgekehrte erforderlich ist. Man hat dazu aber besondere Apparate, sogenannte Transformatoren, d. h. Verwandler des Stromes, bei denen
Die elektriſchen Erfindungen.
Blitze in ihren furchtbaren Wirkungen kennen lernten. Wie ſollen wir uns dieſe ſonderbare Verwandlung erklären?
Die vielen Windungen der ſekundären Spule ſetzen dem Durchgange des Stromes einen mit ihrer Zahl wachſenden Widerſtand entgegen. Die Zahl der Windungen vermehrt alſo den Druck, unter dem die elektriſchen Teilchen ſtehen, und dieſer Druck iſt es ja, der auch das Beſtreben dieſer erzeugt, einander zu fliehen, jenes Beſtreben, welches wir die Spannung nennen. Die Spannung wächſt demnach, je mehr Windungen die ſekundäre Spule erhält, während die Stärke des Stromes, der ſich jetzt auf ſo viele Windungen verteilt, in demſelben Maße abnehmen wird. Jene Spannung nun iſt es, die ſich in der ſekundären Spule ſo auffällig macht, während die durchfließende Elektrizitätsmenge in dem Apparate ſehr geſchwächt erſcheinen wird. Jene Verwandlung, welche der Induktionsapparat leiſtet, iſt alſo die- jenige eines ſchwachgeſpannten, aber reichlich fließenden Stromes in einen hochgeſpannten, aber geringere Elektrizitätsmengen liefernden. Es iſt, wie wenn man den Waſſern eines Fluſſes in einer Nebenleitung erſt ein geringes Gefälle verſchafft, um ſie mit plötzlicher Gewalt im jähen Sturze des Waſſerfalls den beſonderen Zwecken raſch ſtürzenden Waſſers dienſtbar zu machen. Die Waſſermenge entſpricht derjenigen der Elektrizität, ihr Gefälle der Spannung des galvaniſchen Stromes. Man kann die Stromſtärke ſowohl wie die Spannung meſſen. Die Maße dafür heißen das Ampère und das Volt. Wenn die Strom- ſtärke ein Ampère beträgt, ſo iſt z. B. der galvaniſche Strom ſtark genug, um innerhalb einer Stunde etwas über ein Gramm Kupfer aus der Löſung niederzuſchlagen. Ein Strom von 5 Ampère voll- bringt die fünffache Leiſtung. Die Spannung von 1 Volt beſitzen z. B. die galvaniſchen Elemente, welche im Hauſe elektriſche Läutewerke aus- löſen; ein ſolcher Strom iſt für den Körper ganz unmerklich, und er bleibt es, wenn wir auch die Zahl der Elemente verzehnfachen und auf Spannung verbinden. Aber der Strom wird wenigſtens beim Öffnen und Schließen auf die Länge des Fingers fühlbar, wenn 100 Elemente zu je einem Volt auf Spannung kombiniert ſind, und mehrere 1000 Volt können uns bei hinreichender Elektrizitätsmenge den Tod bringen. Wenn die Elektrizitätsmenge gering iſt, ſo vertragen wir ſie auch in hochgeſpanntem Zuſtande ohne irgend welche Nachteile: die Schläge der Elektriſiermaſchinen ſind faſt unmerklich, obgleich die Spannung der Elektrizität einige tauſend Volt betragen kann. Wäre die Menge größer und flöſſe fortwährend neue hinzu, nur dann würde ſie bei hoher Spannung Schaden am Leben anrichten. Immer wenn es ſich darum handelt, einen momentanen ſchwachgeſpannten Strom in einen ſolchen von hoher Spannung zu verwandeln, wird man einen Induktionsapparat dazu verwenden können, und ebenſo, wenn das Umgekehrte erforderlich iſt. Man hat dazu aber beſondere Apparate, ſogenannte Transformatoren, d. h. Verwandler des Stromes, bei denen
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Die elektriſchen Erfindungen.
Blitze in ihren furchtbaren Wirkungen kennen lernten. Wie ſollen wir
uns dieſe ſonderbare Verwandlung erklären?
Die vielen Windungen der ſekundären Spule ſetzen dem Durchgange
des Stromes einen mit ihrer Zahl wachſenden Widerſtand entgegen.
Die Zahl der Windungen vermehrt alſo den Druck, unter dem die
elektriſchen Teilchen ſtehen, und dieſer Druck iſt es ja, der auch das
Beſtreben dieſer erzeugt, einander zu fliehen, jenes Beſtreben, welches
wir die Spannung nennen. Die Spannung wächſt demnach, je mehr
Windungen die ſekundäre Spule erhält, während die Stärke des
Stromes, der ſich jetzt auf ſo viele Windungen verteilt, in demſelben
Maße abnehmen wird. Jene Spannung nun iſt es, die ſich in der
ſekundären Spule ſo auffällig macht, während die durchfließende
Elektrizitätsmenge in dem Apparate ſehr geſchwächt erſcheinen wird.
Jene Verwandlung, welche der Induktionsapparat leiſtet, iſt alſo die-
jenige eines ſchwachgeſpannten, aber reichlich fließenden Stromes in
einen hochgeſpannten, aber geringere Elektrizitätsmengen liefernden.
Es iſt, wie wenn man den Waſſern eines Fluſſes in einer Nebenleitung
erſt ein geringes Gefälle verſchafft, um ſie mit plötzlicher Gewalt im
jähen Sturze des Waſſerfalls den beſonderen Zwecken raſch ſtürzenden
Waſſers dienſtbar zu machen. Die Waſſermenge entſpricht derjenigen
der Elektrizität, ihr Gefälle der Spannung des galvaniſchen Stromes.
Man kann die Stromſtärke ſowohl wie die Spannung meſſen. Die
Maße dafür heißen das Ampère und das Volt. Wenn die Strom-
ſtärke ein Ampère beträgt, ſo iſt z. B. der galvaniſche Strom ſtark
genug, um innerhalb einer Stunde etwas über ein Gramm Kupfer
aus der Löſung niederzuſchlagen. Ein Strom von 5 Ampère voll-
bringt die fünffache Leiſtung. Die Spannung von 1 Volt beſitzen z. B.
die galvaniſchen Elemente, welche im Hauſe elektriſche Läutewerke aus-
löſen; ein ſolcher Strom iſt für den Körper ganz unmerklich, und er
bleibt es, wenn wir auch die Zahl der Elemente verzehnfachen und
auf Spannung verbinden. Aber der Strom wird wenigſtens beim
Öffnen und Schließen auf die Länge des Fingers fühlbar, wenn
100 Elemente zu je einem Volt auf Spannung kombiniert ſind, und
mehrere 1000 Volt können uns bei hinreichender Elektrizitätsmenge den
Tod bringen. Wenn die Elektrizitätsmenge gering iſt, ſo vertragen
wir ſie auch in hochgeſpanntem Zuſtande ohne irgend welche Nachteile:
die Schläge der Elektriſiermaſchinen ſind faſt unmerklich, obgleich die
Spannung der Elektrizität einige tauſend Volt betragen kann. Wäre
die Menge größer und flöſſe fortwährend neue hinzu, nur dann würde
ſie bei hoher Spannung Schaden am Leben anrichten. Immer wenn
es ſich darum handelt, einen momentanen ſchwachgeſpannten Strom
in einen ſolchen von hoher Spannung zu verwandeln, wird man einen
Induktionsapparat dazu verwenden können, und ebenſo, wenn das
Umgekehrte erforderlich iſt. Man hat dazu aber beſondere Apparate,
ſogenannte Transformatoren, d. h. Verwandler des Stromes, bei denen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/172>, abgerufen am 24.11.2024.
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