während im Glühen erhalten. Zugleich hat Dr. Giraud in Paris einen entsprechenden Apparat gebaut, den er im Winter mit dem Zimmerofen verbindet. Während dieser dem Zimmer die nötige Wärme liefert, schickt er der Thermobatterie einen Strom zu, der freilich nur eine Glühlampe speist. Offenbar liegt in der weiteren Vervollkommnung dieser Apparate ein Stück Zukunft der Elektrotechnik. Es wird hoffent- lich gelingen, denselben immer mehr Elektrizität durch die Wärme abzu- gewinnen und dann werden sie im Verkehr und in der Technik eine größere Rolle spielen. Vorläufig ist man darauf angewiesen, die durch Wärme gelieferte Arbeit in ganz anderer Weise zur Stromerzeugung nutzbar zu machen. Man muß erst Dampfmaschinen treiben und durch diese andere Apparate in Bewegung setzen, die als magnetelektrische und Dynamomaschinen überall verbreitet sind. Um ihren Aufbau ganz zu verstehen, wird es nötig sein, weit zurückzugreifen und vor allem den Beziehungen zwischen der Elektrizität und einer anderen rätselhaften Naturkraft, dem Magnetismus, uns zuzuwenden.
Eine seit uralten Zeiten bekannte Thatsache ist es, daß der im vorigen Kapitel bereits erwähnte Magneteisenstein Eisenstückchen an sich zu ziehen vermag. Diese Anziehung ähnelt derjenigen der elektrischen Körper, nur daß sie eben bei den magnetischen auf eiserne Dinge beschränkt bleibt. Heute macht man Körper von bleibenden magnetischen Eigenschaften aus Stahl. Ein solcher Magnet hat z. B. die Eigen- tümlichkeit, durch eine unserer Erde innewohnende Richtkraft immer von Norden nach Süden eingestellt zu werden. Diese auch hin- reichend lange bekannte Seite seines Wesens macht ihn zu einem Kompaß, jenem für die Schifffahrt so unentbehrlichen Instrumente tauglich (vergl. "Sicherung der Schifffahrt."). Er hat einen Nord- pol, der sich nach Norden zu zeigen bestrebt, während die gegenüber- liegende Stelle, der Südpol, nach Süden gezogen wird. Wenn man einem frei aufgehängten Magnete einen andern nähert, so überzeugt man sich leicht, daß die Nordpole einander fliehen und ebenso die Südpole, während jeder Nordpol sich zu jedem Südpole hingezogen fühlt. Man faßt dies in die schon zum Sprichwort ge- wordene Regel zusammen: Gleichnamige Pole stoßen sich ab, un- gleichnamige ziehen sich an. Wie der elektrische Körper den unelektrischen nur deshalb anzieht, weil er in diesem eine Verteilung der Elektrizitäten hervorruft, so kann man auch unschwer zeigen, daß jene Anziehungs- kraft der Magnete gegen das Eisen einfach darauf beruht, daß in diesem, so lange es in der Nähe des Magnets liegt, ein Nordpol und ein Südpol hervorgerufen werden, die ihrerseits der Anziehung durch die ungleichnamigen Pole des Magnets unterliegen. Jedes Stück Eisen wird in der Nähe des Magnets selbst zum Magnete, es ist befähigt Eisenstücke anzuziehen und auch diese wieder sind dazu im Stande, nur nimmt mit der Entfernung von dem ursprünglichen Magneten die erworbene magnetische Kraft allmählich ab.
Die Induktion.
während im Glühen erhalten. Zugleich hat Dr. Giraud in Paris einen entſprechenden Apparat gebaut, den er im Winter mit dem Zimmerofen verbindet. Während dieſer dem Zimmer die nötige Wärme liefert, ſchickt er der Thermobatterie einen Strom zu, der freilich nur eine Glühlampe ſpeiſt. Offenbar liegt in der weiteren Vervollkommnung dieſer Apparate ein Stück Zukunft der Elektrotechnik. Es wird hoffent- lich gelingen, denſelben immer mehr Elektrizität durch die Wärme abzu- gewinnen und dann werden ſie im Verkehr und in der Technik eine größere Rolle ſpielen. Vorläufig iſt man darauf angewieſen, die durch Wärme gelieferte Arbeit in ganz anderer Weiſe zur Stromerzeugung nutzbar zu machen. Man muß erſt Dampfmaſchinen treiben und durch dieſe andere Apparate in Bewegung ſetzen, die als magnetelektriſche und Dynamomaſchinen überall verbreitet ſind. Um ihren Aufbau ganz zu verſtehen, wird es nötig ſein, weit zurückzugreifen und vor allem den Beziehungen zwiſchen der Elektrizität und einer anderen rätſelhaften Naturkraft, dem Magnetismus, uns zuzuwenden.
Eine ſeit uralten Zeiten bekannte Thatſache iſt es, daß der im vorigen Kapitel bereits erwähnte Magneteiſenſtein Eiſenſtückchen an ſich zu ziehen vermag. Dieſe Anziehung ähnelt derjenigen der elektriſchen Körper, nur daß ſie eben bei den magnetiſchen auf eiſerne Dinge beſchränkt bleibt. Heute macht man Körper von bleibenden magnetiſchen Eigenſchaften aus Stahl. Ein ſolcher Magnet hat z. B. die Eigen- tümlichkeit, durch eine unſerer Erde innewohnende Richtkraft immer von Norden nach Süden eingeſtellt zu werden. Dieſe auch hin- reichend lange bekannte Seite ſeines Weſens macht ihn zu einem Kompaß, jenem für die Schifffahrt ſo unentbehrlichen Inſtrumente tauglich (vergl. „Sicherung der Schifffahrt.“). Er hat einen Nord- pol, der ſich nach Norden zu zeigen beſtrebt, während die gegenüber- liegende Stelle, der Südpol, nach Süden gezogen wird. Wenn man einem frei aufgehängten Magnete einen andern nähert, ſo überzeugt man ſich leicht, daß die Nordpole einander fliehen und ebenſo die Südpole, während jeder Nordpol ſich zu jedem Südpole hingezogen fühlt. Man faßt dies in die ſchon zum Sprichwort ge- wordene Regel zuſammen: Gleichnamige Pole ſtoßen ſich ab, un- gleichnamige ziehen ſich an. Wie der elektriſche Körper den unelektriſchen nur deshalb anzieht, weil er in dieſem eine Verteilung der Elektrizitäten hervorruft, ſo kann man auch unſchwer zeigen, daß jene Anziehungs- kraft der Magnete gegen das Eiſen einfach darauf beruht, daß in dieſem, ſo lange es in der Nähe des Magnets liegt, ein Nordpol und ein Südpol hervorgerufen werden, die ihrerſeits der Anziehung durch die ungleichnamigen Pole des Magnets unterliegen. Jedes Stück Eiſen wird in der Nähe des Magnets ſelbſt zum Magnete, es iſt befähigt Eiſenſtücke anzuziehen und auch dieſe wieder ſind dazu im Stande, nur nimmt mit der Entfernung von dem urſprünglichen Magneten die erworbene magnetiſche Kraft allmählich ab.
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Die Induktion.
während im Glühen erhalten. Zugleich hat Dr. Giraud in Paris einen
entſprechenden Apparat gebaut, den er im Winter mit dem Zimmerofen
verbindet. Während dieſer dem Zimmer die nötige Wärme liefert,
ſchickt er der Thermobatterie einen Strom zu, der freilich nur eine
Glühlampe ſpeiſt. Offenbar liegt in der weiteren Vervollkommnung
dieſer Apparate ein Stück Zukunft der Elektrotechnik. Es wird hoffent-
lich gelingen, denſelben immer mehr Elektrizität durch die Wärme abzu-
gewinnen und dann werden ſie im Verkehr und in der Technik eine
größere Rolle ſpielen. Vorläufig iſt man darauf angewieſen, die durch
Wärme gelieferte Arbeit in ganz anderer Weiſe zur Stromerzeugung
nutzbar zu machen. Man muß erſt Dampfmaſchinen treiben und durch
dieſe andere Apparate in Bewegung ſetzen, die als magnetelektriſche und
Dynamomaſchinen überall verbreitet ſind. Um ihren Aufbau ganz zu
verſtehen, wird es nötig ſein, weit zurückzugreifen und vor allem den
Beziehungen zwiſchen der Elektrizität und einer anderen rätſelhaften
Naturkraft, dem Magnetismus, uns zuzuwenden.
Eine ſeit uralten Zeiten bekannte Thatſache iſt es, daß der im
vorigen Kapitel bereits erwähnte Magneteiſenſtein Eiſenſtückchen an ſich
zu ziehen vermag. Dieſe Anziehung ähnelt derjenigen der elektriſchen
Körper, nur daß ſie eben bei den magnetiſchen auf eiſerne Dinge
beſchränkt bleibt. Heute macht man Körper von bleibenden magnetiſchen
Eigenſchaften aus Stahl. Ein ſolcher Magnet hat z. B. die Eigen-
tümlichkeit, durch eine unſerer Erde innewohnende Richtkraft immer
von Norden nach Süden eingeſtellt zu werden. Dieſe auch hin-
reichend lange bekannte Seite ſeines Weſens macht ihn zu einem
Kompaß, jenem für die Schifffahrt ſo unentbehrlichen Inſtrumente
tauglich (vergl. „Sicherung der Schifffahrt.“). Er hat einen Nord-
pol, der ſich nach Norden zu zeigen beſtrebt, während die gegenüber-
liegende Stelle, der Südpol, nach Süden gezogen wird. Wenn
man einem frei aufgehängten Magnete einen andern nähert, ſo
überzeugt man ſich leicht, daß die Nordpole einander fliehen und
ebenſo die Südpole, während jeder Nordpol ſich zu jedem Südpole
hingezogen fühlt. Man faßt dies in die ſchon zum Sprichwort ge-
wordene Regel zuſammen: Gleichnamige Pole ſtoßen ſich ab, un-
gleichnamige ziehen ſich an. Wie der elektriſche Körper den unelektriſchen
nur deshalb anzieht, weil er in dieſem eine Verteilung der Elektrizitäten
hervorruft, ſo kann man auch unſchwer zeigen, daß jene Anziehungs-
kraft der Magnete gegen das Eiſen einfach darauf beruht, daß in
dieſem, ſo lange es in der Nähe des Magnets liegt, ein Nordpol und
ein Südpol hervorgerufen werden, die ihrerſeits der Anziehung durch die
ungleichnamigen Pole des Magnets unterliegen. Jedes Stück Eiſen
wird in der Nähe des Magnets ſelbſt zum Magnete, es iſt befähigt
Eiſenſtücke anzuziehen und auch dieſe wieder ſind dazu im Stande,
nur nimmt mit der Entfernung von dem urſprünglichen Magneten die
erworbene magnetiſche Kraft allmählich ab.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/167>, abgerufen am 24.11.2024.
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