teurer zu stehen kommt, als die der Dampfmaschine. Also für die in Industrie und Verkehr nötigen Kraftwirkungen war die Elektrizität, so lange man zur Erzeugung des Stromes auf die galvanischen Batterien angewiesen war, nicht brauchbar.
Aber bereits 1822 fand der Physiker Seebeck in Berlin ein Mittel, galvanischen Strom in einer Verbindung von Metallen zu erzeugen, ohne diese zu schädigen. Nicht die chemische Verwandtschaft, sondern die Wärme war die Kraft, die den Strom lieferte. Man braucht nur zwei verschiedene Metalle an ihrem einen Ende zu verlöten und die innern Enden durch einen Schließungsdraht zu verbinden, so wird dieser von einem Strome durchflossen, sobald man die Lötstelle erwärmt. Will man stärkere Wirkungen erzielen, so kann man das eben be- schriebene Metallpaar, das Thermoelement mit anderen in geeigneter Weise verbinden, so wie man die galvanischen Elemente zu Batterien verbindet. Die passende Erwärmung der Thermobatterien liefert dann schon Ströme, die größerer Wirkungen fähig sind. Am besten wählt man als Metalle Wismuth und Antimon, verbindet sie an ihren Enden zu Paaren, erwärmt etwa mit Gas immer eine Verbindungsstelle, während man die folgende kühl hält, so entsteht ein Strom von der heißen zur kalten Verbindungsstelle, und die so erzeugte elektromotorische Kraft ist desto größer, je mehr sich die Temperatur der heißen und der kalten Stellen von einander unterscheiden. Wenn die Thermobatterien sich bisher kein großes Feld erobern konnten, so liegt das daran, daß von der zugeführten Wärme recht viel verloren geht, einmal durch Leitung in den Metallstreifen selbst -- ein Betrag, der dann den abzukühlen- den Enden rundweg entzogen wird, um den für die Hervorbringung des Stromes nötigen Temperaturunterschied aufrecht zu halten, und dann dadurch, daß viel von der Wärme in die Luft ausströmt. Ähn- liche Gründe bewirken es, daß die Dampfmaschine nur den siebenten Teil derjenigen Arbeitsmenge liefern kann, welche sie theoretisch aus der Verbrennung der Kohlen liefern müßte. Es war bisher nur etwa der 300ste Teil von derjenigen Elektrizitätsmenge durch die Thermo- batterie erhaltbar, welche man durch die Verwendung der Wärme in elektrische Kraft zu erhalten hoffen durfte. Nur wenig besser war der Erfolg, den der berühmte Erfinder Thomas Alva Edison zu Menlo Park bei New-York (geb. 1847) mit einem ähnlichen Apparate, der pyromagnetelektrischen Maschine, erzielte. Jetzt scheint aber die Zeit ge- kommen, wo sich die Erwärmung für die Zwecke der Stromerzeugung in der Technik Eingang verschaffen wird. Der Berliner Elektrotechniker Gülcher hat als Frucht mühevoller Arbeiten im vorigen Jahre eine Thermobatterie konstruiert, die bereits 15 mal soviel Elektrizität als jene älteren Apparate liefert. Er verbindet 50 Thermoelemente aus chemisch reinem Nickel und einer Mischung aus Antimon mit anderen Metallen. Diese werden durch Koks erhitzt und man kann durch die einfache Erwärmung mit 2 kg Koks in der Stunde schon acht gewöhnliche Glühlampen fort-
Die elektriſchen Erfindungen.
teurer zu ſtehen kommt, als die der Dampfmaſchine. Alſo für die in Induſtrie und Verkehr nötigen Kraftwirkungen war die Elektrizität, ſo lange man zur Erzeugung des Stromes auf die galvaniſchen Batterien angewieſen war, nicht brauchbar.
Aber bereits 1822 fand der Phyſiker Seebeck in Berlin ein Mittel, galvaniſchen Strom in einer Verbindung von Metallen zu erzeugen, ohne dieſe zu ſchädigen. Nicht die chemiſche Verwandtſchaft, ſondern die Wärme war die Kraft, die den Strom lieferte. Man braucht nur zwei verſchiedene Metalle an ihrem einen Ende zu verlöten und die innern Enden durch einen Schließungsdraht zu verbinden, ſo wird dieſer von einem Strome durchfloſſen, ſobald man die Lötſtelle erwärmt. Will man ſtärkere Wirkungen erzielen, ſo kann man das eben be- ſchriebene Metallpaar, das Thermoelement mit anderen in geeigneter Weiſe verbinden, ſo wie man die galvaniſchen Elemente zu Batterien verbindet. Die paſſende Erwärmung der Thermobatterien liefert dann ſchon Ströme, die größerer Wirkungen fähig ſind. Am beſten wählt man als Metalle Wismuth und Antimon, verbindet ſie an ihren Enden zu Paaren, erwärmt etwa mit Gas immer eine Verbindungsſtelle, während man die folgende kühl hält, ſo entſteht ein Strom von der heißen zur kalten Verbindungsſtelle, und die ſo erzeugte elektromotoriſche Kraft iſt deſto größer, je mehr ſich die Temperatur der heißen und der kalten Stellen von einander unterſcheiden. Wenn die Thermobatterien ſich bisher kein großes Feld erobern konnten, ſo liegt das daran, daß von der zugeführten Wärme recht viel verloren geht, einmal durch Leitung in den Metallſtreifen ſelbſt — ein Betrag, der dann den abzukühlen- den Enden rundweg entzogen wird, um den für die Hervorbringung des Stromes nötigen Temperaturunterſchied aufrecht zu halten, und dann dadurch, daß viel von der Wärme in die Luft ausſtrömt. Ähn- liche Gründe bewirken es, daß die Dampfmaſchine nur den ſiebenten Teil derjenigen Arbeitsmenge liefern kann, welche ſie theoretiſch aus der Verbrennung der Kohlen liefern müßte. Es war bisher nur etwa der 300ſte Teil von derjenigen Elektrizitätsmenge durch die Thermo- batterie erhaltbar, welche man durch die Verwendung der Wärme in elektriſche Kraft zu erhalten hoffen durfte. Nur wenig beſſer war der Erfolg, den der berühmte Erfinder Thomas Alva Ediſon zu Menlo Park bei New-York (geb. 1847) mit einem ähnlichen Apparate, der pyromagnetelektriſchen Maſchine, erzielte. Jetzt ſcheint aber die Zeit ge- kommen, wo ſich die Erwärmung für die Zwecke der Stromerzeugung in der Technik Eingang verſchaffen wird. Der Berliner Elektrotechniker Gülcher hat als Frucht mühevoller Arbeiten im vorigen Jahre eine Thermobatterie konſtruiert, die bereits 15 mal ſoviel Elektrizität als jene älteren Apparate liefert. Er verbindet 50 Thermoelemente aus chemiſch reinem Nickel und einer Miſchung aus Antimon mit anderen Metallen. Dieſe werden durch Koks erhitzt und man kann durch die einfache Erwärmung mit 2 kg Koks in der Stunde ſchon acht gewöhnliche Glühlampen fort-
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Die elektriſchen Erfindungen.
teurer zu ſtehen kommt, als die der Dampfmaſchine. Alſo für die in
Induſtrie und Verkehr nötigen Kraftwirkungen war die Elektrizität, ſo
lange man zur Erzeugung des Stromes auf die galvaniſchen Batterien
angewieſen war, nicht brauchbar.
Aber bereits 1822 fand der Phyſiker Seebeck in Berlin ein Mittel,
galvaniſchen Strom in einer Verbindung von Metallen zu erzeugen,
ohne dieſe zu ſchädigen. Nicht die chemiſche Verwandtſchaft, ſondern
die Wärme war die Kraft, die den Strom lieferte. Man braucht nur
zwei verſchiedene Metalle an ihrem einen Ende zu verlöten und die
innern Enden durch einen Schließungsdraht zu verbinden, ſo wird dieſer
von einem Strome durchfloſſen, ſobald man die Lötſtelle erwärmt.
Will man ſtärkere Wirkungen erzielen, ſo kann man das eben be-
ſchriebene Metallpaar, das Thermoelement mit anderen in geeigneter
Weiſe verbinden, ſo wie man die galvaniſchen Elemente zu Batterien
verbindet. Die paſſende Erwärmung der Thermobatterien liefert dann
ſchon Ströme, die größerer Wirkungen fähig ſind. Am beſten wählt
man als Metalle Wismuth und Antimon, verbindet ſie an ihren Enden
zu Paaren, erwärmt etwa mit Gas immer eine Verbindungsſtelle,
während man die folgende kühl hält, ſo entſteht ein Strom von der
heißen zur kalten Verbindungsſtelle, und die ſo erzeugte elektromotoriſche
Kraft iſt deſto größer, je mehr ſich die Temperatur der heißen und der
kalten Stellen von einander unterſcheiden. Wenn die Thermobatterien ſich
bisher kein großes Feld erobern konnten, ſo liegt das daran, daß von
der zugeführten Wärme recht viel verloren geht, einmal durch Leitung
in den Metallſtreifen ſelbſt — ein Betrag, der dann den abzukühlen-
den Enden rundweg entzogen wird, um den für die Hervorbringung
des Stromes nötigen Temperaturunterſchied aufrecht zu halten, und
dann dadurch, daß viel von der Wärme in die Luft ausſtrömt. Ähn-
liche Gründe bewirken es, daß die Dampfmaſchine nur den ſiebenten
Teil derjenigen Arbeitsmenge liefern kann, welche ſie theoretiſch aus
der Verbrennung der Kohlen liefern müßte. Es war bisher nur etwa
der 300ſte Teil von derjenigen Elektrizitätsmenge durch die Thermo-
batterie erhaltbar, welche man durch die Verwendung der Wärme in
elektriſche Kraft zu erhalten hoffen durfte. Nur wenig beſſer war der
Erfolg, den der berühmte Erfinder Thomas Alva Ediſon zu Menlo
Park bei New-York (geb. 1847) mit einem ähnlichen Apparate, der
pyromagnetelektriſchen Maſchine, erzielte. Jetzt ſcheint aber die Zeit ge-
kommen, wo ſich die Erwärmung für die Zwecke der Stromerzeugung in der
Technik Eingang verſchaffen wird. Der Berliner Elektrotechniker Gülcher
hat als Frucht mühevoller Arbeiten im vorigen Jahre eine Thermobatterie
konſtruiert, die bereits 15 mal ſoviel Elektrizität als jene älteren Apparate
liefert. Er verbindet 50 Thermoelemente aus chemiſch reinem Nickel und
einer Miſchung aus Antimon mit anderen Metallen. Dieſe werden
durch Koks erhitzt und man kann durch die einfache Erwärmung mit
2 kg Koks in der Stunde ſchon acht gewöhnliche Glühlampen fort-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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