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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Versilbern, Vergolden und Vernickeln.
cylinders, der durch den Strom aufgelöst wird, für Ersatz gesorgt wäre.
Das größere Bild stellt einen Trog CC' dar, auf dem zwei Metall-
stäbe vv' und tt fest liegen, bei vv' tritt der positive Strom in das Bad
ein, während der Zinkpol der Batterie mit tt leitend verbunden ist. In
dem Troge befindet sich die Versilberungsflüssigkeit, in welche die beiden
mit der positiven Stange vv' leitend verbundenen Silberplatten oo' hinein-
hangen. An diesen tritt also der positive Strom in die Flüssigkeit ein.
Dagegen sind die zu versilbernden Gegenstände an den Drähten a b
aufgehängt, welche mit dem negativen Stabe tt in Verbindung stehen,
aber den Stab vv' nicht berühren dürfen. An ihnen tritt der Strom
wieder aus, welcher nach der Figur durch eine galvanische Batterie von
sechs Elementen geliefert wird, aber beim Großbetriebe auch von einer
Dynamomaschine kommen kann. Das Silber haftet an den meisten
Metallen ohne Weiteres, nur bei Zinn- und Zinkgegenständen ist es
nötig, zuerst eine oberflächliche Verkupferung und dann erst das Versilbern
vorzunehmen. Die Dicke der Silberschicht, die man auf gewöhnlichen
Tafelservicen sich niederschlagen läßt, beträgt nur 8/100 Millimeter und
ist doch genügend, denselben jahrelang das schöne Aussehen zu be-
wahren. Das gesamte Silber, das auf einem Dutzend Löffel oder
Gabeln sich absetzt, repräsentiert zwar einen Wert von 15 Mark, aber
das Besteck kostet nur ein Sechstel von dem, was ein massives wert
ist. Es ist übrigens nach erfolgter Abnutzung eine neue Versilberung
immer wieder möglich. Bei vielen anderen Gegenständen, die ja meist
nicht so stark abgenutzt werden als Bestecke, wird übrigens nur ein
noch viel dünnerer Belag hergestellt -- von nur 1/1000 Millimeter Dicke.
Das in Europa und Amerika alljährlich auf galvanischem Wege
niedergeschlagene Silber soll nicht weniger als 125 Tonnen wiegen, also
einen Wert von 20 Millionen Mark besitzen.

Besonders ist diese Industrie in Paris entwickelt, wo jährlich ein
Fünftel dieses Betrages verarbeitet wird, und die Fabrik von Christofle
allein seit ihrer Gründung vor 50 Jahren 169 Tonnen Silber verbraucht
hat. In Deutschland ist die Metallwarenfabrik zu Geißlingen in Würtem-
berg die hervorragendste Vertreterin der Silbertechnik. Sie beschäftigt
600 Arbeiter. Die Waren werden in zwei Gießereien gegossen, in fünf
Walzwerken werden Bleche gewalzt. In anderen Räumen werden diese
plattiert, d. h. auf trockenem Wege mit Platten von anderen Metallen
belegt, die Gußsachen gefeilt, ciseliert und gedreht, geschliffen oder durch
Blasen mit Sand auf ihrer Außenseite an bestimmten Stellen rauh
gemacht. Nach diesen und noch einigen Vorbereitungen gelangen die
Gegenstände erst zur Versilberung, bei der sich das durch das Sand-
gebläse erlangte schöne matte Aussehen erhält, wenn man sie nicht
nachträglich an geeigneten Stellen poliert. Auch die sogenannten
Oxydsachen werden galvanisch erhalten. Es sind in Wahrheit versilberte
Gegenstände, welche oberflächlich mit einer Schicht von Schwefelsilber
überzogen sind. Man erlangt sie durch Einbringen an die Stelle,

Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
cylinders, der durch den Strom aufgelöſt wird, für Erſatz geſorgt wäre.
Das größere Bild ſtellt einen Trog CC' dar, auf dem zwei Metall-
ſtäbe vv' und tt feſt liegen, bei vv' tritt der poſitive Strom in das Bad
ein, während der Zinkpol der Batterie mit tt leitend verbunden iſt. In
dem Troge befindet ſich die Verſilberungsflüſſigkeit, in welche die beiden
mit der poſitiven Stange vv' leitend verbundenen Silberplatten oo' hinein-
hangen. An dieſen tritt alſo der poſitive Strom in die Flüſſigkeit ein.
Dagegen ſind die zu verſilbernden Gegenſtände an den Drähten a b
aufgehängt, welche mit dem negativen Stabe tt in Verbindung ſtehen,
aber den Stab vv' nicht berühren dürfen. An ihnen tritt der Strom
wieder aus, welcher nach der Figur durch eine galvaniſche Batterie von
ſechs Elementen geliefert wird, aber beim Großbetriebe auch von einer
Dynamomaſchine kommen kann. Das Silber haftet an den meiſten
Metallen ohne Weiteres, nur bei Zinn- und Zinkgegenſtänden iſt es
nötig, zuerſt eine oberflächliche Verkupferung und dann erſt das Verſilbern
vorzunehmen. Die Dicke der Silberſchicht, die man auf gewöhnlichen
Tafelſervicen ſich niederſchlagen läßt, beträgt nur 8/100 Millimeter und
iſt doch genügend, denſelben jahrelang das ſchöne Ausſehen zu be-
wahren. Das geſamte Silber, das auf einem Dutzend Löffel oder
Gabeln ſich abſetzt, repräſentiert zwar einen Wert von 15 Mark, aber
das Beſteck koſtet nur ein Sechſtel von dem, was ein maſſives wert
iſt. Es iſt übrigens nach erfolgter Abnutzung eine neue Verſilberung
immer wieder möglich. Bei vielen anderen Gegenſtänden, die ja meiſt
nicht ſo ſtark abgenutzt werden als Beſtecke, wird übrigens nur ein
noch viel dünnerer Belag hergeſtellt — von nur 1/1000 Millimeter Dicke.
Das in Europa und Amerika alljährlich auf galvaniſchem Wege
niedergeſchlagene Silber ſoll nicht weniger als 125 Tonnen wiegen, alſo
einen Wert von 20 Millionen Mark beſitzen.

Beſonders iſt dieſe Induſtrie in Paris entwickelt, wo jährlich ein
Fünftel dieſes Betrages verarbeitet wird, und die Fabrik von Chriſtofle
allein ſeit ihrer Gründung vor 50 Jahren 169 Tonnen Silber verbraucht
hat. In Deutſchland iſt die Metallwarenfabrik zu Geißlingen in Würtem-
berg die hervorragendſte Vertreterin der Silbertechnik. Sie beſchäftigt
600 Arbeiter. Die Waren werden in zwei Gießereien gegoſſen, in fünf
Walzwerken werden Bleche gewalzt. In anderen Räumen werden dieſe
plattiert, d. h. auf trockenem Wege mit Platten von anderen Metallen
belegt, die Gußſachen gefeilt, ciſeliert und gedreht, geſchliffen oder durch
Blaſen mit Sand auf ihrer Außenſeite an beſtimmten Stellen rauh
gemacht. Nach dieſen und noch einigen Vorbereitungen gelangen die
Gegenſtände erſt zur Verſilberung, bei der ſich das durch das Sand-
gebläſe erlangte ſchöne matte Ausſehen erhält, wenn man ſie nicht
nachträglich an geeigneten Stellen poliert. Auch die ſogenannten
Oxydſachen werden galvaniſch erhalten. Es ſind in Wahrheit verſilberte
Gegenſtände, welche oberflächlich mit einer Schicht von Schwefelſilber
überzogen ſind. Man erlangt ſie durch Einbringen an die Stelle,

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[143/0161] Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln. cylinders, der durch den Strom aufgelöſt wird, für Erſatz geſorgt wäre. Das größere Bild ſtellt einen Trog CC' dar, auf dem zwei Metall- ſtäbe vv' und tt feſt liegen, bei vv' tritt der poſitive Strom in das Bad ein, während der Zinkpol der Batterie mit tt leitend verbunden iſt. In dem Troge befindet ſich die Verſilberungsflüſſigkeit, in welche die beiden mit der poſitiven Stange vv' leitend verbundenen Silberplatten oo' hinein- hangen. An dieſen tritt alſo der poſitive Strom in die Flüſſigkeit ein. Dagegen ſind die zu verſilbernden Gegenſtände an den Drähten a b aufgehängt, welche mit dem negativen Stabe tt in Verbindung ſtehen, aber den Stab vv' nicht berühren dürfen. An ihnen tritt der Strom wieder aus, welcher nach der Figur durch eine galvaniſche Batterie von ſechs Elementen geliefert wird, aber beim Großbetriebe auch von einer Dynamomaſchine kommen kann. Das Silber haftet an den meiſten Metallen ohne Weiteres, nur bei Zinn- und Zinkgegenſtänden iſt es nötig, zuerſt eine oberflächliche Verkupferung und dann erſt das Verſilbern vorzunehmen. Die Dicke der Silberſchicht, die man auf gewöhnlichen Tafelſervicen ſich niederſchlagen läßt, beträgt nur 8/100 Millimeter und iſt doch genügend, denſelben jahrelang das ſchöne Ausſehen zu be- wahren. Das geſamte Silber, das auf einem Dutzend Löffel oder Gabeln ſich abſetzt, repräſentiert zwar einen Wert von 15 Mark, aber das Beſteck koſtet nur ein Sechſtel von dem, was ein maſſives wert iſt. Es iſt übrigens nach erfolgter Abnutzung eine neue Verſilberung immer wieder möglich. Bei vielen anderen Gegenſtänden, die ja meiſt nicht ſo ſtark abgenutzt werden als Beſtecke, wird übrigens nur ein noch viel dünnerer Belag hergeſtellt — von nur 1/1000 Millimeter Dicke. Das in Europa und Amerika alljährlich auf galvaniſchem Wege niedergeſchlagene Silber ſoll nicht weniger als 125 Tonnen wiegen, alſo einen Wert von 20 Millionen Mark beſitzen. Beſonders iſt dieſe Induſtrie in Paris entwickelt, wo jährlich ein Fünftel dieſes Betrages verarbeitet wird, und die Fabrik von Chriſtofle allein ſeit ihrer Gründung vor 50 Jahren 169 Tonnen Silber verbraucht hat. In Deutſchland iſt die Metallwarenfabrik zu Geißlingen in Würtem- berg die hervorragendſte Vertreterin der Silbertechnik. Sie beſchäftigt 600 Arbeiter. Die Waren werden in zwei Gießereien gegoſſen, in fünf Walzwerken werden Bleche gewalzt. In anderen Räumen werden dieſe plattiert, d. h. auf trockenem Wege mit Platten von anderen Metallen belegt, die Gußſachen gefeilt, ciſeliert und gedreht, geſchliffen oder durch Blaſen mit Sand auf ihrer Außenſeite an beſtimmten Stellen rauh gemacht. Nach dieſen und noch einigen Vorbereitungen gelangen die Gegenſtände erſt zur Verſilberung, bei der ſich das durch das Sand- gebläſe erlangte ſchöne matte Ausſehen erhält, wenn man ſie nicht nachträglich an geeigneten Stellen poliert. Auch die ſogenannten Oxydſachen werden galvaniſch erhalten. Es ſind in Wahrheit verſilberte Gegenſtände, welche oberflächlich mit einer Schicht von Schwefelſilber überzogen ſind. Man erlangt ſie durch Einbringen an die Stelle,

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/161>, abgerufen am 24.11.2024.