immer die Fähigkeit, Licht und Schatten angemessen zu verteilen. Es giebt kein Verfahren der Ätzung, welches eine so feine Arbeit hervor- brächte, wie dieses, bei welchem selbst ganz benachbarte Linien nicht in einander fließen. Man nennt es die Galvanokaustik oder das galvanische Gravieren. Es wird namentlich zur Herstellung von Walzen für Zeug- und Tapetendruck verwendet.
Um noch ein letztes von den fast unzählbar gewordenen Vervicl- fältigungsverfahren der Galvanoplastik zu erwähnen, so versteht man unter Galvanoglyphie die Kunst, von geätzten Zinkplatten erhabene für den Druck mit der Presse geeignete Kupferklischees abzunehmen. Das Zink wird mit einer dünnen Fett- oder Firnisschicht bedeckt, hier die Zeichnung eingegraben und flach geätzt. Nachdem man eine neue Schicht von Firnis oder fetter Farbe aufgetragen hat, wird alles wiederholt und zwar so oft nacheinander, bis die Ätzung genügend tief erscheint, damit jetzt das Kupfer darauf niedergeschlagen werden kann. Man hat hier zu beachten, daß auf der Zinkplatte alles wie im späteren Druck erscheint, weil die erhabene Kupferplatte direkt für den Druck verwendet wird.
In neuester Zeit kommen bereits im Handel sehr hübsche Pflanzen- und Tiernachbildungen vor, die uns auf den ersten Blick wie von Metall gemacht erscheinen. Das sind sie nun zwar nicht, sondern nur auf galvanoplastischem Wege mit einem dünnen Mantel von Kupfer oder anderen Metallen umgeben. Man kann ja jeden Gegenstand durch Einpinseln mit einem leitenden Pulver selbst leitend machen und ihn im Kupferbade metallisch überziehen. Die Blüten, Gräser, Blätter, welche von München aus in den Handel gebracht werden, wurden zunächst sorgfältig getrocknet, durch Glycerin geschmeidig gemacht und mit Bronzepulver überzogen. Erst jetzt wurden sie im galvanischen Bade verkupfert oder versilbert. So erhält man schöne Ausschmückungs- mittel für Wohnräume und Schmucksachen; aber es ist wohl denkbar, daß diese Methode auch für die Wissenschaft zum Conservieren von Naturkörpern nutzbar gemacht werden kann. Gipsabgüsse auf solche Art zu verkupfern ist erst ganz neuerdings gelungen. Man fand nämlich eine Schwierigkeit darin, daß der im Bade naß gewordene Gips an Haltbarkeit einbüßte. Aber man durchtränkt heute den Gegenstand erst mit Theer, welcher ihm sogar eine größere Festigkeit verleiht, und überzieht ihn mit einem dünnen Kupferniederschlage, der sich nun wie Metallguß ziselieren und auch vergolden läßt. Die Formänderungen, die der Niederschlag hervorbringt, lassen sich schon vorher berücksichtigen. Es erscheint die Zeit nicht fern, daß die bisher sehr kostbare Anwendung von Metallverzierungen, von Metallkapitälen und Vasen in echter Vergoldung in Zimmern sich Bahn brechen und die bisher verwendeten nur metallartig angestrichenen Stuckformen verdrängen wird.
Ein weiteres Verdienst der Galvanoplastik ist es, daß mit ihrer Hilfe Körper, die sonst unter dem Einflusse der Luft leicht leiden, mit
Die elektriſchen Erfindungen.
immer die Fähigkeit, Licht und Schatten angemeſſen zu verteilen. Es giebt kein Verfahren der Ätzung, welches eine ſo feine Arbeit hervor- brächte, wie dieſes, bei welchem ſelbſt ganz benachbarte Linien nicht in einander fließen. Man nennt es die Galvanokauſtik oder das galvaniſche Gravieren. Es wird namentlich zur Herſtellung von Walzen für Zeug- und Tapetendruck verwendet.
Um noch ein letztes von den faſt unzählbar gewordenen Vervicl- fältigungsverfahren der Galvanoplaſtik zu erwähnen, ſo verſteht man unter Galvanoglyphie die Kunſt, von geätzten Zinkplatten erhabene für den Druck mit der Preſſe geeignete Kupferkliſchees abzunehmen. Das Zink wird mit einer dünnen Fett- oder Firnisſchicht bedeckt, hier die Zeichnung eingegraben und flach geätzt. Nachdem man eine neue Schicht von Firnis oder fetter Farbe aufgetragen hat, wird alles wiederholt und zwar ſo oft nacheinander, bis die Ätzung genügend tief erſcheint, damit jetzt das Kupfer darauf niedergeſchlagen werden kann. Man hat hier zu beachten, daß auf der Zinkplatte alles wie im ſpäteren Druck erſcheint, weil die erhabene Kupferplatte direkt für den Druck verwendet wird.
In neueſter Zeit kommen bereits im Handel ſehr hübſche Pflanzen- und Tiernachbildungen vor, die uns auf den erſten Blick wie von Metall gemacht erſcheinen. Das ſind ſie nun zwar nicht, ſondern nur auf galvanoplaſtiſchem Wege mit einem dünnen Mantel von Kupfer oder anderen Metallen umgeben. Man kann ja jeden Gegenſtand durch Einpinſeln mit einem leitenden Pulver ſelbſt leitend machen und ihn im Kupferbade metalliſch überziehen. Die Blüten, Gräſer, Blätter, welche von München aus in den Handel gebracht werden, wurden zunächſt ſorgfältig getrocknet, durch Glycerin geſchmeidig gemacht und mit Bronzepulver überzogen. Erſt jetzt wurden ſie im galvaniſchen Bade verkupfert oder verſilbert. So erhält man ſchöne Ausſchmückungs- mittel für Wohnräume und Schmuckſachen; aber es iſt wohl denkbar, daß dieſe Methode auch für die Wiſſenſchaft zum Conſervieren von Naturkörpern nutzbar gemacht werden kann. Gipsabgüſſe auf ſolche Art zu verkupfern iſt erſt ganz neuerdings gelungen. Man fand nämlich eine Schwierigkeit darin, daß der im Bade naß gewordene Gips an Haltbarkeit einbüßte. Aber man durchtränkt heute den Gegenſtand erſt mit Theer, welcher ihm ſogar eine größere Feſtigkeit verleiht, und überzieht ihn mit einem dünnen Kupferniederſchlage, der ſich nun wie Metallguß ziſelieren und auch vergolden läßt. Die Formänderungen, die der Niederſchlag hervorbringt, laſſen ſich ſchon vorher berückſichtigen. Es erſcheint die Zeit nicht fern, daß die bisher ſehr koſtbare Anwendung von Metallverzierungen, von Metallkapitälen und Vaſen in echter Vergoldung in Zimmern ſich Bahn brechen und die bisher verwendeten nur metallartig angeſtrichenen Stuckformen verdrängen wird.
Ein weiteres Verdienſt der Galvanoplaſtik iſt es, daß mit ihrer Hilfe Körper, die ſonſt unter dem Einfluſſe der Luft leicht leiden, mit
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Die elektriſchen Erfindungen.
immer die Fähigkeit, Licht und Schatten angemeſſen zu verteilen. Es
giebt kein Verfahren der Ätzung, welches eine ſo feine Arbeit hervor-
brächte, wie dieſes, bei welchem ſelbſt ganz benachbarte Linien nicht
in einander fließen. Man nennt es die Galvanokauſtik oder das
galvaniſche Gravieren. Es wird namentlich zur Herſtellung von
Walzen für Zeug- und Tapetendruck verwendet.
Um noch ein letztes von den faſt unzählbar gewordenen Vervicl-
fältigungsverfahren der Galvanoplaſtik zu erwähnen, ſo verſteht man
unter Galvanoglyphie die Kunſt, von geätzten Zinkplatten erhabene
für den Druck mit der Preſſe geeignete Kupferkliſchees abzunehmen.
Das Zink wird mit einer dünnen Fett- oder Firnisſchicht bedeckt, hier
die Zeichnung eingegraben und flach geätzt. Nachdem man eine neue
Schicht von Firnis oder fetter Farbe aufgetragen hat, wird alles
wiederholt und zwar ſo oft nacheinander, bis die Ätzung genügend tief
erſcheint, damit jetzt das Kupfer darauf niedergeſchlagen werden kann.
Man hat hier zu beachten, daß auf der Zinkplatte alles wie im ſpäteren
Druck erſcheint, weil die erhabene Kupferplatte direkt für den Druck
verwendet wird.
In neueſter Zeit kommen bereits im Handel ſehr hübſche Pflanzen-
und Tiernachbildungen vor, die uns auf den erſten Blick wie von
Metall gemacht erſcheinen. Das ſind ſie nun zwar nicht, ſondern nur auf
galvanoplaſtiſchem Wege mit einem dünnen Mantel von Kupfer oder
anderen Metallen umgeben. Man kann ja jeden Gegenſtand durch
Einpinſeln mit einem leitenden Pulver ſelbſt leitend machen und ihn
im Kupferbade metalliſch überziehen. Die Blüten, Gräſer, Blätter,
welche von München aus in den Handel gebracht werden, wurden
zunächſt ſorgfältig getrocknet, durch Glycerin geſchmeidig gemacht und
mit Bronzepulver überzogen. Erſt jetzt wurden ſie im galvaniſchen
Bade verkupfert oder verſilbert. So erhält man ſchöne Ausſchmückungs-
mittel für Wohnräume und Schmuckſachen; aber es iſt wohl denkbar,
daß dieſe Methode auch für die Wiſſenſchaft zum Conſervieren von
Naturkörpern nutzbar gemacht werden kann. Gipsabgüſſe auf ſolche
Art zu verkupfern iſt erſt ganz neuerdings gelungen. Man fand nämlich
eine Schwierigkeit darin, daß der im Bade naß gewordene Gips an
Haltbarkeit einbüßte. Aber man durchtränkt heute den Gegenſtand erſt
mit Theer, welcher ihm ſogar eine größere Feſtigkeit verleiht, und
überzieht ihn mit einem dünnen Kupferniederſchlage, der ſich nun wie
Metallguß ziſelieren und auch vergolden läßt. Die Formänderungen,
die der Niederſchlag hervorbringt, laſſen ſich ſchon vorher berückſichtigen.
Es erſcheint die Zeit nicht fern, daß die bisher ſehr koſtbare Anwendung
von Metallverzierungen, von Metallkapitälen und Vaſen in echter
Vergoldung in Zimmern ſich Bahn brechen und die bisher verwendeten
nur metallartig angeſtrichenen Stuckformen verdrängen wird.
Ein weiteres Verdienſt der Galvanoplaſtik iſt es, daß mit ihrer
Hilfe Körper, die ſonſt unter dem Einfluſſe der Luft leicht leiden, mit
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/158>, abgerufen am 24.11.2024.
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