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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Galvanoplastik.
daß sie fest zusammen liegen bleiben, dann die Möglichkeit gegeben ist,
dem Metall jene Formen anzuweisen, in welche die alten Ägypter bereits
dasselbe zu bringen verstanden. Daß diese Möglichkeit vorliegt, er-
kannte zuerst Moritz Hermann Jacobi, geboren 1801 zu Potsdam,
gestorben 1874 als Staatsrat und Mitglied des Manufakturkonseils zu
Petersburg, und diese Erkennt-
nis führte ihn 1838 zur Er-
findung der Galvanoplastik.
Die Anordnung seines Appa-
rates war freilich eine etwas
andere, aus der Fig. 102 er-
sichtliche. Wenn der Strom
im Schließungsbogen solche
chemische Wirkungen zeitigt, so
[Abbildung] Fig. 102.

Jacobis galvanoplastischer Apparat.

darf man nämlich annehmen, daß er es auch innerhalb der Flüssigkeit
des Elements thun wird; es fließt ja durch dieselbe die nämliche
Elektrizitätsmenge mit derselben Spannung, wie durch den Schließungs-
draht und, wenn die Flüssigkeit zersetzbar ist, so wird sie eine Trennung
in ihre Bestandteile erdulden. Der Strom, selbst hervorgebracht durch
eine chemische Wirkung, wird seinerseits solche Arbeiten leisten, wie
die, aus denen er gezeugt ward. Bei dem Jakobischen Elemente
ist ein Gefäß A, welches oben offen ist, dessen Boden aber aus einer
Schweins- oder Ochsenblase gebildet wird, so in ein weiteres Gefäß B
eingesetzt, daß der Boden von A ungefähr 5 cm über dem Boden des
Gefäßes B sich befindet; das Gefäß A ist mit stark verdünnter Schwefel-
säure, das Gefäß B aber mit einer konzentrierten Lösung von Kupfer-
vitriol gefüllt. In die Flüssigkeit des oberen Gefäßes wird dann eine
Zinkplatte, in die Flüssigkeit des unteren Gefäßes wird die Form
eingesetzt, welcher der Kupferniederschlag sich anpassen soll. Der
elektrische Strom wird durch die Blase nicht gehemmt, da diese sogar
den beiden Flüssigkeiten den Durchtritt durch ihre Poren gestattet. Die
Form muß selbst eine metallische sein, oder doch mit einem guten
Leiter, z. B. mit Graphitpulver überzogen sein. Dann haben die
Bestandteile des Kupfervitriols die Eigentümlichkeit gerade nach be-
stimmten Stellen des Apparates hingezogen zu werden. Die Schwefel-
säure tritt durch die Blase in das Gefäß A hinein, wo sie weiter
im Verein mit dem Zink elektromotorische Kraft erzeugt, das Kupfer
setzt sich in mikroskopisch kleinen Krystallen an die Form an, und, wenn
nun der Vorgang lange genug dauert, so setzt sich ein Teilchen so
genau ans andere, daß sie zusammen eine harte Masse bilden, die sich
ganz genau der Form angepaßt hat. Eine Vorsichtsmaßregel muß
freilich noch angewendet werden: der die Form mit dem Zink ver-
bindende Metalldraht muß, soweit er im Bereiche der Flüssigkeit sich
befindet, isoliert sein, weil sich sonst an ihm nicht weniger Kupfer
niederschlägt, als auf der Form. Man kann so sehr genaue Nach-

Die Galvanoplaſtik.
daß ſie feſt zuſammen liegen bleiben, dann die Möglichkeit gegeben iſt,
dem Metall jene Formen anzuweiſen, in welche die alten Ägypter bereits
dasſelbe zu bringen verſtanden. Daß dieſe Möglichkeit vorliegt, er-
kannte zuerſt Moritz Hermann Jacobi, geboren 1801 zu Potsdam,
geſtorben 1874 als Staatsrat und Mitglied des Manufakturkonſeils zu
Petersburg, und dieſe Erkennt-
nis führte ihn 1838 zur Er-
findung der Galvanoplaſtik.
Die Anordnung ſeines Appa-
rates war freilich eine etwas
andere, aus der Fig. 102 er-
ſichtliche. Wenn der Strom
im Schließungsbogen ſolche
chemiſche Wirkungen zeitigt, ſo
[Abbildung] Fig. 102.

Jacobis galvanoplaſtiſcher Apparat.

darf man nämlich annehmen, daß er es auch innerhalb der Flüſſigkeit
des Elements thun wird; es fließt ja durch dieſelbe die nämliche
Elektrizitätsmenge mit derſelben Spannung, wie durch den Schließungs-
draht und, wenn die Flüſſigkeit zerſetzbar iſt, ſo wird ſie eine Trennung
in ihre Beſtandteile erdulden. Der Strom, ſelbſt hervorgebracht durch
eine chemiſche Wirkung, wird ſeinerſeits ſolche Arbeiten leiſten, wie
die, aus denen er gezeugt ward. Bei dem Jakobiſchen Elemente
iſt ein Gefäß A, welches oben offen iſt, deſſen Boden aber aus einer
Schweins- oder Ochſenblaſe gebildet wird, ſo in ein weiteres Gefäß B
eingeſetzt, daß der Boden von A ungefähr 5 cm über dem Boden des
Gefäßes B ſich befindet; das Gefäß A iſt mit ſtark verdünnter Schwefel-
ſäure, das Gefäß B aber mit einer konzentrierten Löſung von Kupfer-
vitriol gefüllt. In die Flüſſigkeit des oberen Gefäßes wird dann eine
Zinkplatte, in die Flüſſigkeit des unteren Gefäßes wird die Form
eingeſetzt, welcher der Kupferniederſchlag ſich anpaſſen ſoll. Der
elektriſche Strom wird durch die Blaſe nicht gehemmt, da dieſe ſogar
den beiden Flüſſigkeiten den Durchtritt durch ihre Poren geſtattet. Die
Form muß ſelbſt eine metalliſche ſein, oder doch mit einem guten
Leiter, z. B. mit Graphitpulver überzogen ſein. Dann haben die
Beſtandteile des Kupfervitriols die Eigentümlichkeit gerade nach be-
ſtimmten Stellen des Apparates hingezogen zu werden. Die Schwefel-
ſäure tritt durch die Blaſe in das Gefäß A hinein, wo ſie weiter
im Verein mit dem Zink elektromotoriſche Kraft erzeugt, das Kupfer
ſetzt ſich in mikroſkopiſch kleinen Kryſtallen an die Form an, und, wenn
nun der Vorgang lange genug dauert, ſo ſetzt ſich ein Teilchen ſo
genau ans andere, daß ſie zuſammen eine harte Maſſe bilden, die ſich
ganz genau der Form angepaßt hat. Eine Vorſichtsmaßregel muß
freilich noch angewendet werden: der die Form mit dem Zink ver-
bindende Metalldraht muß, ſoweit er im Bereiche der Flüſſigkeit ſich
befindet, iſoliert ſein, weil ſich ſonſt an ihm nicht weniger Kupfer
niederſchlägt, als auf der Form. Man kann ſo ſehr genaue Nach-

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[135/0153] Die Galvanoplaſtik. daß ſie feſt zuſammen liegen bleiben, dann die Möglichkeit gegeben iſt, dem Metall jene Formen anzuweiſen, in welche die alten Ägypter bereits dasſelbe zu bringen verſtanden. Daß dieſe Möglichkeit vorliegt, er- kannte zuerſt Moritz Hermann Jacobi, geboren 1801 zu Potsdam, geſtorben 1874 als Staatsrat und Mitglied des Manufakturkonſeils zu Petersburg, und dieſe Erkennt- nis führte ihn 1838 zur Er- findung der Galvanoplaſtik. Die Anordnung ſeines Appa- rates war freilich eine etwas andere, aus der Fig. 102 er- ſichtliche. Wenn der Strom im Schließungsbogen ſolche chemiſche Wirkungen zeitigt, ſo [Abbildung Fig. 102. Jacobis galvanoplaſtiſcher Apparat.] darf man nämlich annehmen, daß er es auch innerhalb der Flüſſigkeit des Elements thun wird; es fließt ja durch dieſelbe die nämliche Elektrizitätsmenge mit derſelben Spannung, wie durch den Schließungs- draht und, wenn die Flüſſigkeit zerſetzbar iſt, ſo wird ſie eine Trennung in ihre Beſtandteile erdulden. Der Strom, ſelbſt hervorgebracht durch eine chemiſche Wirkung, wird ſeinerſeits ſolche Arbeiten leiſten, wie die, aus denen er gezeugt ward. Bei dem Jakobiſchen Elemente iſt ein Gefäß A, welches oben offen iſt, deſſen Boden aber aus einer Schweins- oder Ochſenblaſe gebildet wird, ſo in ein weiteres Gefäß B eingeſetzt, daß der Boden von A ungefähr 5 cm über dem Boden des Gefäßes B ſich befindet; das Gefäß A iſt mit ſtark verdünnter Schwefel- ſäure, das Gefäß B aber mit einer konzentrierten Löſung von Kupfer- vitriol gefüllt. In die Flüſſigkeit des oberen Gefäßes wird dann eine Zinkplatte, in die Flüſſigkeit des unteren Gefäßes wird die Form eingeſetzt, welcher der Kupferniederſchlag ſich anpaſſen ſoll. Der elektriſche Strom wird durch die Blaſe nicht gehemmt, da dieſe ſogar den beiden Flüſſigkeiten den Durchtritt durch ihre Poren geſtattet. Die Form muß ſelbſt eine metalliſche ſein, oder doch mit einem guten Leiter, z. B. mit Graphitpulver überzogen ſein. Dann haben die Beſtandteile des Kupfervitriols die Eigentümlichkeit gerade nach be- ſtimmten Stellen des Apparates hingezogen zu werden. Die Schwefel- ſäure tritt durch die Blaſe in das Gefäß A hinein, wo ſie weiter im Verein mit dem Zink elektromotoriſche Kraft erzeugt, das Kupfer ſetzt ſich in mikroſkopiſch kleinen Kryſtallen an die Form an, und, wenn nun der Vorgang lange genug dauert, ſo ſetzt ſich ein Teilchen ſo genau ans andere, daß ſie zuſammen eine harte Maſſe bilden, die ſich ganz genau der Form angepaßt hat. Eine Vorſichtsmaßregel muß freilich noch angewendet werden: der die Form mit dem Zink ver- bindende Metalldraht muß, ſoweit er im Bereiche der Flüſſigkeit ſich befindet, iſoliert ſein, weil ſich ſonſt an ihm nicht weniger Kupfer niederſchlägt, als auf der Form. Man kann ſo ſehr genaue Nach-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/153>, abgerufen am 24.11.2024.