beschieden, die Lösung der gestellten Aufgabe zu finden, außer unserem, leider viel zu früh verstorbenen Landsmann Otto.
Allerdings ließ auch bei diesem der Erfolg lange auf sich warten; eine lange Kette von Versuchen, Mißerfolgen und Enttäuschungen war die nächste Frucht seiner angestrengten Thätigkeit.
Es war in den Jahren 1861/62, als in der Werkstatt des Mechanikers Zons zu Köln die erste Ottosche Gaskraftmaschine das Licht der Welt erblickte. Dieselbe besaß vier Cylinder, in deren jedem sich zwei Kolben befanden. Die Mängel, welche dieser Maschine noch anhafteten, waren so schwerwiegende, daß die mit derselben gemachten Erfahrungen sich sehr entmutigend gestalten mußten.
Es war ein glücklicher Zufall, welcher in dieser Zeit der Hoffnungs- losigkeit den mit reichem Erfindersinn und hohem Konstruktionstalent begabten Otto mit dem wissenschaftlich durchgebildeten Ingenieur Eugen Langen zusammenführte. Dem vereinten Wirken dieser beiden seltenen Männer verdankt die Welt das Geschenk einer neuen Kraft- quelle, ohne welche wir uns die heutige Industrie und Technik kaum noch vorzustellen vermögen.
Die erste Frucht der gemeinsamen am 30. September 1864 beginnen- den Thätigkeit Ottos und Langens war eine atmosphärische Gaskraft- maschine. Otto hatte im Laufe seiner Versuche die Überzeugung ge- wonnen, daß es unmöglich sei, eine direkt wirkende Gasmaschine zu konstruieren, da die Stöße und Erschütterungen, welche hierbei auftraten, die Maschine alsbald außer Betrieb setzten. Infolge dessen gingen Otto und Langen dazu über, eine Gaskraftmaschine zu konstruieren, welche nach ihrer Konstruktion und Wirkungsweise gewissermaßen ein Gegenstück bildet zu der Newcomenschen Dampfmaschine. Ebenso wie bei dieser fiel die eigentliche Aufgabe des Antriebes der äußeren atmo- sphärischen Luft zu, welche ihre Wirkung auf einen in einem Cylinder auf- und abbeweglichen Kolben äußern konnte, nachdem unterhalb des letzteren durch die Explosion des Gasgemisches ein luftleerer Raum erzeugt war. Der Kolben wird bei dieser Explosion, ohne daß er irgend welche Arbeit auf das Schwungrad überträgt, in dem Cylinder emporgeschleudert und in dieser Lage wird die Schwungradwelle durch eine äußerst sinnreiche Vorrichtung, die sogenannte Langensche Kuppelung, verkuppelt um hierauf durch den Überdruck der Atmosphäre wieder abwärts gedrückt zu werden. Diese sogenannte atmosphärische Gaskraft- maschine stellten Otto und Langen auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 aus.
Zu jener Zeit waren auch die Franzosen nicht müßig gewesen in der weiteren Ausbildung des von Lenoir angegebenen neuen Prinzipes der motorischen Kraftentfaltung. So glänzte auf jener Ausstellung die Compagnie Lenoir durch eine große Zahl fast geräuschlos arbeitender Gasmotoren und auch der hervorragende französische Konstrukteur Hugon hatte durch eine geringe Wassereinspritzung eine wesentliche
Die Motoren.
beſchieden, die Löſung der geſtellten Aufgabe zu finden, außer unſerem, leider viel zu früh verſtorbenen Landsmann Otto.
Allerdings ließ auch bei dieſem der Erfolg lange auf ſich warten; eine lange Kette von Verſuchen, Mißerfolgen und Enttäuſchungen war die nächſte Frucht ſeiner angeſtrengten Thätigkeit.
Es war in den Jahren 1861/62, als in der Werkſtatt des Mechanikers Zons zu Köln die erſte Ottoſche Gaskraftmaſchine das Licht der Welt erblickte. Dieſelbe beſaß vier Cylinder, in deren jedem ſich zwei Kolben befanden. Die Mängel, welche dieſer Maſchine noch anhafteten, waren ſo ſchwerwiegende, daß die mit derſelben gemachten Erfahrungen ſich ſehr entmutigend geſtalten mußten.
Es war ein glücklicher Zufall, welcher in dieſer Zeit der Hoffnungs- loſigkeit den mit reichem Erfinderſinn und hohem Konſtruktionstalent begabten Otto mit dem wiſſenſchaftlich durchgebildeten Ingenieur Eugen Langen zuſammenführte. Dem vereinten Wirken dieſer beiden ſeltenen Männer verdankt die Welt das Geſchenk einer neuen Kraft- quelle, ohne welche wir uns die heutige Induſtrie und Technik kaum noch vorzuſtellen vermögen.
Die erſte Frucht der gemeinſamen am 30. September 1864 beginnen- den Thätigkeit Ottos und Langens war eine atmoſphäriſche Gaskraft- maſchine. Otto hatte im Laufe ſeiner Verſuche die Überzeugung ge- wonnen, daß es unmöglich ſei, eine direkt wirkende Gasmaſchine zu konſtruieren, da die Stöße und Erſchütterungen, welche hierbei auftraten, die Maſchine alsbald außer Betrieb ſetzten. Infolge deſſen gingen Otto und Langen dazu über, eine Gaskraftmaſchine zu konſtruieren, welche nach ihrer Konſtruktion und Wirkungsweiſe gewiſſermaßen ein Gegenſtück bildet zu der Newcomenſchen Dampfmaſchine. Ebenſo wie bei dieſer fiel die eigentliche Aufgabe des Antriebes der äußeren atmo- ſphäriſchen Luft zu, welche ihre Wirkung auf einen in einem Cylinder auf- und abbeweglichen Kolben äußern konnte, nachdem unterhalb des letzteren durch die Exploſion des Gasgemiſches ein luftleerer Raum erzeugt war. Der Kolben wird bei dieſer Exploſion, ohne daß er irgend welche Arbeit auf das Schwungrad überträgt, in dem Cylinder emporgeſchleudert und in dieſer Lage wird die Schwungradwelle durch eine äußerſt ſinnreiche Vorrichtung, die ſogenannte Langenſche Kuppelung, verkuppelt um hierauf durch den Überdruck der Atmoſphäre wieder abwärts gedrückt zu werden. Dieſe ſogenannte atmoſphäriſche Gaskraft- maſchine ſtellten Otto und Langen auf der Pariſer Weltausſtellung im Jahre 1867 aus.
Zu jener Zeit waren auch die Franzoſen nicht müßig geweſen in der weiteren Ausbildung des von Lenoir angegebenen neuen Prinzipes der motoriſchen Kraftentfaltung. So glänzte auf jener Ausſtellung die Compagnie Lenoir durch eine große Zahl faſt geräuſchlos arbeitender Gasmotoren und auch der hervorragende franzöſiſche Konſtrukteur Hugon hatte durch eine geringe Waſſereinſpritzung eine weſentliche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0128"n="110"/><fwplace="top"type="header">Die Motoren.</fw><lb/>
beſchieden, die Löſung der geſtellten Aufgabe zu finden, außer unſerem,<lb/>
leider viel zu früh verſtorbenen Landsmann Otto.</p><lb/><p>Allerdings ließ auch bei dieſem der Erfolg lange auf ſich warten;<lb/>
eine lange Kette von Verſuchen, Mißerfolgen und Enttäuſchungen war<lb/>
die nächſte Frucht ſeiner angeſtrengten Thätigkeit.</p><lb/><p>Es war in den Jahren 1861/62, als in der Werkſtatt des Mechanikers<lb/>
Zons zu Köln die erſte Ottoſche Gaskraftmaſchine das Licht der Welt<lb/>
erblickte. Dieſelbe beſaß vier Cylinder, in deren jedem ſich zwei Kolben<lb/>
befanden. Die Mängel, welche dieſer Maſchine noch anhafteten, waren<lb/>ſo ſchwerwiegende, daß die mit derſelben gemachten Erfahrungen ſich<lb/>ſehr entmutigend geſtalten mußten.</p><lb/><p>Es war ein glücklicher Zufall, welcher in dieſer Zeit der Hoffnungs-<lb/>
loſigkeit den mit reichem Erfinderſinn und hohem Konſtruktionstalent<lb/>
begabten Otto mit dem wiſſenſchaftlich durchgebildeten Ingenieur<lb/><hirendition="#g">Eugen Langen</hi> zuſammenführte. Dem vereinten Wirken dieſer beiden<lb/>ſeltenen Männer verdankt die Welt das Geſchenk einer neuen Kraft-<lb/>
quelle, ohne welche wir uns die heutige Induſtrie und Technik kaum<lb/>
noch vorzuſtellen vermögen.</p><lb/><p>Die erſte Frucht der gemeinſamen am 30. September 1864 beginnen-<lb/>
den Thätigkeit Ottos und Langens war eine atmoſphäriſche Gaskraft-<lb/>
maſchine. Otto hatte im Laufe ſeiner Verſuche die Überzeugung ge-<lb/>
wonnen, daß es unmöglich ſei, eine direkt wirkende Gasmaſchine zu<lb/>
konſtruieren, da die Stöße und Erſchütterungen, welche hierbei auftraten,<lb/>
die Maſchine alsbald außer Betrieb ſetzten. Infolge deſſen gingen<lb/>
Otto und Langen dazu über, eine Gaskraftmaſchine zu konſtruieren,<lb/>
welche nach ihrer Konſtruktion und Wirkungsweiſe gewiſſermaßen ein<lb/>
Gegenſtück bildet zu der Newcomenſchen Dampfmaſchine. Ebenſo wie<lb/>
bei dieſer fiel die eigentliche Aufgabe des Antriebes der äußeren atmo-<lb/>ſphäriſchen Luft zu, welche ihre Wirkung auf einen in einem Cylinder<lb/>
auf- und abbeweglichen Kolben äußern konnte, nachdem unterhalb des<lb/>
letzteren durch die Exploſion des Gasgemiſches ein luftleerer Raum<lb/>
erzeugt war. Der Kolben wird bei dieſer Exploſion, ohne daß er<lb/>
irgend welche Arbeit auf das Schwungrad überträgt, in dem Cylinder<lb/>
emporgeſchleudert und in dieſer Lage wird die Schwungradwelle durch<lb/>
eine äußerſt ſinnreiche Vorrichtung, die ſogenannte Langenſche Kuppelung,<lb/>
verkuppelt um hierauf durch den Überdruck der Atmoſphäre wieder<lb/>
abwärts gedrückt zu werden. Dieſe ſogenannte atmoſphäriſche Gaskraft-<lb/>
maſchine ſtellten Otto und Langen auf der Pariſer Weltausſtellung im<lb/>
Jahre 1867 aus.</p><lb/><p>Zu jener Zeit waren auch die Franzoſen nicht müßig geweſen in<lb/>
der weiteren Ausbildung des von Lenoir angegebenen neuen Prinzipes<lb/>
der motoriſchen Kraftentfaltung. So glänzte auf jener Ausſtellung die<lb/>
Compagnie Lenoir durch eine große Zahl faſt geräuſchlos arbeitender<lb/>
Gasmotoren und auch der hervorragende franzöſiſche Konſtrukteur<lb/><hirendition="#g">Hugon</hi> hatte durch eine geringe Waſſereinſpritzung eine weſentliche<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[110/0128]
Die Motoren.
beſchieden, die Löſung der geſtellten Aufgabe zu finden, außer unſerem,
leider viel zu früh verſtorbenen Landsmann Otto.
Allerdings ließ auch bei dieſem der Erfolg lange auf ſich warten;
eine lange Kette von Verſuchen, Mißerfolgen und Enttäuſchungen war
die nächſte Frucht ſeiner angeſtrengten Thätigkeit.
Es war in den Jahren 1861/62, als in der Werkſtatt des Mechanikers
Zons zu Köln die erſte Ottoſche Gaskraftmaſchine das Licht der Welt
erblickte. Dieſelbe beſaß vier Cylinder, in deren jedem ſich zwei Kolben
befanden. Die Mängel, welche dieſer Maſchine noch anhafteten, waren
ſo ſchwerwiegende, daß die mit derſelben gemachten Erfahrungen ſich
ſehr entmutigend geſtalten mußten.
Es war ein glücklicher Zufall, welcher in dieſer Zeit der Hoffnungs-
loſigkeit den mit reichem Erfinderſinn und hohem Konſtruktionstalent
begabten Otto mit dem wiſſenſchaftlich durchgebildeten Ingenieur
Eugen Langen zuſammenführte. Dem vereinten Wirken dieſer beiden
ſeltenen Männer verdankt die Welt das Geſchenk einer neuen Kraft-
quelle, ohne welche wir uns die heutige Induſtrie und Technik kaum
noch vorzuſtellen vermögen.
Die erſte Frucht der gemeinſamen am 30. September 1864 beginnen-
den Thätigkeit Ottos und Langens war eine atmoſphäriſche Gaskraft-
maſchine. Otto hatte im Laufe ſeiner Verſuche die Überzeugung ge-
wonnen, daß es unmöglich ſei, eine direkt wirkende Gasmaſchine zu
konſtruieren, da die Stöße und Erſchütterungen, welche hierbei auftraten,
die Maſchine alsbald außer Betrieb ſetzten. Infolge deſſen gingen
Otto und Langen dazu über, eine Gaskraftmaſchine zu konſtruieren,
welche nach ihrer Konſtruktion und Wirkungsweiſe gewiſſermaßen ein
Gegenſtück bildet zu der Newcomenſchen Dampfmaſchine. Ebenſo wie
bei dieſer fiel die eigentliche Aufgabe des Antriebes der äußeren atmo-
ſphäriſchen Luft zu, welche ihre Wirkung auf einen in einem Cylinder
auf- und abbeweglichen Kolben äußern konnte, nachdem unterhalb des
letzteren durch die Exploſion des Gasgemiſches ein luftleerer Raum
erzeugt war. Der Kolben wird bei dieſer Exploſion, ohne daß er
irgend welche Arbeit auf das Schwungrad überträgt, in dem Cylinder
emporgeſchleudert und in dieſer Lage wird die Schwungradwelle durch
eine äußerſt ſinnreiche Vorrichtung, die ſogenannte Langenſche Kuppelung,
verkuppelt um hierauf durch den Überdruck der Atmoſphäre wieder
abwärts gedrückt zu werden. Dieſe ſogenannte atmoſphäriſche Gaskraft-
maſchine ſtellten Otto und Langen auf der Pariſer Weltausſtellung im
Jahre 1867 aus.
Zu jener Zeit waren auch die Franzoſen nicht müßig geweſen in
der weiteren Ausbildung des von Lenoir angegebenen neuen Prinzipes
der motoriſchen Kraftentfaltung. So glänzte auf jener Ausſtellung die
Compagnie Lenoir durch eine große Zahl faſt geräuſchlos arbeitender
Gasmotoren und auch der hervorragende franzöſiſche Konſtrukteur
Hugon hatte durch eine geringe Waſſereinſpritzung eine weſentliche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/128>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.