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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dampfmaschinen.
unter Unterschrift und Siegel eine eingehende Beschreibung des
Wesens meiner Erfindung zu geben, welche in Seiner Majestät
Hoher Hofkanzlei eingetragen werden soll, innerhalb vier Monate
nach dem Datum des erwähnten Patentbriefes.

So wisset nun, daß in Erfüllung der genannten Ver-
pflichtung und Festsetzung ich, der erwähnte James Watt,
erkläre, daß das Folgende eine eingehende Beschreibung meiner
in Rede stehenden Erfindung und der Art und Weise, in welcher
dieselbe zur Ausführung gelangt, ist,
(das will sagen): --

Meine Methode der Verminderung des Verbrauches an
Dampf und, hierdurch bedingt, des Brennstoffes in Feuer-
maschinen setzt sich aus folgenden Prinzipien zusammen:

Erstens, das Gefäß, in welchem die Kräfte des Dampfes
zum Antrieb der Maschine Anwendung finden sollen, welches bei
gewöhnlichen Feuermaschinen Dampfcylinder genannt wird und
welches ich Dampfgefäß nenne, muß während der ganzen Zeit,
wo die Maschine arbeitet, so heiß erhalten werden, als der Dampf
bei seinem Eintritte ist und zwar erstens dadurch, daß man das
Gefäß mit einem Mantel aus Holz oder einem anderen die
Wärme schlecht leitenden Material umgiebt, daß man dasselbe
zweitens mit Dampf oder anderweitigen erhitzten Körpern umgiebt
und daß man drittens darauf achtet, daß weder Wasser noch ein
anderer Körper von niedrigerer Wärme als der Dampf in das
Gefäß eintritt oder dasselbe berührt.

Zweitens muß der Dampf bei solchen Maschinen, welche
ganz oder teilweise mit Kondensation arbeiten, in Gefäßen zur
Kondensation gebracht werden, welche von den Dampfgefäßen
oder -Cylindern getrennt sind und nur von Zeit zu Zeit mit
diesen in Verbindung stehen. Diese Gefäße nenne ich Kondensatoren
und sollen dieselben, während die Maschinen arbeiten durch An-
wendung von Wasser oder anderer kalter Körper mindestens so
kühl erhalten werden, als die die Maschine umgebende Luft.

Drittens, sobald Luft oder andere durch die Kälte des
Kondensators nicht kondensierte elastische Dämpfe den Gang der
Maschine stören, so sind dieselben mittels Pumpen, welche durch
die Maschine selbst betrieben werden, oder auf andere Weise aus
den Dampfgefäßen oder Kondensatoren zu entfernen.

Viertens beabsichtige ich in vielen Fällen die Expansions-
kraft des Dampfes zum Antrieb der Kolben oder was an deren
Stelle angewendet wird, zu gebrauchen, in derselben Weise, wie
der Druck der Atmosphäre jetzt bei gewöhnlichen Feuermaschinen
benutzt wird. In Fällen, wo kaltes Wasser nicht in Fülle vor-
handen ist, können die Maschinen durch diese Dampfkraft allein
betrieben werden, indem man den Dampf, nachdem er seine

Die Dampfmaſchinen.
unter Unterſchrift und Siegel eine eingehende Beſchreibung des
Weſens meiner Erfindung zu geben, welche in Seiner Majeſtät
Hoher Hofkanzlei eingetragen werden ſoll, innerhalb vier Monate
nach dem Datum des erwähnten Patentbriefes.

So wiſſet nun, daß in Erfüllung der genannten Ver-
pflichtung und Feſtſetzung ich, der erwähnte James Watt,
erkläre, daß das Folgende eine eingehende Beſchreibung meiner
in Rede ſtehenden Erfindung und der Art und Weiſe, in welcher
dieſelbe zur Ausführung gelangt, iſt,
(das will ſagen): —

Meine Methode der Verminderung des Verbrauches an
Dampf und, hierdurch bedingt, des Brennſtoffes in Feuer-
maſchinen ſetzt ſich aus folgenden Prinzipien zuſammen:

Erſtens, das Gefäß, in welchem die Kräfte des Dampfes
zum Antrieb der Maſchine Anwendung finden ſollen, welches bei
gewöhnlichen Feuermaſchinen Dampfcylinder genannt wird und
welches ich Dampfgefäß nenne, muß während der ganzen Zeit,
wo die Maſchine arbeitet, ſo heiß erhalten werden, als der Dampf
bei ſeinem Eintritte iſt und zwar erſtens dadurch, daß man das
Gefäß mit einem Mantel aus Holz oder einem anderen die
Wärme ſchlecht leitenden Material umgiebt, daß man dasſelbe
zweitens mit Dampf oder anderweitigen erhitzten Körpern umgiebt
und daß man drittens darauf achtet, daß weder Waſſer noch ein
anderer Körper von niedrigerer Wärme als der Dampf in das
Gefäß eintritt oder dasſelbe berührt.

Zweitens muß der Dampf bei ſolchen Maſchinen, welche
ganz oder teilweiſe mit Kondenſation arbeiten, in Gefäßen zur
Kondenſation gebracht werden, welche von den Dampfgefäßen
oder -Cylindern getrennt ſind und nur von Zeit zu Zeit mit
dieſen in Verbindung ſtehen. Dieſe Gefäße nenne ich Kondenſatoren
und ſollen dieſelben, während die Maſchinen arbeiten durch An-
wendung von Waſſer oder anderer kalter Körper mindeſtens ſo
kühl erhalten werden, als die die Maſchine umgebende Luft.

Drittens, ſobald Luft oder andere durch die Kälte des
Kondenſators nicht kondenſierte elaſtiſche Dämpfe den Gang der
Maſchine ſtören, ſo ſind dieſelben mittels Pumpen, welche durch
die Maſchine ſelbſt betrieben werden, oder auf andere Weiſe aus
den Dampfgefäßen oder Kondenſatoren zu entfernen.

Viertens beabſichtige ich in vielen Fällen die Expanſions-
kraft des Dampfes zum Antrieb der Kolben oder was an deren
Stelle angewendet wird, zu gebrauchen, in derſelben Weiſe, wie
der Druck der Atmoſphäre jetzt bei gewöhnlichen Feuermaſchinen
benutzt wird. In Fällen, wo kaltes Waſſer nicht in Fülle vor-
handen iſt, können die Maſchinen durch dieſe Dampfkraft allein
betrieben werden, indem man den Dampf, nachdem er ſeine

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[91/0109] Die Dampfmaſchinen. unter Unterſchrift und Siegel eine eingehende Beſchreibung des Weſens meiner Erfindung zu geben, welche in Seiner Majeſtät Hoher Hofkanzlei eingetragen werden ſoll, innerhalb vier Monate nach dem Datum des erwähnten Patentbriefes. So wiſſet nun, daß in Erfüllung der genannten Ver- pflichtung und Feſtſetzung ich, der erwähnte James Watt, erkläre, daß das Folgende eine eingehende Beſchreibung meiner in Rede ſtehenden Erfindung und der Art und Weiſe, in welcher dieſelbe zur Ausführung gelangt, iſt, (das will ſagen): — Meine Methode der Verminderung des Verbrauches an Dampf und, hierdurch bedingt, des Brennſtoffes in Feuer- maſchinen ſetzt ſich aus folgenden Prinzipien zuſammen: Erſtens, das Gefäß, in welchem die Kräfte des Dampfes zum Antrieb der Maſchine Anwendung finden ſollen, welches bei gewöhnlichen Feuermaſchinen Dampfcylinder genannt wird und welches ich Dampfgefäß nenne, muß während der ganzen Zeit, wo die Maſchine arbeitet, ſo heiß erhalten werden, als der Dampf bei ſeinem Eintritte iſt und zwar erſtens dadurch, daß man das Gefäß mit einem Mantel aus Holz oder einem anderen die Wärme ſchlecht leitenden Material umgiebt, daß man dasſelbe zweitens mit Dampf oder anderweitigen erhitzten Körpern umgiebt und daß man drittens darauf achtet, daß weder Waſſer noch ein anderer Körper von niedrigerer Wärme als der Dampf in das Gefäß eintritt oder dasſelbe berührt. Zweitens muß der Dampf bei ſolchen Maſchinen, welche ganz oder teilweiſe mit Kondenſation arbeiten, in Gefäßen zur Kondenſation gebracht werden, welche von den Dampfgefäßen oder -Cylindern getrennt ſind und nur von Zeit zu Zeit mit dieſen in Verbindung ſtehen. Dieſe Gefäße nenne ich Kondenſatoren und ſollen dieſelben, während die Maſchinen arbeiten durch An- wendung von Waſſer oder anderer kalter Körper mindeſtens ſo kühl erhalten werden, als die die Maſchine umgebende Luft. Drittens, ſobald Luft oder andere durch die Kälte des Kondenſators nicht kondenſierte elaſtiſche Dämpfe den Gang der Maſchine ſtören, ſo ſind dieſelben mittels Pumpen, welche durch die Maſchine ſelbſt betrieben werden, oder auf andere Weiſe aus den Dampfgefäßen oder Kondenſatoren zu entfernen. Viertens beabſichtige ich in vielen Fällen die Expanſions- kraft des Dampfes zum Antrieb der Kolben oder was an deren Stelle angewendet wird, zu gebrauchen, in derſelben Weiſe, wie der Druck der Atmoſphäre jetzt bei gewöhnlichen Feuermaſchinen benutzt wird. In Fällen, wo kaltes Waſſer nicht in Fülle vor- handen iſt, können die Maſchinen durch dieſe Dampfkraft allein betrieben werden, indem man den Dampf, nachdem er ſeine

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/109>, abgerufen am 25.11.2024.