machen schwerlich Anspruch auf Vaterfreu- den, diese suchen sie und finden sie oft nicht. Viele bleiben ganz kinderlos oder -- welches weit schlimmer ist, werden Vaeter von elenden Kindern, die, anstatt sie anzu- lachen, ihnen entgegen jammern, und durch ihren erbaermlichen Zustand ihnen die bit- tersten Vorwürfe, wegen ihrer jugendli- chen Ausschweifungen, machen. Die vielen Abdrücke des menschlichen Elends, die sonst nur in Haupstaedten, itzo aber auch in kleinen Staedten umher wandeln, und um- hergetragen werden, woher diese doch wohl kommen mögen! was die kleine Nachkom- menschaft uns wohl mag entrissen haben, auf deren Wangen noch vor funfzig Jahren Gesundheit und Frölichkeit laechelte! All- wissender, das weisst du! Jch breche hier ab, und lasse einen andern reden, der aus Erfahrung spricht.
I.
Das Gefauhl nie Anspruch auf die Liebe ei- nes Frauenzimmers als Gattin machen zu daurfen, und doch in sich fühlen, welche un-
erschöpf-
machen ſchwerlich Anſpruch auf Vaterfreu- den, dieſe ſuchen ſie und finden ſie oft nicht. Viele bleiben ganz kinderlos oder — welches weit ſchlimmer iſt, werden Væter von elenden Kindern, die, anſtatt ſie anzu- lachen, ihnen entgegen jammern, und durch ihren erbærmlichen Zuſtand ihnen die bit- terſten Vorwürfe, wegen ihrer jugendli- chen Ausſchweifungen, machen. Die vielen Abdrücke des menſchlichen Elends, die ſonſt nur in Haupſtædten, itzo aber auch in kleinen Stædten umher wandeln, und um- hergetragen werden, woher dieſe doch wohl kommen mögen! was die kleine Nachkom- menſchaft uns wohl mag entriſſen haben, auf deren Wangen noch vor funfzig Jahren Geſundheit und Frölichkeit læchelte! All- wiſſender, das weiſst du! Jch breche hier ab, und laſſe einen andern reden, der aus Erfahrung ſpricht.
I.
Das Gefûhl nie Anſpruch auf die Liebe ei- nes Frauenzimmers als Gattin machen zu dûrfen, und doch in ſich fühlen, welche un-
erſchöpf-
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machen ſchwerlich Anſpruch auf Vaterfreu-
den, dieſe ſuchen ſie und finden ſie oft
nicht. Viele bleiben ganz kinderlos oder —
welches weit ſchlimmer iſt, werden Væter
von elenden Kindern, die, anſtatt ſie anzu-
lachen, ihnen entgegen jammern, und durch
ihren erbærmlichen Zuſtand ihnen die bit-
terſten Vorwürfe, wegen ihrer jugendli-
chen Ausſchweifungen, machen. Die vielen
Abdrücke des menſchlichen Elends, die
ſonſt nur in Haupſtædten, itzo aber auch
in kleinen Stædten umher wandeln, und um-
hergetragen werden, woher dieſe doch wohl
kommen mögen! was die kleine Nachkom-
menſchaft uns wohl mag entriſſen haben,
auf deren Wangen noch vor funfzig Jahren
Geſundheit und Frölichkeit læchelte! All-
wiſſender, das weiſst du! Jch breche hier
ab, und laſſe einen andern reden, der aus
Erfahrung ſpricht.
I.
Das Gefûhl nie Anſpruch auf die Liebe ei-
nes Frauenzimmers als Gattin machen zu
dûrfen, und doch in ſich fühlen, welche un-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/73>, abgerufen am 22.11.2024.
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