werden, so muss dieses nothwendig Kraft- losigkeit zum Handeln, Mangel an Auf- strebung nach sich ziehen, den Menschen untüchtig machen, sich über das Alltaegliche zu erheben, und etwas zu unternehmen, des- sen Ausführung Muth und etwas ungewöhn- liche Anstrengung erfordert. Da, wo ein anderer handelt, wird ein solcher Geschwaech- ter dulden, und bey Vorfaellen, die alle Kraef- te des Ungeschwaechten in Thaetigkeit setzen, wird ein solcher lamentiren. Castration schwaecht allemal den Muth, und die unna- türliche Entziehung der edelsten Saefte, zumal wenn sie zur Fertigkeit geworden ist, ist wahre Castration.
Da es freylich ungleiche Differenzen giebt, wenn gleiche Grössen von ungleichen abgezogen werden, so muss auch diese trau- rige Wirkung mehr oder weniger sichtbar seyn, je weniger oder je mehr der Ge- schwaechte Kraefte zuzusetzen hat. Die naem- liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz nerven- und muthlos macht, kann einem
andern,
(D 2)
werden, ſo muſs dieſes nothwendig Kraft- loſigkeit zum Handeln, Mangel an Auf- ſtrebung nach ſich ziehen, den Menſchen untüchtig machen, ſich über das Alltægliche zu erheben, und etwas zu unternehmen, deſ- ſen Ausführung Muth und etwas ungewöhn- liche Anſtrengung erfordert. Da, wo ein anderer handelt, wird ein ſolcher Geſchwæch- ter dulden, und bey Vorfællen, die alle Kræf- te des Ungeſchwæchten in Thætigkeit ſetzen, wird ein ſolcher lamentiren. Caſtration ſchwæcht allemal den Muth, und die unna- türliche Entziehung der edelſten Sæfte, zumal wenn ſie zur Fertigkeit geworden iſt, iſt wahre Caſtration.
Da es freylich ungleiche Differenzen giebt, wenn gleiche Gröſſen von ungleichen abgezogen werden, ſo muſs auch dieſe trau- rige Wirkung mehr oder weniger ſichtbar ſeyn, je weniger oder je mehr der Ge- ſchwæchte Kræfte zuzuſetzen hat. Die næm- liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz nerven- und muthlos macht, kann einem
andern,
(D 2)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0061"n="51"/>
werden, ſo muſs dieſes nothwendig Kraft-<lb/>
loſigkeit zum Handeln, Mangel an Auf-<lb/>ſtrebung nach ſich ziehen, den Menſchen<lb/>
untüchtig machen, ſich über das Alltægliche<lb/>
zu erheben, und etwas zu unternehmen, deſ-<lb/>ſen Ausführung Muth und etwas ungewöhn-<lb/>
liche Anſtrengung erfordert. Da, wo ein<lb/>
anderer handelt, wird ein ſolcher Geſchwæch-<lb/>
ter dulden, und bey Vorfællen, die alle Kræf-<lb/>
te des Ungeſchwæchten in Thætigkeit ſetzen,<lb/>
wird ein ſolcher lamentiren. Caſtration<lb/>ſchwæcht allemal den Muth, und die unna-<lb/>
türliche Entziehung der edelſten Sæfte, zumal<lb/>
wenn ſie zur Fertigkeit geworden iſt, iſt<lb/>
wahre Caſtration.</p><lb/><p>Da es freylich ungleiche Differenzen<lb/>
giebt, wenn gleiche Gröſſen von ungleichen<lb/>
abgezogen werden, ſo muſs auch dieſe trau-<lb/>
rige Wirkung mehr oder weniger ſichtbar<lb/>ſeyn, je weniger oder je mehr der Ge-<lb/>ſchwæchte Kræfte zuzuſetzen hat. Die næm-<lb/>
liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz<lb/>
nerven- und muthlos macht, kann einem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(D 2)</fw><fwplace="bottom"type="catch">andern,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[51/0061]
werden, ſo muſs dieſes nothwendig Kraft-
loſigkeit zum Handeln, Mangel an Auf-
ſtrebung nach ſich ziehen, den Menſchen
untüchtig machen, ſich über das Alltægliche
zu erheben, und etwas zu unternehmen, deſ-
ſen Ausführung Muth und etwas ungewöhn-
liche Anſtrengung erfordert. Da, wo ein
anderer handelt, wird ein ſolcher Geſchwæch-
ter dulden, und bey Vorfællen, die alle Kræf-
te des Ungeſchwæchten in Thætigkeit ſetzen,
wird ein ſolcher lamentiren. Caſtration
ſchwæcht allemal den Muth, und die unna-
türliche Entziehung der edelſten Sæfte, zumal
wenn ſie zur Fertigkeit geworden iſt, iſt
wahre Caſtration.
Da es freylich ungleiche Differenzen
giebt, wenn gleiche Gröſſen von ungleichen
abgezogen werden, ſo muſs auch dieſe trau-
rige Wirkung mehr oder weniger ſichtbar
ſeyn, je weniger oder je mehr der Ge-
ſchwæchte Kræfte zuzuſetzen hat. Die næm-
liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz
nerven- und muthlos macht, kann einem
andern,
(D 2)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/61>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.