Folgen ein, die den Genuss verbittern. Diess ist aber alles bey diesen Sünden nicht. Die Gelegenheit sie zu begehen ist stets da, oh- ne dass man Plane entwerfen darf sie zu finden; sie ist ungemein leicht zu verheimlichen, zu- mal bis hieher, da so wenige die Merkmahle kannten, durch welche sie sich dem scharfsich- tigen Blicke des Menschenkenners verrathen; die traurigen Folgen derselben treten gemei- niglich nicht eher ein, als bis die Fertigkeit schon tiefe Wurzel gesehlagen hat; und die Kraefte, sie zu besiegen erschöpft sind. Es kann daher leicht ein Unglaucklicher, der sich auf diesen Weg verrirt hat, dahin kom- men, dass diese Sünden für ihn taegliches Bedürfniss sind, so wie des Brandeweins taeglicher und haeufiger Genuss für manche Menschen Bedürfniss ist. Und so wie man- che Brandeweintrinker ihre böse Ge- wohnheit mit gerührtem Herzen erken- nen, den grossen Schaden, den sie ih- rem Leibe, ihrer Seele, ihrer Familie und ihrer ganzen Haushaltung, zufügen, bewei-
nen
Von beimlichen Sünden. (C)
Folgen ein, die den Genuſs verbittern. Dieſs iſt aber alles bey dieſen Sünden nicht. Die Gelegenheit ſie zu begehen iſt ſtets da, oh- ne daſs man Plane entwerfen darf ſie zu finden; ſie iſt ungemein leicht zu verheimlichen, zu- mal bis hieher, da ſo wenige die Merkmahle kannten, durch welche ſie ſich dem ſcharfſich- tigen Blicke des Menſchenkenners verrathen; die traurigen Folgen derſelben treten gemei- niglich nicht eher ein, als bis die Fertigkeit ſchon tiefe Wurzel geſehlagen hat; und die Kræfte, ſie zu beſiegen erſchöpft ſind. Es kann daher leicht ein Unglûcklicher, der ſich auf dieſen Weg verrirt hat, dahin kom- men, daſs dieſe Sünden für ihn tægliches Bedürfniſs ſind, ſo wie des Brandeweins tæglicher und hæufiger Genuſs für manche Menſchen Bedürfniſs iſt. Und ſo wie man- che Brandeweintrinker ihre böſe Ge- wohnheit mit gerührtem Herzen erken- nen, den groſsen Schaden, den ſie ih- rem Leibe, ihrer Seele, ihrer Familie und ihrer ganzen Haushaltung, zufügen, bewei-
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Von beimlichen Sünden. (C)
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Folgen ein, die den Genuſs verbittern.
Dieſs iſt aber alles bey dieſen Sünden nicht.
Die Gelegenheit ſie zu begehen iſt ſtets da, oh-
ne daſs man Plane entwerfen darf ſie zu finden;
ſie iſt ungemein leicht zu verheimlichen, zu-
mal bis hieher, da ſo wenige die Merkmahle
kannten, durch welche ſie ſich dem ſcharfſich-
tigen Blicke des Menſchenkenners verrathen;
die traurigen Folgen derſelben treten gemei-
niglich nicht eher ein, als bis die Fertigkeit
ſchon tiefe Wurzel geſehlagen hat; und die
Kræfte, ſie zu beſiegen erſchöpft ſind. Es
kann daher leicht ein Unglûcklicher, der
ſich auf dieſen Weg verrirt hat, dahin kom-
men, daſs dieſe Sünden für ihn tægliches
Bedürfniſs ſind, ſo wie des Brandeweins
tæglicher und hæufiger Genuſs für manche
Menſchen Bedürfniſs iſt. Und ſo wie man-
che Brandeweintrinker ihre böſe Ge-
wohnheit mit gerührtem Herzen erken-
nen, den groſsen Schaden, den ſie ih-
rem Leibe, ihrer Seele, ihrer Familie und
ihrer ganzen Haushaltung, zufügen, bewei-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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