hört und erfahren habe, wenn ich ihnen das alles so beschreiben könnte -- O, werden sie es glauben, wie oft habe ich in der Frem- de gehört, dass dieses Laster gesund sey, dass dadurch die bösen Feuchtigkeiten weg gien- gen. Wo geraeth nicht oft der arme Mensch aus Irrthum, aus Vorurtheil hin. Und doch will man es Ihnen bestreiten, dass sie den Menschen einen Wegweiser verfertigen, oder wie soll ich sagen, eine Warnungstafel, auf- stellen wollen, worauf gleichsam geschrieben stünde, diesen Irrweg soll niemand gehen, wem Leben und Gesundheit lieb ist. Und welchem Menschen wird wohl nicht sein ge- sunder Leib, sein munterer Geist, seine gute Gesichtsbildung, lieb seyn! Ich bin es auber- zeugt (und wenn auch schon meine Ueber- zeugung nichts gilt), dass dieses Laster ohne Anweisung, ohne Bücher lesen, gelernt wird, und durch das Lesen guter Baucher unterlassen wird. Unwissenheit ist es, was uns Menschen auf diese, und auch noch auf andere, Art un- glücklich macht. Mit was faur Vorurtheilen war nicht schon mein Kopf angefaullt, da ich in die Fremde gieng! so hatte man mich z. B. belehrt, man müsse Tobak rauchen, und
Brann-
hört und erfahren habe, wenn ich ihnen das alles ſo beſchreiben könnte — O, werden ſie es glauben, wie oft habe ich in der Frem- de gehört, daſs dieſes Laſter geſund ſey, daſs dadurch die böſen Feuchtigkeiten weg gien- gen. Wo geræth nicht oft der arme Menſch aus Irrthum, aus Vorurtheil hin. Und doch will man es Ihnen beſtreiten, daſs ſie den Menſchen einen Wegweiſer verfertigen, oder wie ſoll ich ſagen, eine Warnungstafel, auf- ſtellen wollen, worauf gleichſam geſchrieben ſtünde, dieſen Irrweg ſoll niemand gehen, wem Leben und Geſundheit lieb iſt. Und welchem Menſchen wird wohl nicht ſein ge- ſunder Leib, ſein munterer Geiſt, ſeine gute Geſichtsbildung, lieb ſeyn! Ich bin es ûber- zeugt (und wenn auch ſchon meine Ueber- zeugung nichts gilt), daſs dieſes Laſter ohne Anweiſung, ohne Bücher leſen, gelernt wird, und durch das Leſen guter Bûcher unterlaſſen wird. Unwiſſenheit iſt es, was uns Menſchen auf dieſe, und auch noch auf andere, Art un- glücklich macht. Mit was fûr Vorurtheilen war nicht ſchon mein Kopf angefûllt, da ich in die Fremde gieng! ſo hatte man mich z. B. belehrt, man müſſe Tobak rauchen, und
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hört und erfahren habe, wenn ich ihnen das
alles ſo beſchreiben könnte — O, werden
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de gehört, daſs dieſes Laſter geſund ſey, daſs
dadurch die böſen Feuchtigkeiten weg gien-
gen. Wo geræth nicht oft der arme Menſch
aus Irrthum, aus Vorurtheil hin. Und doch
will man es Ihnen beſtreiten, daſs ſie den
Menſchen einen Wegweiſer verfertigen, oder
wie ſoll ich ſagen, eine Warnungstafel, auf-
ſtellen wollen, worauf gleichſam geſchrieben
ſtünde, dieſen Irrweg ſoll niemand gehen,
wem Leben und Geſundheit lieb iſt. Und
welchem Menſchen wird wohl nicht ſein ge-
ſunder Leib, ſein munterer Geiſt, ſeine gute
Geſichtsbildung, lieb ſeyn! Ich bin es ûber-
zeugt (und wenn auch ſchon meine Ueber-
zeugung nichts gilt), daſs dieſes Laſter ohne
Anweiſung, ohne Bücher leſen, gelernt wird,
und durch das Leſen guter Bûcher unterlaſſen
wird. Unwiſſenheit iſt es, was uns Menſchen
auf dieſe, und auch noch auf andere, Art un-
glücklich macht. Mit was fûr Vorurtheilen
war nicht ſchon mein Kopf angefûllt, da ich
in die Fremde gieng! ſo hatte man mich z. B.
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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