O möchte doch der barmherzige Gott mir, diesen Lohn, für das übernommene mühsame Geschaefte geben, dass, wo nicht alle, die mich lesen, (denn wie kann ich diess erwarten?) doch wenigstens viele zur Tugend zurückgeführt, und so der Welt ei- nige thaetige und glückliche Bürger mehr er- halten würden.
"Das ist, werden manche von euch ein- wenden, bey uns unmöglich. Wir sind unwiderbringlich verlohren, da die Gewohn- heit schon so tiefe Wurzeln bey uns geschla- gen hat, dass alle unsere bisherigen Versuche, sie auszurotten, umsonst gewesen sind."
Bey Gott! diesen Irrthum müsst ihr fahren lassen! viele, unfaeglich schwere, Kaempfe wird es euch kosten, eine Begierde zu besiegen, die durch eine vieljaehrige He- gung schon grosse Staerke erhielt, und eure besten Kraefte aussog. Aber unmöglich darf es deswegen nicht seyn. Habt ihr nicht ge-
lesen,
O möchte doch der barmherzige Gott mir, dieſen Lohn, für das übernommene mühſame Geſchæfte geben, daſs, wo nicht alle, die mich leſen, (denn wie kann ich dieſs erwarten?) doch wenigſtens viele zur Tugend zurückgeführt, und ſo der Welt ei- nige thætige und glückliche Bürger mehr er- halten würden.
“Das iſt, werden manche von euch ein- wenden, bey uns unmöglich. Wir ſind unwiderbringlich verlohren, da die Gewohn- heit ſchon ſo tiefe Wurzeln bey uns geſchla- gen hat, daſs alle unſere bisherigen Verſuche, ſie auszurotten, umſonſt geweſen ſind.”
Bey Gott! dieſen Irrthum müſst ihr fahren laſſen! viele, unfæglich ſchwere, Kæmpfe wird es euch koſten, eine Begierde zu beſiegen, die durch eine vieljæhrige He- gung ſchon groſse Stærke erhielt, und eure beſten Kræfte ausſog. Aber unmöglich darf es deswegen nicht ſeyn. Habt ihr nicht ge-
leſen,
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O möchte doch der barmherzige Gott
mir, dieſen Lohn, für das übernommene
mühſame Geſchæfte geben, daſs, wo nicht
alle, die mich leſen, (denn wie kann ich
dieſs erwarten?) doch wenigſtens viele zur
Tugend zurückgeführt, und ſo der Welt ei-
nige thætige und glückliche Bürger mehr er-
halten würden.
“Das iſt, werden manche von euch ein-
wenden, bey uns unmöglich. Wir ſind
unwiderbringlich verlohren, da die Gewohn-
heit ſchon ſo tiefe Wurzeln bey uns geſchla-
gen hat, daſs alle unſere bisherigen Verſuche,
ſie auszurotten, umſonſt geweſen ſind.”
Bey Gott! dieſen Irrthum müſst ihr
fahren laſſen! viele, unfæglich ſchwere,
Kæmpfe wird es euch koſten, eine Begierde
zu beſiegen, die durch eine vieljæhrige He-
gung ſchon groſse Stærke erhielt, und eure
beſten Kræfte ausſog. Aber unmöglich darf
es deswegen nicht ſeyn. Habt ihr nicht ge-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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