genheit hinter den Vorhang zu sehen, die Schüler auf ihren Zellen, die Studierenden auf ihren Zimmern, die Personen, die bey öffentlichen Zusammenkünften so verschie- dene Rollen spielen, in dem Innersten ihrer Haushaltungen zu beobachten. Barmher- ziger Gott! welche bejammernswürdige Ent- deckungen machte ich! krebsartige Faeulniss an der Wurzel der Menschheit, die den Stof der kaunftigen Nachkommenschaft ver- zehrte, die Wangen der Knaben mit Todes- blaessc faerbte, die Jünglinge in zitternde Greise verwandelte, die Freuden des Ehe- stands vergiftete, dem werdenden Men- schen die Empfaenglichkeit für Freude raubte, und Stof zu tausendfaeltigen Krank- heiten mittheilte, noch ehe er gebohren wurde.
Von innigster Wehmuth durchdrungen, zeigte ich die traurige Entdeckung dem Pu- blikum an, stellte die grosse Gefahr vor, in der unsere ganze Nachkommenschaft schweb-
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genheit hinter den Vorhang zu ſehen, die Schüler auf ihren Zellen, die Studierenden auf ihren Zimmern, die Perſonen, die bey öffentlichen Zuſammenkünften ſo verſchie- dene Rollen ſpielen, in dem Innerſten ihrer Haushaltungen zu beobachten. Barmher- ziger Gott! welche bejammernswürdige Ent- deckungen machte ich! krebsartige Fæulniſs an der Wurzel der Menſchheit, die den Stof der kûnftigen Nachkommenſchaft ver- zehrte, die Wangen der Knaben mit Todes- blæſſc færbte, die Jünglinge in zitternde Greiſe verwandelte, die Freuden des Ehe- ſtands vergiftete, dem werdenden Men- ſchen die Empfænglichkeit für Freude raubte, und Stof zu tauſendfæltigen Krank- heiten mittheilte, noch ehe er gebohren wurde.
Von innigſter Wehmuth durchdrungen, zeigte ich die traurige Entdeckung dem Pu- blikum an, ſtellte die groſse Gefahr vor, in der unſere ganze Nachkommenſchaft ſchweb-
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genheit hinter den Vorhang zu ſehen, die
Schüler auf ihren Zellen, die Studierenden
auf ihren Zimmern, die Perſonen, die bey
öffentlichen Zuſammenkünften ſo verſchie-
dene Rollen ſpielen, in dem Innerſten ihrer
Haushaltungen zu beobachten. Barmher-
ziger Gott! welche bejammernswürdige Ent-
deckungen machte ich! krebsartige Fæulniſs
an der Wurzel der Menſchheit, die den
Stof der kûnftigen Nachkommenſchaft ver-
zehrte, die Wangen der Knaben mit Todes-
blæſſc færbte, die Jünglinge in zitternde
Greiſe verwandelte, die Freuden des Ehe-
ſtands vergiftete, dem werdenden Men-
ſchen die Empfænglichkeit für Freude
raubte, und Stof zu tauſendfæltigen Krank-
heiten mittheilte, noch ehe er gebohren
wurde.
Von innigſter Wehmuth durchdrungen,
zeigte ich die traurige Entdeckung dem Pu-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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