trauisch, wiederholt die verbotne Handlung noch einigemal, und geraeth so unvermerkt wieder in das Labyrinth, aus dem man es erretten wollte. Hier ist ein Beyspiel davon:
Er schickte mich abermal mit scharfen Be- drohungen zurück, und nun that ichs nicht eher, als bis er eingeschlafen war. Hier war ich dem waurklichen Laster schon um einen guten Schritt naeher, ich wusste, dass die Sa- che verboten war, und unterliess sie nicht; aber ich wusste noch nicht, warum sie ver- boten seyn sollte: und so lange der Jüngling ein Gebot noch für blosse Grille haelt, pflegt er ihm da je seine Leidenschaft aufzuopfern? Wollte Gott, ich waere geblieben, was ich damals war! ich könnte mich dann bloss un- glücklich, aber doch nicht lasterhaft nennen! Mein Stubengesell, anstatt mir die Straf bar- keit meines Verbrechens vorzuhalten, zeigte die ganze Sache, ohne mein Wissen, meinen Lehrern an. Hier erwarten Sie vielleicht, dass ich mehrere Aufklaerung über mich selbst und über mein Laster erhalten sollte. Aber nein. Diese guten redlichen Maenner (bis
ins
trauiſch, wiederholt die verbotne Handlung noch einigemal, und geræth ſo unvermerkt wieder in das Labyrinth, aus dem man es erretten wollte. Hier iſt ein Beyſpiel davon:
Er ſchickte mich abermal mit ſcharfen Be- drohungen zurück, und nun that ichs nicht eher, als bis er eingeſchlafen war. Hier war ich dem wûrklichen Laſter ſchon um einen guten Schritt næher, ich wuſste, daſs die Sa- che verboten war, und unterlieſs ſie nicht; aber ich wuſste noch nicht, warum ſie ver- boten ſeyn ſollte: und ſo lange der Jüngling ein Gebot noch für bloſse Grille hælt, pflegt er ihm da je ſeine Leidenſchaft aufzuopfern? Wollte Gott, ich wære geblieben, was ich damals war! ich könnte mich dann bloſs un- glücklich, aber doch nicht laſterhaft nennen! Mein Stubengeſell, anſtatt mir die Straf bar- keit meines Verbrechens vorzuhalten, zeigte die ganze Sache, ohne mein Wiſſen, meinen Lehrern an. Hier erwarten Sie vielleicht, daſs ich mehrere Aufklærung über mich ſelbſt und über mein Laſter erhalten ſollte. Aber nein. Dieſe guten redlichen Mænner (bis
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trauiſch, wiederholt die verbotne Handlung
noch einigemal, und geræth ſo unvermerkt
wieder in das Labyrinth, aus dem man es
erretten wollte. Hier iſt ein Beyſpiel
davon:
Er ſchickte mich abermal mit ſcharfen Be-
drohungen zurück, und nun that ichs nicht
eher, als bis er eingeſchlafen war. Hier war
ich dem wûrklichen Laſter ſchon um einen
guten Schritt næher, ich wuſste, daſs die Sa-
che verboten war, und unterlieſs ſie nicht;
aber ich wuſste noch nicht, warum ſie ver-
boten ſeyn ſollte: und ſo lange der Jüngling
ein Gebot noch für bloſse Grille hælt, pflegt
er ihm da je ſeine Leidenſchaft aufzuopfern?
Wollte Gott, ich wære geblieben, was ich
damals war! ich könnte mich dann bloſs un-
glücklich, aber doch nicht laſterhaft nennen!
Mein Stubengeſell, anſtatt mir die Straf bar-
keit meines Verbrechens vorzuhalten, zeigte
die ganze Sache, ohne mein Wiſſen, meinen
Lehrern an. Hier erwarten Sie vielleicht,
daſs ich mehrere Aufklærung über mich ſelbſt
und über mein Laſter erhalten ſollte. Aber
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/297>, abgerufen am 23.11.2024.
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