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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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gesetzten zu belügen, betrügen, und ihrer
Verordnungen zu spotten. Es fliesst diess
zu unmittelbar aus der Natur einer solchen
Behandlungsart, und dem Gange des mensch-
lichen Herzens, das noch immer die Maxi-
me befolgt: nitimur in vetitum, als dass
es eines weitlaeuftigen Beweises bedürfe.
Zum Ueberflusse setze ich aber doch folgen-
des Zeugniss bey:

Meine Geschlechtstriebe müssen sehr früh
erwacht seyn; Ich erinnere mich aus meinem
11 oder 12ten Jahre, dass ich unter einem
gewissen lautern Herzklopfen in der Kapelle
meiner Eltern, mich mit beyden Haenden an
ein Armpolster anklammerte, den Kopf zum
Fenster hinaus steckte, um der Predigt zuzu-
hören, mit den Füssen in der Schwebe hieng,
und auf diese Art den Unterleib an das Pol-
ster presste; das erstemal geschahe diess ganz
von ohngefaehr, verursachte mir aber eine ge-
wisse angenehme Sensation, die mich verlei-
tete, es öfter zu wiederholen. Ich freute
mich ordentlich aufs Kirchengehn, um diese
Lage wieder einnehmen zu können. Das

Herz

geſetzten zu belügen, betrügen, und ihrer
Verordnungen zu ſpotten. Es flieſst dieſs
zu unmittelbar aus der Natur einer ſolchen
Behandlungsart, und dem Gange des menſch-
lichen Herzens, das noch immer die Maxi-
me befolgt: nitimur in vetitum, als daſs
es eines weitlæuftigen Beweiſes bedürfe.
Zum Ueberfluſſe ſetze ich aber doch folgen-
des Zeugniſs bey:

Meine Geſchlechtstriebe müſſen ſehr früh
erwacht ſeyn; Ich erinnere mich aus meinem
11 oder 12ten Jahre, daſs ich unter einem
gewiſſen lautern Herzklopfen in der Kapelle
meiner Eltern, mich mit beyden Hænden an
ein Armpolſter anklammerte, den Kopf zum
Fenſter hinaus ſteckte, um der Predigt zuzu-
hören, mit den Füſsen in der Schwebe hieng,
und auf dieſe Art den Unterleib an das Pol-
ſter preſste; das erſtemal geſchahe dieſs ganz
von ohngefæhr, verurſachte mir aber eine ge-
wiſſe angenehme Senſation, die mich verlei-
tete, es öfter zu wiederholen. Ich freute
mich ordentlich aufs Kirchengehn, um dieſe
Lage wieder einnehmen zu können. Das

Herz
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[284/0294] geſetzten zu belügen, betrügen, und ihrer Verordnungen zu ſpotten. Es flieſst dieſs zu unmittelbar aus der Natur einer ſolchen Behandlungsart, und dem Gange des menſch- lichen Herzens, das noch immer die Maxi- me befolgt: nitimur in vetitum, als daſs es eines weitlæuftigen Beweiſes bedürfe. Zum Ueberfluſſe ſetze ich aber doch folgen- des Zeugniſs bey: Meine Geſchlechtstriebe müſſen ſehr früh erwacht ſeyn; Ich erinnere mich aus meinem 11 oder 12ten Jahre, daſs ich unter einem gewiſſen lautern Herzklopfen in der Kapelle meiner Eltern, mich mit beyden Hænden an ein Armpolſter anklammerte, den Kopf zum Fenſter hinaus ſteckte, um der Predigt zuzu- hören, mit den Füſsen in der Schwebe hieng, und auf dieſe Art den Unterleib an das Pol- ſter preſste; das erſtemal geſchahe dieſs ganz von ohngefæhr, verurſachte mir aber eine ge- wiſſe angenehme Senſation, die mich verlei- tete, es öfter zu wiederholen. Ich freute mich ordentlich aufs Kirchengehn, um dieſe Lage wieder einnehmen zu können. Das Herz

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/294>, abgerufen am 23.11.2024.