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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Verlegenheit benutze man auf der Stelle, und
lasse dem entdeckten Verbrecher ja keine Zeit
sich zu sammeln und Entschuldigungen zu
erdichten. Man sey aber auch selbst auf sei-
ner Hut, dass man sich nicht vom Zorne
überwaeltigsn lasse, und etwa das Kind mit
harten Worten anrede. Eine harre Behand-
lung würde alles verderben, und die Stimme
der Aufrichtigkeit ersticken. Je mehr der
Anblick einer solchen Verirrung das Herz
des wahren Paedagogen empört, desto mehr
hat er Ursache, sich auf denselben vorzube-
reiten, und alle Kraefte anzuwenden, um
recht liebreich wehmüthig das Kind anre-
den, und das Gestaendniss ihm ablocken zu
können.

Sollte man aber argwohnen, dass diese
Sünde im Bette getrieben werde, so kann
ich keinen andern Rath, als diesen, geben,
dass man eine Zeit lang das verdaechtige Kind
neben sich bette, und den Schlaf so lange
von sich zu entfernen suche, bis man

gewiss

Verlegenheit benutze man auf der Stelle, und
laſſe dem entdeckten Verbrecher ja keine Zeit
ſich zu ſammeln und Entſchuldigungen zu
erdichten. Man ſey aber auch ſelbſt auf ſei-
ner Hut, daſs man ſich nicht vom Zorne
überwæltigsn laſſe, und etwa das Kind mit
harten Worten anrede. Eine harre Behand-
lung würde alles verderben, und die Stimme
der Aufrichtigkeit erſticken. Je mehr der
Anblick einer ſolchen Verirrung das Herz
des wahren Pædagogen empört, deſto mehr
hat er Urſache, ſich auf denſelben vorzube-
reiten, und alle Kræfte anzuwenden, um
recht liebreich wehmüthig das Kind anre-
den, und das Geſtændniſs ihm ablocken zu
können.

Sollte man aber argwohnen, daſs dieſe
Sünde im Bette getrieben werde, ſo kann
ich keinen andern Rath, als dieſen, geben,
daſs man eine Zeit lang das verdæchtige Kind
neben ſich bette, und den Schlaf ſo lange
von ſich zu entfernen ſuche, bis man

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[280/0290] Verlegenheit benutze man auf der Stelle, und laſſe dem entdeckten Verbrecher ja keine Zeit ſich zu ſammeln und Entſchuldigungen zu erdichten. Man ſey aber auch ſelbſt auf ſei- ner Hut, daſs man ſich nicht vom Zorne überwæltigsn laſſe, und etwa das Kind mit harten Worten anrede. Eine harre Behand- lung würde alles verderben, und die Stimme der Aufrichtigkeit erſticken. Je mehr der Anblick einer ſolchen Verirrung das Herz des wahren Pædagogen empört, deſto mehr hat er Urſache, ſich auf denſelben vorzube- reiten, und alle Kræfte anzuwenden, um recht liebreich wehmüthig das Kind anre- den, und das Geſtændniſs ihm ablocken zu können. Sollte man aber argwohnen, daſs dieſe Sünde im Bette getrieben werde, ſo kann ich keinen andern Rath, als dieſen, geben, daſs man eine Zeit lang das verdæchtige Kind neben ſich bette, und den Schlaf ſo lange von ſich zu entfernen ſuche, bis man gewiſs

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/290>, abgerufen am 24.11.2024.