wöhnt worden. Die mehresten Lehrer und Erzieher bekommen ihre Schüler gemeini- glich alsdann erst, wann ihre Seelen schon verstimmt sind, und der Gebrauch gekünstel- ter Mittel nothwendig gemacht worden ist.
In diesem Falle ist zuerst nöthig, die Leibwaesche fleissig zu untersuchen, und darauf zu sehen, welches ohnediess nöthig ist, dass bey dem Schlafgehen und Aufstehen die Hemde gewechselt werden. Findet man nun, dass die Leibwaesche entweder wirkliche Spuren der Sünde an sich trage, oder doch an dem Theile, der den Unterleib deckt, um ein merkliches schmutziger, als an an- dern, sey, so hat man, wenn das Kind noch nicht mannbar ist, ziemlich starke Beweise von seiner Verirrung in Haenden. Man darf sie aber keinesweges, wie ich vorhin schon erinnert habe, brauchen, um das Kind zum Gestaendnisse zu bringen, sondern muss nun genau beobachten, um den Ort zu ent- decken, wo die Sünde gewöhnlich getrieben
wird.
wöhnt worden. Die mehreſten Lehrer und Erzieher bekommen ihre Schüler gemeini- glich alsdann erſt, wann ihre Seelen ſchon verſtimmt ſind, und der Gebrauch gekünſtel- ter Mittel nothwendig gemacht worden iſt.
In dieſem Falle iſt zuerſt nöthig, die Leibwæſche fleiſsig zu unterſuchen, und darauf zu ſehen, welches ohnedieſs nöthig iſt, daſs bey dem Schlafgehen und Aufſtehen die Hemde gewechſelt werden. Findet man nun, daſs die Leibwæſche entweder wirkliche Spuren der Sünde an ſich trage, oder doch an dem Theile, der den Unterleib deckt, um ein merkliches ſchmutziger, als an an- dern, ſey, ſo hat man, wenn das Kind noch nicht mannbar iſt, ziemlich ſtarke Beweiſe von ſeiner Verirrung in Hænden. Man darf ſie aber keinesweges, wie ich vorhin ſchon erinnert habe, brauchen, um das Kind zum Geſtændniſſe zu bringen, ſondern muſs nun genau beobachten, um den Ort zu ent- decken, wo die Sünde gewöhnlich getrieben
wird.
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wöhnt worden. Die mehreſten Lehrer und
Erzieher bekommen ihre Schüler gemeini-
glich alsdann erſt, wann ihre Seelen ſchon
verſtimmt ſind, und der Gebrauch gekünſtel-
ter Mittel nothwendig gemacht worden iſt.
In dieſem Falle iſt zuerſt nöthig, die
Leibwæſche fleiſsig zu unterſuchen, und
darauf zu ſehen, welches ohnedieſs nöthig
iſt, daſs bey dem Schlafgehen und Aufſtehen
die Hemde gewechſelt werden. Findet man
nun, daſs die Leibwæſche entweder wirkliche
Spuren der Sünde an ſich trage, oder doch
an dem Theile, der den Unterleib deckt,
um ein merkliches ſchmutziger, als an an-
dern, ſey, ſo hat man, wenn das Kind noch
nicht mannbar iſt, ziemlich ſtarke Beweiſe
von ſeiner Verirrung in Hænden. Man
darf ſie aber keinesweges, wie ich vorhin
ſchon erinnert habe, brauchen, um das Kind
zum Geſtændniſſe zu bringen, ſondern muſs
nun genau beobachten, um den Ort zu ent-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/288>, abgerufen am 24.11.2024.
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