Diese Mittel, Unterredung mit der Ju- gend über die Geschlechtstriebe und Ge- schlechtstheile, und die damit verwandten Materien, nebst Gewöhnung zur Aufrichtig- keit, scheinen mir immer die natürlichsten, einfachsten, folglich sichersten, Mittel zu seyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent- decken. Wir würden bey dem vernünftigen Gebrauche derselben, eben sowohl alle ande- re künstlichere Mittel entbehren können, so wie man, bey einer, der Natur gemaessen, Lebensart seine Gesundheit erhalten kann, ohne die Genesungsmittel zu kennen, die aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und vielen Kosten, zusammengebracht und un- ter einander gemischt werden. Aber gleich- wie die Menschen selten sind, die immer der Natur gemaess lebten, zusammengesetzte Arz- neymittel vor der Hand also immer ein noth- wendiges Uebel bleiben: so sind auch die Kinder sehr selten, die zur Anhörung eines so wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be- schrieb, und zur Aufrichtigkeit waeren ge-
wohnt
(S 3
Dieſe Mittel, Unterredung mit der Ju- gend über die Geſchlechtstriebe und Ge- ſchlechtstheile, und die damit verwandten Materien, nebſt Gewöhnung zur Aufrichtig- keit, ſcheinen mir immer die natürlichſten, einfachſten, folglich ſicherſten, Mittel zu ſeyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent- decken. Wir würden bey dem vernünftigen Gebrauche derſelben, eben ſowohl alle ande- re künſtlichere Mittel entbehren können, ſo wie man, bey einer, der Natur gemæſsen, Lebensart ſeine Geſundheit erhalten kann, ohne die Geneſungsmittel zu kennen, die aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und vielen Koſten, zuſammengebracht und un- ter einander gemiſcht werden. Aber gleich- wie die Menſchen ſelten ſind, die immer der Natur gemæſs lebten, zuſammengeſetzte Arz- neymittel vor der Hand alſo immer ein noth- wendiges Uebel bleiben: ſo ſind auch die Kinder ſehr ſelten, die zur Anhörung eines ſo wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be- ſchrieb, und zur Aufrichtigkeit wæren ge-
wohnt
(S 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0287"n="277"/><p>Dieſe Mittel, Unterredung mit der Ju-<lb/>
gend über die Geſchlechtstriebe und Ge-<lb/>ſchlechtstheile, und die damit verwandten<lb/>
Materien, nebſt Gewöhnung zur Aufrichtig-<lb/>
keit, ſcheinen mir immer die natürlichſten,<lb/>
einfachſten, folglich ſicherſten, Mittel zu<lb/>ſeyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent-<lb/>
decken. Wir würden bey dem vernünftigen<lb/>
Gebrauche derſelben, eben ſowohl alle ande-<lb/>
re künſtlichere Mittel entbehren können, ſo<lb/>
wie man, bey einer, der Natur gemæſsen,<lb/>
Lebensart ſeine Geſundheit erhalten kann,<lb/>
ohne die Geneſungsmittel zu kennen, die<lb/>
aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und<lb/>
vielen Koſten, zuſammengebracht und un-<lb/>
ter einander gemiſcht werden. Aber gleich-<lb/>
wie die Menſchen ſelten ſind, die immer der<lb/>
Natur gemæſs lebten, zuſammengeſetzte Arz-<lb/>
neymittel vor der Hand alſo immer ein noth-<lb/>
wendiges Uebel bleiben: ſo ſind auch die<lb/>
Kinder ſehr ſelten, die zur Anhörung eines<lb/>ſo wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be-<lb/>ſchrieb, und zur Aufrichtigkeit wæren ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(S 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">wohnt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[277/0287]
Dieſe Mittel, Unterredung mit der Ju-
gend über die Geſchlechtstriebe und Ge-
ſchlechtstheile, und die damit verwandten
Materien, nebſt Gewöhnung zur Aufrichtig-
keit, ſcheinen mir immer die natürlichſten,
einfachſten, folglich ſicherſten, Mittel zu
ſeyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent-
decken. Wir würden bey dem vernünftigen
Gebrauche derſelben, eben ſowohl alle ande-
re künſtlichere Mittel entbehren können, ſo
wie man, bey einer, der Natur gemæſsen,
Lebensart ſeine Geſundheit erhalten kann,
ohne die Geneſungsmittel zu kennen, die
aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und
vielen Koſten, zuſammengebracht und un-
ter einander gemiſcht werden. Aber gleich-
wie die Menſchen ſelten ſind, die immer der
Natur gemæſs lebten, zuſammengeſetzte Arz-
neymittel vor der Hand alſo immer ein noth-
wendiges Uebel bleiben: ſo ſind auch die
Kinder ſehr ſelten, die zur Anhörung eines
ſo wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be-
ſchrieb, und zur Aufrichtigkeit wæren ge-
wohnt
(S 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/287>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.