sich nicht auszudrücken wissen, und so unbe- stimmt stottern, dass das Kind nicht weiss, was es daraus machen soll.
Diess faellt alles weg, wenn man zuvor schon einige Unterredungen dieser Art mit den Kindern angestellt hat. Ohne Verlegen- heit wird der Lehrer zu seiner Zeit eine sol- che Unterredung wieder anfangen, und das Kind daran Theil nehmen können. Ohne nö- thig zu haben, dass er zu grosse Verlegen- heit für das Kind besorge, kann er bey einer solchen Unterredung des Kindes Hand fassen, und ihm die Fragen vorlegen, deren Beant- wortung er wünscht, und er hat den staerk- sten Grund zu hoffen, dass er eine Antwort erhalten werde, die der Wahrheit ge- maess ist.
Noch weit weniger wird man Unwahr- heit zu besorgen haben, wenn man vom Anfange an die Kinder zu einem so hohen Grade von Aufrichtigkeit gewöhnt hat, dass
sie
(S 2)
ſich nicht auszudrücken wiſſen, und ſo unbe- ſtimmt ſtottern, daſs das Kind nicht weiſs, was es daraus machen ſoll.
Dieſs fællt alles weg, wenn man zuvor ſchon einige Unterredungen dieſer Art mit den Kindern angeſtellt hat. Ohne Verlegen- heit wird der Lehrer zu ſeiner Zeit eine ſol- che Unterredung wieder anfangen, und das Kind daran Theil nehmen können. Ohne nö- thig zu haben, daſs er zu groſse Verlegen- heit für das Kind beſorge, kann er bey einer ſolchen Unterredung des Kindes Hand faſſen, und ihm die Fragen vorlegen, deren Beant- wortung er wünſcht, und er hat den ſtærk- ſten Grund zu hoffen, daſs er eine Antwort erhalten werde, die der Wahrheit ge- mæſs iſt.
Noch weit weniger wird man Unwahr- heit zu beſorgen haben, wenn man vom Anfange an die Kinder zu einem ſo hohen Grade von Aufrichtigkeit gewöhnt hat, daſs
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ſich nicht auszudrücken wiſſen, und ſo unbe-
ſtimmt ſtottern, daſs das Kind nicht weiſs,
was es daraus machen ſoll.
Dieſs fællt alles weg, wenn man zuvor
ſchon einige Unterredungen dieſer Art mit
den Kindern angeſtellt hat. Ohne Verlegen-
heit wird der Lehrer zu ſeiner Zeit eine ſol-
che Unterredung wieder anfangen, und das
Kind daran Theil nehmen können. Ohne nö-
thig zu haben, daſs er zu groſse Verlegen-
heit für das Kind beſorge, kann er bey einer
ſolchen Unterredung des Kindes Hand faſſen,
und ihm die Fragen vorlegen, deren Beant-
wortung er wünſcht, und er hat den ſtærk-
ſten Grund zu hoffen, daſs er eine Antwort
erhalten werde, die der Wahrheit ge-
mæſs iſt.
Noch weit weniger wird man Unwahr-
heit zu beſorgen haben, wenn man vom
Anfange an die Kinder zu einem ſo hohen
Grade von Aufrichtigkeit gewöhnt hat, daſs
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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