mache es den Spielenden zur Pflicht, sich von demselben nicht zu entfernen, weil sie sonst leicht, ohne dass man es erfahre, und ihnen zu helfen im Stande sey, in Gefahr gerathen könnten. Könnte man die Zim- mer, wo sie sich für einsam halten, so ein- richten, dass man sie, ohne dass sie es be- merkten, bisweilen beobachten könnte, so würde diess grossen Nutzen haben. Aber freylich müsste dabey die grösste Behutsam- keit beobachtet werden. Sobald die Kinder es entdeckten, dass sie heimlich beobachtet würden, so würde diess für ihren Charakter sehr schaedliche Wirkung thun, sie misstrau- isch machen, und zur Heucheley gewöhnen.
Um den Gefahren vorzubeugen, de- nen die Kinder auf dem heimlichen Gema- che ausgesetzt sind, thue ich folgende Vor- schlaege:
Man schaerfe den Kindern überhaupt oft und nachdrücklich den Grundsatz ein,
dass
mache es den Spielenden zur Pflicht, ſich von demſelben nicht zu entfernen, weil ſie ſonſt leicht, ohne daſs man es erfahre, und ihnen zu helfen im Stande ſey, in Gefahr gerathen könnten. Könnte man die Zim- mer, wo ſie ſich für einſam halten, ſo ein- richten, daſs man ſie, ohne daſs ſie es be- merkten, bisweilen beobachten könnte, ſo würde dieſs groſsen Nutzen haben. Aber freylich müſste dabey die gröſste Behutſam- keit beobachtet werden. Sobald die Kinder es entdeckten, daſs ſie heimlich beobachtet würden, ſo würde dieſs für ihren Charakter ſehr ſchædliche Wirkung thun, ſie miſstrau- iſch machen, und zur Heucheley gewöhnen.
Um den Gefahren vorzubeugen, de- nen die Kinder auf dem heimlichen Gema- che ausgeſetzt ſind, thue ich folgende Vor- ſchlæge:
Man ſchærfe den Kindern überhaupt oft und nachdrücklich den Grundſatz ein,
daſs
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0266"n="256"/>
mache es den Spielenden zur Pflicht, ſich<lb/>
von demſelben nicht zu entfernen, <hirendition="#i">weil ſie<lb/>ſonſt leicht, ohne daſs man es erfahre, und<lb/>
ihnen zu helfen im Stande ſey,</hi> in Gefahr<lb/>
gerathen könnten. Könnte man die Zim-<lb/>
mer, wo ſie ſich für einſam halten, ſo ein-<lb/>
richten, daſs man ſie, ohne daſs ſie es be-<lb/>
merkten, bisweilen beobachten könnte, ſo<lb/>
würde dieſs groſsen Nutzen haben. Aber<lb/>
freylich müſste dabey die gröſste Behutſam-<lb/>
keit beobachtet werden. Sobald die Kinder<lb/>
es entdeckten, daſs ſie heimlich beobachtet<lb/>
würden, ſo würde dieſs für ihren Charakter<lb/>ſehr ſchædliche Wirkung thun, ſie miſstrau-<lb/>
iſch machen, und zur Heucheley gewöhnen.</p><lb/><p>Um den Gefahren vorzubeugen, de-<lb/>
nen die Kinder auf dem heimlichen Gema-<lb/>
che ausgeſetzt ſind, thue ich folgende Vor-<lb/>ſchlæge:</p><lb/><p>Man ſchærfe den Kindern überhaupt<lb/>
oft und nachdrücklich den Grundſatz ein,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daſs</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[256/0266]
mache es den Spielenden zur Pflicht, ſich
von demſelben nicht zu entfernen, weil ſie
ſonſt leicht, ohne daſs man es erfahre, und
ihnen zu helfen im Stande ſey, in Gefahr
gerathen könnten. Könnte man die Zim-
mer, wo ſie ſich für einſam halten, ſo ein-
richten, daſs man ſie, ohne daſs ſie es be-
merkten, bisweilen beobachten könnte, ſo
würde dieſs groſsen Nutzen haben. Aber
freylich müſste dabey die gröſste Behutſam-
keit beobachtet werden. Sobald die Kinder
es entdeckten, daſs ſie heimlich beobachtet
würden, ſo würde dieſs für ihren Charakter
ſehr ſchædliche Wirkung thun, ſie miſstrau-
iſch machen, und zur Heucheley gewöhnen.
Um den Gefahren vorzubeugen, de-
nen die Kinder auf dem heimlichen Gema-
che ausgeſetzt ſind, thue ich folgende Vor-
ſchlæge:
Man ſchærfe den Kindern überhaupt
oft und nachdrücklich den Grundſatz ein,
daſs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/266>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.