Erzieher, saget, wie wollet ihr es vor Gottes Richterstuhle und dem Richterstuhle eurer Vernunft verantworten, dass ihr bisher das Menschengeschlecht nicht aufmerksamer auf diese, im finstern schleichende und im ver- borgenen unübersehbare Verwüstungen an- richtende, Pest, gemacht habt; wie wollet ihr es verantworten, dass ihr diese fruchtbar- ste Quelle des menschlichen Elendes nicht allgemeiner bekannt gemacht, und jederman entdeckt, und hinlaengliche Mittel zur schleu- nigsten Verstopfung derselben ausfindig ge- macht habt? Eure Unbesonnenheit oder Unwissenheit muss unglaublich gross seyn.
Anmerkung.
Die starken Ausdrücke, die der Verfasser die- ses Briefs braucht, sind gewiss nicht über- trieben. Wenn es wahr ist, wie es denn wahr ist, dass so viele tausend tausend jun- ge Leute, in der grössten Unwissenheit und Unschuld, sich um die Gesundheit des Leibes und der Seele bringen, ihr Leben verkürzen, und zur thaetigen Betreibung ihrer Geschaefte untüchtig machen, und
die
Erzieher, ſaget, wie wollet ihr es vor Gottes Richterſtuhle und dem Richterſtuhle eurer Vernunft verantworten, daſs ihr bisher das Menſchengeſchlecht nicht aufmerkſamer auf dieſe, im finſtern ſchleichende und im ver- borgenen unüberſehbare Verwüſtungen an- richtende, Peſt, gemacht habt; wie wollet ihr es verantworten, daſs ihr dieſe fruchtbar- ſte Quelle des menſchlichen Elendes nicht allgemeiner bekannt gemacht, und jederman entdeckt, und hinlængliche Mittel zur ſchleu- nigſten Verſtopfung derſelben ausfindig ge- macht habt? Eure Unbeſonnenheit oder Unwiſſenheit muſs unglaublich groſs ſeyn.
Anmerkung.
Die ſtarken Ausdrücke, die der Verfaſſer die- ſes Briefs braucht, ſind gewiſs nicht über- trieben. Wenn es wahr iſt, wie es denn wahr iſt, daſs ſo viele tauſend tauſend jun- ge Leute, in der gröſsten Unwiſſenheit und Unſchuld, ſich um die Geſundheit des Leibes und der Seele bringen, ihr Leben verkürzen, und zur thætigen Betreibung ihrer Geſchæfte untüchtig machen, und
die
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Erzieher, ſaget, wie wollet ihr es vor Gottes
Richterſtuhle und dem Richterſtuhle eurer
Vernunft verantworten, daſs ihr bisher das
Menſchengeſchlecht nicht aufmerkſamer auf
dieſe, im finſtern ſchleichende und im ver-
borgenen unüberſehbare Verwüſtungen an-
richtende, Peſt, gemacht habt; wie wollet
ihr es verantworten, daſs ihr dieſe fruchtbar-
ſte Quelle des menſchlichen Elendes nicht
allgemeiner bekannt gemacht, und jederman
entdeckt, und hinlængliche Mittel zur ſchleu-
nigſten Verſtopfung derſelben ausfindig ge-
macht habt? Eure Unbeſonnenheit oder
Unwiſſenheit muſs unglaublich groſs ſeyn.
Anmerkung.
Die ſtarken Ausdrücke, die der Verfaſſer die-
ſes Briefs braucht, ſind gewiſs nicht über-
trieben. Wenn es wahr iſt, wie es denn
wahr iſt, daſs ſo viele tauſend tauſend jun-
ge Leute, in der gröſsten Unwiſſenheit
und Unſchuld, ſich um die Geſundheit des
Leibes und der Seele bringen, ihr Leben
verkürzen, und zur thætigen Betreibung
ihrer Geſchæfte untüchtig machen, und
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/24>, abgerufen am 24.11.2024.
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