Damit man aber sich in Aufsuchung derselben nicht irre, so sind dabey zweyer- ley Cautelen zu beobachten. Erstlich muss die Leibwaesche alle Morgen und Abende ge- wechselt werden. Spuren in der Leibwaesche junger Leute, die sich der Mannbarkeit nae- hern, die des Nachts getragen wird, be- weisen wenig, weil sie von ganz natürlichen Ursachen herrühren können. Eben diese Spuren in der Leibwaesche, die am Tage ge- tragen wurde, sind fast untrügliche Merk- mahle. Zweytens muss die Untersuchung der Leibwaesche ja auf das sorgfaeltigste ver- heimlicht werden, und wenn man Spuren entdeckt, und deswegen mit dem Verirrten reden muss, darf man ja nicht merken lassen, aus welchem Grunde, man Argwohn ge- schöpft habe. Sobald man diess merken laesst, so ist der Verirrte listig genug, seine Ausschweifungen so fortzutreiben, dass da- von in der Leibwaesche keine sichtbaren Spu- ren zurück bleiben.
Da
Damit man aber ſich in Aufſuchung derſelben nicht irre, ſo ſind dabey zweyer- ley Cautelen zu beobachten. Erſtlich muſs die Leibwæſche alle Morgen und Abende ge- wechſelt werden. Spuren in der Leibwæſche junger Leute, die ſich der Mannbarkeit næ- hern, die des Nachts getragen wird, be- weiſen wenig, weil ſie von ganz natürlichen Urſachen herrühren können. Eben dieſe Spuren in der Leibwæſche, die am Tage ge- tragen wurde, ſind faſt untrügliche Merk- mahle. Zweytens muſs die Unterſuchung der Leibwæſche ja auf das ſorgfæltigſte ver- heimlicht werden, und wenn man Spuren entdeckt, und deswegen mit dem Verirrten reden muſs, darf man ja nicht merken laſſen, aus welchem Grunde, man Argwohn ge- ſchöpft habe. Sobald man dieſs merken læſst, ſo iſt der Verirrte liſtig genug, ſeine Ausſchweifungen ſo fortzutreiben, daſs da- von in der Leibwæſche keine ſichtbaren Spu- ren zurück bleiben.
Da
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Damit man aber ſich in Aufſuchung
derſelben nicht irre, ſo ſind dabey zweyer-
ley Cautelen zu beobachten. Erſtlich muſs
die Leibwæſche alle Morgen und Abende ge-
wechſelt werden. Spuren in der Leibwæſche
junger Leute, die ſich der Mannbarkeit næ-
hern, die des Nachts getragen wird, be-
weiſen wenig, weil ſie von ganz natürlichen
Urſachen herrühren können. Eben dieſe
Spuren in der Leibwæſche, die am Tage ge-
tragen wurde, ſind faſt untrügliche Merk-
mahle. Zweytens muſs die Unterſuchung
der Leibwæſche ja auf das ſorgfæltigſte ver-
heimlicht werden, und wenn man Spuren
entdeckt, und deswegen mit dem Verirrten
reden muſs, darf man ja nicht merken laſſen,
aus welchem Grunde, man Argwohn ge-
ſchöpft habe. Sobald man dieſs merken
læſst, ſo iſt der Verirrte liſtig genug, ſeine
Ausſchweifungen ſo fortzutreiben, daſs da-
von in der Leibwæſche keine ſichtbaren Spu-
ren zurück bleiben.
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/238>, abgerufen am 27.11.2024.
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