Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

gebeten hatte, überliess ich mich in der fol-
genden aufs neue seinen Versuchungen. Noch
mehr, ganz wider meinen Willen (so wenig
war ich jetzt Herr über mich selbst) gab ich
ihm oft selbst Gelegenheit mich zu verderben.
Und er benutzte sie meist treulich.

Ob nun gleich die Verführung an die-
sem Orte so gross ist, so wird doch in gar
vielen Schulen darauf nicht Rücksicht genom-
men. In gar vielen Schulen herrscht die
traurige Erlaubniss, dass mehrere zugleich
diesen Ort besuchen dürfen, welches freylich
so leicht nicht abgeaendert werden kann,
weil in denselben mehrentheils die Einrich-
tung gemacht ist, dass den Schülern nur
ein einziger Ort dieser Art angewiesen
ist.

Aber die Einsamkeit, im engern und
weitlaeuftigern Verstande, ob sie gleich die
vorzüglichste Gelegenheit ist, bey welcher
die jugendlichen Lüste ausschweifen, so ist
sie doch nicht die einzige. Junge Leute, die

hier-

gebeten hatte, überlieſs ich mich in der fol-
genden aufs neue ſeinen Verſuchungen. Noch
mehr, ganz wider meinen Willen (ſo wenig
war ich jetzt Herr über mich ſelbſt) gab ich
ihm oft ſelbſt Gelegenheit mich zu verderben.
Und er benutzte ſie meiſt treulich.

Ob nun gleich die Verführung an die-
ſem Orte ſo groſs iſt, ſo wird doch in gar
vielen Schulen darauf nicht Rückſicht genom-
men. In gar vielen Schulen herrſcht die
traurige Erlaubniſs, daſs mehrere zugleich
dieſen Ort beſuchen dürfen, welches freylich
ſo leicht nicht abgeændert werden kann,
weil in denſelben mehrentheils die Einrich-
tung gemacht iſt, daſs den Schülern nur
ein einziger Ort dieſer Art angewieſen
iſt.

Aber die Einſamkeit, im engern und
weitlæuftigern Verſtande, ob ſie gleich die
vorzüglichſte Gelegenheit iſt, bey welcher
die jugendlichen Lüſte ausſchweifen, ſo iſt
ſie doch nicht die einzige. Junge Leute, die

hier-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0220" n="210"/>
gebeten hatte, überlie&#x017F;s ich mich in der fol-<lb/>
genden aufs neue &#x017F;einen Ver&#x017F;uchungen. Noch<lb/>
mehr, ganz wider meinen Willen (&#x017F;o wenig<lb/>
war ich jetzt Herr über mich &#x017F;elb&#x017F;t) gab ich<lb/>
ihm oft &#x017F;elb&#x017F;t Gelegenheit mich zu verderben.<lb/>
Und er benutzte &#x017F;ie mei&#x017F;t treulich.</p><lb/>
            <p>Ob nun gleich die Verführung an die-<lb/>
&#x017F;em Orte &#x017F;o gro&#x017F;s i&#x017F;t, &#x017F;o wird doch in gar<lb/>
vielen Schulen darauf nicht Rück&#x017F;icht genom-<lb/>
men. In gar vielen Schulen herr&#x017F;cht die<lb/>
traurige Erlaubni&#x017F;s, da&#x017F;s mehrere zugleich<lb/>
die&#x017F;en Ort be&#x017F;uchen dürfen, welches freylich<lb/>
&#x017F;o leicht nicht abgeændert werden kann,<lb/>
weil in den&#x017F;elben mehrentheils die Einrich-<lb/>
tung gemacht i&#x017F;t, da&#x017F;s den Schülern nur<lb/>
ein einziger Ort die&#x017F;er Art angewie&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Aber die Ein&#x017F;amkeit, im engern und<lb/>
weitlæuftigern Ver&#x017F;tande, ob &#x017F;ie gleich die<lb/>
vorzüglich&#x017F;te Gelegenheit i&#x017F;t, bey welcher<lb/>
die jugendlichen Lü&#x017F;te aus&#x017F;chweifen, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie doch nicht die einzige. Junge Leute, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hier-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0220] gebeten hatte, überlieſs ich mich in der fol- genden aufs neue ſeinen Verſuchungen. Noch mehr, ganz wider meinen Willen (ſo wenig war ich jetzt Herr über mich ſelbſt) gab ich ihm oft ſelbſt Gelegenheit mich zu verderben. Und er benutzte ſie meiſt treulich. Ob nun gleich die Verführung an die- ſem Orte ſo groſs iſt, ſo wird doch in gar vielen Schulen darauf nicht Rückſicht genom- men. In gar vielen Schulen herrſcht die traurige Erlaubniſs, daſs mehrere zugleich dieſen Ort beſuchen dürfen, welches freylich ſo leicht nicht abgeændert werden kann, weil in denſelben mehrentheils die Einrich- tung gemacht iſt, daſs den Schülern nur ein einziger Ort dieſer Art angewieſen iſt. Aber die Einſamkeit, im engern und weitlæuftigern Verſtande, ob ſie gleich die vorzüglichſte Gelegenheit iſt, bey welcher die jugendlichen Lüſte ausſchweifen, ſo iſt ſie doch nicht die einzige. Junge Leute, die hier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/220
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/220>, abgerufen am 24.11.2024.