mals, da ich noch Prediger war, drang, Menschenfreunden die lebhaftesten Schilde- rungen von den eckelhaftesten Anblicken zu machen, die ich oft in den Stuben der Ar- men hatte, das dringt mieh auch itzo, den Vorhang, von den eckelhaften Winkeln so mancher Familien, Schulen und Erziehungs- anstalten, wegzuziehen.
Gebe doch der allbarmherzige Gott, dass meine gegenwaertige Bemühung eben die gesegnete Wirkung habe, die oft die er- stere hatte!
Eben deswegen kann ich nicht umhin, meine Leser zu bitten, noch einen Blick auf die heimlichen Gemaecher zu thun. Man thut ihn nicht gern, das weiss ich wohl. Wenn aber auf dem heimlichen Gemache Feuer ist, das dem ganzen Hause den Un- tergang drohet, so hilfts doch nichts, der Eckel muss überwunden, es muss eingebro- chen, das Feuer muss gelöscht werden.
Lieben
mals, da ich noch Prediger war, drang, Menſchenfreunden die lebhafteſten Schilde- rungen von den eckelhafteſten Anblicken zu machen, die ich oft in den Stuben der Ar- men hatte, das dringt mieh auch itzo, den Vorhang, von den eckelhaften Winkeln ſo mancher Familien, Schulen und Erziehungs- anſtalten, wegzuziehen.
Gebe doch der allbarmherzige Gott, daſs meine gegenwærtige Bemühung eben die geſegnete Wirkung habe, die oft die er- ſtere hatte!
Eben deswegen kann ich nicht umhin, meine Leſer zu bitten, noch einen Blick auf die heimlichen Gemæcher zu thun. Man thut ihn nicht gern, das weiſs ich wohl. Wenn aber auf dem heimlichen Gemache Feuer iſt, das dem ganzen Hauſe den Un- tergang drohet, ſo hilfts doch nichts, der Eckel muſs überwunden, es muſs eingebro- chen, das Feuer muſs gelöſcht werden.
Lieben
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[204/0214]
mals, da ich noch Prediger war, drang,
Menſchenfreunden die lebhafteſten Schilde-
rungen von den eckelhafteſten Anblicken zu
machen, die ich oft in den Stuben der Ar-
men hatte, das dringt mieh auch itzo, den
Vorhang, von den eckelhaften Winkeln ſo
mancher Familien, Schulen und Erziehungs-
anſtalten, wegzuziehen.
Gebe doch der allbarmherzige Gott,
daſs meine gegenwærtige Bemühung eben
die geſegnete Wirkung habe, die oft die er-
ſtere hatte!
Eben deswegen kann ich nicht umhin,
meine Leſer zu bitten, noch einen Blick auf
die heimlichen Gemæcher zu thun. Man
thut ihn nicht gern, das weiſs ich wohl.
Wenn aber auf dem heimlichen Gemache
Feuer iſt, das dem ganzen Hauſe den Un-
tergang drohet, ſo hilfts doch nichts, der
Eckel muſs überwunden, es muſs eingebro-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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